Berlin | Friedrich Hollaender |
Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt stammt von Friedrich Hollaender
Friedrich Hollaender: Der Komponist, Dichter und Kabarettist kam 1896 in London auf die Welt und das Singen war ihm in die Wiege gelegt worden. Sein Vater Victor war Operettenkomponist, Mutter Rosa Perl eine Sängerin. Bereits im Vorschulalter zog die Familie von London wieder nach Berlin um. Sein Vater Victor kam wegen eines langfristigen Engagements in die britische Hauptstadt und kehrte zum Nollendorfplatz in Schöneberg zurück und ging wieder seiner Tätigkeit am Metropol Theater nach.
Der junge Friedrich wurde Meisterschüler bei Engelbert Humperdinck, der von 1854 bis 1921 lebte. Am Konservatorium verdiente er sich als Klavierspieler in Stummfilmkinos sein Taschengeld. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete Hollaender mit Künstlern wie beispielsweise Joachim Ringelnatz, Walter Mehring, Kurt Tucholsky und der Schauspielerin Blandine Ebinger, die von 1899 bis 1993 lebte, das Kabarett „Schall und Rauch“ in Berlin Mitte.
Hollaender heiratete Blandine und beide traten zusammen auch in Berliner Kabaretts auf. Er saß am Piano, sie sang seine komponierten Lieder und Texte, zeitgleich verdiente er den Lebensunterhalt durch das Komponieren von Filmmelodien. In Berlin Charlottenburg eröffnete er mit seiner Gattin seine eigene Theaterbühne: Dieses Theater nannte sich „Tingel Tangel Theater“, Kulturgrößen wie Bert Brecht, Curt Bois, Erich Mühsam, Walter Gross, Marlene Dietrich und Theo Lingen gaben sich als Stammgäste die sprichwörtliche Klinke in die Hand.
Einen Welterfolg hatte der Komponist mit dem 1930 gedrehten Marlene Dietrich Film „Der Blaue Engel“, wo sein Lied „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ noch heute sehr oft gespielt wird. Große Erfolge bescherten ihm auch der ebenfalls 1930 gedrehte Film „Einbrecher“. Das Traumpaar des damaligen deutschen Films, Willy Fritsch und Lilian Harvey spielten die Hauptrollen. Heinz Rühmann und Paul Henkels wirkten ebenfalls mit. Auch die Filmmelodie für den 1931 gedrehten Film „Der Mann, der seinen Mörder sucht“ stammen aus der Feder von Friedrich Hollaender. In diesem Werk unter der Regie von Robert Siodmak und dem Drehbuch von Billy Wilder spielen Heinz Rühmann und Fritz Odemar mit. Letzterer ist der Vater des Schauspielers Erik Ode, der als „Der Kommissar“ aus der gleichnamigen ZDF Serie bekannt wurde.
Friedrich Hollaender hatte in dem 1931 gedrehten Werk sogar eine Rolle inne, an der Seite von Rühmann und Odemar trat er als „Vorsitzender der Weißen Westen“ auf.
Mit Chansons und Liedern wie „Da muss ich fliegen“, „Das Nachtgespenst“, „Das Wunderkind“ und „Guck doch nicht immer nach dem Tangogeiger hin“ beeindruckte Friedrich Hollaender. Sowohl Kritiker als auch sein Publikum. Von ihm stammen auch Revuen, Musicals und Bühnenwerke wie z. B. „Höchste Eisenbahn“, „Spuk in der Villa Stern“, „Die fromme Helene“ und „Bei uns um die Gedächtniskirche rum“.
Als Jude wurde er von den menschenverachtenden Nazis verfolgt und floh mit seiner zweiten Gattin Hedi Schopp 1933 nach Frankreich. Hier verweilte er knapp ein Jahr und emigrierte dann in die USA, wo er sich Frederick Hollander nannte. Seinen Lebensunterhalt verdiente er in Hollywood ebenfalls als Komponist für Filmtitel. 1955 kehrte er den USA den Rücken und kam nach Deutschland zurück und lebte fortan in München. Weiterhin komponierte er für die Filmindustrie und das Kabarett, er konnte allerdings nicht mehr an seine Welterfolge aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg anknüpfen. Einer der Gründe lag darin, die Zeit des großen deutschen Kabaretts war vorbei.
Mit Billy Wilder, diesmal nicht wie beim 1931 gedrehten Film als Drehbuchautor, sondern als Regisseur, kam es 1961 noch zu einer Zusammenarbeit, in dem Film „Eins, Zwei, Drei“. Darin spielte er in einer kleinen Gastrolle einen Dirigenten einer Hotelband. Der Künstler erhielt zahlreiche Ehrungen, so 1960 das Verdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland. Das Filmband in Gold 1965 und 1972 den Schwabinger Kunstpreis. In Hollywood ist ihm ein Stern gewidmet im Walk of Fame des Kabaretts. Seine letzte Ruhestätte fand Friedrich Hollaender auf dem Münchener Ostfriedhof. In Berlin erinnern 2 Orte an den Komponisten: An seinem ehemaligen Wohnhaus in der Berliner Cicerostraße 14 im Ortsteil Wilmersdorf erinnert eine Gedenktafel seit 2009 an ihn. Am 18. Januar 2012, genau 26 Jahre nach seinem Ableben, nannte das Bezirksamt Charlottenburg Wilmersdorf den ehemaligen Rankeplatz an der Ecke Lietzenburger Straße/Joachimstaler Straße im Ortsteil Charlottenburg in „Friedrich Hollaender Platz“ um und stellte dort eine Gedenktafel dort. www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf
ReiseTravel Fact: Der Name des Künstlers Friedrich Hollaender ist gerade bei jüngeren Leuten kaum noch bekannt, mittlere und ältere Jahrgänge kennen ihn auch nur noch in sehr seltenen Fällen. Kommt man auf das Lied „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ zu sprechen, antworten spontan zahlreiche Befragte: “Ja, das Lied ist bekannt“, daher sind Gedenktafeln und eine Parkanlage, die das Leben und Wirken von Friedrich Hollaender weiterhin hochhalten, sehr begrüßenswert.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.
Unser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.
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