Wolfsburg | VW Up GTI |
VWs kleinster GTI will den sportlichen Geist der Wolfsburger Automobilgeschichte auch im Kleinstwagen etablieren!
Fahrspaß ohne Krallen und Zähne: Kaum geht er an den Start, da bekommt er beinahe schon königliche Weihen. Dem VW Up GTI wurde von der britischen Top-Gear-Mannschaft, die für ihre ebenso humorigen wie treffsicheren Beurteilungen sportlicher Automobile bekannt ist, der Titel „Pocket Rocket of the Year“ verliehen. Und das im Umfeld von Supersportlern aus Affalterbach oder Zuffenhausen. 85 kW / 115 PS und ein 1,0-Liter-Dreizylinder haben die empathischen Tester von der Insel überzeugen können.
Vor allem aber kann der kleinste GTI von Volkswagen eines – mit einem günstigen Preis Autoeinsteiger locken. Für 16.975 Euro gibt es die zweitürige Version mit umfangreicher Ausstattung, wer zwei weitere Pforten im Fond wünscht, legt noch mal 480 Euro drauf.
VW Up GTI
Ein Bolide ist der 3,60 Meter lange Mini bei Weitem nicht, will er auch nicht sein. Die Karosserie entspricht der des zivilen Up, der Dreitopf unter der Haube ist auch in anderen VW-Produkten am Werk, darunter im Polo, dem Touran und auch dem Caddy. Die Lust an der Leistung wird eher beim Polo GTI mit 200 PS oder einem Golf GTI mit noch mehr Motorkraft befriedigt. Aber der Up hat andere Absichten, er will an den Urgedanken des GTI vor 42 Jahren mit geringem Gewicht, straffem Fahrwerk und motorsportlicher Schminke erinnern. Das mit den Pfunden gelingt freilich nur im Ansatz. 1070 Kilogramm wiegt der Kleinst-Sportler, sein Urahn war um gut sechs Zentner leichter. Aber der hatte eben auch keine Klimaanlage, im fehlten Airbags, ABS und ESP waren ebenfalls nicht an Bord. Geschweige denn eine Abgasreinigungsanlage.
Die ist im Up GTI natürlich vorhanden und ein echtes Vorzeigestück. Mit einem Otto-Partikelfilter soll der kleine Straßenfeger supersauber sein. Er wird als erster VW nach dem neuen WLTP-Messzyklus zugelassen und der bescheinigt ihm einen Konsum von realistischen 5,6 Litern Benzin auf 100 Kilometer. Nach alter Norm wären das rund 4,8 Liter. Ein Partikelfilter minimiert die Feinstaub-Emissionen, der Stolz auf die neue Technik ist deutlich zu spüren, während die VW-Ingenieure die Abgasreinigung des kleinen GTI erläutern. Nun ja, es gibt da ja einen gewissen Nachholbedarf im Hause Volkswagen.
Die Optik stimmt zumindest, mit ihr hatten die Niedersachsen in ihrer Geschichte weitaus geringere Probleme. Der Up GTI greift Attribute auf, die seinem großen Bruder Golf im Jahr 1976 in die Wiege gelegt wurden. Die klassischen roten Zierstreifen etwa, auch die Karomuster der Sitzbezüge, die heute wie damals Clark getauft wurden. Und natürlich ein Kühlergrill mit Wabenmuster, selbst die Leichtmetallräder – 17 Zoll groß sind sie – sind dem Design der 70er Jahre nachempfunden, heißen denn auch Brands Hatch, nach der ehrwürdigen englischen Rennstrecke. Rot lackierte Bremssättel lugen zwischen den Aluminiumstreben hervor, die allerdings gab es beim Ur-GTI nicht.
Doch ist nicht alles nur Schminke, die den GTI im Up weckt. Das Sportfahrwerk gehört zur Serienausstattung und verringert die Bodenfreiheit um 1,5 Zentimeter. Das senkt den Schwerpunkt und verringert Wankbewegungen der Karosserie, eine straffere Hinterachse treibt dem Up GTI außerdem die Lust am Schaukeln aus. Vorne führen MacPherson-Aufhängungen die Räder, ihre Federbeine stammen aus dem Regal für harte Angelegenheiten, was dem Fahrverhalten des kleinen Flitzers aber mehr als guttut. Beherzt und munter lässt er sich um die Kurven dirigieren, bleibt dabei lange neutral und neigt allenfalls zum harmlosen Untersteuern. Die Verbreiterung der Spur um 0,8 Zentimeter unterstützt diese Eigenschaften.
Neu abgestimmt wurde die Lenkung, die nun bei langsamer Fahrt in der City angenehm leichtgängig ist, am Lenkrad lässt sich beim Einparken fast mit einem Finger kurbeln. Geht es zügiger voran, wird die Abstimmung straffer und gibt zweifelsfreie Rückmeldungen vom Straßenbelag. Vielleicht ist die Federung für die Fahrten im Alltag eine Spur zu hart geraten, uns hat sie bei der kurzen Spritztour durch Monte Carlo gut gefallen.
Wer etwas weniger als ein Wunder vom Drei-Zylinder-Motor erwartet, wird voll befriedigt. Der kleine Kerl markiert die Leistungsspitze der im Up angebotenen Triebwerke, schlägt sich erstaunlich wacker, klingt kraftvoll und dreht mit Hingabe bis zum roten Bereich bei 6000 Umdrehungen in der Minute. In 8,8 Sekunden beschleunigt er den Up GTI von 0 auf 100 und verleiht ihm 196 km/h Höchstgeschwindigkeit. Turboaufladung macht ihn auch bei niedrigeren Touren zum smarten Partner, 200 Newtonmeter Drehmoment stellt er schon bei 2000 U/min bereit, bis 3500 U/min bleibt die Kraft konstant. Was in jeder Situation sehr entspanntes, weil schaltfaules Fahren möglich macht. Flinke Überholvorgänge erledigt der Up GTI aus dem Handgelenk, der Griff zum kurzen Hebel des manuellen Sechs-Gang-Getriebes ist nicht bei jedem Manöver erforderlich. Der Bordcomputer bestätigte übrigens die WLTP-Verbrauchswerte weitgehend und zeigte nach gemischter Fahrt durch die Stadt und über die Autobahn 5,9 Liter an.
ReiseTravel Fact: VWs kleinster GTI will den sportlichen Geist der Wolfsburger Automobilgeschichte auch im Kleinstwagen etablieren. Das hat vor ihm bereits der VW Lupo versucht, wirklich gelungen ist das bislang jedoch nicht. Beim Up könnte die Rechnung aufgehen, denn als viertürige Version kann er vielen bis hin zur jungen Familie als Alleinfahrzeug taugen, anderen als sportlicher Zweitwagen für den kleinen Hunger zwischendurch. Eine Spaßbremse ist er zumindest nicht, eher das Gegenteil ist der Fall.
VW Up GTI
Länge x Breite x Höhe (m): 3,60 x 1,64 x 1,48
Radstand (m): 2,59
Motor: R3-Benziner, 999 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 85 kW / 115 PS bei 5500 U/min
Max. Drehmoment: 200 Nm bei 2000–35000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 196 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,8 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 5,6 Liter
CO2-Emissionen: 127 g/km (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: 1070 kg / 405 kg
Kofferraumvolumen: 251–959 Liter
Wendekreis: 9,95 m
Bereifung vorne: 195/40 R17
Luftwiderstandsbeiwert: 0,33.
Preis 16.975 Euro.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Michael Kirchberger.
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