Meuselwitz: Die Stadt in Thüringen liegt im Dreiländereck zu Sachsen und Sachsen-Anhalt im Südraum von Leipzig, zwischen Altenburg und Zeitz. Als „Mizleboze“ wurde das heutige Meuselwitz als Rittergut im Jahre 1139 erstmals urkundlich erwähnt. Nach Günter von Bünau, der bereits 1534 hier die Kirche nach Luthers Lehren reformierte, und Heinrich Cramer von Clausbruch, der Mitte des 16. Jhds. die Weberei einführte, wurde das Gut 1676 von Veit Ludwig von Seckendorff erworben, der damals im Dienst des Herzogs Moritz von Sachsen-Zeitz stand. Er ließ 1677 das Schloss neu erbauen, wurde ab 1681 in Meuselwitz sesshaft, wirkte im damaligen Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg als Landschafts- und Obersteuerdirektor und schrieb hier mehrere wissenschaftliche Bücher. Zwischen 1724 und 1727 wurde das Schloss unter dem Reichsgrafen Friedrich Heinrich von Seckendorff grundlegend umgestaltet, der Schlosspark erweitert und die Orangerie erbaut.

War der Ort seit dem 17. Jahrhundert zunächst durch das Wirken des Adelsgeschlechts von Seckendorff geprägt, wandelte sich Meuselwitz ab 1838 zur Industriestadt der Braunkohle. Aus beiden Zeiten sind verschiedene sehenswerte Gebäude erhalten. Zur ersten gehören die Orangerie und der Park sowie die Stadtkirche im barocken Stil, und zur letzteren imposante Bürgerhäuser und das neogotische Rathaus von 1861/62, wobei der Ort erst 1874 das Stadtrecht erhielt. Durch Bombenangriffe 1944 und 1945 wurden große Teile der Stadt zerstört und ca. 250 Menschen verloren ihr Leben.

Übrigens wurde das Schloss vom Leipziger Baumeister David Schatz zu einer Vierflügelanlage umgebaut, mit ausgerückten Mittelrisaliten zur Stadt und zum Park hin. Das Schloss hatte einen bastionartigen Grundriss, der Festsaal zeichnete sich durch reiche gemalte und plastische Dekoration aus. Das Schlosstor zur Stadt hin war prächtig mit Trophäen ausgestattet. Rechts und links des Tores befanden sich zweigeschossige Wirtschaftsbauten im Stil der damaligen Zeit. Die wieder aufgebaute Orangerie ist nach ihrer Teilzerstörung durch Bombardierung 1945 und folgende Abrisse des nur gering beschädigten Schlosses, der beschädigten Wirtschaftsgebäude und des intakten Schlosstores der einzige erhaltene Bau des Schlosskomplexes. Aber auch der Grundriss des Schlosses ist heute wieder erkenn- und begehbar.

Steffi Müller, Jahrgang 1960, ist Stadtarchivarin und eine profunde Kennerin der Lokal- und Regionalgeschichte. Die Orts-Chronistin hat bereits den Bildband „Meuselwitz und Umgebung“ herausgegeben und viele Jahre die Publikation „Unsere Heimat“ des örtlichen Heimatvereins zusammengestellt.

ReiseTravel Fact: Die Sutton Verlag GmbH ist ein 1997 gegründeter und auf populärwissenschaftliche Regionalliteratur spezialisierter Buchverlag in Erfurt, und hat das Buch veröffentlicht. https://verlagshaus24.de/sutton 

Die Archivarin Steffi Müller zeichnet mit mehr als 200 bislang größtenteils unveröffentlichten Fotos ein lebendiges Bild vom Alltag der Menschen, dem Vereinsleben und der Arbeitswelt in der Zeit von 1900 bis 1970. Aufnahmen von Straßenzügen, die so gar nicht mehr existieren, sind ebenso zu finden wie eindrucksvolle Bilder aus der Zeit des schweren Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Fotos, die fast ausschließlich aus dem Privatbesitz Meuselwitzer Bürger stammen, laden den Betrachter ein, sich auf eine Reise in die Vergangenheit zu begeben. Und vielleicht entdeckt der ein oder andere sich selbst auf einem Jugendbild. Oft sind es die kleinen Dinge, die überraschen: Wer kennt schon Meuselwitz? Dann das Buch lesen!

Meuselwitz – Blick vom Rathausturm auf das Stadtzentrum

Meuselwitz – Thüringen – Grünes Herz von Deutschland: