Frank Gerbert

Endstation Sarajewo oder Warum gab es so wenig Sicherheitsvorkehrungen

Frühsommer 1914: Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand reist nach Bosnien Herzegowina, um seinen Machtanspruch zu unterstreichen. Dort nimmt er mit seiner Frau ein Bad in der Menge. Es endet schrecklich.

Endstation Sarajevo von Frank Gerber, Kremayr & ScheriauSpurensuche: Beide werden von einem proserbischen Nationalisten erschossen. An der Tat entzündet sich der Erste Weltkrieg. Der und Autor Frank Gerbert folgt den Spuren des Erzherzogs auf seiner Reise nach Sarajevo taggenau ein Jahrhundert nach dem Attentat. Er inspiziert die Stätten, an denen der hohe Gast haltmachte und vergleicht die Szenerien von damals mit heute. Er kommt durch ein verwundetes, zerrissenes Bosnien. Der Zwist unter den Volksgruppen, der schon 1914 brodelte, eskalierte in den 1990er-Jahren zu einem fürchterlichen Krieg. Immer wieder stößt er auf Menschen, die sich zurücksehnen nach der österreichischen Zeit: „Ohne diesen Terroristen würden wir heute alle Deutsch sprechen und Mercedes fahren“, meint einer von ihnen. Frank Gerbert erhellt auch die Psyche des schroffen Franz Ferdinand, dieses, wie er formuliert, Klaus Kinski der Habsburger. Und er wirft einen genauen Blick auf die Ungereimtheiten des Attentats.

Frank Gerbert, geboren 1955, Geograf, Germanist, Buchautor und Journalist. . 2013 gab er bei K & S das von Rezensenten hochgelobte Weltreisetagebuch von Erzherzog Franz Ferdinand heraus, unter dem Titel „Die Eingeborenen machten keinen besonders günstigen Eindruck“.

ReiseTravel Fact: Warum gab es so wenig Sicherheitsvorkehrungen? Warum zeigte sich sogar Kaiser Franz Joseph erleichtert über den Tod seines Neffen? Wollte man Franz Ferdinand loswerden, weil er einen Präventivkrieg gegen Serbien ablehnte? Trotz des ernsten Themas schreibt Frank Gerbert mit Witz und viel Gespür für die Absurditäten der historischen Abläufe. Spannend und lesenswert.

Endstation Sarajevo von Frank Gerber, Kremayr & Scheriau Verlag, ISBN 978-3-218-00908-9, http://www.kremayr-scheriau.at

Das Buch kostet im Buchhandel 22 Euro.

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