 |  | | Klaus-Peter Wolf | Totentanz am Strand - JUMBO Neue Medien & Verlag |  |
Norden-Norddeich: Serienkiller Dr. Bernhard Sommerfeldt schlägt wieder zu. Zwar lässt der Autor den Bösewicht diesmal in Gelsenkirchen seine Coups planen, Ruhe kehrt an der Nordseeküste trotzdem nicht ein.
Krimi: Sommerfeldt ist in Klaus-Peter Wolfs Fortsetzungsthriller noch immer auf der Flucht vor Ostfrieslands Zielfahnderin Ann Kathrin Klaasen. Versteckt in einem Hochhaus in Gelsenkirchen plant der jahrelang in Norddeich unerkannt als falscher, jedoch geschätzter Arzt praktizierende Psychopath und Hochstapler blutige Rache an seiner Familie. Mutter, Ehefrau und Schwiegervater hatten den jungen erfolglosen Geschäftsmann aus Bamberg einst verstoßen und gedemütigt. Aber eigentlich will er nur eins: Zurück ans Meer nach Ostfriesland zu seiner geliebten Beate. Die hat aber längst einen anderen Geliebten. Da Sommerfeldt den Email-Account seiner Verflossenen gehackt hat, kann er die auch ihn bedrückenden beruflichen und privaten Probleme der Lehrerin verfolgen. Mit seinem Kampfmesser rückt der Rächer einen Widersacher „seiner“ Beate auf den Leib und flüchtet nach der Tat in den Ruhrpott. Als er dann seinen verhassten Schwiegervater ins mörderische Visier nimmt, plötzlich aber seine ebenso verhasste Mutter in den minutiös geplanten Rachefeldzug eingreift, verliert der eiskalte Killer die Kontrolle. Da tauchen ein ominöser Fremder und etwas später eine gute alte Bekannt auf. Dr. Sommerfeldt trifft zwei verhängnisvolle Entscheidungen.
Klaus-Peter Wolf: Der aus dem Ruhrgebiet stammende Schriftsteller schafft es mit seinen Kriminalromanen regelmäßig in die Bestsellerlisten. Für seinen Thriller „Ostfriesenschwur“ erhielt der 64-jährige Wahlostfriese 2017 auf dem Krimifestival München den Krimi-Publikumspreis des Buchhandels. Nach „Totenstille im Watt“ liegt der zweiten Band der Dr. Sommerfeldt-Reihe vor.
ReiseTravel Fact: Wieder schildert der Krimi-Schreiber das Geschehen aus der Sicht des Mörders, zwingt den Hörer zu unbewusster Kumpanei mit einem Killer, dessen Mord-Motivation weniger niedrige Beweggründe, als vielmehr jenseits aller rechtlichen und moralischen Gesetze scheinbar nachvollziehbare Überlegungen zugrunde liegen. Sommerfeldt ein moralischer Robin Hood des 21. Jahrhunderts? Nein, dafür steckt dem im Grunde bedauernswerten Täter das Klappmesser denn doch zu locker in der Hosentasche (Zitat: „So ein Kampfmesser will nun mal kämpfen, das ist sein Wesen.“) Wenn Klaus-Peter Wolf als Entree in den Fortsetzungsroman ein langatmig stereotypes „Therapiegespräch“ bei einer Psychotherapeutin bemüht, dann mögen hier eigene Therapie-Erfahrung des Autors die Feder geführt und sich Bahn gebrochen haben. An dieser Stelle möchte man die Hör-CD auf Stopp drücken. Wer jedoch den Finger von der Taste lässt und mit stoischer Ostfriesenruhe weiter zuhört, wird schließlich doch mit einem geschickt inszenierten Verwirrspiel Wolf`scher Dramaturgie- und Kompositionskunst unterhalten. Dass der Schreiber immer wieder das Seelenleben seiner Charaktere offen legt, macht Handlungsstränge nachvollziehbar und verleiht dem Thriller eine gewisse Nahbarkeit. Spätestens wenn sich in der Hörlektüre die Tür der Therapiepraxis geschlossen hat, läuft der Autor zur Hochform auf, führt den kriminalistischen Spürsinn seiner Hörer ad absurdum und überrascht mit immer neuen Wendungen. Ist die letzte von vier CDs abgespielt, hält Klaus-Peter Wolf seine Fangemeinde wieder einmal in einer spannungsgeladenen Warteschleife gefangen, denn: Sommerfeldt gibt nicht auf. Der Killer hat schon einen Plan. (Von Manfred Lädtke).
Totentanz am Strand von Klaus-Peter Wolf, Hörbuch, 4 CD, ISBN 978-3-8337-3824-1. JUMBO Neue Medien & Verlag, Henriettenstraße 42A, D-20259 Hamburg. Gesamtspielzeit 5:28:04 Stunden www.jumboverlag.de Es liest der Autor.
Das Hörbuch kostet im Buchhandel 20 Euro.
Die gleichnamige Buchausgabe ist im S. FISCHER Verlag erschienen.
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