Berlin

Träumereien und wer soll diese bezahlen, eine unendlich lange Geschichte

König Friedrich Wilhelm III. (1770 bis 1840) gründete 1799 die Berliner Bauakademie: Später erhielt sie den Namen „Schinkelsche Bauakademie“, an ihr bildete Preußen seine Baumeister aus. Die Schule gewann schnell einen guten Ruf, sodass sogar ausländische Studierende hier ein Studium aufnahmen. 1879 entstand die „Technische Hochschule Berlin“, Bauakademie und die Berliner Gewerbeakademie hatten sich zu einer gemeinsamen Hochschule zusammengetan. Seit jeher lehrten die Dozenten dort den zukünftigen Baumeistern und Stadtplanern die zweckmäßige Einrichtung der Gebäude, Brücken und Straßen. Einige Jahre nach der Gründung 1799 kamen Lehrfächer speziell für die an Spree und Havel gelegene Stadt Berlin hinzu. Es waren dies Schleusenbau sowie der Aufbau von Hafenanlagen, daraus entwickelte sich anschließend auch das Lehrfach über den Ausbau von bestehenden Hafenanlagen. Zur damaligen Zeit hatte der Transport von Gütern auf dem Wasser und deren Ver und Endladung einen hohen Stellenwert. Die Eisenbahn fuhr erstmals 1835 durch Deutschland und das Streckennetz wurde in der Folgezeit ausgebaut, leider führte das auch zu einem Rückgang der Transporte auf dem Wasser.

Historie eines Gebäudes

Anfangs stand das Gebäude der Bauakademie als Provisorium in der Straße Unter den Linden. Im Jahre 1800 ging es an den Werderschen Markt, sechs Jahre darauf in das Thielsche Haus an der Zimmerstraße zur Ecke der Charlottenstraße. Karl Friedrich Schinkel schuf von 1832 bis 1836 den Neubau auf dem alten Packhof zwischen Kupfergraben und Friedrichwerdersche Kirche. In diesem Gebäude fand auch die mittlerweile groß angewachsene Bibliothek der Bauakademie Platz. Ab 1839 hatten dort auch die ersten Fotoaufnahmen über Gebäude und Straßen sowie Brücken ihr zu Hause in einer eigenen Abteilung. 1884 wurde die Lehranstalt aufgegeben, fortan war es Sitz der Preußisch Königlichen Messbild-Anstalt. 1921 erhielt das Haus den Namen Staatliche Bildstelle. Der Fachbereich Politik der Berliner Universität nutzte zeitgleich mit der Änderung des Namens einige Räume für Unterrichtszwecke. 1940 entstand an dieser Stelle dann erneut eine Funktionsumwandlung das Deutsche Auslandswissenschaftliche Institut nahm seine Arbeit auf, die unfreiwillig im Februar 1945 beendet werden musste. Bombentreffer zerstörten einen Großteil des Hauses. Die DDR beschloss 1951 das provisorisch wieder instand gestellte Gebäude als Deutsche Bauakademie zu nutzen. Fünf Jahre später kam es zu einem Sinneswandel. Das Areal sollte für das Außenministerium zur Verfügung stehen. 1966 erfolgte der Einzug des Außenministeriums der DDR. Bereits 1951 und bis zur Eröffnung des Ministeriums hatten Denkmalschützer wichtige bauliche Bestandteile der Bauakademie gesichert und eingelagert.

Heutiger Stand

Nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 riss man das ehemalige Außenministeriums der DDR ab. Viele Stimmen kamen bis heute auf, einen Neubau an der alten Stelle wieder zu errichten. Im Jahre 2002 errichtete der Bildungsverein Bautechnik eine Fassade als Muster. Bis heute kam man nicht voran, die Träume des Wiederaufbaus sind weiterhin Schäume. Daran änderte auch die 2004 rekonstruierte Ansicht eines Gerüstes mit vor gehängten bedruckten Zeltplanen nichts: Riesige Werbetafeln. Ein Musterraum wurde 2005 der Öffentlichkeit medienwirksam vorgestellt.

Es ist aber festzustellen, Aufbauversuche treten seit Jahren auf der Stelle. Das mag auch daran liegen, es gibt keine konkreten Preisvorstellungen eines Wiederaufbaues. Liegen überhaupt Zahlen vor, sind sie sehr großen Schwankungen unterworfen. Baufachleute nennen ein regelrechtes Zahlengewirr, das im günstigsten Fall bei um 15 Millionen Euro liegen soll. Durchaus gibt es auch Immobilen-Experten und Architekten von internationalem Rang und Namen, die Aussagen selbst eine Verdreifachung des Betrages, also 45 Millionen Euro, reichten noch nicht aus, die einstige Lehranstalt wieder aufzubauen.

Der 1994 gegründete „Förderverein zur Errichtung der Bauakademie“ schlug vor, das dann errichte Haus für kommerzielle Veranstaltungen wie Tagungen, Kongresse und Ausstellungen nutzbar zu machen. 2008 begann der Liegenschaftsfonds des Landes Berlin mit einem Bieterverfahren zum Aufbau der Lehranstalt. Die Beamten des Liegenschaftsfonds brachen 2010 das Bieterverfahren ab, es hatte sich kein Käufer gemeldet. Der ehemalige Bausenator Michael Müller, heute Regierender Bürgermeister von Berlin, sähe die Bauakademie sehr gerne wieder aufgebaut. Sogar in den Koalitionsverträgen von 2011 unterzeichneten SPD und CDU, das Gebäude wieder instand zu setzen. Der Haken an diesem Koalitionsvertrag ist: Beide Parteien haben nichts dagegen, wenn ein privater Investor sich der Sache annimmt und den Wiederaufbau aus eigener Geldbörse stemmt. Der Senat ist nicht willens, für dieses Projekt Geld der Steuerzahler auszugeben.

Berlin will eine wieder aufgebaute Bauakademie haben, aber es darf nichts kosten. Diese Pläne dürften genau so Träume und damit Schäume sein wie das von einigen Befürwortern angeführte Argument: Durch die wieder sichtbare Bauakademie sähe jeder Berlinbesucher und die Berliner selber den Glanz des alten Preußen erstrahlen. Das Verlangen nach diesem alten Glanz ist heutzutage nicht sehr ausgeprägt. Spricht man diese Befürworten an, sie selber könnten doch den Aufbau aus eigener Tasche finanzieren, kommt ein Schweigen oder ein Hinweis auf fehlende eigene finanzielle Ressourcen.

Fact: Das Thema Wiederaufbau der Bauakademie genießt immer noch Aufmerksamkeit. Das hat aber oft andere Gründe. In der Bezirksverordnetenversammlung Mitte und im Berliner Abgeordnetenhaus stellt der ein oder andere Politiker, manchmal sogar ganze Fraktionen zur Bauakademie und dem aktuellen Stand des Aufbaus hin und wieder eine Kleine oder Große Anfrage. Das dies nur getan wird, um unter Beweis zu stellen, wie fleißig dieser oder jener Volksvertreter ist, soll ein Gerücht sein. Profilierungssucht spielt angeblich dabei keine Rolle. So mancher Student der Architektur oder Betriebswirtschaftslehre durfte sich mit der Thematik der unendlichen und finanziell nicht überschaubaren Geschichte der Bauakademie per Diplomarbeit oder Dissertation betätigen. Der Bauausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hat die Bauakademie auch auf seinem Plan. Bei einer Aussprache zum Thema wird der behördliche Vorgang wieder eingepackt und zu den Akten gelegt. In den Akten schlummert dann sozusagen das Berliner Projekt Bauakademie bis zur nächsten Wiedervorlage. Sollte eine „Person“ Interesse und über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, um den Wiederaufbau zu stemmen: Bausenator Andreas Geisel, nimmt jedes konkrete Angebot gerne an. Der politisch Verantwortliche für das Bauen in Berlin Andreas Geisel befürwortet auch diesen Wiederaufbau. Natürlich nur unter der Voraussetzung Berlin wird nicht zur Kasse gebeten. www.stadtentwicklung.berlin.de

Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.  

Volker T. Neef ReiseTravel.euUnser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.

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