Leipzig | Leipzig liest |
Lesefest ist eine familiäre Buchmesse in Sachsen mit einem Buch als Freund
Leipzig liest laufend: Die Leipziger Buchmesse führt Leser, Autoren und Verleger zusammen. Das unterhaltsame Programm während der Leipziger Buchmesse unter dem Titel: „Leipzig liest“ findet nicht nur in den Messehallen der Leipziger Messe statt. Über 3.000 Mitwirkende suchten 3.200 Veranstaltungen an 410 Standorten auf. So fanden Autorenlesungen in Cafés, Kultureinrichtungen, Konsulaten, Rundfunkhäusern, Volkshochschulen, Regierungsgebäuden sowie in Verlagshäusern, die dort angesiedelt sind, statt. So lasen beispielsweise aus dem Berliner be.bra Verlag Willi Jasper und Falko Henning sowie Alexandra Schio. Prof. Dr. Willi Jasper, Publizist und Professor für deutsch-jüdische Literaturgeschichte an der Universität Potsdam, las in einer Leipziger Stadtbibliothek aus dem Werk Lusitania. Der Bühnenkünstler, Journalist und Schriftsteller Falko Hennig trat gemeinsam mit der Autorin Alexandra Schio in einer Aula einer Leipziger Schule auf und lasen aus ihrer Anthologie Welche Mauer eigentlich. www.bebraverlag.de
„Ein Buch ist wie ein Freund. Es ist in guten und schlechten Zeiten immer um mich herum“, teilte die aus dem thüringischem Föritz stammende Verlegerin Ingrid Maikath mit. Daher gab sie ihrem im Jahre 2000 gegründeten Verlag auch den Namen amicus. Übersetzt heißt das lateinische Wort Freund. Als besonderes Erkennungszeichen ist im Verlagslogo auch eine Katze enthalten. Katzen gelten als Haus treu, das trifft auf jeden Fall auf die Inhaberin des Verlages zu, was ihre Liebe zur Leipziger Buchmesse angeht. Sie kam nunmehr zum 15. Male auf das Messegelände und hat somit seit Verlagsgründung nicht eine Leipziger Buchmesse ausgelassen. „Das ist für mich eine sehr angenehme Pflichtveranstaltung hier. Zahlreiche Messebesucher sprechen mich am Stand an. Die Katze im Logo ist wirklich innerhalb der 15 Jahre zu einem Markenzeichen für uns geworden. In Leipzig gefällt mir auch die Übersichtlichkeit allgemein. Hier ist von Hektik keine Spur. Gespräche mit Lesern und Autoren stehen bei der Leipziger Buchmesse im Mittelpunkt“. Die großen Abschlüsse mit Verlegern und international bekannten Autoren werden andernorts gemacht. Dabei kann Ingrid Maikath durchaus mithalten. So ist der sehr bekannte Schriftsteller Klaus Fischer bei ihr im Programm. Am Messestand kommen auch immer wieder Leute vorbei, die der Verlegerin von ihrer Idee erzählen, ein eigenes Buch zu veröffentlichen. „Dafür ziehe ich dann meine Berater hinzu“, scherzt sie. „Das sind mein Bauch und mein Kopf. Stimmen beide mir zu, das Buch der vor mir stehende Dame oder des Herrn zu veröffentlichen, stehe ich voll und ganz dazu. Man muss aber auch als Verlegerin den Mut haben, dem potenziellen Autor zu sagen, ich sehe zumindest in meinem Verlag keinerlei Chancen, das Werk zu veröffentlichen“. Gibt man Verbesserungsvorschläge und der Autor setzt die um, kann man „immer noch über eine Veröffentlichung reden.“
Ausdrücklich betont die Thüringerin, das Ansehen und Besprechen eines Manuskriptes kostet dem Autor nichts. Leider soll es in der Zunft der Verleger, wie fast überall auf der Welt, das ein oder andere Schwarze Schaf geben. Dann liest jemand ein Manuskript durch, sagt dem Verfasser dieses sei unbrauchbar und verlangt für seine Tätigkeit ein Honorar. „Bei mir kommt so etwas nicht vor. Habe ich mit einem Autor Erfolg, möchte ich diesen ja an mich binden für eine langfristige Zusammenarbeit“. Es ist natürlich einleuchtend, der ehemals unbekannte Schriftsteller wird sich nach einer erfolgversprechenden Veröffentlichung dem Verlagshaus immer dankbar erweisen. Ohne die Hilfe dieses Verlegers wäre sein Buch nie auf den Markt gekommen. In Sachen Verkauf hat sie keinerlei Hemmungen, mit dem Großkonzern Amazon, dem Versandhändler, zusammenzuarbeiten. „Warum sollte ich das nicht tun? Der Verleger, der Autor, der Kunde und natürlich Amazon selbst profitieren doch davon. Ich gebe gerne offen zu, an manchen Geschäftstagen schaffe ich über den Versandhandel mit Amazon höhere Umsatzzahlen als über das klassische Bestellwesen im Buchhandel. Natürlich kann ich in diesem Falle nur für mich und meinen Verlag sprechen. Das mag der ein oder andere Kollege Verleger beziehungsweise Verlegerin anders als ich sehen. Das muss jeder Verleger, der ja auch immer gleichzeitig Unternehmer ist, individuell für sich festlegen“. www.amicus-verlag.de
Heimspiel in Leipzig hat Verleger Georg Dehn. Sein araki-Verlag kommt aus Leipzig. Verleger Dehn unterstützt die Aussagen seiner Kollegin Frau Maikath. Er nimmt ebenfalls keine Gebühren von den Mitbürgern, die ihm ihr Manuskript zur Begutachtung vorbeibringen. „Es ist aber so, dass durchschnittlich 95 Prozent der Einreichungen abgelehnt werden. Das ist nicht eine Zahl, die nur für unser Haus gilt, da spreche ich für alle Verlage in Deutschland“. Von vornherein muss also der neue Autor sich darüber im Klaren sein, ob das von ihm verfasste Werk auf Interesse bei der Leserschaft stoßen wird. Schließlich soll ein gedrucktes Buch nicht im Verkaufsregal des Buchhandels verstauben, sondern einen Kunden finden. Großen Erfolg hat der Leipziger Verlag mit der Autorin Leonie Wolf. Die evangelische Pfarrerin ist neunfache Mutter und bekannt geworden durch ihr Werk OSTSchokolade. www.araki.de
Um das Thema Essen ging es auch am Stand der Republik Indonesien. Dort signierte die Autorin Sisca Soewitomo nicht nur ihr neustes Kochbuch, ein Koch bereitete gleich eine Suppe vor und die Gäste in der Messehalle ließen es sich schmecken. Aus Java kommt die Suppe Sop Bobor. Bestandteile sind unter anderem Ingwer, Milch der Kokosnuss, Zwiebeln, Knoblauch und schwarzer Pfeffer. Nicht grundlos stand auf einem Hinweisschild am Stand der Küche zu lesen: „Achtung! Feurig!“
Die Autorin hat mittlerweile über 120 Bücher verfasst und konnte mitteilen, bei den über 17.000 Inseln und über 1.100 verschiedenen Ethnien des Landes „gibt es immer noch genug Stoff, weitere Kochbücher zu schreiben.“ Die Autorin ist auch hier zu Gast, um für zahlreiche Werke, die bisher im europäischen Raum nur auf Englisch erschienen sind, einen deutschen Verlag zu finden. Ihr neustes Werk hat die ISBN 978-602-03-1541-6. Aus Mainz stammt Dr. Annette Nünnerich-Asmus. Sie ist klassische Archäologin, Verlagsleiterin und Publizistin. Die Verlegerin ist auch schon seit vielen Jahren von der Leipziger Buchmesse begeistert. „Einerseits ist der Verlag präsent, andererseits wird er gesichtet“, so kann man es beschreiben. www.na-verlag.de
Werke aus der Oberlausitz, ob Krimis oder Historien oder Kunstbände wanderten von Bautzen in Sachsen zur Messe nach Leipzig, hatten also keinen so weiten Weg zurückzulegen. Verantwortlich dafür war der Verlag Dr. Stübner & Co. KG. www.LusatiaVerlag.de
Aus Franken reiste Verleger Werner Schmid nach Leipzig an. Ihm gehört der Wiesenburg-Verlag mit Sitz in Schweinfurt. Er ist regelrecht „Feuer und Flamme von der Buchmesse Leipzig liest. Hier auf der Messe hält man zusammen. Die Verleger, besonders die kleineren und mittleren Verlage, helfen sich untereinander, wo sie nur können. Ein Konkurrenzdenken gibt es hier nicht. Man kann es so ausdrücken: Es geht in Leipzig sehr kollegial und familiär zu. Dafür bin ich sehr dankbar und komme daher immer wieder gerne nach Leipzig“. www.wiesenburgverlag.de
Natürlich ist eine Messe immer anstrengend für die vor Ort tätigen Verlagsmitarbeiter. Das gehört einfach zur Leipziger Buchmesse dazu. Man steht viel auf den Beinen, kann sich nicht so sehr bewegen, da Stände nun einmal ein vorgeschriebenes, gebuchtes Ausmaß haben und niemand seinen Stand unbeaufsichtigt lassen möchte. Dazu muss der Verlagsmitarbeiter viele Gespräche mit Kunden und Autoren führen. So konnte Edda Fensch vom Christoph Links Verlag aus Berlin berichten: „Leipzig fordert einen immer wieder heraus, bereitet aber auch sehr viel Freude“. www.christoph-links-verlag.de
ReiseTravel Fact: Leipzig liest macht seinem Namen alle Ehre. Diese Buchmesse ist keine Messe, die sich nur auf dem Messegelände und in den Messehallen abspielt. Hier wird in der ganzen Stadt gelesen und zugehört. So soll es sein. Das Buch ist ein wertvolles und wichtiges Kulturgut. www.leipziger-buchmesse.de
Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.
Unser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.
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