Thriller: Zwanzig Jahre später erhält Tochter Sibylle einen anonymen Brief mit dem Bild ihrer Mutter. Im schmucken, scheinbar friedlichen Bergdorf Kreuzwirt gilt: Das war Selbstmord. Sibylle zweifelt: Nein, ihre Mutter, die „närrische Erika“ hat sich nicht umgebracht. Ein Tarot – „Das Lächeln des Kolibri“ - nehmen sie und der Lokaljournalist Tony als Leitfaden, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Antonio „Tony“ Cancarno, der einst über den Tod der Mutter und Kartenleserin berichtet hatte und mittlerweile erfolgreicher Romanschreiber ist, tappt mit der (natürlich attraktiven) Sibylle durch ein Gewirr von Lügen, Wahnsinn, Machtgier und Verrat. Und wer ist der ominöse Wanderer?

Luca D´Andrea lässt seine Erfolgsromane im beschaulichen Südtirol spielen. Über die heimliche Hauptdarstellerin hängt er in seinen Geschichten ein mystisches Gewand und färbt es mit jenseitigen Anspielungen schaurig ein. 1979 in Bozen geboren gelang ihm mit seinem ersten Thriller „Der Tod so kalt“  (2017) auf Anhieb ein Champion-Platz in den internationalen Grusel-Ligen. Der Fernsehjournalist, Drehbuchautor und ehemalige Lehrer ist in Italien auch als Kinderbuchautor bekannt.

ReiseTravel Fact: Aller guter Dinge sind nicht immer drei. Mit „Der Wanderer“ - einem Quasi-Wesen aus der Zwischenwelt – hat der Autor nicht nur eine verwirrende Story, sondern auch eine labyrinthische Geschichte zu Papier gebracht, der manch Hörer wohl ein frühes Ende gewünscht hätte. Personen tauchen auf, agieren als Randnotizen, verschwinden wieder und bleiben allenfalls als vermeidbare Knoten im komplizierten Handlungsstrang in Erinnerung. Zwar hält D´Luca in einem bestenfalls unterhaltsamen Geschehen seine Hörgemeinde bei Laune, ein wirklicher Hörkick will sich auf den mysteriösen Spielwiesen kreuz und quer galoppierender Fantasien aber nicht einstellen. Die Suche nach mörderischer Wahrheit an eine zunächst versteckte, dann sich schleichend entwickelnde Liebesgeschichte zu binden, nimmt der ohnehin zähen Handlung zusätzlich Tempo und Nervenkitzel. Zwar enttäuscht „Der Wanderer“ nicht auf ganzer Hörstrecke. Um an die knisterende Hochspannung der ersten zwei Romane anzuknüpfen, fehlt dem aktuellen Thriller jedoch das flotte Schritttempo auf einem zielgerichteten Weg abseits langatmiger Gedankenpfade.

Matthias Koeberlin als Vorleser zeigt sich bei seiner sprachlichen Interpretation der handelnden Personen abermals als Meister der Vorlesekunst. Im wechselvollen Spiel von Stimme, Sprache und Ausdruck macht der Schauspieler das Geschehen visuell fassbar. Von Manfred Lädtke.

Der Wanderer von Luca D`Andrea. Der Hörverlag, Verlagsgruppe Random House, D-81673 München, Neumarkter Straße 28. 1 mp3-CD, ISBN 978-3-8445-3199-2, Laufzeit 7h 50 min. www.randomhouse.de

Das Hörbuch kostet im Handel 10,95 Euro.

In der Verlagsgruppe ist auch das gleichnamige Buch erschienen.

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