Kerstin Holzer

Wer mag, kann gleich die im Buch aufgeführten Rezepte der Léa Linster nachkochen

Léa Linster: Das Buch ist ein Porträt der anderen Art. Léa Linster ist eine luxemburgische Sterneköchin, die nicht abgehoben ist, sondern mit beiden Beinen im Leben steht und ihre fröhliche Lebenseinstellung ist erfrischend. Beim Lesen des Buches zieht einem unweigerlich der Duft der köstlichen Speisen in die Nase. Genial ist ihre Kartoffelsuppe mit Champagner. Die Suppe ist fein passiert, obendrauf kommt ein großer Klecks Sahne, darüber gehobelter Parmesankäse und dann etwas Muskatnuss. Das Essen ist eine Überraschung, weil man mit dem Löffel die heiße Suppe mit der kühlen Sahne im Mund spürt. Die Suppe, Sahne, der Käse und Muskatnuss schmecken so verschieden und ergeben eine perfekte Kombination. „Um Verführung geht es doch beim Essen wie im Leben“, so ist die Devise von Léa Linster. „Ich bin Köchin, und für mich ist das der schönste Beruf in der Welt,“ erklärt sie.

Léa Linster, Mein Weg zu den Sternen, Aus meinem Leben, von Kerstin Holzer, Kiepenheuer & Witsch

Bodenständig: Wenn man anfängt das Buch zu lesen kann man nicht mehr aufhören, so spannend ist das Leben von Léa Linster. Léa Linster ist das Dritte von vier Kindern. Ihre Eltern hatten in Frisange in Luxemburg ein Lokal, das bereits seit mehr als hundert Jahren im Familienbesitz war. Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen feierten die Bewohner in Frisange im Lokal „Gare Linster“. Bei diesen Gelegenheiten wurde groß aufgetischt. Léa Linster hat sich immer gefreut, wenn jemand aus dem Dorf gestorben war. Dann gab es immer diese opulenten Menüs mit Festtagssuppe vom Rind und Huhn. Königinpastete, Tafelspitz, Blattsalat „Mimosa“, Aprikosentarte und ein Schnaps folgen. Schon als Kind stand Léa Linster auf einem umgedrehten Bierkasten in der Küche, und schaute ihrer Mutter beim Kochen zu. Ja, Léa Linster liegt das Kochen im Blut. Das erste Gericht das sie für viele Personen zubereitete, waren Luxemburger Kniddelen. Sie war gerade mal zehn Jahre alt, als sie anfing einen Teig aus Eiern, Mehl und Milch, zerlassener Butter und Muskatnuss herzustellen. Sie hatte keine Mengenangaben und so geriet der Teig erst zu dünn und dann zu dick. Sie musste immer etwas dazugeben bis der Teig endlich richtig war und am Ende hatte sie viel zu viel Teig. Wegwerfen kam nicht in Frage, also ging sie durch das Lokal und fragte die Gäste, ob sie Kniddelen mit gebratenem Speck und Sahne möchten. Alle Kniddelen wurden serviert, die Gäste waren begeistert. Daraufhin erhielt sie den Spitznamen „Knödelmamsell“. Zu dem Lokal gehörte auch eine Tankstelle. Durch die Urlauber, die zum Tanken kamen hat Léa angefangen englisch und deutsch zu lernen.

Mit 19 Jahren hat Léa Linster schon ihr erstes Hochzeitsmenü mit Filet Wellington für 45 Gäste gekocht und das Essen war ein großer Erfolg. Nach dem Abitur hat sie zwei Jahre lang Jura studiert, aber nur, dass keiner sagen konnte, wer nichts wird, wird Wirt. Als Studentin hat sie, statt sich Bücher zu kaufen, das Geld lieber in französischen Sternelokalen ausgegeben.

Mit 25 Jahren hat Léa Linster den Familienbetrieb übernommen, da ihr Vater gestorben war. Vier Monate später machte sie das Diplom, die offizielle Kochausbildung, das „Certificat d’aptitude professionnelle cuisinier“. Kochen konnte sie schon, aber sie brauchte das Zertifakat um Lehrlinge auszubilden. Sie wollte aus dem Haus eine erstklassige Adresse machen, das hatte sie ihrem Vater versprochen: „In fünf Jahren mache ich dir hier ein Sternerestaurant.“ Genauso ist es auch gekommen, es war allerdings ein langer Weg. Léa Linster war 28 Jahre als, als sie ihren ersten Wettbewerb, den „Grand Prix Mandarine Napoléon“ mit einer perfekten Soße gewann. Das war 1983, sie war gerade mal zwei Jahre in ihrem Lokal.

Im Januar 1987 erhielt sie zum ersten Mal einen Stern im „Guide Michelin“, den sie seit dem ununterbrochen gehalten hat. Zwei Jahre später hat sie die den „Bocuse d’Or“ erkocht, als immer noch einzige Frau der Welt in der Männerdomäne. Für die „Brigitte“ schrieb sie zwölf Jahre lang eine Kolumne über ihr Leben und über ihre Rezepte. Ein Kochbuch von ihr wurde auch von „Brigitte“ herausgebracht. Inzwischen hat sie zwölf Kochbücher veröffentlicht. Dann folgten Fernsehsendungen wie „Léas Kochlust“ im SWR, sie trat in den Sendungen bei Johannes B. Kerner und Markus Lanz auf. Léa Linster hat auch schwere Zeiten in ihrem Leben gehabt. Ihr Restaurant in Luxemburg wurde boykottiert und sie musste es schließen.

Ein anderes wichtiges Ereignis in ihrem Leben war die Geburt ihres Sohnes Louis. Vater ist Francis ihr Lebensgefährte, der schon einige Jahre in ihrem Restaurant als Sommelier arbeitete. Heute hat ihr Sohn das Restaurant in Frisange übernommen. Inzwischen ist sie schon jahrelang mit Sam aus den USA befreundet.

Wer mag, kann gleich die im Buch aufgeführten Rezepte der Léa Linster nachkochen. Léa Linster ist natürlich Köchin, aber an erster Stelle ist sie Genießerin.

Kerstin Holzer, geboren 1967, ist Journalistin und Buchautorin und lebt in München. Sie kocht gerne für ihre Familie aber ungern für mehr als acht Personen.

ReiseTravel Fact: Der Text von Kerstin Holzer ist leicht zu lesen und das Leben von Léa Linster ist spannend und abwechslungsreich. Langweile kommt beim Lesen keine auf. Léa Linster, geboren 1955, kocht seit fast 30 Jahren auf Sterne-Niveau. Sie führt das Restaurant „Léa Linster“ in Frisange den „Pavillon Madeleine“ in Kayl und „Léa Linster Delicatessen“ in der Stadt Luxemburg. Von Gabi Dräger.

Léa Linster, Mein Weg zu den Sternen, Aus meinem Leben, von Kerstin Holzer, Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-04713-4, www.kiwiverlag.de

Das Buch kostet im Buchhandel 18,99 Euro.

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