Der kirchliche Dienst im Gastgewerbe (KDG) ist 150 Jahre alt und die Berliner Gasthausmission (GAMI) schaut auf 125 eigener Geschichte zurück aber alle auch nach vorn. Dieser Doppelgeburtstag wurde gebührend gefeiert.

Berliner Gasthausmission?

Gasthausmission bedeutet Seelsorge aber nicht nur diese, denn sie ist eng verbunden mit dem DEHOGA Berlin und arbeitet mit diesem in verschiedenen Bereichen der Branche zusammen. Ein Markenzeichen ist das WERTENAVI für Auszubildende aber auch die Unterstützungsangebote für Migranten im Gastgewerbe. Veranstaltungen wie Treff „17/17“, Schiffsgottesdienst, Weihnachtsempfang und weitere Gottesdienste unter anderem im Berliner Dom sind ebenfalls Bestandteile der Arbeit für die gastronomische Branche. Wichtig sind aber auch die persönlichen Kontakte, ein Netzwerk interessierter Kolleginnen und Kollegen und praktische Hilfe.

Gestartet hat alles vor 150 Jahre mit dem kirchlichen Dienst im Gastgewerbe und nun hört die Geschichte „Gott sei Dank!“ nicht auf:

Im Jahr 1872 begann der Start des kirchlichen Dienstes im Gastgewerbe (KDG) in Cannes/Südfrankreich mit drei Kellnern und einem evangelischen Pfarrer. Persönliche und seelsorgerische Angebote prägten später auch die Arbeit in Deutschland über alle Jahrzehnte hinweg. Ein wesentlicher Teil, um den Kontakt zu Mitarbeitenden im Hotel-und Gastgewerbe zu halten, war und ist unter anderem die Verteilung der monatlich erscheinenden Zeitschrift „Der Bote“. Neben den großen Mitgliedsverbänden in Württemberg (KDG/MDHG), in Berlin (Berliner Gasthausmission) und dem Verband christlicher Hoteliers (VCH) existieren auch noch kleinere Verbände und Einzelmitglieder in Hamburg, Frankfurt, Freiburg, Kassel, Thüringen und Bayern.

Im Jahr 1897 begann die Geschichte der Berliner Gasthausmission mit Kellnern, welche einen Bibelkreis bildeten. Sie unterstützen sich gegenseitig um in der damals schwierigen Zeit für Mitarbeiter im Gastgewerbe, ein würdevolles Leben der Köche, Kellner und Hotelangestellten zu ermöglichen. Der christliche Gedanke gab ihnen Kraft und damit auch Freude an ihrer Arbeit um Gäste zu betreuen und zu bewirten. 1903 eröffnete dann das sogenannte „Kellnerheim“ in der Albrechtstraße 17 in Berlin-Mitte, heute Hotel Allegra gegenüber dem Hotel Albrechtshof. Verdient wurde in der Branche schon immer nicht „besonders“ aber im Kellnerheim gab es nun preisgünstige Unterkünfte für Mitarbeitende im Gastgewerbe. Berliner Prominenz unterstütze dieses Projekt, auch unter anderem die Ehefrau des Reichskanzlers Bethmann- Hollweg. Frühzeitig dann wechselte ein Oberkellner des Hotel Adlon mit Unterstützung von Lorenz Adlon als hauptamtlicher Sekretär ins Kellnerheim.

Zwischen 1933 und 1945 wurde die Berliner Gasthausmission von den Nazis verboten und verfolgt. Der Hotelier Philipp Weth führte in diesen Jahren das Haus treuhänderisch weiter. Nach Kriegsende sind sowjetische Offiziere im Haus untergebracht worden und Philipp Weth „als Kapitalist“ mit dem Tode bedroht. Mehrmals fingierten die russischen Soldaten eine Hinrichtung aber Philipp Weth blieb am Leben. Die Berliner Gasthausmission ist nach Gründung der DDR enteignet worden und das Haus in der Albrechtstraße hatte sich der DDR- Staat „genommen“ um es dem "Volkseigentum" zu überführen. Die Gasthausmission verlegte nun ihren Sitz nach Wilmersdorf, in den Westteil Berlins, nahe des Kurfürstendamms mit wenig gebliebenen Mitgliedern.

Mit dem Fall der Mauer 1989 kehrte auch bald die Berliner Gasthausmission mit ihrer Geschäftsstelle an ihr eigentliches Domizil in der Friedrichstadt, nahe dem Bahnhof Friedrichstraße in die Albrechtstraße 17 gegenüber dem Hotel Albrechtshof zurück. Das Hotel Albrechtshof war zu DDR-Zeiten Treffpunkt der evangelischen Kirche Deutschlands. Heute ist das Haus ein wichtiger Bestandteil der Berliner Hotellerie und gehört der Berliner Stadtmission.

Berliner Gasthausmission. Albrechtstraße 17, D-10117 Berlin. www.gasthausmission.de - www.facebook.com/Gasthausmission.

Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Klaus-Dieter Richter

Unser Autor lebt und arbeitet in Berlin.

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