Berlin | Peter Scholl-Latour |
Kulturabteilung der Botschaft Iran lud ein zum Gedenktag an Imam Chomeini
Peter Scholl-Latour sprach in Berlin: Ruhollah Musavi Chomeini kam 1902 zur Welt, der iranische Revolutionsführer, Schiitische Theologe und Staatsmann sowie Autor ist am 3. Juni 1989 verstorben. Aus Anlass des 25. Todestages lud Dr. Mahdi Imanipour, Kulturrat der Islamischen Republik Iran in Deutschland, zu einer Veranstaltung ein.
Unter dem Motto: „Vielfältige Dimensionen Imam Chomeinis“ sprach Peter Scholl-Latour, der mittlerweile über 90 Jahre alt ist, S. E. Alireza Sheikh Attar, Botschafter der Islamischen Republik Iran in Deutschland und der Autor sowie Leiter der Enzyklopädie des Islam „eslam.de“, Dr. Ing. Yavuz Özoguz.
Der Kulturrat des Iran betonte, die Menschen in der westlichen Welt wüssten sehr oft gar nicht, dass der Revolutionsführer Chomeini auch als Dichter und Mystiker gewirkt habe, ebenso gebe es „sehr, sehr viele Missverständnisse bezüglich des Staatsmannes. Er war nicht nur Politiker, er war vieles in einem.“ Zu Lebzeiten sah er es als „seinen politischen Schwerpunkt an, als Reformer die Ungerechtigkeit in dieser Welt zu beseitigen.“ Der Ayatollah, das höchste Oberhaupt im schiitischen Islam, habe immer wieder davon gesprochen, er sei „Volksdiener, und ein Volksdiener müsse die Gerechtigkeit walten lassen.“
Der Botschafter des Iran wies darauf hin, der Theologe Chomeini habe auf die Heiligen Werke von Juden, Christen und Muslimen, also Thora, Bibel und Koran verwiesen, in diesen Heiligen Schriften werde die Ungerechtigkeit sehr oft angesprochen, „auch alle Gesandten Gottes kämpften zu ihren Lebzeiten immer gegen die Ungerechtigkeit an.“ So zitierte er Ayatollah Chomeini: „Es geht nicht nur darum, dass ein Staatsoberhaupt gerecht handelt, zum gerechten Handeln gehört auch dazu, keine Ungerechtigkeit zuzulassen; erst dann ist die ideale Gerechtigkeit verwirklicht.“
Peter Scholl-Latour, der seit 1999 Ehrenprofessor der Ruhr Universität Bochum ist und seit 2007 Präsident der „Deutsch Arabischen Gesellschaft“, erinnerte die Zuhörer daran, dass er bereits Anfang der 50er Jahre erstmals iranischen Boden betreten habe und er es bis heute noch immer nicht richtig begriffen habe, dass in seinen Händen für knapp zwei Stunden die Verfassung der Islamischen Republik Iran lag. Mit einer „Air France“ Maschine flogen 1979 Imam Chomeini und seine Begleiter von Paris nach Teheran, mit an Bord: Peter Scholl-Latour. Da kein Teilnehmer bei der Landung im Iran wusste, ob es noch Truppen gibt, die dem Schah Regime treu ergeben waren und sich all an Bord befindenden Iraner vielleicht verhaftet werden könnten, gaben die Berater Chomeinis Peter Scholl-Latour eine kleine Aktentasche mit der Bitte, darauf sehr gut aufzupassen. Alles ging bei der Landung in Teheran gut, Imam Chomeini wurde begeistert empfangen und Peter Scholl-Latour gab die Tasche wieder aus seinen Händen, da erfuhr er, welch einen Schatz er gehütet hatte. Peter Scholl-Latour ließ die Geschichte Revue passieren und wies auch auf den ehemaligen irakischen Staatschef und Diktator Saddam Hussein hin, der 1937 geboren und 2006 hingerichtet worden ist und einen grausamen Angriffskrieg gegen den Iran auslöste: „Dieser Mann, benennen wir es ruhig beim Namen, dieser Massenmörder, hat mit Giftgas, das ihm die westliche Welt geliefert hatte, Völkermorde verursacht; davon redet, zumindest hierzulande, kein Mensch mehr. In den schiitisch geprägten muslimischen Staaten, also Libanon und Iran, finden Sie Kirchen und Synagogen neben zahlreichen Moscheen, bitte suchen Sie mal in Saudi Arabien, dem guten westlichen Verbündeten, nach Kirchen und Synagogen. Dort werden Sie aber lange und letzten Endes doch vergebens suchen“.
Peter Scholl-Latour ist kein Schwarzmaler, weder für die Region Nahost, Persischer Golf oder die Krim: „Ich persönlich setze auf den Papst Franziskus, er geht andere und neue Wege, das stimmt mich zuversichtlich, dieser Staatsmann und Theologe werde sich bald schon als Friedensstifter erweisen“, so der Publizist.
Dr. Ing. Yavuz Özoguz teilte mit, Iman Chomeini sei ein begnadeter Mystiker gewesen, „der sich an die Liebe Gottes annäherte, dieses Annähern an Gott ist Mystik.“ Da die Menschen sich im Westen immer mehr von Gott und der Religion entfernen, kenne man gar keinen westlichen Politiker, der auch Mystiker ist. Im religiös geprägten Iran habe die Bevölkerung nie ein Problem damit gehabt, dass das Staatsoberhaupt auch als Mystiker fungiert. Bedauerlicherweise sei mit dem Begriff Mystik hierzulande oft „Esoterik gemeint, ein fliegender Teppich, dabei sieht der Mystiker den Dienst an Gott als höchste Stufe an.“ Der Journalist und Autor hatte einige Gedichte des ehemaligen iranischen Staatsoberhauptes übersetzt und diese auf Deutsch vorgetragen; er erinnerte auch an den Iran Besuch des 1925 geborenen katholischen Priesters, Autor und von 1979 bis 1987 als Kulturminister von Nicaragua tätigen Ernesto Cardenal, der u. a. „Das Buch von der Liebe“ verfasst hatte. „Da trafen sich zwei Mystiker und sprachen dieselbe Sprache.“ www.irankultur.com
Die Zuhörer haben neue Einblicke über Imam Chomeini gewinnen können und sahen sowie hörten ein über 90 Jahre altes „Urgestein“ des deutschen Journalismus und Peter Scholl-Latour tat das, was er gerne tut und beherrscht: Er redete Klartext!
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Volker-T. Neef.
Unser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.
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