Dieter Schenk

Die Krakauer Burg im Wandel ihrer Geschichte und jüngsten Vergangenheit

Der Wawel-Hügel in Krakau mit dem königlichen Schloss und der Kathedrale galt den Polen seit jeher als geschichtsträchtiges nationales Symbol. Hier wurden 30 polnische Könige gekrönt und fanden ihre letzte Ruhestätte. Krakau war lange Zeit politisches und intellektuelles Zentrum des Landes.  Krakauer Burg ReiseTravel.eu

Mit der Schaffung des Generalgouvernements nach der deutschen Besetzung Polens zu Beginn des II. Weltkrieges und der Einsetzung des NS-Juristen Hans Frank als Generalgouverneur sollte diese stolze Geschichte ein Ende finden. Seine Ankunft in Krakau wurde zu einer pompösen Inszenierung, wie sie für den prunksüchtigen und selbstgefälligen Frank typisch wurden, was ihm bald den Spitznamen „König von Polen“ eintrug. Sein Machtsitz sollte „eine Insel der Kultur und der feinen Bildung“ werden „inmitten der slawischen Barbarenwelt“. Dafür gab er Unsummen aus und sorgte auch dafür, dass seine privaten Konten gut gefüllt waren. „Im Westen liegt Frankreich, im Osten wird Frank reich“, so ein geflügeltes Wort, das damals im Umlauf war.

Dieter Schenk hat die Krakauer Geschichte 1939 bis 1945 und insbesondere das Wirken Hans Franks als Generalgouverneur akribisch aufgearbeitet. In ihm sieht er Grausamkeit, Zynismus und Menschenverachtung vereint, obwohl Frank ein Intellektueller war. Er plünderte das ihm anvertraute Gebiet nicht nur aus wie eine Kolonie, er schuf auch willkürlich einen rechtlichen Rahmen für die Vernichtung „politisch verdächtiger“ Personen. Allein 1942 ließ der „Schlächter von Polen“ 17.386 „Banditen“ hinrichten, dar­unter viele Angehörige der polnischen Intelligenz. Ein von Frank gegründetes Institut für deutsche Ostarbeit sollte die Symbolik Krakaus als Hort des Polentums auslöschen. In den Polen sah er „Todfeinde des deutschen Volkes, die ihr Existenzrecht verwirkt haben“. Reichsdeutsche, Volksdeutsche, Ukrainer, Polen, Juden - nach dieser Hierarchie organisierte er seinen Machtbereich und war maßgeblich an der Vorbereitung des Holocaust beteiligt. Am 4. Mai 1945 wurde Frank verhaftet und am 6. Oktober 1946 in Nürnberg gehängt.

Der Autor Dieter Schenk schildert eindrücklich, wie die Krakauer Burg zum Kristallisationspunkt der NS-Verbrechen im Generalgouvernement wurde. Die Geschichte des Wawel vor und nach dem II. Weltkrieg werden in eigenen Kapiteln behandelt. Von Edda Fensch.  

Krakauer Burg - Die Machtzentrale des General­gouverneurs Hans Frank 1939-1945, von Dieter Schenk, ISBN 978-3-86153-575-1, Ch. Links Verlag, Schönhauser Allee 36, KulturBrauerei, D-10435 Berlin, www.christoph-links-verlag.de  

Das Buch kostet im Buchhandel 29,90 Euro.

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