Michael Lederer | Cadaques - Palm Art Press |
Reise nach Spanien zum östlichsten Punkt der iberischen Halbinsel
Cadaqués ist keine Lost Generation: So beschreibt es Robert, eine Figur aus dem Buch. Wir finden uns selbst. Cadaqués ist ein legendäres kleines Fischerdorf nahe der spanisch-französischen Grenze. Robert war wegen Dali hierher gekommen, vor 30 Jahren. Und so wie ihm geht es vielen. Dali galt hier als der Mann aus dem Dorf, der arbeitende Mann und nicht allein als das verrückte Genie. Noch heute erinnern die Örtlichkeiten an den Aufenthalt Dalis. Wie die drei Torbögen, die berühmt wurden, weil Dali sie gemalt hatte. Und noch heute treten viele in die Fußstapfen der dekadenten „Societat l`Amistrat“, der Gesellschaft von Freunden. Hier wird deutlich, auch der Mensch gehört zum Königreich der Tiere, hier ist man von Natur aus berauscht vom Leben, von der Liebe, von der Kunst. Leben wie Gott in Frankreich – das heißt Leben in Cadaqués im Schatten des Surrealismus.
Reise nach Spanien: Genau hier, am östlichsten Punkt der iberischen Halbinsel, wo die gewaltigen Pyrenäen ins Mittelmeer eintauchen hatte, der Ort dazu beigetragen, das 20. Jahrhundert aus seinem Dämmerschlaf zu reißen und in neue, unbekannte Gefilde zu führen. Viele kamen aus den großen Städten hierher um Kraft zu schöpfen: Miro, Picasso oder Duchamp waren nur einige von ihnen. Sie alle profitierten von den besonderen Lichtverhältnissen und dem verträumten, romantischen Umfeld. Und hier in den Bars wie zum Beispiel dem mit dem schwarzen „L`Houstal“ Logo spielt sich auch die Geschichte ab. Die in dicken Lettern gehaltene Schrift stammt von keinem geringeren als Dali. Man erzählt sich, dass Dali dafür dort zeitlebens kostenlos Speis und Trank erhalten hat.
Nach ihm kamen weitere berühmte oder weniger berühmte Maler, Schauspieler und Straßenkünstler. Und sie alle genossen das lässige Savoir Vivre mit reichlich Sex and Drugs and Rock `n Roll. Die Dekadenz zeigt sich allerdings mit Niveau, keine allzu derben Sprüche, sondern ein tief im Inneren verwurzeltes Freiheitsdenken. Das sich gegen jegliche Konvention und Einschränkung richtet, auch wenn dabei die Gefühle anderer verletzt werden.
Michael Lederer beschreibt das Lebensgefühl und den Flair des Ortes in seinem Künstlerroman bildhaft wie Hemingway. Beim Lesen spürt man förmlich den Wind, der von den Pyrenäen her weht, den Tramuntana. Riecht den Duft der über Olivenholz bereiteten Paella, die Sonne, brennt auf der Haut und man genießt das Leben nicht selten mit Hilfe von exzessivem Genuss von Sangria, Brandy und alles was sonst noch den Geist berauscht. Immer an der Grenze wischen wild und zu wild, wie der Autor es bezeichnet.
Nicht alle haben Erfolg im Schatten der Großen, der Alkohol lässt das leicht vergessen. Dadurch beflügelt ergeben sich unzählige Dialoge und philosophische Gespräche. Natürlich – wie soll es anders sein – über die Liebe und die Vergänglichkeit. Über Kunst oder Poesie und aus gegebenem Anlass dann auch über den Tod. Alles verpackt in eine Liebesgeschichte als tragendes Element.
ReiseTravel Fact: Das Buch ist ein exzellentes Werk bebildert durch die sprachliche Schönheit besetzt mit kreativen Akteuren und spannend durch die Geschichte der Liebe zweier Menschen, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Von Sabine Erl.
Cadaqués von Michael Lederer, PalmArtPress, ISBN 978-3-941524-34-7, www.palmartpress.com
Das Buch kostet im Buchhandel 18,90 Euro.
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Zwischen Himmel und Erde
Die neue Schatzkammer im Stift Klosterneuburg
Die Enthüllung des Jahres: Ein Windstoß reißt Agnes den wertvollen Brautschleier vom Kopf, sie versucht ihn noch zu fassen, doch der Wind wirbelt das zarte Gewebe über die Baumwipfel in den Wald. Gerade verheiratet, beschlossen Leopold, Markgraf von Österreich und seine Ehefrau Agnes, eine Tochter Kaiser Heinrichs IV., ein Kloster zu gründen. Vom Balkon ihres Schlosses auf dem Kahlenberg hatten sie einen guten Überblick, um einen geeigneten Standort dafür zu finden. Auf ebendiesem Balkon hatte im Jahre 1106 der Wind leichtes Spiel, den Brautschleier zu entführen. Trotz sorgfältiger Suche wurde er nicht gefunden. Erst nach acht Jahren fand Leopold während einer Jagd den Schleier seiner Agnes an einem Holunderstrauch hängend wieder. Beeindruckt, dass der Schleier nach so langer Zeit nicht beschädigt war, beschloss er an dieser Stelle das Kloster erbauen zu lassen.
Geschichte und Gegenwart
Sakrale Kunst, Mythen und Legenden
Und wie das mit Legenden so ist, sie stimmen manchmal, aber manchmal auch nicht. Steckt hier ein wahrer Kern dahinter? Wir wissen es nicht. Wissenschaftliche Untersuchungen haben festgestellt, dass der Stoff des Schleiers aus der Klostergründung um 1114 stammt. Ähnliche Gewebe hat man auch in Saliergräbern in Deutschland gefunden. Heute kann man genau diesen Schleier im Sockel eines Reisealtars in der neuen Schatzkammer, dem Kernstück im Stift Klosterneuburg bei Wien besichtigen. Ein Bergkristallfenster gibt den Blick auf das zarte Gewebe frei.
Das muss man gesehen haben
Der absolute Höhepunkt in der Schatzkammer ist der Erzherzogshut, die offizielle Krone des Erzherzogtums Österreich oder die „heilige Krone Österreichs“. Das ist die Enthüllung des Jahres, denn seit diesem Jahr ist die heilige Krone erstmals zu sehen. Sie konnte vorher nicht gezeigt werden, denn die alte Schatzkammer war viel zu klein und entsprach nicht den gängigen Sicherheitsvorschriften. Der Erzherzogshut ist eine Krone, wie sie sich Kinder in Märchen vorstellen. Die Zackenkrone ist mit Hermelin, Gold, einem großen Saphir, Rubinen, Smaragden und Perlen verziert. Nicht nur ihr materieller Wert ist unschätzbar. Seit 1616 wird diese Krone im Stift aufbewahrt und sie darf unter Androhung eines Kirchenbanns nicht weggebracht werden, außer zum Amtsantritt eines neuen Erzherzogs.
Die neue Schatzkammer
Die Schatzkammer umfasst etwa 150 Objekte aus den Bereichen Goldschmiedekunst, Elfenbein und Textilien und jedes kann eine Geschichte erzählen.
Zu den wohl prunkvollsten und wertvollsten Ausstellungsstücken gehört die barocke Schleiermonstranz von 1714. Sie wurde zum 600-jährigen Jubiläum der Stiftsgründung bei Johann Baptist Känischbauer, dem führenden Goldschmied Wiens, in Auftrag gegeben. Zu dem Anlass wird die Sage der Schleierlegende dargestellt. Der Heilige Leopold III. kniet mit seinen Jagdhunden vor dem Holunderbaum, der ganz in Gold gearbeitet ist. Zwei Engelsputten halten den sich im Baum verfangenen langen Schleier aus Silber. Die Blütendolden des Holunders sind aus hunderten von kleinen Perlen gearbeitet. Im oberen Teil gibt die Muttergottes Leopold den Befehl hier ein Kloster zu bauen. Darüber sieht man die Dreifaltigkeit, Gottvater mit der Weltkugel, den Heiligen Geist als Taube und den Sohn Gottes symbolisch in der Gestalt einer Hostie angeordnet. Der Strahlenkranz der Monstranz unterstreicht die kunstvolle Arbeit.
Zwei Reliquienmonstranzen, eine mit einem Dorn aus der Dornenkrone Jesu und eine andere mit einem Splitter aus dem Kreuz Christi, sind Meisterwerke der Goldschmiedekunst des Mittelalters in Wien. Und da ist noch das „Schreibzeug des Heiligen Leopold“ zu sehen. Hier scheiden sich die Geister. Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung erhielt die Elfenbeinschatulle eine andere Bedeutung. In Wirklichkeit diente sie zur Aufbewahrung von Gewichten und einer Waage und stammt wahrscheinlich aus dem islamischen Spanien des zwölften Jahrhunderts oder aus Sizilien.
Für den Kelch aus Donaugold hat man das Gold aus der Donau bei Langenzersdorf gewaschen. Früher war er viel prächtiger, aber 1810 mussten bei der Edelmetall-Ablieferung Teile des Kelchs abgegeben werden. Das älteste Stück in der Schatzkammer ist ein Elfenbeinrelief mit der Darstellung des Marientodes, es entstand schon vor dem Jahre 1000 in Byzanz.
Auch liturgische Ornate können Geschichten erzählen. Beeindruckend ist ein Jugendstil-Ornat: Er ist das Ergebnis eines Wettbewerbs, den das Stift 1910 ausschrieb. Zu den wertvollsten Messgewändern zählen der Leopold-Ornat aus dem Jahr 1729 und der Markgrafenornat, der aus Teilen der Kleidung des Heiligen Leopolds geschaffen sein soll. Tatsächlich stammen die Stoffe aber aus dem 14. Jahrhundert. Jedes Jahr am Tage des Heiligen Leopold, am 15. November, wird der Leopold-Ornat in der Stiftskirche von Abtprimas Propst Bernhard Backovsky getragen.
Nach der Besichtigung der neuen Schatzkammer gibt es im Stift selbst noch weitere Meisterwerke sakraler Kunst. In einer Seitenkapelle des Kreuzgangs neben dem Grabmal von Leopold III. zählt der weltberühmte Verduner Altar aus dem Jahre 1181 zu den absoluten Höhepunkten der sakralen Kunst. Der Altar aus emaillierten Tafeln wurde von Nikolaus von Verdun geschaffen und 1330 zu einem Flügelaltar umgebaut. Die Rückseite des Altars, der im Schauraum der Schätze des Mittelalters steht, zählt zu den ältesten monumentalen Tafelmalereien der österreichischen Kunst. Der Verduner Altar stand früher in der Stiftskirche.
Ein paar Schritte weiter im gotischen Brunnenhaus befindet sich ein bronzener siebenarmiger Leuchter, ein Geschenk von Agnes an die Stiftskirche im Jahre 1136. Im Inneren der Leuchterarme befand sich Holz, angeblich des Hollerstrauchs, an dem der Schleier gefunden wurde. Es ist erstaunlich, wie viele Objekte es noch aus der Zeit von Agnes und Leopold gibt.
Zu weiteren kostbaren Exponaten gehört der Babenberger Stammbaum. Das riesige Gemälde wurde vom Stift nach der Heiligsprechung Leopold III. im Jahr 1485 in Auftrag gegeben, um dem Volk den neuen Landesheiligen Leopold nahe zu bringen und es zugleich mit seiner Familiengeschichte vertraut zu machen. Der Mittelteil zeigt Szenen aus dem Leben der männlichen Babenberger und auf den Seitenflügeln befinden sich die Porträts der Ehefrauen und Töchter.
Die Sala terrena, der Gartensaal, blieb seit 1740 unvollendet und lag quasi im Dornröschenschlaf, denn er diente nur als Abstellraum. Vor sechs Jahren wurde er gereinigt und präsentiert sich heute in seiner enormen Größe mit acht riesigen Atlanten. Die Mauern sind unverputzt geblieben, so wie es damals beim Baustopp war, der durch den Tod des Kaisers Karl VI. verursacht wurde. Das Stift ist bis heute unvollendet, es sollte eigentlich viermal so groß werden. In der Barockzeit wurde der eindrucksvolle Marmorsaal im ersten Stock fertig gestellt. Um das prächtige Deckengemälde besser sehen zu können, kann man sich bequem auf Polster legen und bekommt keinen steifen Nacken. Vom Marmorsaal geht es direkt zu den Kaisergemächern, die original erhalten sind: Kaiser Karl VI. hat hier nur einmal geschlafen, und seither blieben sie unbewohnt.
Ein Besuch der prunkvollen Stiftskirche gehört unbedingt mit zur Besichtigung. Die dreischiffige Basilika mit Querhaus wurde im romanischen Baustil begonnen, gotisch ergänzt und später innen im Stile des Barocks ausgebaut. Die Festorgel von Johann Georg Freundt ist die größte und bedeutendste Orgel des 17. Jahrhunderts in Mitteleuropa. Anton Bruckner hat oft und gerne auf ihr gespielt.
Eine kleine Anekdote: Ein Schüler im Stift war schlecht, dafür konnte er gut malen und zeichnen, also gab ihm der Religionsprofessor 1908 gegen Bezahlung den Auftrag vier Bilder für eine Ausstellung im Stift zu malen. Damit konnte der Schüler seine Wirtshausschulden bezahlen. Es war Egon Schiele, der berühmte österreichische Maler des Expressionismus. Die Bilder gehören heute zum Bestand des Stiftsmuseums.
Im Stift Klosterneuburg leben zurzeit etwa 50 Augustiner Chorherren, die 27 Pfarren betreuen. Sie beten gemeinsam das Lob Gottes im Chor, daher der Name. An zweiter Stelle sind sie Seelsorger, die Menschen in allen Lebenssituationen begleiten. Ihre hauptsächlichen Aufgaben liegen im sozialen Bereich, sie engagieren sich in Schulen, Universitäten, Weinbau, Landwirtschaft, Stift und Seelsorge.
Auch die weltliche Seite des Klosters ist nicht zu verachten. Das Stift hat neben Land- und Forstwirtschaft eine 108 Hektar große Anbaufläche für Wein. Es ist eines der größten und gleichzeitig das älteste Weingut Österreichs, das auf Leopold III. zurückgeht und heute bekannt ist für seine Spitzenweine, die häufig prämiert werden. Der St. Laurent, ein Rotwein, gehört international wie national zu den besten Weinen.
Die Weine kann man in der Vinothek testen und wer nach der Besichtigung eine Stärkung braucht, ist im Restaurant Gastmeisterei gut aufgehoben. Es gibt traditionelle niederösterreichische Gerichte, wie Tafelspitz mit Rösti, Schnittlauchsoße, Apfelkren und Spinat und dazu natürlich ein Achtel St. Laurent.
Die neue Schatzkammer im Stift Klosterneuburg
Stift Klosterneuburg - Stiftsplatz 1, A-3400 Klosterneuburg, www.stift-klosterneuburg.at
Öffnungszeiten, Sommersaison: 9:00 bis 18:00 Uhr (bis 15. November)
Wintersaison: 10:00 bis 17:00 Uhr (16. November bis 30. April)
Termine 2011 -15. November, das Leopoldifest. Ein beliebter Brauch ist das Fassl-Rutschen. Alt und Jung rutscht über ein 1000-Eimer-Fass und kann sich dabei etwas wünschen.
Ausstellungen: Zusätzlich zu dem (historischen) Besucherprogramm des Stiftes finden laufend Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in der Sala terrena-Galerie statt: Bis Anfang September etwa die Präsentation des religiösen Werkes des rumänischen Bildhauers Peter Jecza und anschließend werden die nominierten Werke für den stiftseigenen „St. Leopold Friedenspreis für humanitäres Engagement in der Kunst“ gezeigt.
Tipp: Stift Klosterneuburg, Essl-Museum und Gugging Museum, 3 Kunstwelten und alles mit einem Ticket, das 365 Tag gilt. Sodass man nicht alle Museen an einem Tag besuchen muss. www.stift-essl-gugging.at
Für Ihren Kurzurlaub vor den Toren Wiens gibt es ein besonderes Package: „2 Übernachtungen mit reichhaltigem Frühstücksbuffet“ 1x Weinkellertour mit anschließender Weinverkostung im Stift Klosterneuburg. Ab 119,00 Euro pro Person, nach Verfügbarkeit. Buchbar über Parkhotel Klosterneuburg, In der Au 6, A-3400 Klosterneuburg, Tel: 02243/22922, Fax: 02243/22922 390, office@pk1.at Nicht buchbar für den Zeitraum 2.Jänner bis 31.März 2012.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Gabi Dräger. Sie lebt und arbeitet in München.
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