Neuzelle | Neue Zellen für die Zisterzienser |
„Das mehr als 750 Jahre alte Kloster Neuzelle im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree erfüllt heute nicht mehr die Anforderungen einer klösterlichen Lebensweise“.
Kloster Neuzelle: Zu dieser Erkenntnis kamen die Gründermönche des Zisterzienserordens, die 2018 das Priorat Neuzelle wieder auferstehen ließen. Denn die katholische Wallfahrtskirche St. Marien mitsamt dem historischen Klosterareal und etwa 113 Quadratkilometern Grundbesitz gehören heute der Landesstiftung Stift Neuzelle. Zudem wird der Hauptteil dieser vollständig erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlage in Europa als Museum und Bildungsstätte genutzt.
Pater Prior Simeon Wester erklärt dazu: „Im Jahr 1817 wurde die Zisterzienserabtei Neuzelle nach 550 Jahren zwangsaufgelöst und die gesamte Klosteranlage mit den Ländereien verstaatlicht. Die Geschichte hat hier neue Tatsachen geschaffen. So wurde 2016 in unserem österreichischen Stift Heiligenkreuz überlegt, in der Umgebung des alten Klosters Neuzelle ein neues Kloster zu errichten. Möglichst in einem Umkreis von bis zu zwölf Kilometern. Auf der Suche nach einer dafür geeigneten Fläche haben wir in Zusammenarbeit mit dem Stift einen machbaren Standort gefunden. Jetzt laufen die konkreten Kaufverhandlungen“.
Kloster Neuzelle
Altes STASI-Objekt in Treppeln: Das Gassendorf Treppeln wurde 1994 als schönstes Dorf vom LOS ausgezeichnet und befindet sich im Naturpark Schlaubetal. Zu DDR-Zeiten befand sich tief im tiefsten Wald ein hochgeheimes Objekt des MfS, genannt Kurheim Forsthaus. Ein total umzäuntes und gesichertes 75 ha Areal. Nach Geheimdokumenten war der zentrale medizinische Dienst der Stasi hier Nutzer. Hinweise dafür sind Bäder, Sauna und Massageräume im Keller des Haupthauses. Selbst Schießstand und eine Kegelbahn waren installiert. Und die umliegenden Forsten wurden zugleich als Jagdrevier genutzt. Seit Jahrzehnten nun ein Schandfleck im Wald zwischen Treppeln und Kieselwitz. Hier soll in aller Abgeschiedenheit das neue Zisterzienserkloster entstehen. Auch eine Ausbildungsstätte ist vorgesehen. Mit einem Weitblick auf die nächsten 150 Jahre.
Dazu der Prior: „Klöster werden nach einem bestimmten architektonischen Konzept gebaut, eng angepasst an die Lebensweise der Zisterzienser. Von den alten Bauten hier können wir nichts nachnutzen.“ Noch stehen verbindliche Entscheidungen aus. Die brandenburgische Landesregierung und die Landesstiftung unterstützen das Vorhaben. Für Rückbau und Sanierung der Altlasten hat die Diözese Görlitz schon mal eine Million Euro zurückgelegt. Bauexperten schätzen die Gesamtkosten auf rd. 6 Mio. Euro. Das neue Kloster soll durch einen Pilgerweg mit dem historischen Klosterstandort verbunden werden und das Thema der Emmaus-Perikope (Lk 24), die das barocke Bildprogramm der Neuzeller Stiftskirche bestimmt, aufgreifen.
Klosterleben aktuell
Aus dem Ortsleben von Neuzelle sind die gegenwärtig sechs Zisterziensermönche in ihren schwarz-weißen Gewändern nicht mehr wegzudenken. Sie dominieren vor allem die Stiftskirche, in der sie bis zu achtmal pro Tag ihre Gebete zelebrieren.
Ihr Alltag folgt dem lateinischen Mönchsmotto aus dem Mittelalter: "Ora et Labora" (bete und arbeite). Mit der benachbarten evangelischen Kirche zum Heiligen Kreuz besteht ein gutes Einvernehmen. Untergebracht sind die Ordensleute bislang eher provisorisch im Ehemaligenen Pfarrhaus, mehr WG als Klosterzelle. Arbeitsräume oder zusätzliche Schlafstellen für Pilger gibt es nicht. Auch mangelt es den Mönchen an dem Bedürfnis des klösterlichen Alltags nach Stille. Vom Pfarrhaus zur Kirche müssen sie rd. 100 m über den Stiftsplatz laufen und werden dort ungewollt zum Fotoobjekt für die zahlreichen Kloster-Touristen. Auch wurden sie schon als Schauspieler mißgedeutet ... Bereits heute und auch künftig werden die Mitbrüder in Neuzelle vor allem in die Seelsorge gehen, die zu den Hauptaufgaben der Zisterzienser gehört.
Mit innerer Geduld und mit langem Atem zu denken und zu leben, das beruhigt und entlastet. Der Orden lässt sich für diese Klosterneugründung Zeit - Zeit, die jedes Wachstum braucht. https://www.zisterzienserkloster-neuzelle.de
Gemeinsames Gebet mit den Mönchen im Web: täglich 19:15 Uhr Rosenkranz, 19:45 Uhr. Komplet; sonntags: 17:00 Uhr Hl. Messe bei www.youtube.de/ZisterzienserNeuzelle
Zisterzienserpriorat Neuzelle e. V. Stiftsplatz 5, D-15898 Neuzelle. Tel. +49 33652 7151 info@zisterzienserkloster-neuzelle.de
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Günter Knackfuß.
Freier Journalist in Berlin.
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