Rothenburg o.d.Tauber

Jüdische Geschichte in der Region Liebliches Taubertal, in der Grenzregion zwischen den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern: Ein Blick zurück!

Sehr geehrte ReiseTravel User, gern informiere ich über „Jüdische Kultur im Lieblichen Taubertal“. Als Kreisheimatpflegerin im Kreisarchiv Main-Tauber-Kreis beschäftige ich mich seit längerer Zeit mit diesem relevanten Thema. Ihre Claudia Wieland.

Tradition: Vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es hier nicht nur zwei, sondern drei Staaten – das Großherzogtum bzw. nach Abschaffung der Monarchie 1918 die Republik Baden, das Königreich bzw. den Volksstaat Württemberg und das Königreich bzw. den Freistaat Bayern. Geht man in die Zeit vor 1803/1806 zurück, als im Zusammenhang mit Säkularisation und Mediatisierung die staatlichen Verhältnisse völlig neu geordnet wurden, so erscheint die Region geradezu als ein Flickenteppich politischer Zuständigkeiten. Große geistliche Territorien wie das Fürstbistum Würzburg, das Erzstift Mainz und der Deutsche Orden finden sich neben weltlichen Herrschaften wie der Grafschaft Wertheim im Norden, der Kurpfalz um Boxberg, der Herrschaft Hohenlohe um Weikersheim oder dem Fürstentum Brandenburg-Ansbach um Creglingen. Dazwischen eingestreut lagen die oft nur wenige Dörfer umfassenden Besitzungen des ritterschaftlichen Adels und einer Vielzahl von Klöstern und geistlichen Stiftungen sowie im Süden das große Gebiet der Reichsstadt Rothenburg. Jeder dieser Staaten, ob im Großen oder Kleinen, hatte sein eigenes Verhältnis, seinen eigenen Umgang mit den auf seinem Gebiet, in seinen Städten und Dörfern lebenden Juden.

Jüdisches Museum Creglingen

Das Haus in der Badgasse 3 war seit 1618 für mehr als 200 Jahre der Lebensplatz einer jüdischen Familie. Simon Reinßbronn erwarb das dreistöckige Wohnhaus und durfte als erster Jude dauerhaft in Creglingen seßhaft werden. Nach dem gewaltsamen Tod seiner Nachfahren im März 1933 und der folgenden Vertreibung der jüdischen Familien durch das Nazi-Regime verkaufte Emil Stern, der im Jahr 1939 als letzter Jude Creglingen verließ, das väterliche Erbe an eine Bauernfamilie.

Nach mehrjährigem Umbau beherbergt das Gebäude heute eine Erinnerungstätte. Das Museum wird ausschließlich ehenamtlich betrieben.

Juedische Kultur im Lieblichen Taubertal by ReiseTravel.eu

Das Jüdische Museum Creglingen ist ein Ort der Begegnung. In Veranstaltungen sowie Vorträgen soll die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Versöhnung fördern“, betonen die ehrenamtlichen Betreiber.

Jüdisches Museum Creglingen, www.juedisches-museum-creglingen.de Geöffnet am Sonntag von 14.00 bis 17.00 Uhr und auf Anfrage.

Rückblick: Jüdische Geschichte in der Region.

Diese ist hier wie in so vielen anderen deutschen und auch europäischen Regionen von einem Auf und Ab, von Zeiten guten und friedlichen Miteinanders von Bewohnern jüdischen und christlichen Glaubens, aber auch von Zeiten weitgehender Diskriminierung und unerbittlicher Verfolgung bis hin zur endgültigen Auslöschung der jüdischen Gemeinden in der Zeit des Nationalsozialismus gekennzeichnet. Heute gibt es nur in Würzburg wieder eine Jüdische Gemeinde, im baden-württembergischen Teil des tauberfränkischen Gebiets existieren hingegen keine Gemeinden mehr. In ganz Baden-Württemberg zählten 2016 gerade einmal rund 8.250 Mitglieder als israelitische Religionsangehörige (Quelle: Statistisches Landesamt Ba-Wü). Die Jüdische Gemeinde Würzburg und Unterfranken hat rund 980 Mitglieder (Quelle: Zentralrat der Juden in Deutschland).

Jüdische Spuren in Külsheim

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Typische Grabsteine: „Im Tode werden alle Unterschiede aufgehoben“.

Der jüdische Friedhof besteht seit über 600 Jahren. Gesicherte Erkenntnisse gibt es aus dem Jahr 1646 (Stein Nummer 128). Der jüngste Stein datiert aus dem Jahr 1938.

Ehemaliges Gasthaus „Brunnenputzer“ mit Resten einer Mesus

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Die „Brunnenstadt“ Külsheim, mit dem größten jüdischen Friedhof im nordbadischen Raum, ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.

Stadt Kühlsheim Tourist Information, Kirchbergweg 7, D-97900 Külsheim, www.kuelsheim.de  

Jüdische Kultur im Lieblichen Taubertal

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Die ersten urkundlichen Nennungen von Juden mit einer örtlichen Zuweisung in die Region finden sich im Jahr 1218 für Grünsfeld und im Jahr 1222 für Wertheim, es sind dies die ältesten Erwähnungen jüdischer Bewohner für ganz Baden-Württemberg. In der Urkunde des Jahres 1218 unterzeichnete Liebermann von Grünsfeld als Zeuge einen Kaufvorgang. Die Verwalter des St. Egidius- und Dietrichhospitals in Würzburg verkauften damals dem Juden Süßkind einen am Hospital gelegenen Platz (Elmar Weiß, Geschichte der Stadt Grünsfeld, S. 554). Dieser Liebermann lässt sich noch in weiteren Urkunden nachweisen und scheint eine Art Sprecher der Juden im Hochstift Würzburg gewesen zu sein. Auch die Nennung eines in Wertheim ansässigen Juden 1222 findet sich in einer Würzburger Urkunde (Hermann Ehmer, Geschichte der Grafschaft Wertheim, S. 43).

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Belege für weitere jüdische Ansiedlungen in den Städten Frankens lassen sich aus Dokumenten der Verfolgung herauslesen. Um die Jahreswende 1234/1235 kam es in Lauda zu einem Pogrom in Folge einer Ritualmordbeschuldigung. Zwischen Lauda und Tauberbischofsheim war die Leiche eines ermordeten Christen gefunden worden und man machte den Juden den Vorwurf, diesen aus religiösen Gründen ermordet zu haben (Heinrich Graetz, Volkstümliche Geschichte der Juden, Band 4, S. 211). Das Nürnberger Memorbuch nennt in diesem Zusammenhang acht gefolterte, ermordete und verbrannte Juden aus Lauda und Tauberbischofsheim.

Ritualmordbeschuldigungen waren Mitte des 12. Jahrhunderts aufgekommen, der erste derartige Fall ist in England belegt. „Den Juden wurde nicht allein die Blutschuld der Kreuzigung des Heilands zugeschrieben, man verdächtigte sie darüber hinaus, selbst in der Gegenwart noch Christenkinder […] zu töten und fachte mit solchen Erzählungen stets neue Judenverfolgungen an. Im Verlauf der Zeit wurde die Fabel dadurch erweitert, dass das Schicksal des angeblich zu Tode gemarterten Opfers nicht nur der Passion Christi angeglichen, sondern auch mit dem Schauermärchen ausstaffiert wurde, wonach die jüdischen Missetäter das Blut des Christenknaben zu rituellen Zwecken missbrauchten“ (Klaus Arnold, in: Unterfränkische Geschichte, Bd. 2, S. 340).

Doch war dies nicht das erste Judenpogrom: „Nachdem im hohen Mittelalter die Juden offenbar als geachtete Mitglieder mittelrheinischer Gemeinden sowie als angesehene Fernkaufleute und Kreditgeber in den sich herausbildenden Städten ohne größere Konflikte gelebt hatten, kam es im Gefolge des ersten Kreuzzuges ins Heilige Land im Jahr 1096 im Abendland zum ersten Ausbruch von Judenfeindschaft und Judenverfolgung. Warum sollte man, so die Argumentation der Judenschläger, bis ins ferne Palästina ziehen, wenn man bereits hier in der Heimat, der Feinde Christi habhaft werden konnte?“ (Arnold, S. 338). Im Zusammenhang mit der Zerstörung der jüdischen Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz im Jahr 1096 sollen auch in Tauberbischofsheim und Umgebung, dieses war Teil des kurmainzischen Territoriums, Juden verfolgt und ermordet worden sein. Genauso wie rund 50 Jahre später im Vorfeld des Zweiten Kreuzzugs 1146 (J. Berberich, Geschichte der Stadt Tauberbischofsheim, S. 57). Ganz sicher belegt ist dies für Würzburg 1147.

Eigentlich sollte man annehmen, dass der Schutz eines zwar zahlenmäßig kleinen, aber wirtschaftlich durchaus relevanten Bevölkerungsteils zumindest im Interesse der Herrschenden liegen würde. Der Judenschutz war zunächst kaiserliches bzw. königliches Recht, bereits Ludwig der Fromme erließ vor dem Jahr 825 Judenprivilegien, die eine unmittelbare Beziehung zwischen Königtum und Juden schufen. „Der Herrscher [nimmt] die jüdischen Empfänger seiner Privilegien unter seinen eigenen Schutz und verbietet, sie und ihr Eigentum in irgendeiner Weise anzurühren. Er gewährt ihnen Zollfreiheiten und gesteht ihnen das Recht zu, ihr Leben nach ihren eigenen Gesetzen zu führen sowie Christen in ihren Dienst zu nehmen“ (Karlheinz Müller, Die Würzburger Judengemeinde im Mittelalter, S. 64). Auch die kaiserlichen Nachfolger des 11. bis 13. Jahrhunderts erließen, teils für einzelne jüdische Gemeinden, teils für die gesamte Judenschaft des Reiches, vergleichbare Privilegien. „Es wurde ihnen zugestanden, sich frei im Reich zu bewegen und Handel zu treiben sowie christliches Personal einzustellen. Niemand durfte Juden zur Taufe zwingen, ebenso wenig zu Frondiensten und zur Entrichtung von Zöllen und sonstigen Abgaben. Ausführlich wurde die Gerichtsbarkeit über die Juden geregelt, die sich im Prinzip vom Kaiser herleiten muss, „da sie zu unserer Kammer gehören“ (Müller, S. 64-65). Der Begriff Kammer bezieht sich hier auf den Schatz, auf das Vermögen eines Herrn und von daher rührt auch der 1236 mit dem Judenschutzprivileg Kaiser Friedrichs II. eingeführte Begriff der Juden als „Kammerknechte“ des Reichs.

Im Gegenzug für den verbrieften Schutz hatten die Juden dem Reich dafür Steuern zu bezahlen. „Die jüdischen Gemeinden wurden damit zu barem Geld, das vom Reich gegen Zins sowie befristet auch verpachtet bzw. verliehen werden konnte“ (Müller, S. 68). Dies geschah in der Folge sehr oft und mit weitreichenden Folgen. So verpfändete beispielsweise König Albrecht im Jahr 1303 Graf Rudolf von Wertheim die dortigen Juden (Ehmer, S. 43). Die von den Wertheimer Juden zu entrichtenden Abgaben waren das Pfand, das bis zu einer Zahlung der vertraglichen 100 Mark Silber für erwiesene Dienste des Grafen eingesetzt wurde. Vergleichbares in Würzburg. Dem Würzburger Bischof Hermann I. von Lobdeburg verpfändete Gegenkönig Heinrich Raspe als Dank für die Unterstützung bei seiner Königswahl die Würzburger Juden für 2300 Mark (Müller, S. 70). Diese Verpfändungen waren an und für sich ein zeitlich befristetes Geschäft, auf Rückzahlung des Geldbetrags und Rückgabe des Pfands, sprich der Juden bzw. der von diesen zu erhebenden Einnahmen, angelegt. Die Fürsten und Herren hatten jedoch selbst ein beträchtliches Interesse an diesen Einkünften und so wurde aus einem zunächst befristeten oft ein dauerhafter Zustand – der Judenschutz und die Einkünfte gingen so real auf die Bischöfe, Fürsten, Grafen und Herren über. Nur noch formal waren die Juden kaiserliche Kammerknechte. In der Goldenen Bulle von 1356 übertrug Kaiser Karl IV. das Judenregal, d. h. das Recht des Judenschutzes, auf die Kurfürsten.

Folgenreich für das jüdische Leben waren einzelne Beschlüsse des 4. Laterankonzils von 1215 in Rom. Zum einen wurde verlangt, dass sich Juden abweichend zu kleiden hätten, damit christliche und jüdische Männer und Frauen sich nicht irrtümlich miteinander einlassen. Hierauf beruht letztlich die Kennzeichnung der Juden mit einem Abzeichen, meist einem gelben Ring. Sie finden diesen auf vielen Darstellungen von Juden, seine vollends pervertierte Form hat er dann im Judenstern der Nationalsozialisten gefunden. Eine unterscheidende Kleidertracht war auch der Judenhut, ein halbkugeliger oder konisch zulaufender breitkrempiger Hut mit einem Knauf auf dem Scheitel. Auch diesen finden Sie zur Kennzeichnung jüdischer Männer in Malerei und Buchkunst.

Auf diesem Konzil 1215 wurde die Transsubstantiation, die reale Wandlung von Hostie und Wein in Fleisch und Blut Christi bei der Eucharistiefeier als kirchliches Dogma verabschiedet. Die Vorstellung, dass eine geweihte Hostie tatsächlich der Leib Christi sei und diesen nicht nur symbolisiere, spielte für einen weiteren Anlass zur Verfolgung von Juden, die Hostienschändung, eine Rolle. „Von 24 im Zeitraum zwischen 1290 und 1338 den Juden angelasteten Hostienfreveln spielen sich wenigstens 19 südlich des Mains ab – zweifellos ein Indikator für eine wachsende Bereitschaft zur Feindschaft und Aggressivität gegen die Juden in dieser Region“ (Müller, S. 103). Zwei Ausgangspunkte dieser angeblichen Hostienfrevel sind im Taubertal zu lokalisieren – in Lauda und in Röttingen. Eine regelrechte Pogromwelle, die sich durchs Taubertal bis weit in den fränkischen Raum erstreckte, nahm ihren Anfang im April 1298 in Röttingen. Die sowohl in schriftlicher als auch bildlicher Form überlieferte Darstellung der Ereignisse beschreibt folgendes: Ein Jude habe von einem Christen eine geweihte Hostie gekauft und diese zusammen mit anderen Juden in seinem Haus gequält. Dabei sei die Hostie wie ein Kind in lautes Jammern ausgebrochen, was von Frauen in der Nachbarschaft gehört wurde. Diese, einen Ritualmord an einem Kind befürchtend, hätten den Metzger und Fleischverkäufer Rintfleisch zu Hilfe gerufen, das Haus der Juden aufgebrochen und diese vor den Richter gebracht. Das Gericht habe die Juden schließlich zum Tode verurteilt. „Aber damit nicht genug: Auch die Bauern in den benachbarten Dörfern hätten sich gegen die bei ihnen wohnenden Juden gewandt, sie beraubt und sie schließlich in ihren Häusern verbrannt“ (Müller, S. 105). In einer anderen Textvariante war die Hostie vom Küster der Kirche an einen Juden verkauft worden und verriet ihren Aufenthaltsort durch ein schimmerndes Licht über dem Haus des Juden. Auch in dieser Version endete der angebliche Missbrauch der Hostie mit der Ermordung von Juden in vielen fränkischen Städten. Die nach ihrem Anführer Rintfleisch genannte Judenverfolgung dauerte in Phasen bis in den August 1298. Im Nürnberger Memorbuch sind die zeitlichen Abläufe, die betroffenen Orte und die Zahl der Opfer dokumentiert, aus dem Taubertal werden neben Röttingen insbesondere Weikersheim, Creglingen, Mergentheim und Tauberbischofsheim genannt. Die größten Opferzahlen hatten hier Rothenburg mit über 450 Toten und Würzburg mit rund 950 Ermordeten zu verzeichnen.

Welche Nachwirkungen solche Hostienfrevelgeschichten noch bis in die jüngste Zeit hatten, lässt sich am Beispiel Laudas darstellen. Dort wurde, angeblich an der Stelle, wo die geschändete Hostie im Haus eines Juden aufgetaucht war, eine Kapelle zum heiligen Blut bzw. zum Heiligen Grab errichtet. Wie auch in Röttingen wurde darin eine bildliche Darstellung des Hostienfrevels gezeigt, die die Erinnerung an die mittelalterlichen Ereignisse, natürlich aus christlicher Sicht, und damit eine Generationen überdauernde antijüdische Stimmung wachhielt. Als es in der frühen Neuzeit darum ging, die Ansiedlung von Juden in Lauda zu verhindern, wurde diese Hostienfrevellegende zur Argumentation herangezogen. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, nach den Erfahrungen des Nationalsozialismus und des Holocaust, setzte eine kritische Diskussion darüber ein, ob solche Darstellungen überhaupt noch gezeigt werden können. Seit 2016 dient die Laudaer Kapelle nun als Gedenk- und Erinnerungsort für die christlich-jüdischen Beziehungen. Dem wieder ausgestellten Hostienfrevelbild, seit 1987 war es im Pfarrhaus quasi unter Verschluss, sind nun drei moderne Gemälde als Kommentar zur Seite gestellt worden (vgl. Zeitschrift Die Brücke, Nr. 10 und 16).

Ebenfalls ihren Ausgang in Röttingen nahm die Armleder-Verfolgung im Jahr 1336. "König Armleder", im realen Leben Ritter Arnold von Uissigheim, ein verarmter Niederadliger aus einem Ortsteil von Külsheim, überzog die fränkischen Judengemeinden mit Tod und Verfolgung. Im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger fand er jedoch sein Ende vor dem Würzburger Zentgericht in Kitzingen und wurde mit dem Schwert hingerichtet. Sein in der Uissigheimer Pfarrkirche errichtetes Grabmal zeigt ihn mit gefesselten Händen, das Schwert am Hals. Um diesen Arnold entspann sich bald eine Sage. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde er als Wundertäter verehrt, ihm gar das Attribut "selig" zugeschrieben. Sein Grabmal wurde von Wallfahrern und Bauern aufgesucht, die sich von ihm Schutz für ihr Vieh versprachen.

Eine letzte große Verfolgungswelle gab es dann im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Pest in Europa in den Jahren 1348/49. Auch hier hatten die tauberfränkischen Judengemeinden eine große Zahl an Opfern zu beklagen und es dauerte lange, bis sich wieder jüdische Bewohner in den Orten niederließen.

Die Ursachen einer in der Bevölkerung anscheinend tief verwurzelten Judenfeindschaft waren vielgestaltig. Da gab es den religiösen Blickwinkel, die Juden als Gottesmörder. Die rigide Auslegung von Bibelstellen wurde über Jahrhunderte als Rechtfertigung für die Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung gebraucht bzw. missbraucht. Und die kirchlichen Autoritäten, vom Papst über die Bischöfe bis zu den Reformatoren haben diese Argumentation oft genug unterstützt. Ein theologisch nicht sonderlich gut ausgebildeter niederer Klerus in Mittelalter und früher Neuzeit verkündete diese Sicht quasi von der Kanzel herab. Eine theologisch differenzierte Argumentation: Die Juden als heilsgeschichtliche Notwendigkeit – denn ohne Kreuzigung keine Auferstehung – konnten weder normale Christen noch der niedere Klerus dieser Zeit nachvollziehen.

Dann gab es ganz profane wirtschaftliche Interessen. Man hatte die Juden im Hochmittelalter erfolgreich aus dem Fernhandel verdrängt und auf das Pfand-, Leih- und Kreditgeschäft und den Kleinhandel zurückgedrängt, vom bäuerlichen Grundbesitz waren sie ebenso ausgeschlossen wie vom zünftigen Handwerk. Natürlich gab es in den bestehenden Wirtschaftsbeziehungen auch Kollisionen, sei es, weil ein Kredit nicht zurückgezahlt werden konnte, sei es, weil man sich bei einem Handel übervorteilt fühlte. Mit der Vertreibung und Ermordung von Juden und dem Einzug von deren Vermögen konnte sich ein Bischof, ein Fürst, ein Niederadliger, ein einfacher Bürger und Bauer gleichsam schuldenfrei machen. So kam es gerade in Krisenzeiten der Agrargesellschaft zu Ausschreitungen gegen Juden.

Im Kreditgeschäft waren jüdische Geldverleiher zudem auch unliebsame Konkurrenz. Gerade geistliche Institutionen, Klöster, Stiftungen, eine Bischofskurie, verfügten in der Regel über flüssige Geldmittel. Die Einrichtungen fungierten als Bank und gaben ebenfalls Kredite, ohne dass diese als solche bezeichnet wurden. Im Gegensatz zu Juden war Christen lange Zeit das Zinsnehmen untersagt, aber man umging dies durch Transaktionsformen wie den Pfandkauf. Ein Geldgeber gab dem Darlehensnehmer eine Geldsumme, dieser im Gegenzug dafür ein Pfand, meist Grundbesitz, und der Geldgeber erhielt für die Zeit der Geldleihe die aus dem Pfand herrührenden Einkünfte. Das war dann eine Art Zins, der aber nicht als solcher bezeichnet wurde.

Politische Machtverhältnisse innerhalb des Reiches und seiner Territorien spielten immer eine Rolle. Die Juden unterstanden dem Schutz des Kaisers bzw. dem mit dem Judenregal belehnten Adel. Waren diese in einer schwachen Position, konnten sie sich gegen judenfeindliche Kreise und deren Aktivitäten nicht durchsetzen.

Eher aus der Psychologie und Soziologie zu deuten ist dagegen die Sündenbockfunktion der Juden für alles Negative, Unerklärliche. Die Juden als Brunnenvergifter, das war die Erklärung, weshalb sich die Pest in Europa ausbreitete. Mit der Definition eines Schuldigen und dessen Vernichtung soll zugleich das von diesem verursachte Übel beseitigt werden. Ähnliche Mechanismen waren später auch bei den Hexenverfolgungen wirksam.

Viele Ursachen – ein Ergebnis: Die jüdischen Gemeinden hatten Mitte des 14. Jahrhunderts im tauberfränkischen Gebiet weitgehend aufgehört zu existieren. Von den 14 jüdischen Niederlassungen, die für das Hochmittelalter im heutigen Main-Tauber-Kreis belegt sind, hatte sich keine erhalten.

Für das Jahrhundert nach dem großen Pestpogrom finden sich nur sehr wenige archivalische Hinweise auf Juden in der Tauberregion. Sachzeugnisse aus dem Mittelalter haben sich fast gar nicht erhalten. Eines der seltenen Beispiele ist der jüdische Friedhof in Wertheim. Er wurde 1406 angelegt und ist damit der älteste erhaltene und bis ins 20. Jahrhundert genutzte jüdische Friedhof in Baden-Württemberg (Joachim Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, S. 364). Die ältesten dort heute noch in situ vorhandenen Grabsteine stammen aus seiner Gründungszeit und sind damit älter als die des berühmten Prager Judenfriedhofs (Ehmer, S. 43). In der Region werden sie zeitlich nur von den vor Jahren in einer Baugrube in der Pleich entdeckten, aus dem abgeräumten jüdischen Friedhof von Würzburg stammenden Grabsteinen übertroffen, die aus den Jahren 1154 bis 1347 stammen.

Sollte der in der Achatiuskapelle Grünsfeldhausen verbaute sog. Näpfchenstein tatsächlich ein Chanukka-Leuchter aus einer zerstörten Grünsfelder Synagoge sein, wie manche Autoren vermuten, so wäre dies ein weiteres hochmittelalterliches Relikt.

Seit der frühen Neuzeit finden sich erneut jüdische Ansiedlungen in den tauberfränkischen Städten und Dörfern, nun werden auch Orte genannt, für die vor 1350 keine jüdische Bevölkerung belegt war. Dabei erweist sich die jeweilige landesherrliche Ansiedlungs- bzw. Ausweisungspolitik als mitbestimmender Faktor jüdischer Siedlungsgeschichte ab dem 15. Jahrhundert (Torben Stretz, Juden in Franken zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit, S. 46). Das Bistum Würzburg verfolgte eine wechselhafte, in der Tendenz aber jüdische Ansiedlungen eher ausschließende Politik, z. B. Julius Echter mit seinem Mandat zur Aussiedlung der Juden 1575. Durch Beschluss von 1642 verloren die Juden bis ins 19. Jh. das Wohnrecht innerhalb der Stadt Würzburg. In den Amtsorten wurde der Zuzug jedoch wieder möglich, sodass gerade die Landstädte über jüdische Gemeinden verfügten. Sowohl die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach wie das Kurfürstentum Mainz erließen zeitweise Ausweisungsbefehle, nahmen diese jedoch auch wieder zurück. Die Reichsstadt Rothenburg wies 1521 endgültig die Juden aus. Im Gebiet des Deutschen Ordens setzte mit der Regalienverleihung 1495 eine intensivere Ansiedlungspolitik ein, schon vorher gab es Juden im Deutschordensgebiet. Die Grafen von Wertheim agierten ebenfalls eher judenfreundlich, was sich auch daran zeigt, dass sich viele aus anderen Territorien Vertriebene in Wertheim ansiedelten. Vergleichbares gilt für viele ritterschaftlichen Orte, wie es z. B. in Wenkheim unter den Hund zu beobachten ist. Jüdische Familien mussten daher erzwungenermaßen eine hohe Mobilität an den Tag legen. Die territoriale Zersplitterung der hiesigen Region ermöglichte es den ausgewiesenen und vertriebenen Juden aber andererseits, doch halbwegs in der Näheren Umgebung ihres bisherigen Wirkungsortes zu bleiben, Geschäftsbeziehungen weiter aufrecht erhalten zu können.

Die durchschnittliche Anzahl der in den Kommunen ansässigen Familien ist jedoch im Vergleich zum Hochmittelalter wesentlich geringer. Für viele Orte lassen sich nur wenige Familien nachweisen, mal 4, mal 7 - aber immer in einstelliger Größenordnung. Herrschaftliche Zuzugsbeschränkungen, die bis zum Ende des alten Reiches in fast allen Städten und Dörfern galten, in Bayern noch im 19. Jahrhundert, waren der Grund hierfür. Die Territorialherren, die mittlerweile den Judenschutz in ihren Händen hatten, ließen nur eine begrenzte Anzahl an Schutzjuden zu – und fanden sich damit meist auf einer Interessenslinie mit den christlichen Einwohnern ihrer Kommunen. Wollten Ortsherren dagegen einer größeren Anzahl von Juden die Zuwanderung erlauben, so häuften sich die Beschwerden aus der bürgerlichen Stadtgesellschaft dagegen. Oft genug ging es in diesen Fällen um wirtschaftliche Konkurrenz, die man aus der Stadt heraushalten wollte. Das berufliche Betätigungsfeld der Juden erstreckte sich ja v. a. auf den Geldverleih, den Wein- und Viehhandel und den Handel mit Kramwaren, daher waren besonders die bürgerlichen Kaufleute der Städte gegen eine Ansiedlung weiterer Juden.

Die Obrigkeit hatte indes keine hehren menschenfreundlichen, sondern handfeste fiskalische Motive für ihre Ansiedlungspolitik. Einen Judenschutzbrief gab es nicht umsonst, es musste jährlich ein entsprechendes Judenschutzgeld bezahlt werden. Dazu kamen Sonderbelastungen, v. a. in Kriegszeiten wurden Extrasteuern und -abgaben von den Juden erhoben, auch ein städtischer Haushalt wie beispielsweise in Grünsfeld kassierte eine Extra-Abgabe an Beet. Neben Geldzahlungen, darunter diverse Gang- und Weggebühren sowie Zölle, waren auch Dienstleistungen zu erbringen. So waren beispielsweise die Deutschordensjuden in Mergentheim und Umgebung dazu verpflichtet, elf herrschaftliche Jagdhunde und die Postpferde zu halten.

Regelmäßige Geldeinnahmen aus dem Judenschutz waren das eine, Finanzkraft und Wirtschaftstätigkeit der jüdischen Händler das andere, was die Fürsten und Herren für ihre Zwecke zu nutzen wussten. Belegt sind mehrere Hoffaktoren, die die Residenzen mit den für eine fürstliche Hofhaltung notwendigen Waren belieferten und im Bedarfsfall auch als Kreditgeber für ihren Auftraggeber fungierten. Einer von ihnen, der hohenlohische Hoffaktor Lämle Seligmann aus Weikersheim, ist sogar zusammen mit weiteren Bediensteten des Grafen von Hohenlohe in der barocken Zwergengalerie des Weikersheimer Schlossgartens dargestellt.

Da es sich in der Regel nur um wenige Familien handelte, wohnten die tauberfränkischen Juden nicht in einem von Mauern umgebenen Ghetto. Dennoch gab es in vielen Orten eine innerstädtische Siedlungskonzentration in Judengassen, die bis ins 20. Jahrhundert auch als solche bezeichnet wurden. Dass sich diese Siedlungsplätze im Lauf der Jahrhunderte auch ändern konnten, zeigt sich in Wertheim. Dort stand ausweislich einer Urkunde von 1381 in der Judengasse die Judenschul, d. h. die Synagoge. Diese wurde, wohl nach antijüdischen Ausschreitungen im Zusammenhang mit dem Wirken des franziskanischen Wanderpredigers Capestrano, 1447 zerstört und an ihrer Stelle eine Marienkapelle errichtet. Ein vergleichbarer Vorgang - Zerstörung einer jüdischen Synagoge und stattdessen Errichtung einer Marienkapelle – findet sich auch in Würzburg. Die dortige Marienkapelle steht ebenfalls auf ehemals jüdischem Siedlungsgrund. Damit wurde für jeden sichtbar der Sieg des Christentums, der Ecclesia, über das Judentum, die Synagoge, in Architektur umgesetzt.

In Wertheim wurde also aus der Judengasse die Kapellengasse, die jüdischen Einwohner ließen sich in der Folge an anderer, jedoch weniger günstiger Lage nieder. Der hochwassergefährdete Bereich an der mainseitigen Stadtmauer wurde die neue Judengasse, heute heißt die Straße Gerbergasse.

Auseinandersetzungen sowohl um die Anzahl als auch die Lage jüdischer Häuser gab es in den Gemeinden des Öfteren. Für Külsheim ist beispielsweise belegt, dass mehrere jüdische Häuser an der Hauptstraße des Ortes im Jahr 1781 von den Juden zwangsweise geräumt werden sollten. Eine kurmainzische Verordnung von 1761, die den Hauskauf von Juden regelte, war als Begründung dafür herangezogen worden. Die von Christen beanspruchten Häuser lagen an der Hauptstraße "wo alle öffentliche Andacht- und Prozessionen vorbeigeführt werden und hiesige Bürgerschaft zur Hälfte täglich, den Weg in die Kirche nehmen" muss - eine religiös motivierte Argumentation. Aber es handelte sich auch um den sicherlich recht ansehnlichen Hausbesitz der zu dieser Zeit vermögendsten Juden innerhalb der Stadt - vielleicht waren Neid und Missgunst also auch ein Hintergedanke.

Wenig erfährt man über das Innenleben, die innere Organisation der jüdischen Gemeinden. In den Kommunal- und Staatsarchiven aktenkundig sind in der Regel Vorgänge, die die Rechtsstellung und das Wirtschaftsleben dokumentieren. Angefangen bei den Judenordnungen, in welchen die jeweiligen Obrigkeiten das jüdische Alltagsleben regulierten, über Judeneide, wie also Juden vor Gericht zu schwören hatten, bis hin zu Kaufverträgen, Zahlungsquittungen, Prozessakten zwischen Juden und ihren Geschäftspartnern. Wies eine Gemeinde die für einen Gottesdienst notwendige Anzahl von 10 erwachsenen Männern auf, wurde vor Ort ein Betsaal, meist in einem Privathaus, eingerichtet, um die Wege zu benachbarten Synagogen zu vermeiden. War die Gemeinde einigermaßen konsolidiert und verfügte über die finanziellen Mittel, fanden sich wie in Wertheim, so auch an vielen anderen Orten, eigens erbaute Judenschulen. Der zeitgenössische Begriff Judenschule wurde synonym für Synagoge verwendet, bezeichnete aber auch die jüdische Schuleinrichtung an sich. Mikwen sind gleichfalls in mehreren Orten nachgewiesen. Friedhöfe gab es bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht an allen Orten, an denen sich jüdische Bewohner belegen lassen. Größere Verbandsfriedhöfe, die für mehrere Gemeinden zuständig waren, existierten im Kreisgebiet in Unterbalbach und Külsheim und sind glücklicherweise heute noch erhalten.

Bis zum Ende des alten Reiches verbesserte sich an der gegenüber der christlichen Bevölkerung eingeschränkten Rechtsstellung der Juden nur wenig. Zwar erließ im Zuge der Aufklärung das Kurfürstentum Mainz 1784 ein entsprechendes Generalreskript. Dieses "regelte die Stellung und Besoldung des Rabbiners, die Rechtsstellung der Juden im Staat, die Verpflichtung zur allgemeinen Schulausbildung und andere Bereiche des jüdischen Lebens. [...] Außerdem sollten ihnen bisher verschlossene Erwerbsmöglichkeiten offenstehen und die Betätigung in der Landwirtschaft nahegebracht werden" (Herwig John, in: Geschichte der Brunnenstadt Külsheim, Bd. 2, S. 135).

Die entscheidenden Schritte zur Gleichstellung der Juden mit den Staatsbürgern christlicher Konfession gelangen jedoch sowohl im Großherzogtum Baden wie auch in den Königreichen Württemberg und Bayern erst im 19. Jahrhundert. Für Baden ist hier das 9. Konstitutionsedikt von 1809 zu nennen, das u. a. auch die Verpflichtung zur Annahme von Familiennamen enthielt, in Württemberg geschah dies rund 20 Jahre später. Bis dahin unterschieden sich Juden schon allein anhand ihrer Namensform von ihrem christlichen Umfeld. Die Einführung einer allgemeinen Schulpflicht mit dem Besuch der christlichen Schulen war eine weitere Bestimmung dieses Edikts. In allen drei Staaten wurde eine kirchliche Landesorganisation mit einer israelitischen Oberkirchenbehörde und entsprechendem Unterbau mit Bezirksrabbinaten und örtlichen Synagogenräten eingerichtet.

Die völlige rechtliche Gleichstellung ließ jedoch noch einige Jahrzehnte auf sich warten. Auf gesetzlicher Grundlage erfolgte diese erst 1862 in Baden, 1864 in Württemberg und 1871 in Bayern. Alle jüdischen Gemeinden der Region erreichten im 19. Jahrhundert den Höchststand ihrer Personenzahl. Wertheim, Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim, aber auch die kleineren Orte Niederstetten, Külsheim, Wachbach und Edelfingen hatten zeitweise über 200 jüdische Einwohner. In 30 von rund 110 Orten auf dem Gebiet des heutigen Main-Tauber-Kreises wohnten im 19. Jahrhundert Juden.

Das Taubertal und die angrenzenden Gebiete waren mehrheitlich landwirtschaftlich geprägt, Arbeitsplätze jenseits dieses Berufsfelds gab es wenige. Emanzipation und rechtliche Gleichstellung hatten zwar die freie Berufswahl für Juden mit sich gebracht, sodass auch sie bürgerliche Berufe erlernen konnten, aber es gab oft keine Erwerbsmöglichkeiten in diesem Bereich. Folge war eine Abwanderung in für das Handelsgewerbe verkehrsgünstiger gelegene größere Nachbarstädte, in die sich entwickelnden Industrieregionen und Großstädte. Aber auch die Auswanderung nach Amerika ließ die Zahl jüdischer Gemeinden bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts zurückgehen.

Waren die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts gekennzeichnet von einer langsamen Assimilierung und Akzeptanz in der deutschen bürgerlichen Gesellschaft - Juden waren Mitglied in Vereinen, im Gemeinderat, übernahmen städtische Ämter - so erfolgte mit dem Erstarken des Nationalsozialismus ein Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten. Die nationalsozialistische Propaganda fiel auch in der Main-Tauber-Region auf fruchtbaren Boden, altbekannte Ressentiments wurden bedient und fanden reichlich Anhänger. Schon unmittelbar nach der Machtergreifung kam es zu ersten Exzessen, zur Misshandlung und Tötung von Juden. In Creglingen wurden am 25. März 1933, unmittelbar nach der Machtergreifung, 16 jüdische Männer auf dem Rathaus schwer gedemütigt und misshandelt, zwei der Opfer starben an den Folgen dieser Misshandlung. Sie gehören damit zu den ersten ermordeten Juden in Deutschland im Zeitraum 1933-1945.

Die bekannten Maßnahmen - Boykott jüdischer Geschäfte, Einschränkung der Berufsmöglichkeiten, der Geschäftsbeziehungen und Kontakte zwischen Juden und Christen, Verdrängung aus dem Alltag, aus dem angestammten Eigentum - all das findet sich auch hier bei uns. Widerstand dagegen jedoch nur in wenigen Ausnahmefällen. Die Zerstörung der Synagogen und ihrer Ausstattung in der Reichspogromnacht 1938, die Misshandlung und Demütigung jüdischer Gemeindemitglieder bei sogenannten Judentaufen nach dem Kriegsbeginn 1939, Hausarrest und Kasernierung der noch verbliebenen jüdischen Bevölkerung in einem einzigen Wohnhaus pro Gemeinde, letztlich die völlige Entrechtung fanden ihren traurigen Abschluss mit der Deportation der badischen Juden am 22. Oktober 1940 in das französische Lager Gurs, von wo aus die Todestransporte in die Konzentrationslager gingen. Die württembergischen Juden aus Mergentheim und Umgebung wurden mit mehreren Transporten am 28.11.1941, 24.4.1942 und 20.8.1942 in die Vernichtungslager geschickt. Damit endete eine jahrhundertelange, nur selten friedvolle und entspannte Geschichte jüdischer Beziehungen zum tauberfränkischen Raum.

Sehr geehrte ReiseTravel User, ich hoffe, meine Informationen über die „Jüdische Kultur im Lieblichen Taubertal“ fand Aufmerksamkeit. Als Kreisheimatpflegerin im Kreisarchiv Main-Tauber-Kreis beschäftige ich mich mit diesem relevanten Thema. Ihre Claudia Wieland. Kreisarchiv Main-Tauber-Kreis, Kreisheimatpflegerin. Bronnbach Nr. 19, D-97877 Wertheim. www.landesarchiv-bw.de

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Jüdisches Rothenburg ob der Tauber, lautet der Titel einer kleinen Broschüre und diese stimmt ein: Zum Rundgang!

Jüdisches Rothenburg, Verlag Medien und Dialog Klaus Schubert

Im Jahre 1180 wird in Würzburger Quellen erstmals ein Jude aus Rothenburg namen Samuel Biscoph erwähnt. Rothenburg kennt Zeiten relativer Duldung, aber auch Zeiten, in denen jüdische Stadtbewohner brutal verfolgt und ermordet wurden. Die Stadt erlebte Hochblüte jüdischer Kultur, als der Talmut Gelehrte Rabbi Meir ben Baruch in der Mitte des 13. Jahrhundert hier lehrte. Seit der völligen Vertreibung 1520 war es Juden verboten, sich in Rothenburg anzusiedeln. Erst ab 1870 wohnten wieder Juden in der Stadt, bis sie 1938, durch den unter Rothenburgern geschürten nationalsozialistischen Rassenhass, erneut vertrieben wurden.

Jüdisches Rothenburg, Verlag Medien und Dialog Klaus Schubert, PF 01, D-72394 Haigerloch, ISBN 3-933231-22-1. www.medien-und-dialog.de

Anreise: Die Reise in das „Liebliche Taubertal“ kann mit den ICE Zügen der DB erfolgen, via Würzburg und dann in die einzelnen Orte. Natürlich auch im Auto, aus allen Richtungen. Mehrere Reiseveranstalten bieten Pauschalreisen an. Direktbuchungen in den Hotels, Pensionen oder Ferienwohnungen sind möglich, in allen Preisklassen. Restaurants locken mit köstlichen Offerten. Ein paar Tage sollten zur Reise eingeplant werden. Gute Reise!

Tourismusverband Liebliches Taubertal e.V. Gartenstraße 1, D-97941 Tauberbischofsheim, Fon 09341-825806, touristik@liebliches-taubertal.de – www.liebliches-taubertal.de

Reisen & Speisen: Das Liebliche Taubertal lockt nicht nur mit kulinarischen Genüssen. Auf den Spuren Jüdische Kultur wandeln und den Kurpark Bad Mergentheim besuchen, ebenso den Pfeifer in Nicklashausen oder der Brunnenstadt Külsheim einen Besuch abstatten. Super Gastronomie in der Orangerie im Kloster Bronnbach erleben. Gute Reise!   

Ein Beitrag für ReiseTravel von Gerald H. Ueberscher.

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