Davos

Währungs Weltordnung wurde zum Weltwirtschaftsforum kräftig durcheinander gewirbelt

Teure Schweiz: Die Schweizer Notenbank hat Mitte Januar 2015 durch eine Maßnahme die internationale Geldwelt kräftig durch einander gewirbelt. Die Eidgenossen haben ohne Absprache mit anderen staatlichen Notenbanken und ohne Vorwarnung die Anbindung an den Euro gekappt. Hoch angesehene internationale Wirtschaftswissenschaftler sprachen sogar von einer Revolution in der Welt des Geldes. Im Vergleich zum Euro ist der Schweizer Franken um satte 17 Prozent nach oben geklettert. Das bedeutet, die Schweizer können im Ausland günstiger einkaufen.

Besucher in der Schweiz müssen beim Kauf von Souvenirs oder beim Begleichen ihrer Hotelrechnung und im Restaurant tiefer in die Tasche greifen. Beim Weltwirtschaftsgipfel 2014 in Davos kostete in einem Restaurant der halbe Liter Bier in einer Gaststätte bereits für uns sündhaft teure 8,70 Euro. In 2015 muss der durstige Gast durchschnittlich 10,20 Euro dafür umgerechnet auf den Schweizer Gaststättentisch hinlegen.

Ökonomen kommen nicht umhin, von „großen Turbulenzen“ im internationalen Währungsgefüge zu reden, die durch die Schweizer Notenbank ausgelöst worden ist. Es ist noch sehr milde ausgedrückt, wenn die Währungsexperten nur von Irritationen auf den Weltmärkten sprechen.

Ausgelöst worden sind letztes Jahr diese Turbulenzen durch zahlreiche Faktoren. Da ist zum einen der neue wirtschaftliche Riese China. Er hat seine endgültige Größe und Stärke nach Expertenmeinung noch lange nicht erreicht. China ist weiterhin auf Wachstum ausgerichtet und hat wirtschaftlich schon andere Länder überholt. Kaum bemerkt worden ist bisher in Europa, dass ein weiterer Riese aus Asien wächst. Indien hat Wachstumsraten anzubieten, von denen andere Nationalökonomien weit entfernt sind. Das bei vielen Staaten in Ungnade gefallene Russland dagegen ist wirtschaftlich gesehen auf der internationalen Leiter nach unten weiter gereicht worden. Die Neuauflage des Kalten Krieges ist Moskau bisher nicht sehr gut bekommen. Sanktionen sowie Importverbote und Exportverbote von und nach Russland haben auch bei anderen Nationalökonomien für Turbulenzen gesorgt. Natürlich ist besonders Russland selbst davon berührt. Hinzukommt auch, der sinkende Ölpreis schadet Russland viel mehr als beispielsweise dem sehr wohlhabenden Saudi-Arabien. Bis vor Kurzem noch stand Moskau auf dem neunten Platz im Ranking, jetzt ist es Platz fünfzehn. Die russische Führung hat weder den Staatspräsidenten noch den Premier in diesem Jahr nach Davos zum Weltwirtschaftsforum (WEF) entsandt. Der russische Finanzminister vertrat beim Weltgipfel diesmal sein Land. Deutschland wurde durch die Bundeskanzlerin vertreten, die USA durch ihren Präsidenten. Auf den Rankingplätzen von eins bis vier hat es offiziell keinerlei Veränderungen gegeben. Auf Platz eins stehen weiterhin die USA, den zweiten Rank belegt China. Dann folgen Japan und Deutschland. Es ist aber zu beobachten, dass die chinesische Konjunkturlokomotive viel schneller fährt als die amerikanische. Läuft es so noch knappe 2 bis 4 Jahre weiter, führen die Chinesen die Rankingliste bald an. 2013 war das asiatische Land von den Amerikanern in Sachen Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch 77 Prozent von den USA entfernt, wenn die Berechnung auf beiden Seiten in Dollar durchgeführt worden ist. Im letzten Jahr waren es nur noch 63 Prozent.

Wie sehr die internationale Welt und das Finanzkapital Peking hofiert, konnte in Davos 2015 abgelesen werden. Die große Ehre, den internationalen Gipfel des WEF zu eröffnen, wurde dem chinesischen Premier Li Keqiang zuteil. Einen Austausch beim Ranking haben Großbritannien und Frankreich unter sich ausgemacht. Frankreich fiel auf den sechsten Platz zurück und der britische Premierminister David Cameron kam mit gestärkter Brust nach Davos. Sein Land rückte vom sechsten auf den fünften Platz auf. Ein Staatsgast aus dem Jahre 2014 fehlte in 2015. Die Brasilianerin Dilma Rousseff hatte ihre Zusage kurzfristig widerrufen. Hintergrund könnte sein, ihr Land galt einst als großer Hoffnungsträger und rutsche aber im Ranking steil nach unten ab. Dieses steile Abrutschen gilt auch für die Ukraine. Die einheimische Währung Griwna verlor auf den internationalen Geldmärkten an Gewicht. Das bewirkte letztendlich, dass die Ukraine von Platz 50 sich auf 58 verschlechterte. Auch hier ist nach Einschätzung der Ökonomen das Ende des Absturzes noch lange nicht erreicht. Daher hat Staatschef Petro Poroschenko seinen Besuch in Davos genutzt, um für Investitionen zu werben. Erst in einigen Monaten wird sich konkret zeigen, wie erfolgreich er damit war. So lange wollte die Schweizer Notenbank keineswegs warten und hatte die Abkopplung des Franken vom Euro vor Beginn des WEF durchgeführt. Einen Tag später bildeten sich im Grenzgebiet zu den Schweizer Nachbarn Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich lange Schlangen. Das traf sowohl für Fußgänger in den Einkaufsstraßen als auch Autofahrer zu. In Baden-Württemberg meldeten Nachbarregionen an der Grenze der Eidgenossen ganze Käuferströme hätten die Läden regelrecht leer gekauft. Schuhfachgeschäfte hatten nicht ein paar Schuhe mehr im Angebot am späten Nachmittag. Nicht nur dass die Preise jetzt für Bürger aus der Schweiz um rund 20 Prozent günstiger waren als noch vor wenigen Tagen lockte die Kunden. Diese Kunden bekommen bei der Ausreise die gezahlte Mehrwertsteuer für die gekauften Schuhe, Möbel, Kleidung, Kosmetika, Elektronik und Bücher zurück. Tankstellenpächter sahen lange Autoschlangen mit Fahrern aus der Schweiz. Um schnell zu reagieren, hingen in vielen Cafés, Restaurants, Geschäften und Tankstellen Hinweisschilder aus. Völlig problemlos kann die Kundschaft die Rechnung auch gerne in Schweizer Franken bezahlen ward zu lesen. Reisebüros an der Grenze verkauften den Gästen aus der Schweiz in Windes eile Reisen. Für die Schweizer fiel der im Reisekatalog angegebene Preis ebenfalls um fast 20 Prozent. Die Wirtschaftsexperten vertreten einhellig die Meinung, das noch so junge Jahr 2015 bietet weiterhin reichlich Platz für weitere Spannungen und unvorhergesehene Maßnahmen der internationalen Notenbanken.

ReiseTravel Fact: Das Währungsgefüge ist nicht allein durch die Entscheidung der Notenbank in der Schweiz durcheinandergeraten. Der rasante Ölpreissturz und die Krise in Nahost sowie auf der Krim haben auch für die als Turbulenzen bezeichneten Vorgänge auf den internationalen Finanzmärkten gesorgt. In Davos hatten die 140 Vertreter aus aller Welt beim WEF viel zu bereden. Es bleibt abzuwarten, ob alle Probleme zur Zufriedenheit jedes Teilnehmers gelöst worden sind.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.  

Volker T. Neef ReiseTravel.euUnser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.

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