Berlin | Freimaurer |
Die verschwiegene Bruderschaft Freimaurer sind Brüder ohne Schwestern
Freimaurer: Viele Mythen ranken sich bis heute immer noch, wenn es um das Thema Freimaurer geht. Verschwörungstheoretiker unterstellen ihnen, die Weltherrschaft anzustreben.
Wer aber kennt überhaupt einen Freimaurer persönlich in seinem Bekanntenkreis oder innerhalb der Familie? Es sei denn, er gehört selber der Loge an. In jeder westlichen Großstadt gibt es eine oder mehrere Logen. Das sind die Orte der Zusammenkünfte einer ganz bestimmten Vereinigung von Freimaurern. In Berlin sind mehrere Logen bekannt. Das drückt sich sogar im Straßenbild Berlins aus. Im Bezirk Mitte heißt eine Straße Brüderstraße. Dort befand sich einst das Logenhaus einer Freimaurervereinigung. Logenhaus ist ein anderer Begriff für Vereinshaus. Weltweit gibt es rund 6 Millionen Freimaurer, die sich allesamt als Brüder bezeichnen. Damen sind bis heute nicht erwünscht. Ganz kleine Ausnahmen sind beispielsweise Veranstaltungen auf dem Logenhaus, wo gelegentlich die Gattin des Bruders mitkommen darf. Das sind Grillabende oder gemeinsame Besuche einer Oper oder eines Konzertes. Fragt der neugierige Journalist nach, warum sämtliche Logen für Damen gesperrt sind, erhält der Nachfrager keine Antwort oder es wird allerhöchstens damit begründet, das sei schon immer so gewesen.
Als 1717 in London die erste Großloge ihren Anfang nahm, blieben die Herren unter sich. Das ist bis heute so geblieben in allen Logen, so soll es auch wohl vorerst bleiben. Ein Freimaurer ist zur Verschwiegenheit verpflichtet. Also redet kein Bruder mit Außenstehenden sehr gerne über seine Loge und seine Logenbrüder, am besten für ihn ist es, er schweigt still. Ist dazu der Nachfrager noch ein Medienvertreter, schweigen die Brüder erst recht. Natürlich nie offiziell. Es wird darauf hingewiesen, der zuständige Bruder für Presseangelegenheiten sei gerade im Urlaub, gerne möge man sich wieder in drei Wochen melden. Kommt dann die nächste Nachfrage, ist der Bruder Pressesprecher gerade zur Kur. Keine Loge wird kundtun, etwas verbergen zu wollen. Es sind angeblich überall offene Logentüren zu finden. Die Realität sieht garantiert ein bisschen anders aus, wenn die Probe aufs Exempel durchgeführt werden soll.
Neben der absoluten Verschwiegenheit zählen für den Bruder Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität zu den Idealen. Ebenso die Menschlichkeit, Menschenwürde, Mitgefühl und Menschenliebe. Die Ideale legte der Londoner Pfarrer James Anderson fest. Bereits sechs Jahre nach der Gründung der Großloge London entstanden die Gründungsstatuten der Freimaurer. Diese 1723 festgeschriebenen Statuten sprechen von den ideellen Wurzeln.
Geeignete Herren schließen sich zu Brüdern und einer Loge zusammen, „als ein Mittel, treue Freundschaft zwischen Personen zu stiften, die sonst in ständiger Trennung hätten bleiben müssen.“ Auch 1723 legten die Freimauer ihre „Alten Pflichten“ fest.
Die ersten Freimaurer waren von Beruf Geistliche und Baumeister. Die Baumeister haben beruflich viel mit Mauern und Maurern zu tun, daher fand dies Einzug im Wort Freimaurer. Aus aller Herren Länder, auch hier tauchen wiederum keine Damen auf, kamen Lehrlinge aus den Bauberufen wie Zimmermann, Bautischler, Maurer, Gesellen, Meister und Bauleiter zusammen, um ein Großprojekt durchzuführen. Meist waren das religiöse Bauten wie ein Dom, eine Kathedrale oder eine Kirche.
So waren an einem Bau einer Kathedrale in Italien Handwerker aus Preußen, England, Spanien, Holland und Frankreich beteiligt. Ebenso verhielt es sich beim Bau einer Kirche in Schweden. Die Länder, wo der Bau geplant war und die umherziehenden Handwerker wechselten vielfach. Diese damals umherziehenden Handwerker unterstanden nicht der Zunftordnung des Ortes, wo gerade gebaut wurde. Sie waren freie Maurer und Baumeister. Mit einer geheimen Sprache, die oft nur aus Zeichen bestand, konnte kommuniziert werden.
Durch Symbole war es einem französisch sprechenden Handwerker möglich, mit seinem böhmischen oder spanischen Kollegen sich zu verständigen. Meister hatten ein anderes geheimes Regelwerk als Gesellen und diese wiederum ein anderes als die Lehrlinge. Somit war gewährleistet bei einem Ortswechsel blieb die Rangordnung erhalten.
Bis heute sind in Logen diese Symbole noch bekannt. Daher ist es verständlich, dass sich einige Logen auch Bauhütten nennen. In Deutschland hatten die Logen ihre Blütezeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Kronprinz Friedrich, der Sohn des sehr strengen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., trat 1738 in eine preußische Loge ein. In Rheinsberg leitete der Prinz sogar Logenversammlungen. Als König begründete er die Tradition in seinem Haus der Hohenzollern. Kaiser Wilhelm I., der von 1797 bis 1888 lebte sowie sein Sohn Kronprinz Friedrich I., der als Kaiser für 99 Tage in die Geschichte einging, waren Freimaurer.
In den USA waren nachweislich die Präsidenten George Washington und Franklin Delano Roosevelt sowie Harry S. Truman Freimaurer. Der Gründer Boliviens, Simon Bolivar (1783 bis 1833) trat in den USA in eine Loge ein und verbreitete die Ideale der Freimaurer in Südamerika. Der mexikanische Staatspräsident Benito Juarez (1806 bis 1872) schloss sich ebenso einer Loge an wie der deutsche Politiker und Staatsmann Gustav Stresemann (1878 bis 1929).
Im Dritten Reich und in der DDR arbeiteten die deutschen Freimaurer im Verborgenen. Nach der Wiedervereinigung eröffneten einige Logen wieder in den Neuen Bundesländern, teilweise konnten sie sogar ihre ehemaligen Häuser beziehen. Es gibt rund 400 Logen hierzulande und dort sind 15.000 Brüder aktiv.
Eine Thematik beschäftigt die Großlogen aktuell in Deutschland, auch darüber wird außerhalb der Logenmauern nicht viel geredet. Einige Logen sehen in Gott den „Großen und obersten Baumeister.“ Dürfen Herren Brüder werden, die keine Religion haben oder Muslime, Hindus, Buddhisten sind?
Eine Sonderstellung bildeten schon immer Katholiken. Katholische Empfehlungen von Päpsten rieten ihren Gläubigen, sich den Logen fernzuhalten. Ein Verbot einer Loge beizutreten gibt es allerdings nicht, es blieb bis heute bei Empfehlungen. In Berlin sind keine Logen bekannt, wo konfessionslose Brüder oder Angehörige einer nicht-christlichen Religion anzutreffen sind. In Frankfurt am Main hat die „Großloge der Alten, Freien und Angenommenen Maurer“ (AFAM) Nichtchristen als Brüder aufgenommen.
Die Logen haben auch nur selten in Betracht gezogen, für jedermann offen zu sein. Ein Bruder bringt einen interessierten Herrn mit und dann „beschnuppern“ sich beide Seiten für einen festen Zeitraum. Möchte dieser Gast dann Bruder werden, gibt es in einigen Logen die Ballontage. Im dunklen Raum wirft jeder ehrbare Bruder eine Billardkugel in die Wahlurne. Oft sitzen die Brüder am Tisch und rollen die Kugel in ein Sammelbecken. Eine weiße Kugel steht für JA und eine schwarze für NEIN. Es soll Logen geben, da steht eine schwarze Kugel für zehn Neinstimmen.
Haben beispielsweise 29 Brüder die weiße Kugel gerollt und nur 3 die Schwarze, ist der Gast nicht aufgenommen worden. Die drei schwarzen Kugeln haben den Stellenwert von 30 Neinstimmen. Es ist auch gestattet, dass ein oder mehrere Brüder einen Herrn, den sie für würdig halten, ansprechen und auf das Logenhaus einladen. Alle Logen sagen, sie sind für jedermann offen, aber in der Realität wird der Fabrikarbeiter und der Straßenbahnfahrer nirgendwo zu finden sein als Bruder. Da muss aber fairerweise mitgeteilt werden, das kann andere Ursachen haben. Brüder sind vielfach Unternehmer und Akademiker, sie bringen ihre Berufskollegen oder Freunde aus dem Tennisverein oder Golfklub mit. Es steht nirgendwo geschrieben, ein Arbeiter darf nicht Bruder werden. Nur sind Arbeiter selten Mitglied im Golfklub. Misstrauisch sind die Brüder vielfach, wenn ein Freiberufler wie ein Notar, Rechtsanwalt oder Zahnarzt Bruder werden möchte. Sollte dieser Herr meinen, in der Loge findet er neue Mandanten oder Patienten, wird ihm schnell mitgeteilt, für solche wirtschaftliche Interessen gibt sich die Loge nicht her. Das kann natürlich auch damit begründet sein, diese Berufsgruppen sind schon dort zahlreich vertreten. www.freimaurer.org
ReiseTravel Fact: Die Freimaurer gelten bis heute als etwas besonderes, auch sonderbares und geheimnisvolles. Keine Loge ist so wie eine Partei oder ein Pudelzüchterverein aufgestellt. Die Brüder stellen an die Herren hohe Anforderungen, ob im Gegenzug dem Bruder viel geboten wird, unterscheidet sich bestimmt von Loge zu Loge. Damen brauchen bis heute gar nicht anzuklopfen an einer Logentür. Die Logen haben auch große Diskussionen untereinander und müssen Lösungen finden. Viele Bürger, die in der DDR groß geworden sind haben keine Religion und viele Bürger aus Zuwandererfamilien sind keine Christen. Frankfurt am Main nimmt solche geeigneten Herren auf, Berlin noch nicht.
Fazit: Den Freimaurer und seine Loge gibt es in Deutschland gar nicht. Es gibt Freimaurer und Logen. Es kann ja durchaus sein, Damen und Nichtchristen sind in naher Zukunft überall in Logen vertreten. Dann sind die Damen natürlich Schwestern.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.
Unser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.
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