Reinhold Messner | Über Leben – Malik Verlag |
Mit fünf Jahren unternahm Reinhold Messner eine erste Klettertour in den Geislerspitzen
Heimat: Die Berge waren der Spielplatz für ihn und seine acht Geschwister. Die Eltern haben ihre Kinder fürs Wandern begeistert. Mit fünf Jahren nahmen sie Reinhold Messner auf die erste Klettertour mit, sie bestiegen den Sass Rigais in den Geislerspitzen. Mit seinem jüngeren Bruder Günther unternahm er die erste selbstständige Klettertour an der Nordwand der kleinen Fermeda. Günther war zwölf und Reinhold Messner noch keine vierzehn Jahre alt. Skifahren erlernte er mit seinen Geschwistern und seinem Vater ohne Skilifte und im Langlauf gewann er auch einige lokale Rennen.
Klettern und Wandern: Reinhold Messner war durch das Abitur gefallen, er fand eine Stelle als Aushilfslehrer an einer Mittelschule. Er klettert an jedem freien Tag und warf sich vor, ein Schulversager zu sein. Das Abitur hat er später doch noch geschafft und studiert. Heimat ist für Reinhold Messner nicht das beste Stück Wiese hinterm Haus, Schloss Juval oder die Geislerspitzen im Abendrot. Heimat ist für ihn ein Gefühl, ich kann sie riechen, schmecken, fühlen, hören und sehen, auch mit geschlossenen Augen.
Reinhold Messner beschreibt in seinem Buch „Über Leben“ seine Kindheit und Schulzeit im Villnößtal in Südtirol. „Ob mit Friedl Mutschlechner am Kangchendzönga, mit seinem Bruder Hubert in Grönland, mit Peter Habeler in der Eigerwand, mit Hanspeter Eisendle am Nanga Parbart, mit Arved Fuchs in der Antarktis das Überleben wurde seine Kunst. Er beschreibt die Tragödie am Manaslu genauso wie die schwierige Annapurna-Wand, die Lhotse-Südwand, Gasherbrunn I, Mount Everest „by fair means“ ohne Sauerstoffflaschen, die Magic Line am K2, und die Besteigung des Cho Oyu. Reinhold Messner schreibt nicht nur über Erfolge, sondern auch über den Verlust seines Bruders am Nanga Parbat, der sein Leben verändert hat. Auch den Sturz an der Schlossmauer der Burg Juval, bei der er sich sein Fersenbein brach und danach keine Extrem-Touren mehr unternehmen konnte, erwähnt er. Nach der Besteigung aller Achttausender – 30 Expeditionen in 20 Jahren – konnte Reinhold Messner nicht einfach aufhören mit dem Abenteuer. Deshalb wechselte er von vertikalen in horizontale Abenteuer zum Beispiel zu einer Expedition in die Wüste Gobi.
ReiseTravel Fact: Reinhold Messner entwickelte ein Museumskonzept und eröffnete die „Messner Mountain Museen“. Er war als parteiloser Südtiroler ein paar Jahre im Europaparlament. Auf seinen Reisen in die entlegensten Bergregionen der Erde kam er mit verschiedenen Volksstämmen in Berührung, die ihn bald ebenso faszinierten wie die Gipfel der Berge. Er unterbricht die Besteigung des Makalus, da es seinem ersten Kind einer Tochter nach der Geburt nicht gut ging. Seine Tochter Láyla hat sich erholt und wuchs bei der Mutter Nena Holguin in den Rockies in Kanada auf, da Reinhold Messner häufig auf Expedition unterwegs war. Mit seinen Freunden, die über ganz Europa verteilt sind, trifft er sich regelmäßig. Mit seinen Kindern Magdalena, der Kunsthistorikerin, gestaltet er Museen, mit Simon, dem angehenden Biologen geht er zum Klettern und mit Anna zum Wandern. Auf das Klettern kann Reinhold Messner inzwischen verzichten, auf das Gehen nicht. Reinhold Messner als brillanter Erzähler zieht den Leser in den Bann seines spannenden und bewegten Lebens. Von Gabi Dräger.
Über Leben von Reinhold Messner, Malik Verlag, www.malik.de - www.reinhold-messner.de - www.messner-mountain-museum.it
Das Buch kostet im Buchhandel 22.90 Euro.