Bernau | Frisches Bier aus Bernau |
Seit gut einem Jahr hat die ERSTE BRAUEREIGENOSSENSCHAFT BERNAU (EBBG) die Braurechte und offeriert die Stammsorten Helles, Dunkles, Weizen und Pale Ale.
Am 07. August 2020 übergab der Bürgermeister André Stahl feierlich das Dokument an die Braugenossenschaft. Bereits einen Tag später erfolgte die Eröffnung des Brauereiausschanks. Gebraut wird aber nicht direkt in Bernau, sondern im Ortsteil Börnicke in der alten Brennerei.
Wie kam es zur Wiedergeburt des Bernauer Bieres?
Die Ursprungsidee dazu entstand im kleinen Kreis am Stammtisch. Die Bierfreunde hatten sich mit der Bernauer Biertradition beschäftigt und für das Projekt einige Mitstreiter gefunden.
Die mittelalterliche Stadt Bernau hatte im Jahre 1560 bei 310 Häusern bereits 146 „Braustellen“. In beinahe jedem 2. Haus wurde also Bier gebraut. Das von Kurfürst Friedrich I. verliehene Privileg zum zollfreien Biervertrieb begründete den Ruf des Bernauer Bieres mit außerordentlicher Qualität und Stärke bis hoch nach Hamburg. Im Laufe der Zeit ging diese Brautradition jedoch immer mehr verloren.
Unter dem Namen „Bernauer Torwächter“ wird immerhin noch ein Bier in der Brauerei Eisenmann in Bitterfeld-Wolfen gebraut und erfolgreich vertrieben, welches Bezug auf die Bernauer Biertradition nimmt.
Die neuen Braupioniere meinten aber, dass die Tradition der Braukunst in Bernau wieder belebt werden sollte: „Bernau braucht wieder eine eigene Brauerei, in der ein originales Bernauer Bier gebraut wird. Neben der Pflege des Brauchtums ist es auch für die Entwicklung und das Selbstverständnis der Stadt förderlich, wenn ein traditionelles, modernen Ansprüchen genügendes Bernauer Bier in Bernau hergestellt wird“. Ein wichtiger Aspekt dabei war das „gemeinsame genossenschaftliche Handeln“, in allen Bereichen, beginnend bei der Planung, über die Umsetzung bis hin zum gemeinsamen Genuss.
So staunten im November 2016 die Anwohner in der Ernst-Thälmann-Straße 2c in Börnicke nicht schlecht. So viel Andrang um 11 Uhr an einem grauen Novembersamstag sind sie nicht gewohnt. Schließlich war es das erste Mal, dass die Bernauer Braugenossen ihre Mitgliederversammlung in dem zukünftigen Braugebäude abhielten. In seinem Grußwort zitierte dann der Bernauer Bürgermeister André Stahl den amerikanischen Bierfreund Benjamin Franklin (1706-1790): „Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt, und will, dass wir glücklich sind.“
Von der öffentlichen Ausschreibung zum Zapfhahn
Bei unserem Besuch in der Brauerei informierte Vorstandssprecher Heinz-Jürgen Zamzow über die Hürden des Anfangs: „Zur Errichtung der neuen Brauanlage mußten eine ganze Reihe von statischen und hygienischen Aspekten berücksichtigt werden. Das verlangte große Sorgfalt für die weitere Planung. Schließlich musste alles denkmalgerecht realisiert werden. Der Bauplan lag in den Händen von Braugenossen Frank Dietrich, unserem eigentlichen Technikchef“.
Da es sich beim Braugenossen-Bier um ein Qualitätsbier handelt, wurde das Motto natürlich auf Latein abgefasst: „Haec Cervesia conferat semper ad Concordiam.“
Und dies übersetzt der international erfahrene Braumeister Ruslan Hoffmann: „Dieses Bier soll immer zur Eintracht beitragen.“ Das bedeutet, dass das Braugenossen-Bier ein friedliches Bier ist und Händel oder gar Kneipenschlägereien streng verpönt sind.
Die supermoderne Brauereitechnik in Börnicke, übrigens aus Deutschlands Süden, besticht durch klare Anordnung der Aggregate und Füllstationen. So viel Sauberkeit und Perfektion haben wir selten erlebt. Dann dürfen wir dem Team noch beim Füllvorgang von Bierfässern zuschauen. Neben Flaschenbier wird das frisch Gebraute jetzt auch in Siphons angeboten.
Inzwischen werden die monatlich 4000 Liter Bernauer Biere „Ein Bernauer“ (helles Vollbier, naturtrüb), „Bernauer Kantor“ (dunkles Lagerbier) und „Bernauer Rathaus“ (Pale Ale) ergänzt durch Saisonbiere wie Erntedank, Festbier und Märzen. Vor Ort geöffnet ist der Hofladen immer Freitags und Samstags. Ansonsten Prosit! www.braugenosse.de
Kontakt: Heinz-Jürgen Zamzow, Breitscheidstr.12, D-16321 Bernau, Tel.: 0171/4557043, h-j.zamzow@braugenosse.de
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Otto Knackfuß. (Foto Günter Meißner)
Freier Journalist in Berlin.
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