Karlovy Vary | Kur in Karlsbad |
In Karlovy Vary wurde die Kursaison eröffnet
Im westböhmischen Kurort Karlovy Vary - Karlsbad wurde mit der Quellenweihe die 655. Kursaison feierlich eröffnet: Zum Saisonbeginn segnete der Apostolische Nuntius in Tschechien, Giuseppe Leanza, die Kurquellen der Stadt, damit diese ihre Heilkraft bewahren. Leanza erinnerte an die Bedeutung der Karlsbader Heilquellen, dank denen die Stadt zu einem weltbekannten Kurort geworden ist.
Die festliche Eröffnung der Kursaison in Karlsbad fand statt und das umfangreiche Festprogramm begann mit dem Anzünden des Scheiterhaufens für das „Hexenfeuer“. Ein Altböhmischer Jahrmarkt startete in der T. G. Masaryk-Straße. Weitere Attraktionen waren u.a. Festjahrmärkte, Theater- und Märchenaufführungen, Feierabend- und Galakonzerte sowie ein feierlicher Abend mit einer Konzertvariante der weltweiten Uraufführung der Rockmesse von Daniel Kyzlink und John de Jong in einer gemeinsamen Inszenierung des Karlsbader Symphonieorchesters und der Karlsbader Repre Band sowie von Vokalsolisten aus England unter der Leitung von Martin Lebel, Chefdirigent des KSO – Moderation Yvetta Blanarovi?ová im Karlsbader Stadttheater. Kinder- und Maskenwettbewerbe, Ausstellungen sowie ein Großfeuerwerk rundeten das vielfältige Programm ab.
Besondere Beachtung fand der Festumzug zu Ehren des Gründers der Stadt, traditionell kehrte Karl IV. mit seinem großen Gefolge und historischen Fecht- und Tanzgruppen in die Stadt zurück. Er wurde vom Bürgermeister Petr Kulhanek empfangen, der bei dieser Gelegenheit auch Vertreter der weltweiten Partnerstädte von Karlsbad begrüßte. Deutsche Partnerstadt ist Baden-Baden. Von dort reisten Partnerschaftsvereins-Vorsitzende Brita Heetel mit Helga Verspohl und Lutz Benicke in die tschechische Partnerstadt Karlsbad. Helga Verspohl, im Partnerschaftsverein für die Kontakte mit Karlsbad zuständig, ist Ehrenbürgerin der böhmischen Bäder- und Kurstadt.
Für Liebhaber schön gedeckter Tische veranstaltete bereits zum achtzehnten Mal der Porzellanhersteller Thun 1794 a.s., zusammen mit dem Grandhotel Pupp, unter der Schirmherrschaft des Bürgermeisters, das sogenannte Porzellanfest auf dem Vorplatz des Grandhotels Pupp. Die Festbesucher konnten auf dem Gelände vor dem Grandhotel preisgünstig Porzellan kaufen. An 24 Verkaufsständen wurde außerdem neben dem Porzellan des Herstellers Thun 1794 a.s. auch das Sortiment folgender Marken angeboten: Ceský porcelán Dubí (Böhmisches Porzellan Eichwald), Epiag Lofida – Betrieb Chodov (Chodau), Glasmanufaktur Moser, Porzellanfabrik Rudolf Kämpf s.r.o. Im Restaurant Rendez-Vous des Grandhotels Pupp war zudem eine Ausstellung gedeckter Tische mit den schönsten Neuheiten aus der Produktion der Gesellschaft Thun 1794 zu besichtigen.
Auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt, die gastronomische Veranstaltung FOOD FESTIVAL KARLOVY VARY beteiligte sich zum fünften Male. Die besten regionalen Restaurants und Hotels waren eingeladen, ihre kulinarischen Künste zu präsentieren und die Besucher freuten sich wieder an den Kämpfen der Köche und Barkeeper auf der Bühne und wählten ihre Favoriten. Mit eine Stimme Mehrheit gewann das Team des Grandhotels Pupp. In einer engen Entscheidung kam die Gastronomie des Hotel Royal Regent Inns auf den zweiten Platz. Vor dem Hotel Thermal wurde auch an die Kinder gedacht. In einer Kinderkochschule bereiteten sie mit kompetenter Hilfe ausgewählte Delikatessen zu. Zum Schluss startete das traditionelle Rennen „Lauf, Ober, lauf“ und der Sieger freute sich über seinen Preis, schließlich ist es nicht einfach, mit einem gefüllten Bierglas durch die Stadt zu rennen. Der Festbesucher hatte es da einfacher und konnte sich mit einem guten Getränk bequem hinsetzen. Und in den Gläsern war diesmal ganz sicher nicht das berühmte Heilwasser. Die Kursaison in Karlsbad ist eine gute Gelegenheit, einen Kur-Urlaub mit einem ansprechenden Programm zu verbinden.
Interview mit dem Bürgermeister der Stadt Karlovy Vary Petr Kulhanek
Herr Kulhanek, seit wann sind Sie Bürgermeister, wie groß ist die Stadt und was zeichnet Karlovy Vary aus?
Petr Kulhanek: Seit 12. November 2010 bin ich Bürgermeister von Karlovy Vary. Das Stadtgebiet von Karlovy Vary hat 59,08 km2 und ungefähr 52.000 Einwohner. Seit der Gründung der Stadt im 14. Jahrhundert durch den böhmischen König und römischen Kaiser Karel IV. sind wir bekannt, aber die größere Entwicklung als Kurstadt kam 200 Jahre später. Als Kurort ist die Stadt berühmt vor allem durch die Bäderkuren. Zur Heilung werden seit Jahrhunderten bewährte Thermalbäder und später auch Trinkkuren verwendet.
Was ist das Besondere der Heilquellen?
Petr Kulhanek: Karlovy Vary hat die wärmsten und ausgiebigsten Quellen der Tschechischen Republik und sogar Mitteleuropas, der „Vídlo“ („Sprudel“ auf Deutsch) hat eine Temperatur von 73,4 °C und eine Ergiebigkeit von 2.000 Liter pro Minute (34 Liter pro Sekunde). Die Quellen enthalten juveniles Kohlendioxid aus magmatischen Grundschichten, die sich mit versickertem Wasser in einer Tiefe von ca. 2 Kilometer mischen und dann zusammen unter großem Druck auf der Erdoberfläche herauskommen. Der Sprudel spritzt dank dieser Kraft in eine Höhe bis zu 12 Meter.
Wie viele Unterkunftsmöglichkeiten und Betten bietet die Stadt und was bietet die Stadt außerdem noch für Touristen, z. B. Festivals und Musikveranstaltungen?
Petr Kulhanek: Es gibt 191 Hotels, Sanatorien und Pensionen in Karlovy Vary, zusammen ca. 5,3 Tausend Zimmern oder 11 Tausend Betten. Die Stadt ist ein bedeutendes Zentrum der Kultur, im Veranstaltungskalender stehen regelmäßig weltberühmte Festivals, so das Internationale-Film-Festival-Karlovy Vary (Kategorie A, seit 1946), das Tourfilm-Festival (46. Jahrgang, das älteste und größte Festival der Filme und Multimedien der Welt), für Musikfreunde der Dvo?áks-Karlsbader Herbst, das Karlsbader-Folklorefestival, das Jazzfest Karlovy Vary, im Frühjahr die festliche Eröffnung der Kursaison, der Karlsbader Karneval. Die Stadt hat auch viel zu bieten im Sportbereich, sie ist berühmt für eine sehr lange Golf- und Pferderennen-Tradition, in diesem Jahr wird direkt in der Mitte der Stadt ein Wettlauf 1/2Maraton KV organisiert, eine gute Tradition haben der Karlovy Vary-City Triathlon, es gibt einen Ski-Sprint am zweiten Weihnachtstag, u.v.a.
Die Stadt diente oft als Kulisse für große Filme, können Sie einige nennen?
Petr Kulhanek: Ja, sicher, aus den letzten 20 Jahren erinnere ich mich an: James Bond: Casino Royale, Edith Piaf. King Ubu, La Dame d’Izieu, Red Tails, Last Holidays, Shanghai Knights, The Ring, Hostel II. Folgen der TV-Serien: The Philantropist; Balzac mehrere tschechische Filme u.v.a.m.
Wie viele Touristen besuchen jährlich die Stadt und aus welchen Ländern kommen diese?
Petr Kulhanek: Im letzten Jahr waren es 266.000 Touristen, neben Tschechen sind das Touristen aus Russland, Deutschland, Ukraine, Israel, China. Im Jahr 2012 kamen über 38.000 Touristen aus Deutschland.
Petr Kulhanek und Wolfgang Grüner
Was tut die Stadt, um besonders deutsche Gäste zu bekommen?
Petr Kulhanek: Die Stadt Karlovy Vary bemüht sich immer, die deutschen Gäste in unsere schöne Stadt zu locken. Dazu benutzt sie eine Menge von Marketing-Tools, wie Print-Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften, Präsentationen in deutschen Städten, Trips für deutsche Journalisten und Reisebüros, Outdoor-Kampagnen in deutschen Großstädten, bis hin zu den ständig steigenden Marketing-Aktivitäten im Bereich des Internets. Es wurde vor Kurzem die neue Webseite www.karlovyvary.cz gestartet, die die Bemühungen unterstützen soll, Gäste zum Besuch unserer Stadt zu überzeugen und sich zu interessieren für die Kurprogramme, auch für Aktivurlaub – besonders Golf-, und natürlich auch für Reisen auf den Spuren und Geschichten der berühmten Besucher, die hier weilten, darunter Goethe und Mozart.
Gibt es aus der Geschichte her Probleme mit deutschen Gästen und wie geht man mit der deutschen Geschichte des Gebietes heute um?
Petr Kulhanek: Nach meiner Kenntnis gibt es keine Probleme mit deutschen Gästen, die deutsche Geschichte unseres Gebietes wird eher gut angenommen, nicht selten ist zu hören, „die Deutsche machten es damals besser“. Umso mehr, weil die Jahre nach dem Zweitem Weltkrieg für Karlovy Vary und ganz Tschechien den Kommunistischen Totalitarismus, den Eisernen Vorhang, Stagnation und Rückschritt brachten. All das sollte Schönes in Namen der neuen Zeit und für einen neuen Menschen bedeuten, war aber für die malerische und weltbekannte Kurstadt eine traurige Epoche.
Was bietet die Stadt für Geschäftsreisende oder MICE?
Petr Kulhanek: Es gibt viele Gründe, gerade Karlovy Vary als Ort für einen Kongress, eine Konferenz oder eine andere gesellschaftliche Veranstaltungen zu wählen: Einfach zu erreichen, Karlovy Vary liegt "inmitten Europas", 50 km von der deutschen Grenze entfernt. Auf der Straße, mit der Bahn oder auch mit dem Flugzeug, ausgezeichnete Erreichbarkeit des Ortes mit einer entwickelten Infrastruktur, einem eigenen internationalem Flughafen, 1,5 Stunden vom Flughafen Prag - Ruzyn?, 45 Minuten vom deutschen Autobahnnetz entfernt. Moderne Kongressräume mit einer Kapazität bis zu 6.000 Personen. Beste und gehobene Qualität der Unterkünfte und Restaurants und vieler weiterer dazu passender Leistungen, dazu 90 Hotels aller Kategorien, Tradition und Geschichte vereinen sich hier zu einem hohen Standard der angebotenen Dienstleistungen. Vielfältiges Angebot an Begleitprogrammen, großes Angebot an Kur- und Wellness-Programmen, viele Möglichkeiten der kulturellen, sportlichen und gesellschaftlichen Freizeitgestaltung, zahlreiche Ausflugsziele in der Stadt und in der Umgebung, Exkursionen zu weltberühmte Firmen wie Becher, Moser, Thun, Erlebnisaktivitäten. Genius Loci der Stadt, einzigartige Atmosphäre, einmalige Architektur, historische Denkmäler und dazu das reichhaltige Kulturleben der Stadt Karlovy Vary. Golfplätze, wohin das Auge blickt. Und nicht zu vergessen, die hohe Sicherheit des Ortes.
Wie ist die wirtschaftliche Situation der Stadt?
Petr Kulhanek: Die Stadt hat auch die Nachwirkungen der Weltfinanzkrise erlebt, jetzt stehen wir vor einer Stagnation des wichtigen Regionalentwicklungsprogrammes, die Stadt erwartet ca. 800.000 EUR, etwa ein Sechstel des Budgets. Es ist nicht leicht – aber auch nicht unlösbar, wir investieren in Marketing, Qualität und Dienstleistungen, einfach in die Entwicklung der Zukunft. Letztes Jahr ist die der Besucherzahl nicht gestiegen, wir sind aber „vorsichtig optimistisch“.
Wie sehen Sie die Zukunft der Stadt, gibt es Zukunftsprojekte?
Petr Kulhanek: Ich sehe die Zukunft angenehm und bin voller Zuversicht. Die größeren Zukunftsprojekte stagnieren ja jetzt leider, da die Entwicklungsprogramme momentan auf Stopp stehen. Aber selbstverständlich planen wir weiter, die wichtigsten Projekte sind für uns heute: Eintragung der Stadt als Hauptmitglied des Verbands der traditionellen Kurorte Europas, Eintrag in die Liste „Welterbe UNESCO“, umfangreiche Projekte für die Belebung der Grünanlagen und Wälder der Stadt, weitere Ausweitung der Kur-Zone. Die Region bietet noch vier andere Kurorte, zwei sind eigentlich Mitglieder unseres UNESCO-Verbands, nämlich Mariánské Lázne (Marienbad) und Františkovy Lázne (Franzensbad). Es gibt auch den ältesten und größten radioaktiven Kurort der Welt, Jáchymov (St. Joachimsthal). Wir haben die größte Konzentration von Kurstädten und Golfplätzen der Tschechischen Republik, viele historische Orte wie Becov (Petschau) mit Burg, Schloss und mit dem St. Maur Reliquiar, die historischer Burg Loket (Ellbogen), die historische freie Stadt Cheb (Eger), Naturschutzgebiete, gute Bedingungen für Ski und Wintersport im Erzgebirge, Kanu-Tourismus am Ohre (Fluss Eger) oder beste Bedingungen für Radfahrer.
Was empfiehlt der Bürgermeister persönlich dem Touristen an Attraktionen, was mag er selbst besonders gern?
Petr Kulhanek: Radfahrweg „Krušnohorská magistrála“ (Gratmagistrale Erzgebirge), für die mehr bequemere Fahrt „Cyklostezka Ohre“ (Radfahrweg Eger), die gehen quer durch die ganze Region, die Erste am Hauptgrat, die Zweite entlang des Hauptflusses. Der Tourismus spielt eine große Rolle, ich habe enge Beziehungen mit dem Tourismus schon seit mehr als 20 Jahren, als wir mit dem Kurmagazin Promenáda begannen. Das Magazin schrieb erst nur über Karlsbad, aber schrittweise wurde es ein gesamtregionaler Kurführer. Das heißt, ich arbeite mit den Hoteliers, den Kurleitern, den Restaurateuren, den Kulturmachern usw. schon sehr lange zusammen.
Was sollte man aus Karlovy Vary unbedingt mit nach Hause nehmen?
Petr Kulhanek: Den Karlsbader Trinkbecher, den weltberühmten Karlsbader Likör Becherovka und die Kur-Oblaten.
Wenn Sie einen sofort zu erfüllenden Wunsch als Bürgermeister hätten, was wäre der?
Petr Kulhanek: Die Atmosphäre der Stadt zurück zur Goldenen Zeit von 1900 bringen, aber mit den Möglichkeiten der Technik, Kommunikation und Transport im drittem Jahrtausend bleiben.
Herr Kulhanek, vielen Dank für das Gespräch.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Wolfgang Grüner.
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