Helsinki | Rauchsauna |
Erst heiß, dann Eis. Nach der Rauchsauna ins Eisloch, so lieben es die Finnen
Birkenreiser: Je nach Jahreszeit frisch, getrocknet oder tiefgefroren, sind auf dem Markt von Helsinki der Renner. Und nicht nur dort. Auch die Birken selbst wachsen wie wild in dem 1.200 Kilometer lang gestreckten, aber nur halb so breiten nordischen Land. Spätestens in der Sauna dämmerte mir, wozu die schlanken, weißstämmigen Bäume gut sind.
In Finnland kann man mitbekommen, dass die Nordländer sich mit dem Schwitzbad keinen Luxus leisten, hier gehört es zum täglichen Leben wie bei uns Dusche und Badewanne. Als Luxus allerdings betrachten die Finnen eine spezielle Form des Heißluftschwitzens: die Rauchsauna.
Eine unvergessliche Zeremonie machen daraus die an Seen liegenden Ferienanlagen. Und Seen soll es genau 188.887 geben. Oder doch mehr? Die Rauchsauna wird ähnlich zelebriert wie bei uns das Grillen mit Holzkohle. Erst wenn die Kohle zu Glut geworden ist, darf das Fleisch drauf. Wenn also das Birkenholz die Saunahütte am See in eine Räucherkammer verwandelt hat, tasten sich die Saunagänger zu den geschwärzten Sitzbänken vor. Obwohl - vielleicht auch weil - der beißende Rauch einem Tränen in die Augen zwingt, heißt es tief durchatmen. Sobald sich mein Auge an die Dunkelheit gewöhnt hat, nehme ich zwei Eimer mit Wasser wahr, in denen die berühmten Birkenbüschel „weichen“, um, mit kräftiger Hand geschlagen, mir selbst oder dem Nachbarn zur Massage zu dienen. Vergessen ist die Schmerzvorstellung, denn zart klatscht das Laub auf Schenkel, Bauch und Schultern.
Die schnelle erste Schwitzphase treibt uns nach draußen, einem erfrischenden Bad zu. Dass das Wasser gefroren ist, gehört selbstverständlich zum Ritual. Wer es nicht selber miterlebt hat, wird es kaum glauben: erhitzt stapfen wir durch den Schnee zu einem zuvor präparierten Eisloch und steigen in das ein Grad kalte Eiswasser. Doch wie Bass erstaunt sind wir, dass wir am selben Abend gleich mehrfach hineinklettern. Im Schnee rollen wir uns auch, doch Vorsicht, nicht liegen bleiben, man klebt fest!
Natürlich winkte uns ach so Mutigen ein Zertifikat, das jeder zu Hause stolz vorzeigen kann. Denn wer, bitte schön, taucht in unseren Breiten in ein Eisloch? Zwischendurch sitzt man im hoteleigenen Bademantel bei Bier und - je nach Geldbeutel - warmem Lachs oder Grillwürstchen in gemütlicher Rund am Kaminfeuer und schnackt bis zum nächsten Saunagang oder gar bis Mitternacht.
Außerdem besitzen die Hotelanlagen auch eine herkömmliche Sauna, nach Männlein und Weiblein getrennt, in der sich sogar die Kleinsten wohlfühlen. Als Familie kann man die Sauna stundenweise privat mieten.
Zum Abendessen spielt oft eine Band, und die Deutschen freuen sich über die finnische Sitte, dass eine Frau dem Mann keinen Korb geben darf. Wissenschaftler fanden heraus, dass ein Saunagang auch die Liebeslust anheize. Obwohl Alkohol in Suomi, so heißt Finnland auf Finnisch, unter die Luxusgüter fällt, wird er nichtsdestotrotz in Mengen konsumiert. Der Promille-Tester zeigt an, dass man sich am nächsten Morgen allenfalls auf Skiern bewegen sollte. Beim Langlauf herrscht absolute Stille, und erst da wird einem die Weite und Einsamkeit dieser Landschaft so recht bewusst.
Wer sich nur ans Rodeln wagt, findet auch seinen Spaß, wenn er mit den Plastikwannen, Bons genannt, im Ferrari-Tempo auf den See rast.
Der ist für viele Spielchen gut, so auch fürs Eisangeln. Zuerst fräst man mit einem Handbohrer (!) ein Loch durch die dicke Eisschicht, dann wartet man mit der Leine in der Hand und viel Geduld auf guten Fang. Ein Picknick am Lagerfeuer im weißen Winterwald gehört ebenfalls zum Urlaubsspaß. www.finnland.de - www.visitfinland.de
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Elke Backert.
Unsere Autorin ist freie Reisejournalistin und lebt in Hamburg. www.elkebackert.de
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