Unterallgäu | Schwäbische Kartoffelwirte |
Schwäbische Kartoffelwirte
Schlemmen im Bann der Knolle: Wälder und Felder geben im Unterallgäu ein Mosaik in verschiedenen Grüntönen, das nur von sanften Hügeln unterbrochen ist. Es gibt kein hohes schroffes Gebirge, man vermisst es auch nicht. Im Gegenteil denn die so liebliche Landschaft strahlt Ruhe aus. Großstädte sucht man auch vergebens, dafür gibt es kleine lebendige Städtchen mit historischer Vergangenheit. Barocke Kirchen, Klöster und Bauernhöfe liegen wie eingesprenkelt in der Landschaft. Die Fuggerfamilie und Pfarrer Sebastian Kneipp waren es, die das Land prägten.
Eine Besonderheit im Unterallgäu ist die Schwäbische Kartoffel-Radl Tour. Der Sportler schwingt sich aufs Fahrrad und der Genießer nimmt sein Auto, um der Spur der Knolle zu folgen. Nach der Entdeckung Amerikas im 16. Jahrhundert durch Christoph Columbus kam die Kartoffel ins Land. Heute geben die Kartoffelwirte ihr bestes um ganz besondere Gerichte aus der „Bodebira“, wie der Schwabe sagt, zu servieren. Die Gasthäuser der Kartoffelwirte sind bodenständig und nicht mondän oder gedrechselt. Hier fühlt man sich gleich heimelig.
Gasthof Zum Adler in Mittelneufnach: Hier ist man richtig, der Gasthof „Zum Adler“ in Mittelneufnach gehört zu den schwäbischen Kartoffelwirten. Die moderne Terrasse lädt zum Einkehren ein. Auf der Speisekarte stehen Ofenkartoffel mit Kräuterschmand oder Kartoffelstrudel mit Champignonrahmsoße und grünem Salat. Jasmin, die Frau des Juniors Frank Zott empfiehlt Kartoffelbaunzen mit aufgeschlagener Apfelmostsoße. Hinter „Baunzen“ verbergen sich süße Kartoffelnudeln. „Die Hütte ist 600 Jahre alt und seit vier Generationen ist das Gasthaus bereits im Familienbesitz“, erklärt Hermann Zott, der Senior, nicht ohne Stolz. „Heute hat Frank das letzte Wort, ich helfe nur noch mit“, ergänzt er. Frank ist Koch- und Küchenmeister, seine Sporen hat er sich in Bad Wörishofen, Stuttgart und der Schweiz verdient. Neben den Kartoffelgerichten konzentriert er sich natürlich auf die traditionelle Unterallgäuer Küche und sammelt ständig alte Rezepte, die er in der in der Speisekarte aufnimmt.
Hermann wurde während eines Weihnachtsmarkts im Norden Frankreichs, bei dem er Unterallgäuer Spezialitäten angeboten hat, wegen seiner traditionellen Küche zum Kuttelbotschafter ernannt. Er fährt ihm Rahmen seiner Ernennung oft nach Frankreich und bringt der Küche einen leichten französischen Einfluss mit.
Gasthof Zum Adler, Familien Zott, D-86868 Mittelneufnach, Kirchweg 2, Tel.: 08262-96030, info@adler-zott.de - www.adler-zott.de
Landgasthof Kreuz in Kirchheim: Zuerst fällt einem das mächtige Fuggerschloss in Kirchheim auf. Der nächste Kartoffelwirt „Landgasthof Kreuz“ liegt gleich daneben. Die Wurzeln des Gasthofs, zu dem früher eine Brauerei gehörte, gehen bis ins Jahr 1740 zurück. Seit 1906 ist er im Familienbesitz. Die Gaststube ist in hellem Holz gehalten, hat einen Erker und einen alten Kachelofen. Für die stilvolle Dekoration ist Magda Kusterer zuständig. Heinz Kusterer ist der Koch, der bei den Eltern gelernt hat. Sein Vater war Koch auf dem Ozeanriesen Imperator, das bezeugt ein Bild in der Gaststube. Das Pralinenmachen hat Heinz in Basel gelernt und das ist seine Leidenschaft. Jede Pralinensorte ist anders und handgemacht. Das Highlight ist die Fugger Praline. Aus Butter, Eigelb, frischer Sahne, Nussboden, dunkler Konfitüre und Blattgold zaubert er die Praline, die mit der Fuggerlilie aus Orangenmarzipan verziert ist. Die Praline schmilzt im Mund und schmeckt traumhaft. Heinz Kusterer ließ sich von der Fugger Familie inspirieren, da er sich für ihre Geschichte interessiert. Für seine Kartoffelgerichte hat er sich etwas Besonderes ausgedacht. Es gibt Kartoffel Cordon bleu aus Schinken und Käse mit Kartoffelteig ummantelt und mit Kräutern aus dem eigenen Kräutergarten paniert. Der Gemüsekartoffelstrudel mit Käsesoße und Kräutern ist auch nicht zu verachten. An den Pralinen nicht vorbeigehen, da muss man einfach ein paar einkaufen. Im Fuggerschloss sollte man die 2,50 Meter tiefe Kassettendecke aus Zedernholz im Renaissance Festsaal und in der Pfarrkirche das Bild „Maria Himmelfahrt“ von Peter Paul Rubens bewundern.
Hotel-Landgasthof Kreuz, Familie Kusterer, D-87757 Kirchheim, Hauptstraße 22, Tel.: 08266-1738, info@Gasthof-Kreuz.de - www.gasthof-kreuz.de
Gasthof zum Schwanen in Oberkammlach: Der Gasthof steht in einem gefährlichen Eck. 1796 fand hier die Schlacht zwischen den königtreuen und republikanischen Franzosen statt. Davon zeugt eine Kugel aus Blei, die heute noch in der Fassade des Gasthofs zum Schwanen steckt. Der Brauereigasthof ist seit 300 Jahren im Familienbesitz. Früher wurde hier noch Bier gebraut und andere Gasthöfe wurden damit beliefert. In der Gaststube fallen einem die schönen geschnitzten Türen von 1811 auf. Ein alter, weißer Herd steht in der Küche auf dem Reinhard Demmler heute noch jeden Tag kocht. Im Winter ist es durch den Herd angenehm warm in der Küche aber im Sommer oft ganz schön heiß. Reinhard Demmler hat bei seiner Mutter die bodenständige schwäbische Küche gelernt. Ja, er und seine Frau legen Wert auf Tradition. Auf der Speisekarte werden Gemüsekartoffeln mit gebackenem Camembert, Preiselbeeren und Salat und Kalbsleber mit Apfelscheiben, Kartoffelpuffer und Salat angeboten. Die Küche wurde mit „Bayerischen Küche“ von der Bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet.
Landgasthof zum Schwanen, Familie Demmler, Reichsstraße 12, D-87754 Kammlach, Ortsteil Oberkammlach, Tel.: 08261-4267, webmaster@zumschwanen-demmler.de - www.zumschwanen-demmler.de
Gasthof Laupheimer in Günz: Der Geruch von Schweinbraten steigt schon in der Diele in die Nase. Der Schweinekrustenbraten mit Kartoffelknödel und Rotkraut schmeckt hervorragend in der mit dunklem Holz getäfelten Stube. In der Speisekarte stehen auch noch andere Kartoffelgerichte. Unterallgäuer Leibspeis sind Rinderwickel aus der Rinderlende mit Käse gefüllt, im Kartoffelgemüsenest. Zu den Brotzeiten werden auch Bratkartoffeln angeboten. Schon 1413 wurde das Haus urkundlich erwähnt und gehörte fast 200 Jahre lang zum Frauenkloster Klosterwald. Nach mehreren Besitzerwechseln hat der Memminger Sigmund Paul von Schütz das Haus im Stil eines städtischen Herrenhauses ausgebaut. Die Familie Laupheimer übernahm 1888 das Anwesen. Heute führen Angela und Martin Laupheimer mit Leib und Seele den Brauereigasthof.
Der Küchenchef ist seit 1992 Max Avni. Er wollte nur zwei Wochen als Vertretung beim Umbau helfen und ist heute noch dabei. „Ich bin immer noch ein Lehrling, denn ich lerne immer wieder was dazu“, sagt Max Avni. Zum Restaurant mit Biergarten gehören die Landwirtschaft, das Hotel, die Brauerei und ein Catering Service. Urkunden hängen in der Diele. Es gibt Auszeichnungen von der Bayerischen Staatsregierung, Michelin, Gusto, Gault Millau und dem Feinschmecker.
Brauerei-Gasthof Laupheimer, Familie Laupheimer, Dorfstraße 19, D-87784 Günz, Tel.: 08336-7663, info@laupheimer.de - www.laupheimer.de
Gasthof Lamm in Heimertingen: „Seit mehr als 200 Jahren gibt es den Gasthof Lamm schon und seit 108 Jahren ist er im Besitz der Familie“, erklärt Markus Urban, der Besitzer. Die Gaststube ist ganz im typisch schwäbischen bayerischen Stil in hellem Holz gehalten. Der alte Kachelofen, die Holzdecke und die bleiverglasten Fenster unterstreichen die Tradition, auf die die Familie Urban viel Wert legt. In der Küche schwingt Markus Urban mit Werner Rauh, dem Chefkoch, den Kochlöffel. Klar stehen Kartoffelgerichte auf der Speisekarte und freitags ist sowieso Kartoffeltag. Es gibt Putensteak im Röstimantel oder einen Radlerteller mit Schweinesteak und Kartoffelschuppen, das sind Kartoffelscheiben mit einer Käse-Eihülle überbacken. Dazu wird ganz speziell für die Radfahrer ein Fitnesssalat gereicht. Zum Gasthof, Biergarten und Hotel gehört auch noch eine Metzgerei. Die hochwertige Fleischqualität spiegelt sich auch bei den Gerichten im Gasthof wider. Die mehrmals prämierte Küche verbindet allgäuerische- ober schwäbische Tradition mit einer Fleisch- und Produktqualität, die man von einem Gasthof mit dazugehöriger Metzgerei erwartet.
Gasthof Lamm, Familie Urban, Memminger Straße 1, D-87751 Heimertingen, Tel.: 08335-256, info@gasthof-metzgerei-lamm.de - www.gasthof-metzgerei-lamm.de
Schwäbische Kartoffel Radl Tour: info@schwaebische-kartoffeltour.de - www.schwaebische-kartoffeltour.de
Schwäbische Kartoffelwirte - Tel.: 08261-4267, www.schwaebische-kartoffelwirte.de
Außer den Kartoffelgerichten bieten die Wirte natürlich auch typisch schwäbische Gerichte, wie Kässpätzle mit gerösteten Zwiebeln und Krautkrapfen an. Die Speisekarte ist abwechslungsreich, natürlich gibt es auch Themenwochen mit Bärlauch, Lamm, Spargel, Fisch, Enten, Gänse, Pilz und Wild. Bei allen Kartoffelwirten kann man übernachten. Übernachtung mit Frühstück ab 35,00 bis 45,00 Euro pro Person.
Sichere Fahrradaufbewahrung über Nacht und Fahrradservice mit Werkzeug.
Das Kartoffelrezeptbuch erhält man bei den Kartoffelwirten.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Hotels & Restaurants. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München.
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