Berlin

Musikschüler und Profis spielen auf der Bühne Anatevka

Musikschule Berlin Reinickendorf: Bereits zum 5. Mal standen die Musikschüler mit hauptberuflichen Künstlern auf den „Brettern, die die Welt bedeuten.“ Diesmal kam das Musical „Anatevka Fiddler on the roof“ zur Aufführung im Fontanehaus im Norden Berlins. Das Musical hat Jerry Bock komponiert, die Gesangstexte stammen von Scheldon Harnick, die deutsche Übersetzung lag in den Händen von Rolf Merz und Gerhard Hagen. Harold Prince hat das Stück ursprünglich für den Broadway in New York produziert, das gesamte Werk basiert auf Geschichten von Sholem Aleichem. Der Bezirksbürgermeister von Reinickendorf, Frank Balzer (CDU) sagte auf der Bühne im Fontanehaus: „Andere Bezirke beneiden uns um diese Aufführungen. Das, was hier geleistet wird, gibt es woanders in Berlin nicht.“ Birgit Eckenweber führte die Regie, Stefan J. Walter war der musikalische Leiter, die Solisten und den Chor studierte Christine Barker ein. Den Milchmann Tevje, den geplagten Vater von 5 Töchtern in dem Dörfchen Anatevka, stellte Wolfgang Krautwig dar. Er beeindruckte nicht nur durch seinen Gesang und seine Sprechrolle, dieser Künstler tanzte auch auf der Bühne mehrfach.

So beispielsweise als er sich mit dem Dorfmetzger Lazar Wolf, den Hans Marquardt spielte, darüber einig wurde, dass Tochter Zeitel ihn heiraten soll. Ja, im zaristischen Reich um 1900 haben die Väter entschieden, wen ihre Kinder zu heiraten haben. Nach dem der „Handel“ zwischen Tevje und Lazar perfekt zu sein scheint, tanzt der arme Milchmann vor Freude. Immerhin bekommt er mit dem Metzger einen sehr wohlhabenden Schwiegersohn. Das Wolfgang Krautwig mit Mitte 70 Lebensjahren einen so beeindruckenden Tanz präsentieren kann, liegt an seiner Vita und Vitalität. Er ist staatlich geprüfter Balletttänzer und das merkt der Zuschauer. Als das bekannteste Gesangstück „Wenn ich einmal reich wär“ zu hören ist, beeindruckt der Hauptdarsteller ebenfalls durch seine Stimmlage, er ist ausgebildeter Bariton, sowie durch seinen Klage voll dargestellten Tanz. Er, der gottesfürchtige Jude, klagt singend und tanzend Gott an: „Ist es denn gegen Deinen Plan, wenn ich wär ein reicher Mann?“ Da geht es sehr gemächlich beim Drehen zu. Wolfgang Krautwig steigert sich mit jeder Zeile drehend im Takt, wenn es so wäre, als verfüge er über viel Geld. Beim Text „Mein Haus hätte ein Dach, Türen aus geschnitztem Holz“ ist in der drehenden Schnelligkeit noch nicht das Ende erreicht. Es kommt ja noch die Textstelle, wo seine Frau Golde erwähnt wird. „Als gnädige Frau scheucht sie das Personal bei Tag und Nacht.“ Es geht aber noch eine Drehstufe schneller, bei der Aussage „ich wär ein Ratgeber wie König Salomon, wenn man reich ist gilt man auch als klug.“ Dann geht der regelrechte Tanzkreisel wieder in die langsame Stufe über, denn dem Tevje ist ja bewusst „bei mir auf dem Hof gackern nicht viele Hühner, denn ich bin ja kein reicher Mann.“ Es geht tänzerisch von langsam auf schnell und dann wieder auf langsam über, das alles vollkommen im Takt der Musik und des Gesangs. Das Stück „Anatevka“ ist so konzipiert, dass die Hauptrolle, nämlich der Milchmann, fast omnipotent auf der Bühne ist. Wolfgang Krautwig füllte die ihm anvertraute Rolle mit einer spielerischen und glänzenden Leichtigkeit aus, die faszinierend in den Zuschauerraum rüberkam. Bei seinem Tanz war man der Meinung, der Jude ist ein Muslim, ein tanzender Derwisch, der sich wie ein Karussell dreht. Nach dem Auftritt teilte der Künstler Wolfgang Krautwig mit: „Zum ersten mal in meinem Leben habe ich bei Anatevka mitgewirkt. Daher war ich beim Betreten der Bühne sehr nervös, mir schlotterten regelrecht die Knie. Es ist aber alles sehr gut gelaufen, wir sind ein großartiges Team und das überträgt sich auf jeden einzelnen Mitwirkenden.“ Der lang anhaltende Applaus des Publikums und die zahlreichen „Bravo – Rufe“ stellten den Erfolg dieser Aufführung unter Beweis.

Torsten Hauschild, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN erklärte: „Es ist ein hervorragender und sehr beeindruckender Abend gewesen. Ich kann mich bei allen Verantwortlichen nur von Herzen für diesen gelungenen Auftritt bedanken.“  Dieter Braunsdorf ist Vorsitzender des Sportausschusses und mit über 80 Jahren der älteste Bezirksverordnete betonte: „Lange, lange muss ich überlegen, wann ich das das letzte Mal so eine wunderschöne Aufführung erleben durfte. Ich bin ja mittlerweile nicht mehr der Allerjüngste und habe schon sehr viele Aufführungen erlebt. Ich sage zum heutigen Abend: Meisterliche Glanzleistung.“ www.musikschule-reinickendorf.de - www.fontane-haus.de - www.wolfgang-krautwig-schauspieler-saenger.de

ReiseTravel Fact: Im Berliner Fontanehaus zeigte es sich erneut, das es möglich ist, ausgebildete Künstler und junge Musikschüler gemeinsam und sehr erfolgreich auftreten zu lassen. Bleibt zu hoffen, in 2015 findet wieder eine Musicalaufführung dieser Art im Norden Berlins statt.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.  

Volker T. Neef ReiseTravel.euUnser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.

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