Stuttgart

Die GTS-Modelle haben natürlich alle Innovationen der zweiten Panamera-Generation mitbekommen.

Sport für die ganze Familie: Weißglut in Weissach kann auslösen, wer das K-Wort in den Mund nimmt. Die Entwickler dort aber auch alle anderen Porsche-Menschen und - Fans zeigen eine starke allergische Reaktion, wenn im Zusammenhang mit einem Porsche das Wort „Kombi“ fällt. Nichts scheint ihnen rufschädigender, als einen Porsche und Nützlichkeit in einem Atemzug zu nennen.

Aber es ist nun einmal Fakt: Beim neuen Porsche Panamera GTS wird es in dieser Baureihe zum ersten Mal einen Sport Turismo geben, die Panamera-Variante mit voluminöserem Heck und großer Heckklappe. Der Name soll verhindern, dass jemand auf den abwegigen Gedanken kommt, ein Porsche könne zu anderem dienen als dem gehobenem Fahrspaß – in diesem Fall eben für die ganze Familie und Gepäck.

Beim Panamera folgt die flach abfallende Dachlinie dem Vorbild des Porsche 911. Der gestrecktere Verlauf des Dachs und der Dachkantenspoiler des Sport Turismo unterstreicht die kräftigen Schultern über den mächtigen Zwanzigzöllern stärker als die Coupé-Linie. Es lässt sich trefflich darüber streiten, welche Version den Schönheitspreis verdient hat. Das markantere Heck lässt das Leergewicht nur um 30 kg von 1995 kg auf 2015 kg anwachsen. Dafür liegt die Zuladung mit 675 kg um 85 kg höher. Und bei den Fahrleistungen muss der Sport Turismo nicht zurückstecken. Beide beschleunigen mit dem serienmäßigen Sport-Chrono-Paket in 4,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Beim Spurt von 0 auf 200 km/h braucht der Turismo mit 15,6 Sekunden allerdings 0,2 Sekunden mehr. Auch beim Verbrauch liegen beide eng zusammen. 0,3 Liter auf 100 km liegen zwischen den beiden Varianten. Der Sport Turismo wird mit 10,6 Litern angegeben.

Porsche Panamera GTS Sport Turismo by ReiseTravel.eu

Porsche Panamera GTS Sport Turismo

Solche Zahlen beschreiben einen Porsche nur unzureichend. Sie zeigen aber, dass es beim Vergleich der beiden Varianten tatsächlich um persönliche Vorlieben geht – mit einigen praktischen Vorteilen auf der Seite des Sport Turismo. Kommen wir also zum Wesentlichen:

Unter den Motorhauben beider Varianten schlägt das Porsche-Herz, der neue Vierliter-V8 mit 460 PS (338 kW) Leistung und einem maximalen Drehmoment von 620 Newtonmeter (Nm) über den breiten Bereich von 1800 Umdrehungen pro Minuten (U/min) bis 4500 U/min. Der Motor sorgt mit der Sportabgasanlage für das gewünschte emotionale Fahr- und Klang-Erlebnis. Der mit Ottopartikelfilter ausgestattete Biturbo-Motor überflügelt das Vorgängermodell um 20 PS und 100 Nm. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 292 beziehungsweise 289 km/h erreicht. Die Kraftübertragung erfolgt über ein Acht-Gang-Doppelkupplungsgetriebe PDK an das Allradsystem Porsche Traction Management (PTM).

Die adaptive Luftfederung mit Dreikammer-Technologie bietet eine flexible Regelung und Spreizung der Federraten. Das Sportfahrwerk legt die GTS-Modelle um 10 Millimeter tiefer. Das Porsche Active Suspension Management (PASM) bietet eine dynamischere Abstimmung. Großzügig dimensionierte Bremsen (390 Millimeter Durchmesser vorn, 365 Millimeter hinten) sorgen für kurze Bremswege und gleichbleibende Bremsleistung.

Die GTS-Modelle haben natürlich alle Innovationen der zweiten Panamera-Generation mitbekommen. Dazu gehören das digitalisierte Porsche Advanced Cockpit, Assistenzsysteme wie das Porsche Inno-Drive inklusive Abstands-Regeltempostat sowie die aufpreispflichtige Hinterachslenkung. Mit dem GTS führt Porsche in der Panamera-Baureihe erstmals ein vollfarbiges Head-up-Display ein, dass sich individuell konfigurieren lässt.

Zum GTS gehören spezielle Designelemente und eine aufgewertete Serienausstattung. Das Sport Design-Paket mit neuem Bug- und Heckunterteil in Schwarz und weitere dunkle Akzente betonen den sportlicheren Anspruch. Das Interieur wird von schwarzem Alcantara und eloxiertem Aluminium geprägt. Zum Serienumfang zählen das beheizbare Multifunktions-Sportlenkrad mit Schaltpaddles und das Connect Plus-Modul für umfangreiche digitale Dienste.

So typisch, ansehnlich und wertig das Ambiente sich präsentiert – auf der Rennstrecke konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf andere Reize. So erlebten wir es jetzt wieder mit unserem GTS auf der Formel 1-Rennstrecke im Königreich Bahrain. Die Strecke ist großzügig und breit, bietet lange Geraden, schnelle Biegungen und nur wenig enge Kurven. Mit ihrem Charakter passt sie offensichtlich zum Charakter des Panamera GTS, der ja mit seinen zwei Tonnen auch nicht gerade schmächtig ausfällt.

Aber schnell zeigt sich: Der Panamera mag die Strecke und die Strecke mag den Panamera. Der Motor kann sich voll ausleben. Er reagiert spontan auf die Eingaben übers Fahrpedal. Er dreht begeistert hoch und teilt das seinem Fahrer auch deutlich mit kraftvollem Jubel mit. Das Getriebe schaltet ohne Zugkraftunterbrechung. Und so ist die nächste Kurve schnell erreicht. Die groß dimensionierten Bremsen ermutigen mit ihrer Verzögerung zu immer späterem Anbremsen. Der allradgetriebene GTS zieht neutral und dank aktivem Wankausgleich ohne spürbare Seitenneigung hindurch und fordert rasch zum nächsten Vollgas-Schub auf. Die zwei Tonnen sind bald vergessen; denn der GTS liegt fast so gut in der Hand wie so mancher, für die Rennstrecke optimierte Sportwagen – wie ein großer Porsche, egal ob GTS-Coupé oder Sport Turismo.

Soweit die Erfahrungen auf der Rennstrecke. Aber dann ist da noch der Alltag mit Kollegen oder der Familie. Je nach Einstellung von Fahrer und Auto lässt sich der Panamera GTS dann auch als handzahm beschreiben. In allen Lebenslagen verhält er sich seriös und gesittet. Lässt aber seinen Fahrer nicht vergessen, was in ihm steckt – nämlich die 460 PS. Die treten zwar spontan, sanft und elegant an, aber jeder kurze Spurt – etwa beim Überholen – zeigt die Überlegenheit des Achtzylinders, die er bei solchen Gelegenheiten gern auch akustisch unterstreicht. Damit lassen sich die maximal vier Passagiere gern beeindrucken.

Auch die Hinterbänkler besteigen so ein Auto gern. Was sie lernen, ist, dass es rein leichter geht als raus. Die Türöffnungen hinten sind klein und die B-Säule ist ihnen im Weg. Diesen kleinen Nachteil kann der Sport Turismo beim Gepäcktransport ausgleichen. Die große Heckklappe erleichtert das Be- und Entladen.

Die Frage nach den eigenen Vorlieben hat sich beim GTS nach der Erfahrung auf der Rennstrecke rasch erledigt: Unterschiede konnten wir nicht herausfahren. Da zählen dann vielleicht doch mehr die praktischen Vorteile des Sport Turismo mit seiner Heckklappe, der niedrigen Ladekante, dem leicht vergrößerten Gepäckraum und seiner 4+1-Sitzkonfiguration.
ReiseTravel Fact: Wie immer die Entscheidung ausfällt – bald wird der neue Sport Turismo-Freund es nicht mehr ertragen wollen, wenn jemand seinen Porsche als Kombi verleumdet. Doch in dem Wort steckt auch für den Panamera ein Körnchen Nutzfahrzeug. Denn seine Breite von 2,17 Metern verbannt die rechtstreuen unter den Porschefahrern bei Autobahnbaustellen auf die rechte Spur zwischen die Lkw.

Porsche Panamera GTS Sport Turismo
Länge x Breite x Höhe (m): 5,05 x 1,93 (mit Spiegeln 2,17) x 1,42
Radstand (m): 2,95
Motor: V8-Biturbo, 3996 ccm
Leistung: 338 kW / 460 PS bei 6000 - 6500 U/min
Max. Drehmoment: 620 Nm bei 1800 - 4500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 292 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 4,1 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 10,6 Liter Super Plus
Effizienzklasse: E
CO2-Emissionen: 242 g/km (Euro 6d-Temp EVAP)
Leergewicht / Zuladung: min. 2025 kg / max. 675 kg
Kofferraumvolumen: 520 - 1390 Liter
Max. Anhängelast: 2200 kg
Wendekreis: 11,9 m, mit Hinterradlenkung 11,4 m
Räder / Bereifung: vorn 9,5 J 20 ET 71 mit 275/40 ZR 20; hinten 11,5 J x 20 ET 68 mit 315/35 ZR 20
Luftwiderstandsbeiwert: 0,31
Basispreise GTS 138.493 Euro, Sport Turismo 141.349 Euro

Ein Beitrag für ReiseTravel von Peter Schwerdtmann.

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