Bad Mergentheim

Hätten nicht im Jahr 1826 die Schafe des Schäfers Franz Gehrig einen besonders starken Drang nach Salz verspürt, Mergentheim wäre in einen Dornröschenschlaf verfallen!

Bad Mergentheim: Seine große Zeit lag weit zurück, nachdem Napoleon 1809 der Deutschordensherrlichkeit nach bald 600 jähriger Herrschaft ein Ende gemacht hatte und die Stadt württembergisch wurde. Eines der größten Kur- und Heilbäder Baden-Württembergs liegt etwa 40 Kilometer südlich von Würzburg, im Lieblichen Taubertal, direkt an der Romantischen Straße, Württembergischen Straße und der Schwäbischen Dichterstraße. Die rund 23.200 Einwohner zählende Stadt glänzt durch liebevoll restaurierte Fachwerkbauten, Deutschordensschloss und eine ausgeprägte Kurinfrastruktur.

Geprägt durch eine hoch interessante Vergangenheit – Mittelalter, Renaissance und Barock – ist die bedeutende Deutschordensstadt heutzutage eine historische und trotzdem sehr lebendige Stadt und beliebtes Ausflugsziel im Lieblichen Taubertal.

Bad Mergentheim by ReiseTravel.eu

Seit der Entdeckung der Heilquellen im Jahr 1826 hat sich eine sehr hohe medizinische Kompetenz als wesentliches Merkmal für Bad Mergentheim entwickelt. Zunächst wurde die Stadt zum Mekka für Stoffwechselerkrankungen, inzwischen hat sich das Gesundheitsangebot jedoch wesentlich erweitert. Diabetes und orthopädische Erkrankungen sowie die Behandlung von Essstörungen und psychosomatischen Erkrankungen gehören heutzutage ebenfalls zu den Kernkompetenzen Bad Mergentheims.

Die Stadt hat sich einen Namen als „Gesundheitsstadt“ gemacht und wird vom typischen Kurbetrieb geprägt. Jährlich finden rund 140.000 Gäste und Patienten Ruhe und Erholung.

Schafe müssten eigentlich das Wahrzeichen von Bad Mergentheim sein, denn Schafen hat Bad Mergentheim sehr viel, ja sogar fast alles, zu verdanken.

Bad Mergentheim Schäfer Franz Gehrig by ReiseTravel.eu

Am Morgen des 13. Oktobers 1826 weidete der Schäfer des Johanniterhofes Franz Gehrig seine Herde rechts der Tauber beim heutigen Pavillon der Wilhelmsquelle. Ein heißer Sommer, ein trockener Herbst hatten den Wasserspiegel des Flusses gesenkt. Gehrig bemerkte, dass sich seine Schafe gierig um ein Rinnsal am Hang drängten, das bis dahin unbemerkt in die Tauber gesickert war. Als er von dem Wasser kostete, schmeckte er Salz. Der Schäfer ahnte die Bedeutung seines Fundes und meldete ihn auf dem Rathaus. Noch am gleichen Tag wurden Wasserproben entnommen. Die Gutachten stimmten hoffnungsvoll.

Die von ihm entdeckte Quelle wurde später nach dem König von Württemberg Wilhelm I., also „Wilhelmsquelle“, benannt. Bei ihr sollte es allerdings nicht bleiben. Im Laufe der Jahre wurden noch drei weitere Heilquellen erbohrt. Als letzter Brunnen stieß die Paulsquelle hinzu. Sie ist sozusagen der „Exot“ des Quartetts, denn sie ist eine reine Badequelle. Viel zu salzhaltig, um sie zu trinken, kann man sie dennoch genießen: In der Solymar Therme, wo sie u. a. gegen Neurodermitis und Schuppenflechte hilft, oder im Gradierpavillon im Kurpark. Dort wirkt sie ähnlich wie die salzhaltige Luft am Meer, sekretlösend und stärkend für das Immunsystem. Die drei Trinkquellen (Wilhelm, Karl, und Albert), deren Gehalt an Natrium-, Magnesium-, Sulfat- und anderen Ionen das Wasser so heilkräftig macht, stehen den Gästen täglich zu den Trinkzeiten im Brunnentempel zur Verfügung.

Wasser: Quelle des Lebens

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Mit dieser Entdeckung durch die Schafe des Schäfers Gehrig wurde Mergentheim 1826 aus der Lethargie, aus dem Dornröschenschlaf, herausgerissen und die Entwicklung Mergentheims zum „Bad“ Mergentheim ließ sich nicht mehr aufhalten.

Noch keine 60 Jahre später liest man in der „Allgemeinen Zeitung“ in München in einer Anzeige mit der Überschrift „Das Karlsbad bei Mergentheim“ folgendes: „Kurmittel: Trinkkuren, Mineralbäder, Duschen etc. Über 100 elegant und bequem eingerichtete Wohnzimmer, schöne Speise- und Reunionssäle, großer Kursaal, vorzüglicher Kurtisch, Militärmusik, großer Park, Eisenbahn und Telegrafenstation, Klima mild, Gegend lieblich, Aufenthalt billig. Nach Mergentheim gelangt man von Stuttgart in sechs, von Würzburg in zwei Stunden. Die Badverwaltung“.

Etwa ein Jahr nach Erscheinen der Anzeige begann in Mergentheim die Wildwest-Arena. Dr. Herschel und seine Frau Anna aus New York kauften das Bad und setzten sich von Anfang an großzügig über die Bestimmungen des Kaufvertrages hinweg.

Dabei hatte, wie Stadtschultheiß Merz grimmig bemerkte, die Frau im „Bad drunten“ die Hosen an. Anna Herschel verweigerte den Mergentheimern den Weg über die Badbrücke ganz einfach, in dem sie, mit einem Revolver bewaffnet, den Durchgang versperrte. Dies ging sogar so weit, dass Bürger und Dienstboten unter Polizeischutz gestellt werden mussten, wenn sie Wasser holen wollten, weil Anna Herschel wieder mit dem Revolver in der Gegend herumfuchtelte. Unter dem schikanösen Regiment des Ehepaars Herschel verlotterte der Kurbetrieb völlig. Aber Ende des 19. Jahrhunderts ist auch diese wilde Ära vorüber. Am 15. August 1897 wechselte das marode Unternehmen an die Karlsbad Mergentheim GmbH, der 16 Mergentheimer Bürger angehörten und die Zahl der Kurgäste stieg wieder auf die Tausender-Marke.

Prominente Kurgäste in Bad Mergentheim im Lieblichen Taubertal

Bad Mergentheim Schäfer Franz Gehrig by ReiseTravel.eu

In seinen letzten Lebensjahren (1897) weilte auch Wasserpfarrer Sebastian Kneipp mehrmals zur Kur in Mergentheim. Im Kurpark erinnert heute eine Büste neben der Kneippanlage am Haus des Gastes an den Namensgeber der Kneipp-Medizin.

Könige und Kaiser kamen in den Kurort: Am 17. Mai 1907 wurde im Beisein des württembergischen Königspaares der Pavillon der neugefassten Wilhelmsquelle eingeweiht. Und im September 1909 war Mergentheim das Hauptquartier beim „Kaisermanöver“. Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. wohnte im rechten Seitentrakt des ehemaligen Kurhauses.

Am 2. August 1926 erhielt anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Quellentdeckung Mergentheim schließlich das amtliche Prädikat einer Badestadt und bis 1929 stieg die Zahl der Kurgäste auf jährlich rund 15.850 an.

Stadt und Landkreis gründeten am 6. Mai 1932 die Kurverwaltung GmbH. 1951 tritt das Land als dritter Gesellschafter bei.

„Wer müd vom Leben oder krank, dem ist zu helfen, Gott sei Dank. Wenn er sich kann vergunnen, den Mergentheimer Brunnen“. Mit diesen Worten machte man seit den 1930er Jahren ein halbes Jahrhundert lang Reklame für die Kur in Bad Mergentheim. Und das sehr erfolgreich. Während der Blütezeit des Bades zwischen 1950 und 1965 kann man von einigen prominenten Kurgästen berichten.

Unter anderem verbrachte Bundespräsident Prof. Dr. Theodor Heuss im Jahre 1956 seinen Kuraufenthalt in Bad Mergentheim. Auch die populären Schauspieler Heinz Rühmann, Adele Sandrock und Gustav Knuth sowie die deutsche Fußball-Nationalmannschaft von 1954 sind vielen im Gedächtnis geblieben.

Bei der Zahl der jährlichen Übernachtungen wurde im Jahr 1965 zum ersten Mal die Millionen-Hürde „geknackt“ – dieser Boom dauerte bis Anfang der 90er Jahre an, doch nach der „Seehofer`schen Gesundheits-Reform“ gingen die Zahlen zurück. Heute ist Bad Mergentheim mit über 700.000 Übernachtungen pro Jahr wieder sehr gut aufgestellt.

Atmosphäre

Gotik, Renaissance, Barock – die Spuren vergangener Zeiten durchdringen noch heute die Atmosphäre der Kur- und Urlaubsstadt. Untrennbar verbunden ist die Geschichte Bad Mergentheims mit der des Deutschen Ordens, deren Hoch- und Deutschmeister hier von 1525 bis 1809 residierten. An diese Zeit erinnern heute das Deutschordensschloss mit Museum und barocker Schlosskirche sowie die Statue von Wolfgang Schutzbar, genannt Milchling, der als Denkmal den gleichnamigen Brunnen auf dem Marktplatz ziert. Er erbaute 1564 das Renaissance-Rathaus. Kaiser und Könige kamen nach Bad Mergentheim, Baumeister und Künstler. Blasius Berwart schuf die berühmte Wendeltreppe im Schlossturm; der junge Beethoven spielte an der Tafel des Hochmeisters und verbrachte einige Monate hier. Der Dichter Eduard Mörike lebte acht Jahre in Bad Mergentheim. Die historischen Bauten sind heute reizvolle Kulisse für Veranstaltungen und Feste.

Tradition

Den Rundgang durch die im Jahr 1058 erstmals als „Grafschaft Mergintaim im Taubergau“ erwähnte Stadt beginnt man am besten beim historischen Rathaus am Marktplatz – ein Staffelgiebelbau aus dem 15. Jahrhundert -, schlendert weiter durch die Altstadt und geht durch das große Tor des 1572 erbauten Deutschordensschlosses bis hinein in den Kurpark.

Wie ein breiter grüner Gürtel schlingt sich der Park nordöstlich um die Stadt. Zu Recht bezeichnet man ihn als eine der schönsten Parkanlagen Deutschlands. Auf 30 Hektar Fläche findet der Gast neben der Trink- und Wandelhalle zahlreiche Attraktionen, die zum Verweilen einladen, wie den Rosengarten, den Japangarten, ein Lapidarium, eine Kneippanlage, den Gradierpavillon, Barfußpfad und Labyrinth, den Klang- und Lesegarten oder Springbrunnen, einen natürlich angelegten Wasserlauf und die allseits beliebten Wasserspiele.

ReiseTravel Fact: Kaum ein anderer Ort bietet eine solche Bandbreite an Attraktionen wie Bad Mergentheim. Von den vielseitigen Angeboten im Gesundheitsbereich über die großzügige Kurinfrastruktur bis zu den zahlreichen touristischen Freizeiteinrichtungen. Dass auch die Kultur einen wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden leisten kann, stellen hochkarätige Veranstaltungen unter Beweis.

ReiseTravel Service

Kurverwaltung Bad Mergentheim GmbH, Lothar-Daiker-Str. 4, D-97980 Bad Mergentheim, Tel. 07931/965-220, 07931/965-228, p.dittgen@kur-badmergentheim.de - www.bad-mergentheim.de

Liebliches Taubertal – Fränkisch gut. Tourismusverband. Landratsamt Gartenstraße 1, D-97941 Tauberbischofsheim, Phon 09341-825806, touristik@liebliches-taubertal.de – www.liebliches-taubertal.de

Ein Beitrag für ReiseTravel von Peter Dittgen. Marketing- und Veranstaltungsleiter Kurverwaltung Bad Mergentheim.

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Zur idealen Einstellung auf das: Beliebtes Urlaubsziel mit großer Tradition ein Buch: Wer müd´ vom Leben oder krank...

Wer müd´ vom Leben oder krank... von Hartwig Behr und Ulrich Rüdenauer, Edition Rüße

Von Eduard Mörike bis Heinz Rühmann: Dieses Buch bündelt 24 Artikel über prominente Kurgäste. Die vom April 2006 bis zum März 2008 erschienen sind. Sie wurden in der Kurzeitung vonBad Mergentheim in kürzerer Form und anschließend in der Tauber-Zeitung gedruckt. Eine systematische Erfassung prominenter Kurgäste gab es bisher noch nicht. Reichspräsident Friedrich Ebert, die Fußballnationalmannschaft von 1954, Bundespräsident Theodor Heuss und der populäre Schauspieler Gustav Knuth sind so manchen im Gedächtnis geblieben: Prominente Mergentheimer Kurgäste von Eduard Mörike bis Gustav Knuth.

ReiseTravel Fact: Hartwig Behr und Ulrich Rüdenauer haben ein interessantes Buch über einen liebenswerten Kurort herausgegeben. Auf 110 Seiten wird lokales Geschehen beschrieben und zahlreiches davon war damals „große“ Weltpolitik. Lesenswert und zu empfehlen.   

Wer müd´ vom Leben oder krank... von Hartwig Behr und Ulrich Rüdenauer, Edition Rüße. Prominente Mergentheimer Kurgäste von Eduard Mörike bis Gustav Knuth in Bad Mergentheim.

Das Buch kostet 16,80 Euro.

Bezugsquelle: Deutschordensmuseum, Schloss 16, D-97980 Bad Mergentheim, Tel 07931/52212, Fax 07931/52669, info@deutschordensmuseum.de - www.deutschordensmuseum.de/service/publikationen/

Reisen & Speisen: Das Liebliche Taubertal lockt nicht nur mit kulinarischen Genüssen. Auf den Spuren Jüdische Kultur wandeln und den Kurpark Bad Mergentheim besuchen, ebenso den Pfeifer in Nicklashausen oder der Brunnenstadt Külsheim einen Besuch abstatten. Super Gastronomie in der Orangerie im Kloster Bronnbach erleben. Gute Reise!   

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