Königs Wusterhausen

Politiker und Künstler rockten auf der Partymeile in Königs Wusterhausen

Minister und Abgeordnete als Sänger: Die „Höfe Nacht“ in Königs Wusterhausen im Bundesland Brandenburg hat sich rasant zu einer Institution entwickelt, die kleine Stadt in der Hauptstadtregion, vor den südlichen Toren Berlins, verwandelte sich wieder einmal zu einer angesagten Partymeile.

Die Gewerbetreibenden von Königs Wusterhausen hatten vor Jahren eine Idee: Die City verfügt über sehr ansprechende Höfe, diese Höfe sollen bei einem Fest dargestellt werden und zur Geltung kommen. Ein Fest namens „Höfe Nacht“ findet seitdem Ende Mai oder spätestens am 1. Juni statt, so dieser Termin auf einen Samstag fällt; die kleinen Gäste sollen auch ihre Freude haben an diesem Fest; da am 1. Juni weltweit der „Kindertag“ begannen wird, soll eine Verbindung zur Höfe Nacht damit gleichzeitig aufgebaut werden. Bereits um 10 Uhr morgens beginnt in Königs Wusterhausen das Kinderprogramm mit Attraktionen wie Dschungel Hindernislauf oder Kletterwandbesteigung; Polizei und Feuerwehr repräsentieren ihren Fahrzeugpark und lassen die kleinen Gäste auch schon mal die Dienstfahrzeuge von innen begutachten; ab 18 Uhr dann kommen die Erwachsenen auf ihre Kosten.

Raimund TomczakDie Höfe Nacht wird ausschließlich von Kaufleuten, Gewerbetreibenden, Gastronomen und Freiberuflern aus Königs Wusterhausen gestaltet, angereiste Schausteller mit Fahrgeschäften und Los - sowie Schießbuden sucht man vergebens. Für Speisen und Getränke sowie Kultur sorgt jeder Hof in Eigenregie. Dieses Jahr nahmen 13 Gewerbetreibende an der Höfe Nacht teil, jeder Hof stellte für sich ein kulturelles Rahmenprogramm auf. Dabei kommen keine CD Player oder Schallplattenspieler bzw. Musikboxen zum Einsatz; es treten leibhaftige Künstler auf. Die Gewerbetreibenden stimmen sich im Vorfeld ab: Wer bietet den Gästen was, somit ist Sorge getragen, dass es nicht zu Dopplungen kommt und ein abwechslungsreiches Kulturprogramm dargeboten werden kann. Der Gewerbehof 1 beispielsweise hat eine Theatergruppe engagiert, die Szenen aus bekannten Shakespeare Werken darstellt, zusätzlich tritt im Hof 1 im Rahmen des dortigen Kulturprogramms eine „Schifferklaviergruppe“ auf und bringt maritime Weisen zum Besten. Im Hof 2 erfreuen Pantomimen und Ballettkünstler die Besucher, ferner spielt in dieser Höfe Nacht eine Blues Band. Jeder Hof hat sein eigenes kulturelles Profil.  

Es wird sehr großen Wert darauf gelegt, nicht einen bekannten und teuren Künstler aus der Schlagerszene als Zugpferd einzuladen. Die in Königs Wusterhausen auftretenden Künstler sind allesamt in der Region beheimatet und treten oft nur im Nebenerwerb als Künstler auf bzw. betreiben die Musik, den Gesang, die Schauspielkunst oder den Tanz als Hobby. Wer solche Künstler bei den Aufführungen sieht und hört, kann es gar nicht glauben, das es nur sehr wenige hauptberufliche Künstler sind, die in Königs Wusterhausen gastieren; das Niveau ist sehr hoch angesiedelt.

Einen ganz besonderen Musiker haben wir in der Höfe Nacht angetroffen, er hat in der Seeblickstraße sein Büro. Seit 1998 ist Raimund Tomczak (66) Vorsitzender des Gewerbevereins von Königs Wusterhausen. Seit 1976 als Einzelunternehmer in der Transport- und Entsorgungsbranche Tätige kam in Königs Wusterhausen zur Welt. Sein Büro in der Innenstadt hat aber rein gar nichts mit seinem Amt als Vorsitzender des Gewerbevereins oder als Unternehmer zu tun. In diesem Hof geht es um Bürger und Politik. Raimund Tomczak ist Mitglied des Brandenburger Landtags und in diesem besagten Hof und Büro finden die Bürgersprechstunden des FDP Politikers statt. Raimund Tomczak hat für diesen Hof eine Männertanzgruppe engagiert und er selber hat mit seinen drei Mitstreitern die Musik dargeboten. Seit seiner Jugend musiziert der Brandenburger, er war Mitbegründer der Band „Die Vier“, und „Die Vier“ traten auf. Die Musikrichtung dieser Band ist der Rock, der Schlager und die Countrymusik, da vier Musiker am Werke sind, ward der Name „Die Vier“ schnell gefunden. Raimund Tomczak betonte im Gespräch: „Seit der 1. Höfe Nacht sind meine Musikerfreunde und ich aktiv dabei, alle Bandmitglieder sind Unternehmer von Beruf, das hat sich im Laufe der vielen Jahre halt so ergeben. Leider kommen wir aus terminlichen Gründen kaum noch dazu, an vielen Stellen aufzutreten. Eine eiserne Regel gibt es aber bei uns: Heiratet ein Kind eines Bandmitgliedes oder gibt es etwas anders zu feiern wie Jugendweihe, Kommunion, Konfirmation, Taufe in der engen Verwandtschaft eines Bandkollegen, dann lassen wir es uns nicht nehmen und treten dort auf“.

Den Hof des Liberalen aus Königs Wusterhausen hat auch der oberste Brandenburger Liberale, der FDP Landesvorsitzende Gregor Beyer, der ebenfalls dem Potsdamer Landtag angehört, aufgesucht. Der Landesvorsitzende Beyer betonte: „Es ist beeindruckend, wie hervorragend ein Fraktionskollege die E Gitarre beherrscht; ich bin nicht sehr musikalisch, sehr kurz ward in meiner Jugendzeit die Zugehörigkeit zu einem Kirchenchor. Ich konnte weder den Geistlichen noch den Chorleiter mit meinen Gesangkünsten sonderlich beeindrucken und man sagte mir, sozusagen durch die Blume, niemand werde weinen, so ich aus dem Chor austrete. Das tat ich dann auch, der Kollege Tomczak hat dafür so viel musikalisches Blut intus, dass er für den gesamten Landtag aufspielen kann.“

Jörg Vogelsänger, Raimund Tomczak, Gregor Beyer (v.n.r.)Ein prominenter anderer Gast schaute beim Politiker und Musiker Tomczak auch noch vorbei, es war der brandenburgische Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger, der Mitglied der SPD ist. Gegenüber ReiseTravel betonte Minister Vogelsänger: „Über alle Fraktionen hinaus nehmen wir es mit Stolz und Freude zur Kenntnis, das ein Landtagskollege ein so hervorragendes musikalisches Talent hat. Was Kollege Tomczak und seine drei Musikerfreunde darbieten, ist ein Ohrenschmaus. Die Rufe „Zugabe“ aus den Reihen der Besucher kommen ja nicht von ungefähr.“

Raimund Tomczak von der FDP ging auf den Minister aus den Reihen der SPD mit einem Mikrofon in der Hand zu und rief an die Besucher gewandt: „Leute, wollt Ihr unseren Minister singen hören?“ Ein lautstarkes „JA“ schrien die anwesenden Gäste zurück. Minister Vogelsänger, der ja den „Sänger“ in seinem Namen stehen hat, meinte, er singe nur, wenn ihn die Kollegen von der FDP tatkräftig unterstützen. Das ließen sich Gregor Beyer und Raimund Tomczak nicht zweimal sagen, die drei Politiker zogen sich kurz ins Innerste des Bürgerbüros zurück und übten ihren Song. Als Raimund Tomczak danach ankündigte: „Zu Ehren des anwesenden Ministers aus den Reihen der SPD spielen wir einen Text mit etwas rotem Inhalt auf“, dachten einige Anwesende an die heimliche Nationalhymne der Brandenburger: „Steige hoch, du roter Adler“, zu Gehör brachten die drei Politiker ein Liebeslied. Lautstark erklang in diesem Hof das Lied „Rote Lippen soll man küssen“, der Song beeindruckte die Zuhörer so sehr, dass langer und starker Applaus den Volksvertretern und dem Minister sicher waren. www.koenigs-wusterhausen.de - www.raimund-tomczak.de

ReiseTravel Fact: Einen singenden Minister und singende Parlamentarier erleben zu dürfen, ist kein alltäglicher Vorgang, in Königs Wusterhausen war es in der Höfe Nacht möglich.

Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Volker-T. Neef.  

Volker T. Neef ReiseTravelUnser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.

 

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