Berlin | Varianta Theater |
Volkstheater wurde ein halbes Jahrhundert alt und feierte sich selbst
Berlin Spandau: Wolfgang Nusche gründete 1965 ein privates Theater. Das besondere daran ist, das Theater ist nach einem Umzug seit 30 Jahren in einer Schule integriert. Die Aula einer Spandauer Schule steht von Freitag bis Sonntag dem Theater „Varianta“ zur Verfügung. Pro Saison treten bis zu acht Schauspieler gemeinsam auf der Bühne auf. Seit jeher gilt das Spandauer Theater als Inbegriff für Stücke aus Berlin mit der kessen und frechen Berliner Schnauze. Das Künstlerehepaar Margit und Wolfgang Nusche sowie der 1943 geborene Schauspieler Nicolai Rhein machten das Spandauer Theater weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. Wolfgang Nusche musste sich aus aus gesundheitlichen Gründen 2006 von dem Bühnenbetrieb zurückziehen. Nicolai Rhein verstarb im März 2014. Mit einem neuen Konzept zieht man bereits seit 2009 jüngere Besucher an. Seit dieser Zeit wird modernes Volkstheater gespielt. Bei allen Stücken stehen Handlungen in Berlin aus allen Epochen der Geschichte im Vordergrund. Die 1950 in Stuttgart geborene Schauspielerin, Regisseurin, Tänzerin, Sängerin und Choreografin Sonya Martin leitet nun das kleine Spandauer Privattheater. Im Herbst 2015 hatte das Stück von ihr „Det darf ja wohl nich wahr sein!“ Premiere. In diesem Werk geht es um die eigene Geschichte. In der ersten Bühnenszene ist ein freudestrahlender Wolfgang Nusche zu sehen. Ihn stellt überzeugend Andre Rauscher dar. Er hält ein amtliches Schreiben in der Hand, das es ihm erlaubt, ein privates Theater zu eröffnen. Sein Freund ist Gastwirt von Beruf, der eine typische Berliner Destille führt. Joachim Kelsch, den man unter anderem aus der „Schwarzwaldklinik“, „GZSZ“ und „Richterin Salesch“ kennt, überzeugt das Publikum durch Gesang, Tanz und Berliner Sprachwitz. Aufgrund des lang ersehnten Briefes vom Amt führen die beiden Künstler einen Tanz mit Gesangseinlage auf. Ferner traten bei der Premiere auf: Maria Raisch, Valentin Ollbrich, Frank Kallinowski und Sonya Martin. Nach knapp zwei Stunden Aufführung über die eigene Theatergeschichte gab es lang anhaltenden Applaus aus den Reihen des Publikums und zahlreiche „Bravo“-Rufe. Unter den Gästen der Premiere befand sich auch der Reinickendorfer Bezirksverordnete Michael Schulz von der Partei „GRAUE PANTHER.“ In den zwölf Berliner Bezirksparlamenten gibt es nur einen einzigen Vertreter dieser Partei, die sich auf die Fahnen geschrieben hat „eine Politik zwischen alt und jung zu gestalten.“
Michael Schulz: „Heute habe ich ein sehr beeindruckendes Stück auf der Bühne gesehen. Harmonisch und friedlich stehen ältere und jüngere Mitbürger auf der Bühne. Das ist es ja gerade, wofür meine Partei sich einsetzt. Junge und alte Menschen sollen gemeinsam an einem Strang ziehen, um nach geeigneten Lösungen zu suchen. Viele Probleme unserer Zeit wie Wohnungsmangel oder überhöhte Mieten betreffen alle Altersklassen. Sollte meine Partei in Berlin auf landespolitischer Ebene Verantwortung demnächst haben, werden wir uns dafür einsetzen, dass private Theater auch mit Zuschüssen aus dem Kulturetat bedacht werden. Man erkennt ja an der aktuellen Berliner Kulturpolitik, große staatliche Bühnen sind so eine Art Lieblingskinder des Senats und private Spielstätten wie in Steglitz das Schlossparktheater, das Zimmertheater, in Charlottenburg das Jüdische Theater oder das Spandauer Varianta, die auch hervorragende Qualität liefern, sind im übertragenen Sinne die Stiefkinder.“
ReiseTravel Fact: Hamburg hat sein Ohnsorg-Theater, Köln sein Millowitsch-Theater, Niederdeutsche Bühnen befinden sich in Kiel, Flensburg, Rendsburg, Wismar. Da ist es doch selbstverständlich, dass die Bundeshauptstadt Berlin mit fast 3,5 Millionen Einwohnern eine Bühne hat, die den sogenannten Berliner Mutterwitz wachhält. Wir wünschen dem Spandauer Varianta für die Zukunft alles Gute!
ReiseTravel Service: Theater „Varianta“ Carl-Schurz-Str. 59, D-13597 Berlin-Spandau, Tel. 030 / 333 43 73, www.theatervarianta.de
Direkt an der U-Bahnlinie 7 Station Altstadt Spandau.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.
Unser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.
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