München | Milchprodukte |
80 Prozent der Deutschen essen mehrmals pro Woche Milchprodukte
Qualität und Nachhaltigkeit: Entscheidend beim Kauf und Weidemilch immer stärker nachgefragt. Milchprodukte gehören zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln der Bundesbürger. 82 Prozent der Deutschen essen mehrmals in der Woche Käse. Ebenfalls gleich mehrmals in der Woche werden Butter (64 %), Joghurt (63 %), Trinkmilch (62 %) und Frischkäse (48 %) konsumiert. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung bei 1.000 Bundesbürgern des Meinungsforschungsinstituts Ears & Eyes im Auftrag der irischen Buttermarke Kerrygold. Laut der Studie setzen die Verbraucher zunehmend auf Qualität. Für 95 Prozent der Befragten spielt beim Kauf von Milcherzeugnissen der Geschmack eine zentrale Rolle. Sehr wichtig sind auch die Milchqualität (80 %) und der Verzicht auf Zusatzstoffe (74 %). Die Deutschen sorgen sich verstärkt um das Wohl der Milchkühe, und 69 Prozent der Verbraucher wünschen sich eine artgerechte Tierhaltung. Daher steigt das Interesse an Produkten, die aus Weidemilch hergestellt werden, also von Kühen, die auf der Weide frisches Gras fressen können.
Der Boom bei Milchprodukten in Deutschland ist ungebrochen. Auf dem täglichen Speiseplan stehen vor allem Butter und Trinkmilch. Fast jeder zweite Deutsche (44 %) belegt sein Frühstücksbrötchen mit Butter oder verwendet sie zum Kochen oder Backen. 41 Prozent der Befragten trinken täglich Milch und für 28 Prozent gehört Joghurt zur täglichen Ernährung. Damit ist die Milchindustrie mit einem Umsatz von 22 Milliarden Euro der wichtigste Sektor der deutschen Landwirtschaft.
„Milchprodukte sind nicht nur beliebt, sondern auch sehr gesund“, erklärt der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Nicolai Worm aus München. Keinesfalls stellten der Konsum von Milch beziehungsweise Milchfett mit seinem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren ein Herz-Kreislauf-Risiko dar. Im Gegenteil: Er verweist auf die aktuellste wissenschaftliche Datenlage: „Eine große Analyse von Wissenschaftlern der Universitäten Harvard (USA) sowie Oxford und Cambridge (UK) von 32 Langzeit-Beobachtungsstudien mit mehr als 500.000 Teilnehmern belegt, dass sich für die gesättigten Fettsäuren aus Milchfett kein Risiko erkennen lässt, aber die langkettigen tierischen mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren mit gesundheitlich positiven Effekten einhergehen. Dazugehören unter anderem die Blutdrucksenkung, die Stabilisierung des Herzrhythmus und die Entzündungshemmung. Diese Fette weisen auch in der aktuellen Meta-Analyse ein signifikant gemindertes Herzrisiko aus.“
Artgerechte Tierhaltung für Verbraucher relevant
Die bundesweite Umfrage belegt, dass 86 Prozent der Deutschen (dabei 91 % der Frauen) Bewegungsfreiheit für die Kühe als sehr wichtig bis wichtig einschätzen. 84 Prozent wünschen sich eine Grasfütterung bei den Kühen, und für 80 Prozent ist überwiegender Weidegang wichtig oder sehr wichtig.
Allerdings bieten laut Prof. Dr. Dr. Matthias Gauly von der Universität Göttingen bereits etwa 40 Prozent der niedersächsischen Milchvieh-Betriebe den Kühen keinen Weidegang mehr an. In anderen Bundesländern sind die Zahlen vergleichbar. Dies liegt an dem Strukturwandel der deutschen Milchwirtschaft. So gab es 1993 noch etwa 221.000 Milchvieh-Halter mit einer durchschnittlichen Bestandsgröße von 24 Tieren. Heute hat sich die Anzahl der Halter um mehr als die Hälfte auf 85.000 verringert – die durchschnittliche Tieranzahl pro Halter hat sich aber auf 49 Kühe nahezu verdoppelt. Zudem zeichnet sich ein starkes Ost zu Nord-West-Süd-Gefälle ab. Während in Ostdeutschland die Betriebe im Schnitt über 90 Kühe halten, sind es in Bayern nur sieben. Dabei sinkt der Weidegang mit der Betriebsgröße.
Warum Kühe so gern auf der Weide sind
Eine andere Entwicklung gibt es in Irland, der Heimat der Kerrygold-Produkte. Hier stammt die Milch weiterhin von vielen kleinen Familienbetrieben, und die Kühe sind im Durchschnitt mehr als 300 Tage im Jahr auf der Weide.
Dies ermöglicht das milde Klima Irlands, das durch den Golfstrom beeinflusst wird. Während eine deutsche Kuh etwa 8.000 Liter Milch pro Jahr erzeugt, kommen die irischen Kühe durch die artgerechten Lebensbedingungen auf der Weide „nur“ auf 5.000 Liter Milch.
Der Weidegang ist laut Prof. Dr. Dr. Gauly eine besonders naturnahe Form der Tierhaltung, da die Milchkühe hier viel Bewegungsfreiheit und bei guter Weideführung Zugang zu ihrem artgerechten Futter erhalten. „Weidegang erlaubt den Kühen eine ausgiebige soziale Interaktion, die bei den Herdentieren stark ausgeprägt ist. Zudem verfügen sie über genügend Raum, um sich zurückzuziehen, sich hinzulegen und wiederzukäuen. Vergleichbares wird nur bei sehr guten Stallkonzepten erreicht.“
Wertvolle Omega-3-Fettsäuren
Die Weidehaltung hat einen weiteren Vorteil, wie Prof. Dr. Nicolai Worm bestätigt: „Wenn Kühe auf Grünland weiden und ihr artgerechtes Futter fressen – wie frische Gräser, Blumen und Kräuter – enthält der Rahm ihrer Milch signifikant mehr ungesättigte Fettsäuren, vor allem die langkettigen Omega-3-Fettsäuren, die gesundheitlich besonders relevant sind.“ Außerdem enthalten solche Milchprodukte wie Butter oder Käse auch mehr Carotin.
Eine Studie der Universität Göttingen zeigt, dass die deutschen Verbraucher sogar bereit wären, für Weidemilch etwa 20 Prozent mehr zu bezahlen als für konventionelle Milch. Dieses Ergebnis deckt sich mit der Kerrygold-Studie.
So plädieren 61 Prozent der Befragten für eine faire Honorierung der Milchbauern. Die Verbraucher sind der Auffassung, dass ein nachhaltiges Produkt auch einen fairen Preis haben muss. Nur für die Hälfte der Befragten ist der Preis ein sehr wichtiger oder zumindest ein bedeutender Faktor für den Kauf von Milchprodukten. Dies scheint sich bei den Produkten von Kerrygold zu bestätigen, denn als genossenschaftlich organisiertes Unternehmen profitieren letztlich die Milchbauern und ihre „Ladies“ vom Vertrauen der deutschen Verbraucher.
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Elke Backert.
Unsere Autorin ist freie Reisejournalistin und lebt in Hamburg. www.elkebackert.de
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Es gibt keine Tabus
Herman van Veen: Er ist Sänger, Liedermacher, Geiger, Dichter, Maler, Clown, Tänzer und Kabarettist zugleich. Er hat ein großes Herz für Kinder, gilt als „unvereidigter deutsch-holländischer Botschafter“ und ist begeisterter Fußballfan und Golfer.
Unser Redakteur Volker Wünsche hatte in Berlin exklusiv die Gelegenheit mit ihm zu sprechen.
Der „Herman van Veen Charity – Cup“, der in diesem Jahr bereits zum fünften Mal für Ihre Stiftung veranstaltet wird, gehört zu den erfolgreichsten Golf-Wohltätigkeitsveranstaltungen. Wofür engagieren sich Ihre Stiftungen in Holland und in Deutschland insbesondere?
Herman van Veen: Für die Rechte unserer Kinder. Denn diese haben sie zweifelsfrei. Nur daran wird viel zu wenig gedacht in unserer Gesellschaft. Egal in welchem Land. Aber das ist auch unsere größte Verantwortung. Was wir versuchen ist, Kinder und Jugendliche, wo auch immer auf der Welt, bei Ihrer Entwicklung zu begleiten, damit sie ihre Talente und Begabungen in jeder Hinsicht entfalten und zur Geltung bringen können. Damit bin ich seit über 40 Jahren leidenschaftlich beschäftigt.
Das Wort Engagement meiden Sie. Man sagt sogar, sie mögen es nicht. Warum?
Herman van Veen: Weil es einfach eine Verpflichtung ist und nichts anderes! Dazu nur Eines: In unserer hypermodernen Welt werden 800 Millionen Kinder nicht älter als 10 Jahre. Das muss man sich einmal vorstellen. Das ist unfassbar und unerträglich. Hast Du Kinder?
Ja, zwei.
Herman van Veen: Na dann weißt Du ja, wovon ich rede. Die Kinderrechte sind von den Vereinten Nationen artikuliert und die ganze Welt hat unterschrieben. Aber das Problem ist, dass es für mich nicht viel mehr als eine Intention ist. Kinder haben das Recht auf Ernährung, auf Bildung, auf Gesundheitsversorgung, auf Begleitung der Eltern. Sie haben alle möglichen Rechte, die sie aber zum Teil praktisch nicht erfahren. Und man kann diese Rechte negieren, ohne dass es eine Sanktion dafür gibt. Egal ob in Afghanistan, Südamerika, Afrika oder in den westlichen Ländern. Und ein weiteres Problem ist, dass insbesondere in den Industriestaaten nur in ökonomischen Hülsen gedacht wird. Wachstum, Wachstum, Wachstum. Und das finde ich pervers den Kindern gegenüber. Ich sage: Nur wenn es den Kindern gut geht, geht es uns gut. Als Menschen aber vor allem auch als Gesellschaft. Kinder sind unser aller Zukunft.
Woraus resultiert persönlich Ihr so großes Herz für Kinder?
Herman van Veen: Es hätte mich nicht gegeben. Ich bin 1945 im Hungerwinter geboren. Und ohne Hilfe wäre ich tot gewesen. Ich bin das Beispiel eines geretteten Kindes im 2. Weltkrieg. Ich habe auch sehr viel mit Audrey Hepburn gearbeitet und mich mit ihr darüber viel ausgetauscht. Für sie war das das Gleiche. Sie kommt aus der gleichen Periode. Und dies war auch der Grund, warum sie bei UNICEF anfing. Bei mir war das genauso.
Vorrangiges Ziel der deutschen Stiftung ist die Errichtung des Alfred J. Kwak - Hauses in Goch am Niederrhein. In Holland gibt es so etwas bereits. Erzählen Sie uns bitte mehr darüber.
Herman van Veen: Ja, wir haben bereits ein Haus in Holland gebaut, das „Colombine Haus“. Und da sind Kinder mit ihren Familien zu Gast, denen es nicht gut geht. Mit unterschiedlichen Hintergründen. Die kommen dann zu uns. Zum Einen um sich zu erholen, aber auch um Kinder mit anderen Problemen zu treffen. Wenn zum Beispiel ein Kind schwer krank ist, dann hat es oftmals auch die Familie sehr schwer. Und bei uns lernen diese Menschen mit ähnlichen oder auch ganz anderen Problemen kennen. Und sie tauschen sich aus und teilen sie miteinander. Das hilft ihnen sehr. Und das ist von uns aus auch keine Wohltat. Die Kinder haben ein Recht auf so ein Haus. Das sollten keine Geschenke sein.
Und wann werden die ersten Kinder auch in Goch einziehen können?
Herman van Veen: Ich hoffe in den nächsten zwei Jahren. Es ist aber derzeit ein sehr langsamer Prozess. Gerade diese Krisenzeiten sind insbesondere für Stiftungen nicht leicht und trifft sie als Erste. Die Stadt hat uns ja bereits das Grundstück geschenkt. Aber wir brauchen da noch phänomenal viel Hilfe. Wir müssen noch 3 Millionen Euro zusammen bekommen. Um das zu erreichen, hilft zum Beispiel auch das Golfen für einen guten Zweck.
Der Beste sollte gewinnen.
Herman van Veen: Und das sollte Holland sein
Neben dem Golfball spielt ja auch ein anderer Ball in ihrem Leben eine große Bedeutung. Lassen Sie uns also über Fußball reden.
Herman van Veen: Dann wird das Gespräch jetzt aber viel zu ernst (schmunzelt).
Das kommt ganz darauf an. Für welchen Verein schlägt denn Ihr Herz?
Herman van Veen: Das ist es ja. Es sind zwei. Utrecht (seine Geburtsstadt. d. Red.) und Feyernoord Rotterdam. Wenn die beiden gegeneinander spielen, habe ich einen schlechten Tag.
Und in der deutschen Fußball-Bundesliga?
Herman van Veen: Bayern wird Meister, weil Rudi van Gaal da Trainer ist. Gar keine Frage. Er ist der beste Trainer der Welt und ich verstehe überhaupt nicht, warum er da in den ersten Monaten soviel Schwierigkeiten hatte. Man braucht doch wenigstens ein bisschen Zeit, um etwas aufzubauen. Also ich bleibe dabei, Bayern wird Meister mit van Gaal. Wenn nicht dieses Jahr, dann nächstes.
Dann plagt Sie beim Klassiker Holland gegen Deutschland sicherlich ein Interessenkonflikt?
Herman van Veen: Nein, überhaupt nicht. Der Beste sollte gewinnen, und das sollte Holland sein. Aber genau darin liegt auch das Problem. Wir glauben einfach nicht daran, dass wir besser sind.
Was für eine Art Fan sind Sie eigentlich? Der emotionale Schreier oder der eher objektive Betrachter?
Herman van Veen: Ich bin sehr technisch, aber durchaus auch leidenschaftlich. Ich finde Fußball überhaupt ein faszinierendes Spiel. Ich bin in einer sehr fußballverrückten Gegend aufgewachsen und habe selbst bis zu meinem 50. Lebensjahr Fußball gespielt.
Welche Trainer oder Spieler kennen Sie persönlich?
Herman van Veen: Van Gaal kenne ich gut. Advocaat, Hiddink, Cruyff, van Basten. Rinus Michel habe ich sehr gut gekannt. Und Ernst Happel. Das war eine grandiose Figur mit einem Wahnsinns- Humor. Wenn ich an ihn denke, fange ich an zu weinen.
Und wer wird in diesem Jahr Fußballweltmeister?
Herman van Veen: Das ist eine interessante Frage. Lass mich einen Moment nachdenken…. Ich denke: Spanien.
Sie sind als Sohn eines Schriftsetzers geboren, Ihre Mutter war Hausfrau.
Herman van Veen: Und zwar eine sehr gute Hausfrau. Da konnte man vom Teppich essen. Die wäre auch was für das Haus van der Valk gewesen.
Ihre Eltern haben sehr frühzeitig ihren Hang zur Musik gefördert. So nahmen Sie bereits mit 8 Jahren Geigenunterricht. Vorausgegangen war aber eine gewisse Talentierung zum Pfeifen. Das müssen Sie uns erklären.
Herman van Veen: Mein Vater konnte sehr gut pfeifen. Wirklich unglaublich gut. Das habe ich dann nachgemacht. Unentwegt. Und mein Lehrer Bram Mok, der nur einen Arm hatte, hörte mich pfeifen und sagte: „Kannst du bitte aufhören mit dem Pfeifen. Du machst mich wahnsinnig“. Und irgendwann hat er mir dann seine Geige geschenkt, obwohl er selbst einen Sohn hatte. Er sagte nur: „Pfeif bitte darauf“. Und da hatte ich dieses Stück Holz unter meinem Kinn. Und das hat mein Leben dann revolutionär verändert.
Wie würden Sie insgesamt Ihre Kindheit beschreiben?
Herman van Veen: Phantastisch. Ich habe eine grandiose Kindheit und Jugend gehabt. Ich war nur draußen, bei Regen, Wind, Schnee, Sturm. Bin auf Bäume geklettert und habe fast nur in der Natur gelebt. Drinnen war ich nur, um zu schlafen. Solch ein Aufwachsen wünsche ich jedem.
Sie haben dann in den Fächern Geige, Gesang und Musikpädagogik ein Studium am Utrechter Konservatorium absolviert und dort 1961 den Pianisten Erik van der Wurff kennen gelernt, mit dem Sie noch heute auftreten. Eine richtungweisende Begegnung?
Herman van Veen: Ja absolut. Wir sind stille Verwandte. Wir lieben uns geradezu. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich keinen Bruder hatte. Ich bin die Melodie, er die Harmonie. Das passt musikalisch sehr gut zusammen.
Aber auch über den kürzlich verstorbenen großen holländischen Künstler Ramses Shaffy haben sie gesagt, dass Sie ohne ihn nicht so weit gekommen wären. Warum?
Herman van Veen: Als ich ihn zum ersten Mal traf, war ich 19 Jahre alt. Und ich befand mich seinerzeit in einem großen Konflikt. Gehe ich in die klassische Musik, werde ich Clown? Ich wusste es einfach nicht. Und da habe ich ihn in einer Vorstellung gesehen. Er hat gespielt ohne eine zu erkennende Struktur. Dramaturgisch völlig frei. Und da habe ich gedacht: „Dankeschön, man kann also auch alles zugleich tun“.
Gab es weitere Vorbilder?
Herman van Veen: Nat King Cole, Piaf, Brel, Bob Dylan und Nina Simone - Gründe, um zu singen und, indem man es tat, auch glücklich zu sein. Brel war ein bisschen mein Pate. Ich weiß noch, ich spielte zum ersten Mal im Olympia in Paris. Es regnete und der Aufbau des Bühnenbildes kam nicht voran. Ich lief herum und jammerte. Und Herr Boris, der Direktor vom Olympia, mit dem ich ein Stück spazieren ging, wurde bissig. “Brel hat fünfzehn Jahre warten müssen, um hier stehen zu können”, sagte er. “Du spielst gerade fünf Jahre in Frankreich und sprichst kaum die Sprache; also hör auf zu jammern.” Ich schämte mich tief.
Richtungweisend in Deutschland war dann die Begegnung mit Alfred Biolek.
Herman van Veen: Auf jeden Fall. Ich habe gestern Abend noch mit Alfred zusammen gegessen. Er hat uns damals gemeinsam mit Thomas Woitkewitsch nach Deutschland geholt. Ich wollte eigentlich erst gar nicht. Aber er hat mich überzeugt und mein Vater hat mich auch sehr dazu ermutigt. Ja und jetzt stehe ich schon über 40 Jahre auch in Deutschland auf der Bühne.
Als welche Art von Künstler?
Herman van Veen: Ich bin kein Dichter, aber ich dichte. Ich bin kein Maler, aber ich male. Ich singe, aber ich bin kein Sänger. Hermann van Veen ist Herman van Veen.
Und was macht Herman van Veen davon am Liebsten? Dichten, Malen, Singen …?
Herman van Veen: Ich bin am glücklichsten, wenn ich singe. Wenn ein Lied beginnt, finde ich es herrlich, wenn ich mitsingen kann. Dass ich Bilder sehen kann, durch Worte. Und man weiß nicht, welche Bilder entstehen. Das ist wunderschön. Aber übrigens: Alle Menschen können singen, auch wenn Sie denken, nicht singen zu können. Alle können es.
Apropos Singen. Sie sind nach eigener Aussage an über 3.000 Liedern „schuld“. Bei 40 Jahren wären das runtergerechnet eineinhalb Lieder in der Woche. Wie geht das?
Herman van Veen: Das schaffe ich leicht. Du darfst nicht vergessen, dass ich sehr viel für Kinder geschrieben habe. Fernsehserien zum Beispiel. Die brauchten verdammt viele Lieder. Bei über 50 Folgen mit 4 Liedern pro Folge kommt da im Laufe der Jahre so einiges zusammen.
Gibt es bestimmte Orte, an denen Sie sich dafür ihre Inspirationen holen?
Herman van Veen: Das ist egal. Es regnet keine Ideen. Ich bin nicht anders als Du. Du siehst zum Beispiel immer interessante Geschichten, dein Fotograf sieht immer Fotos. Ihr seid gedanklich ständig beschäftigt mit diesen Dingen, auch wenn ihr gerade etwas völlig anderes macht. Das hört nicht auf, ist immer da. So ist das bei mir auch.
Ende der 80-iger Jahre schufen Sie die Zeichentrick-Ente Kwak, eine Waisenente, die nachdem sie ihre Eltern verlor, von einem Maulwurf namens Henk aufgezogen wird und mit ihm täglich Abenteuer besteht und Freunden auf der halben Welt aus der Not hilft. Wissen Sie noch, wie Sie darauf gekommen sind?
Herman van Veen: Ich hatte auf der Straße eine Ente tot gefahren. Und ob Du es glaubst oder nicht. Am nächsten Tag sah ich in meinem Garten eine Mutterente mit sieben Küken und dachte „Verdammt, vielleicht habe ich jetzt deren Vater tot gefahren“. Und da habe ich ihm eine Geschichte gewidmet und die Ente Alfred genannt, eben nach Alfred Biolek, meinem guten Freund. In der Geschichte habe ich es dann aber aus dramaturgischen Gründen umgedreht. Da habe ich nicht ihn, sondern seine Familie überfahren.
Wie unterscheidet sich Alfred J. Kwak von anderen Zeichentrickserien?
Herman van Veen: Alfred fragt ständig „ Warum“? Und das tun Kinder auch. Für sie ist nichts selbstverständlich. Und mit dem „Warum“ kommst Du sehr weit. Er löst eigentlich alle Probleme, indem er Fragen stellt. Ungeniert Fragen stellt. Das ist das, was Alfred ausmacht. Eigentlich genau das, was ich im Leben auch tue.
Sie haben unzählige Ehrungen für Ihre künstlerischen Werke, aber auch für Ihr soziales Engagement bekommen. Zahlreiche Medienpreise, das Bundesverdienstkreuz, den Ritter im Orden vom Niederländischen Löwen und, und, und… Gibt es da einen, der Ihnen am meisten bedeutet?
Herman van Veen: Der Louis Davidsrings, den ich 1976 aus den Händen von Wim Kan erhalten habe. Ein großer holländischer Artist und großartiger Mensch. Er war sehr feinfühlig. Und er war so verletzt, als der japanische Kaiser von der holländischen Königsfamilie empfangen wurde. Unerträglich fand er das, weil er seinerzeit selbst in Indonesien war und die blutige Spur der Japaner dort im Krieg gesehen hat. Das hat er damals nicht verwunden und ist dann ja auch sehr krank und depressiv geworden.
Und die kleinen Wertschätzungen des Lebens ?
Herman van Veen: Sie bedeuten mir auch sehr viel. Unlängst zum Beispiel erhielt ich von der Brüsseler Universität die Ehrendoktorwürde. Das war phantastisch, aber noch phantastischer fand ich es, als ich hörte, dass in der Laudatio die Oberrichterin des Jugoslawien-Tribunals dem Publikum erklärte, dass Sie Richterin geworden sei durch ein Lied, dass ich gesungen habe. Das war sehr rührend.
Sie haben zwei Töchter die Künstlerinnen sind. Sehen Sie Parallelen?
Herman van Veen: Beide lieben es zu singen. Beide machen Theater. Und das alles erstaunlich gut, muss ich sagen. Also ich kann es nicht mit ansehen, ohne zu weinen. Und wenn beide zusammen singen, sterbe ich.
Eines Ihrer bekanntesten Lieder heißt „ Warum bin ich so fröhlich“. Verraten Sie uns, was Sie einige Wochen vor Ihrem 65. Geburtstag (14.03.2010) persönlich fröhlich macht?
Herman van Veen: Das ist schwer zu sagen, weil Fröhlichkeit unvorhersehbar ist. Ich kann mich totlachen über eine Katze, die auf dem Dach schläft oder wie jemand niest. Das kann mich fröhlich machen.
Und wenn wir das Wort fröhlich durch glücklich ersetzen.
Herman van Veen: Ja das ist besser. Glück ist für mich, wenn es anderen gut geht. Wenn es den Leuten gut geht, die du liebst. Das ist mein persönliches Glück. Weil mein Glück beginnt bei dir, nicht bei mir. Also ich bin nicht in der Lage glücklich zu sein ohne dich. Ein Beispiel: Wir hatten gestern einen Drehtag hier in Berlin. Mit dabei auch ein angeheuerter Taxifahrer, der aber eigentlich gar keine Zeit für uns hatte. Er bat uns, alles so schnell wie möglich zu machen. Wir waren mit einem kompletten Kamerateam unterwegs. Langsam wurde er fasziniert von allem, was um ihn herum passierte. Und plötzlich hatte er es nicht mehr eilig. Denn alles was er hörte und sah, fand er spannend. Zum Schluss hat er mich dann ins Hotel zurück gefahren. Wir hatten uns schon im Auto verabschiedet, aber plötzlich stieg er aus und lief mit hinterher. Er griff nach meinen Händen und sagte: „ Das war ein sehr schöner Tag. Super, Sie kennen gelernt zu haben“. Das ist GLÜCK!
Sie möchten mindestens 120 Jahre alt werden. Auf was können wir uns denn in den kommenden 55 Jahren freuen?
Herman van Veen: Auf das was gewesen ist. Ich mache so weiter wie bisher. Theaterstücke, Bücher, Lieder, Gemälde. Das ist mein Leben.
Es gibt keine Tabus: Abschließend noch einige kurze Fragen, die wir jedem unserer Interviewgäste stellen:
Wen würden Sie gern einmal persönlich treffen?
Herman van Veen: Charlie Chaplin hätte ich sehr gern kennen gelernt.
Haben Sie (heimliche) Hobbys?
Herman van Veen: Nein.
Über was können Sie am meisten lachen?
Herman van Veen: Kaninchen.
Waum?
Herman van Veen: Weil die so schön hüpfen.
Worüber würden Sie niemals Witze machen?
Herman van Veen: Es gibt keine Tabus.
Was gefällt Ihnen an sich besonders oder auch gar nicht?
Herman van Veen: Was mir besonders gefällt, ist mein dicker Po. Was mir nicht gefällt, ist meine Ungeduld.
Was treibt Sie an?
Herman van Veen: Die geschilderten kleinen Momente des Lebens.
Ihr gefühltes Alter beträgt?
Herman van Veen: Je älter ich werde, desto schöner die Tage.
Und auf welche Leistungen sind Sie besonders stolz?
Herman van Veen: Auf die unserer Kinder.
Gönnen Sie uns bitte zum Schluss eine Lebensweisheit…
Herman van Veen: Interpretiere nicht. Gucke!
Vielen Dank für das freundliche Gespräch und bis bald bei Van der Valk in Moers.
Herman van Veen: Dir auch vielen Dank. Es hat mir Spaß gemacht.
Kontakt
Van der Valk Resort Linstow
Krakower Chaussee 1, D-18292 Linstow
Tel. 038457–70, Fax 038457–71099, linstow@vandervalk.de
Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker Wünsche
Unser Autor: Sales & Marketing / Unternehmenskommunikation - Hotel Hamburg-Wittenburg van der Valk GmbH – Pressesprecher van der Valk Deutschland GmbH
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