Neustift

Gletscher, Bergluft und eine traditionelle Tiroler Küche im Genusspaket

Hoferwirt: Es gibt nichts Schöneres, als sich wohlig auf dem Ruhebett mit einer Zirben- und Heuauflage auszustrecken. Das ätherische Öl der Zirbe beruhigt ungemein, so kann man bis zum nächsten Saunagang wunderbar entspannen. Dampfsauna, Infrarotkabine, Biosauna und Finnische Sauna stehen zur Auswahl, um nach einer anstrengenden Wanderung oder einem Skitag wieder fit zu werden. Im Vorraum steht ein Samowar mit heißem Wasser für Tee, frisches Bergwasser kommt aus der Leitung und kleine Kuchenstücke stehen zum Verwöhnen bereit.

Ganz natürlich und biologisch

Doch am schönsten ist es, in der alten Zirbenholzstube aus dem Jahre 1880 zu sitzen. Die gute Stube gehört zum Restaurant und Hotel Hoferwirt in Neustift. Hier ist es so heimelig, dass man gar nicht mehr gehen möchte. Der Chefkoch, Alfred Klinger aus Graz, schwingt im Wechsel mit Werner Zittera den Kochlöffel. Die Kombination ist rundum gelungen: Alfred bringt die Erfahrung und Kreativität in der Küche mit und Werner die Liebe zur Landwirtschaft. Die Spezialitäten des Hauses sind Almgröstl mit Ziegenfleisch und Lammpfandl. Die fangfrischen Forellen schmecken fantastisch. Auf heimische Gerichte wie Kalbsrahmgulasch, Brennnesselsuppe mit Ziegenkäse und Graukassuppe legt Werner größten Wert. Je nach Saison gibt es auch Wild- oder Schwammerlgerichte. Das Brot und die Butter, die dazu gereicht werden, kauft Werner Zittera bei einheimischen Bauern aus der Umgebung. „Unser Motto heißt: Ganz natürlich und biologisch“, sagt er, „durch die natürliche Aufzucht der Tiere sind die Speisen einfach „geschmackiger“. Nicht umsonst gehört das Restaurant zum Verein der Tiroler Wirtshaus Kultur. Die Herzlichkeit der Mitarbeiter und der heitere Ton im Haus tun ein Übriges für das Wohlbefinden der Gäste. Die Mitarbeiter sind perfekt geschult, sehr umsichtig und hilfsbereit. Die Atmosphäre ist familiär, das bestätigt auch, dass manche Mitarbeiter schon seit über dreißig Jahren im Haus arbeiten.

Geschichte: Mit Anna Aumayr hat alles angefangen. Die resolute und tatkräftige Frau kam 1920 aus Südtirol und kaufte die Gaststätte „Gasthof Hofer“ im Zentrum von Neustift. Das Haus selber blickt schon auf eine lange Geschichte zurück, es wurde 1674 als Widum oder Pfarrhof gebaut. Als das Widum zu klein wurde konnte 1876 Peter Hofer das alte Widum kaufen, da ein neues größeres Widum neben der Kirche gebaut wurde und eine Gaststätte eröffnen. Die Gaststätte ging dann durch mehrere Hände bis Anna Aumayr kam und seitdem ist die Gaststätte im Familienbesitz. Zum Start zu Anna Aumayrs Zeiten mussten die Gäste eigenes Besteck mitbringen, denn es gab nur acht Löffel, kein Wasser und keinen Strom. Doch bald schaffte Anna Aumayer es ein Silberbesteck für 120 Gäste zu erwirtschaften.

Unternehmungslustige Engländer waren die ersten Gäste, die im Sommer zum Wandern und Bergsteigen kamen. Ziel war meist die Franz Senn Hütte, die älteste Hütte im Stubaital. Damals ging man luxuriös mit Bergführer und Träger in die Berge. Für die armen Bauern war das Tragen der schweren Lasten ein begehrter Nebenverdienst. Arm war’n die Leut’. Der Viehdoktor wurde bezahlt und gerufen, aber der Arzt nicht, denn bei Menschen war es Gottes Wille. Im Winter kamen die Bauern zum Aufwärmen nach der Frühmesse zu Anna Aumayr für: „a Saure“, eine Kuttelsuppe, und ein kleines Bier. Manchmal reichte das Geld der Bauern aber auch nur für einen kleinen Schnaps. Bald gab es auch einen Mann im Haus, Anna’s Gatte Fredl, ein “zuagroaster Charmeur aus Oberösterreich. Er wurde schnell von den Einheimischen integriert. Im Gasthof Hofer war er vor allem zuständig für die Gästebetreung. Seine Schachspiel- und Karter-Runden verliehen damit dem Gasthof ein Stück Tiroler Gasthauskultur. Ja, ich Hofer Wirt fühlte man sich wohl.

Es war Herta Zittera, Anna Aumayrs Tochter, die aus der Gaststätte ein kleines Familienhotel machte. Ihre drei Kinder haben sie dabei unterstützt. Heute ist der „Hoferwirt“, so wie er jetzt genannt wird, ein kleines Drei-Sterne-Hotel mit Restaurant. Der Enkel Werner Zittera und seine Frau Angelika haben inzwischen die Führung übernommen und ihre Kinder helfen schon tatkräftig. Das Thema der Familie ist Tradition.

Der Ziegenflüsterer: Werner Zittera ist Herr über fast 100 Ziegen, Schafe, ein paar Kühe, Schweine und Hühner. „Ja, wenn mein Mann und meine zwei Söhne aus dem Stall kommen, das riecht man“, lacht Angelika. Werner Zittera ist einer der wenigen, der die Kälber ohne Kraftfutter mit Vollmilch aufzieht. Die Schweine dürfen sich glücklich schätzen, denn sie laufen in einem Waldstück an der Tschangelair Alm, die zum Hotel gehört, frei herum. Außerdem gehört die höchst gelegene Fischzucht Tirols in 1410 Metern Höhe zum Hoferwirt. Saibling, Bach- und Regenbogenforellen werden in frischem Quellwasser aufgezogen und das schmeckt man auch. Der Speck wird von Werner Zittera geräuchert. Sein Hobby ist die Käseproduktion, seine neuesten Kreationen aus Ziegenmilch sind ein Räucherforellenfrischkäse und Frischkäse mit heimischen Pilzen.

Hoferwirt aktiv

Der Hoferwirt ist ein idealer Ausgangspunkt zu leichten Almwanderungen oder zu Gipfeltouren in den Stubaier Alpen. Im Winter fahren die Skibusse direkt vor dem Hotel am Dorfplatz zum Stubaier Gletscher, nach Fulpmes in die Schlick 2000 oder ins Skigebiet Serles. Zum Skigebiet Elfer in Neustift kann man sogar zu Fuß gehen.

Die Tschangelairalm

Ob Sommer oder Winter, die Tschangelairalm, die zum Hoferwirt gehört, sollte man auf jeden Fall besuchen. Sie liegt am „Wilde Wasser Weg“, der am Parkplatz der Nürnberger Hütte beginnt und an der Ruetz leicht ansteigend hinauf geht. Eine gute halbe Stunde dauert die kleine Wanderung. Der Duft von Kaiserschmarrn strömt einem in der Alm verführerisch aus der Küche entgegen. Hier schwingt schon seit Jahren Sonja das Zepter. Der Kaiserschmarrn ist mit Puderzucker bestäubt und mit dem Zwetschgenröster schmeckt er einfach göttlich. Es ist urgemütlich, vor dem Haus am Ruetz Bach zu sitzen und wenn die Sonne hinter den Bergen verschwindet und es etwas frisch wird, fühlt man sich in der urigen, aus altem Holz eingerichteten Stube mit Kachelofen gleich wohl. Nicht umsonst ist die Alm so behaglich, denn sie ist mindestens Tausend Jahre alt. Das bezeugt der Name Tschangelair, der sich von dem rätoromanischen Wort „cingularia“ ableitet und vermutlich Einzäunung bedeutet. Bis der Bus kommt, der die Wanderer nach Neustift zurückbringt, ist noch Zeit für eine Speckplatte und eine Kostprobe vom eigenen Hausbrand.

Programm: Weihnachtsmenü, Silvesterparty, Mullerlauf, montags wöchentliche Volksmusik im Winter und im Sommer in der Hauptsaison, geführte Wanderungen im Sommer vom Tourismusverband, Fackelwanderungen, Sommerfest mit Standln auf dem Dorfplatz, Almabtrieb

Hotel Hoferwirt ***, Angelika und Werner Zittera, A-6167 Neustift im Stubaital, Tel.: 0043-5226-2201, info@hoferwirt.at - www.hoferwirt.at

Preis pro Person im Sommer ab 50 Euro mit Halbpension und im Winter ab 60 Euro mit Halbpension

Lage: Neustift im Stubaital liegt etwa 22 Kilometer südlich von Innsbruck. Von Neustift Dorf zum Gletscher sind es 18 Kilometer.

Tourismusverband Stubai, Tel. +43-501881-0, www.stubai.at - info@stubai.at

Stubaier Bergbahnen, Tel. + 43-512-59500 24, www.stubaier-gletscher.com

Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.

Gabi Draeger ReiseTravel.euUnsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu

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