Terje Tvedt | Der Nil – Ch. Links Verlag |
„Dieses Buch hat das Zeug zum Klassiker“, lautet der Tenor!
Fluss der Geschichte: Über Jahrtausende galt der Nil als längster Fluss der Welt, was jedoch in jüngster Zeit von einzelnen brasilianischen und peruanischen Forschern bestritten wurde. Diese Forscher haben eine weiter südlich gelegene Amazonasquelle entdeckt und große Teile des Mündungsgebiets als Teil des Flusses definiert. Die internationale Forscherszene hat allerdings noch nicht das letzte Wort gesprochen. Bis auf Weiteres gilt für die meisten weiterhin der Nil als der längste Fluss der Welt.
Der Nil: Wenn in 1000 Jahren Touristen den Nil bereisen, wird ihnen vermutlich erzählt werden, dass die großen Dämme die Tempel unserer Zeit waren. Der Nil wurde nicht aus religiösen Gründen verehrt, sondern weil er Strom und wirtschaftliches Wachstum schenken konnte. Jahrtausendelang durfte der Nil frei und unberührt von menschlichen Eingriffen dahinfließen. Nun wurden das Aussehen des Flusses und damit die dort lebenden Gesellschaften innerhalb weniger Jahrzehnte radikal verändert. Wenn sich die Touristen der Zukunft die Strukturen der Nildämme genauer ansehen, dann werden sie feststellen, dass es weder in der großen Architektur willkürliche Linien und grundlose Formen gibt noch bei den gigantischen Hydrostrukturen. Sie alle stehen in einem engen Zusammenhang mit den Bedürfnissen, Wünschen und dominanten Auffassungen der Gesellschaften und ihrer Machthaber. Der Nil ist mittels gewaltiger Anlagen gezähmt worden, die die pharaonischen Denkmäler in ihrer Größe weit in den Schatten stellen und sich, was die Ästhetik der Macht angeht, durchaus mit ihnen messen können. Die zukünftigen Touristen werden entdecken, dass die Menschen durch die Zähmung des Flusses Notwendigkeiten einer ganz anderen Art unterworfen sind. Linien und Formen werden nämlich auch vom Charakter des Nils oder seinem „hydrologischen Wesen“ eingerahmt. Die Touristen der Zukunft werden Geschichten hören und Bücher lesen über die oft komplizierten, geheimnisvollen und lange geheim gehaltenen Dramen hinter diesen Tempeln der Modernität im Niltal.
Terje Tvedt, Jahrgang 1951, ist Professor an der Geografischen Fakultät der Universität Bergen und Professor für Globalgeschichte an der Universität Oslo. Er gehört zu den weltweit führenden Experten für den Nil und die Nilregion.
ReiseTravel Fact: Der Nil entstand vor ungefähr 15.000 Jahren. Vor ungefähr 5.000 Jahren wurden Wälle aus Erde und Sand angelegt, um das Flusswasser einzudämmen. Mensch und Gesellschaft passten sich den natürlichen Veränderungen des Nils an, und so verlief das Leben am Fluss für ungefähr 3.000 Jahre. Der Nil wird als eine Art Perpetuum mobile angesehen, als Grundbedingung und als immerwährender Motor für gesellschaftlichen Wandel und Entwicklung. „Immer wieder ist der große Krieg um den Nil prophezeit worden. Der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Präsident Anwar as-Sadat sagte 1979, Ägypten werde zu den Waffen greifen, wenn jemand auch nur einen Tropfen Wasser aus dem Nil nähme. Der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Premierminister Abiy Ahmed erklärte 2019, Äthiopien sei bereit, für das Recht seines Landes, die Große Talsperre der äthiopischen Wiedergeburt zu errichten, Krieg zu führen“.
Lesenswert, informativ und spannend zugleich: „Dieses Buch hat das Zeug zum Klassiker“, lautet der Tenor und ReiseTravel.eu schließt sich dem an.
Der Nil von Terje Tvedt. Ch. Links Verlag Berlin. Fluss der Geschichte. Ins Deutsche übertragen von Andreas Brunstermann, Gabriele Haefs und Nils Hinnerk Schulz. 592 Seiten, zahlreiche Abbildungen und karten. Festeinband mit Schutzumschlag. ISBN 978-3-96289-098-8. www.christoph-links-verlag.de
Das Buch kostet im Buchhandel 35,00 Euro.
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