Durlach | Französische Gaumenfreuden |
Zum Jahresende geht die Ära von Anita und Gérard Jollit im Restaurant „Zum Ochsen“ zu Ende
Als langjähriger Leiter des Restaurants übernimmt Serge Schwentzel gemeinsam mit Küchenchef Alexander Bergmann die langjährige Tradition der französischen Küche und erlesenen Gaumenfreuden in Durlach.
Als Gastgeber zählen Anita und Gérard Jollit mit ihrem Restaurant „Zum Ochsen“ zu „der“ Gourmetdestination in Baden. Mit Tradition und Perfektion haben sie ihr Internationales Klientel an Gästen nicht nur mit französisch angehauchter Gourmetküche verwöhnt, sondern zudem in den vergangenen vier Jahrzehnten mit edlen Tropfen aus einem exzellent sortierten Weinkeller versorgt. Nun verabschiedet sich das Ehepaar zum Jahresende aus der Gastro-Szene, in der sie mit viel Herz und noch mehr Leidenschaft die über 330-jährige Tradition des „Ochsen“ vom einfachen Gasthaus zu einem Gourmettempel entwickelt und sogar mit Michelin-Stern zum Glänzen gebracht haben.
Restaurant „Zum Ochsen“
Serge Schwentzel - erste Reihe Vierter von links - übernimmt gemeinsam mit Küchenchef Alexander Bergmann - erste Reihe erster von links - die langjährige Tradition der französischen Küche und erlesenen Gaumenfreuden in Durlach
„Zum Ochsen“: Von dem Moment an, als Gérard Jollit seine Frau Anita in dem wohl glamourösesten und berühmtesten Hotel der Welt, dem „Savoy“ in London kennenlernte, war ihm klar: „Ich will gemeinsam mit ihr als selbständiger Gastronom unsere Gäste verwöhnen“. Der leidenschaftliche hat die hohe Schule der Gastronomie von der Pike auf studiert. In Europas Hauptstädten ist er in First-Class Häusern engagiert und fasziniert von dem gezielt als Luxusunterkunft konzipierten Hotel Savoy, das in London Maßstäbe in Sachen Komfort und Service setzt. „Luxusprodukte mit Menschen zu teilen ist meine Profession“, so das Credo des gebürtigen Franzosen, der 1981 in Durlach gemeinsam mit seiner Frau den traditionsreichen Gasthof „zum Ochsen“ als Familienunternehmen in dritter Generation übernimmt.
„Ich wollte eigentlich gar nicht mehr zurück in meine Heimat“, erklärt Anita Jollit und unterstreicht mit einem Lächeln im Gesicht ihre Hotelkarriere im Ausland: “Ich war zehn Jahre in der großen Welt der Hotellerie unterwegs und habe in Paris, Genf und London gelebt.“
Kein Wunder also, dass das beschauliche Durlach nicht zwingend im Fokus der weltoffenen Hotelfrau stand, die die englische und französische Sprache fließend beherrscht. „Doch dann hat ihr Vater angefragt, ob wir nicht den Ochsen übernehmen möchten“, so Gérard Jollit, der damit als Frontmann im Service seinem großen Ziel einen Schritt näherkam. Das Gasthaus, bekannt für seine gut bürgerliche Küche mit Linseneintopf und den über den Tellerrand hängenden Schnitzeln, wurde das neue Domizil der jungen Eheleute, die sich nicht nur in der Muttersprache des Nachbarlandes Frankreich unterhielten, sondern auch, dessen Küche präferierten.
„Das war ein kein leichter Start“, erinnert sich Anita Jollit. Statt Bratwurst mit Sauerkraut wurde nun den Jahreszeiten entsprechend täglich frisch mit Zutaten aus der Region gekocht. Um sich vom klassischen Angebot der Kollegen abzusetzen wurden die Einkäufe in Straßburg getätigt und französische Leckereien wie Hahnenkamm, Kalbshirn und Lammnieren neugierigen Gästen kredenzt. Und schlussendlich war es ein in Blätterteig umhüllter Trüffel, der als Vorspeise den Durchbruch brachte.
„Damit haben wir die französische Küche in Durlach etabliert und ein gänzlich neues Publikum angesprochen, das uns in den vergangenen vier Jahrzehnten die Treue gehalten hat.“
Mit strahlenden Augen zeigt Gérard Jollit die große Mappe an Pressenotizen, die nicht nur über den Aufschwung des Gourmettempels, sondern auch über die atemberaubende Karriere seiner Gemahlin Anita Jollit berichten. Denn aus der gelernten Hotelfachfrau wurde eine der ersten Sterneköchinnen Deutschlands.
„Meine Frau ist als Köchin ein Naturtalent“, lobt Gérard Jollit, der nur zu gut weiß, dass sie sich als Autodidaktin ohne Kochlehre diese Auszeichnung hart erarbeitet hat. Um ihr Publikum stets mit neuen Kompositionen und Aromen zu überraschen las sie in jeder freien Minute Kochbücher, ließ sich von anderen Köchen inspirieren und übte, und übte, und übte. Der Erfolg kam, wenngleich nur zögerlich, aber er kam und blieb bis heute. „Wir waren eines der ersten Restaurants mit französischer Küche in Deutschland“, sagt Anita Jollit nicht ohne Stolz. Die kreative Küchenchefin, die ihren Stil als „klassisch französisch mit innovativen Ideen“ umschreibt, mischt auch gerne Badisches mit Französischem und vertraut dabei stets dem brillant geführten Weinkeller ihres Mannes, der mit 1200 Positionen französische Schätze aus Bordeaux, Burgund und Elsass ebenso wie große deutsche Gewächse betreut.
Zum Abschied des Gastronomenpaars war ein großes Fest für alle Stammkunden geplant – doch die Pandemie und der erneute Lockdown hat nun alle ihre Pläne zunichtegemacht. Was bleibt, sind die schönen Erinnerungen – und die Zusage, dass das stilvolle Restaurant „zum Ochsen“ im Karlsruher Stadtteil Durlach mit ihrer erfolgreich eingeführten Handschrift im französischen Stil weitergeführt wird.
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Sabine Zoller.
Sabine Zoller lebt im Schwarzwald. Als freie Journalistin schreibt sie für verschiedene online Portale, Magazine und Tageszeitungen. Kultur, Handwerk und Brauchtum fasziniert Sie ebenso wie gute Küche und Natur. Ihre Berichte beschäftigen sich mit historisch attraktiven Themen, landschaftlich reizvollen Regionen und lukullisch attraktiven Stationen und machen Lust auf Reisen.
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