Christoph Links | Ch. Links Verlag |
Dr. Christoph Links ist Buchautor, Verleger und Inhaber vom Ch. Links Verlag
Einmischung erwünscht: Der Ch. Links Verlag wurde am 1. Dezember 1989 gegründet und am 5. Januar 1990 im Handelsregister eingetragen, somit ist er einer der ersten privaten Verlage in den Neuen Bundesländern. Anliegen war zunächst, jüngste deutsche Geschichte aufzuarbeiten. Sein Ziel erreichte der Verleger, der Ch. Links Verlag gehört heute zu den führenden Verlagen.
ReiseTravel führte ein Gespräch mit Christoph Links:
Was bedeutet für Sie – nicht nur die politische – Aktualität?
Ein Sachbuchverlag sollte - anders als andere Medien - tiefer gehende Hintergründe liefern und Zusammenhänge darstellen. In unserem Verlag geht es nicht nur um Tagesaktualität, sondern um Themen, die zwar aktuell sind, aber mit einem größeren Tiefgang dargestellt werden. Im Frühjahrsprogramm wird ein Buch über Drohnen erscheinen. Drohnen werden beispielsweise von Reisejournalisten für schöne Naturaufnahmen aus der Luft verwendet, sie werden aber auch zur Überwachung und als Kampfmittel im Krieg eingesetzt. Wir wollen im Buch die Geschichte der Drohnen, ihre Funktionsweise und die rechtlichen Rahmenbedingungen aufzeigen. Für Leser, die mehr wissen wollen, als sie im Tagesgeschehen erfahren können. So ist auch unser Buch „Geheimobjekt Pullach“ angelegt. Das ist brand aktuell, weil der BND demnächst von Pullach nach Berlin umziehen will. Es ist zugleich, ein zutiefst historisches Buch, weil es auch die Gründungsgeschichte der Siedlung in der Nazizeit erzählt. Und auch die Frage der aktuellen Nachnutzung spielt im Buch eine Rolle.
Dr. Christoph Links gründete am 1. Dezember 1989 den Ch. Links Verlag:
Erinnerungen, wie wichtig sind die für Sie?
Zur Geschichte des 20. Jahrhunderts gehört auch die DDR Geschichte, wir sind eine ostdeutsche Gründung und wir beschäftigen uns auch mit ostdeutscher Geschichte. Bei der redaktionellen Aufarbeitung haben wir festgestellt, es gibt noch zahlreiche weiße Flecken, die noch nicht untersucht worden sind. Wir bemühen uns um neue Autoren, die diese Aufarbeitung leisten, zu einem Erkenntnisgewinn beitragen und auch ihre persönlichen Erinnerungen festhalten.
Die Vergangenheit vergessen und lieber an die Zukunft denken?
Gerade Berlin ist ein Beispiel dafür, dass man nicht geschichtsvergessen arbeiten sollte. 25 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges möchte man sich an diesen und die Mauer erinnern. Heute baut man mit Stahlstäben die Mauer nach, weil ja fast alles abgerissen wurde. Eine Stadt lebt von ihrer Geschichte und Prägung. Daher ist es für uns als Berliner Verlag naheliegend zu zeigen, welche dramatischen Ereignisse sich während des Kalten Krieges in Berlin abgespielt haben. Wenn man dieses historische Wissen hat, dann kann man auch die Zukunft gestalten.
Wie wird ein Buch im Ch. Links Verlag ein Bestseller?
Wir sind kein klassischer Bestsellerverlag mit riesigen Auflagen. Unsere Bestseller sind in der Regel Longseller, also Bücher, die sich kontinuierlich verkaufen und damit hohe Verkaufszahlen erreichen. Zu nennen wären hier „Die Chronik der Wende“ oder „Die Chronik des Mauerfalls“. Beide Bücher, die nunmehr in 12. Auflage vorliegen und jeweils über 50.000 Mal verkauft wurden. Die Titel waren niemals auf einer Bestsellerliste, weil sie nicht explosionsartig schnell in großen Stückzahlen verkauft wurden. Es sind solide Bücher, die auch in der Fachwelt Bestand haben und von den Kennern als Standardwerk gelobt werden.
Welche Kriterien zur Findung oder Auswahl eines neuen Titels legen Sie zugrunde?
Uns werden jährlich Hunderte Manuskripte angeboten, allerdings gehen wir als Verlag auch auf die Autoren zu. Das Kriterium ist in beiden Fällen die Frage, ob es zum vorgesehenen Thema schon Literatur gibt oder einen neuen Erkenntnisstand seit dem letzten Buch zum Thema. Kann man den Lesern Neues bieten? Wenn der Autor, dieses Thema dann noch gut und sachkundig aufbereiten kann, sind die Voraussetzungen für ein gut verkäufliches Buch nicht schlecht.
Lesen Sie jedes Manuskript selbst?
Das ist nicht mehr zu schaffen. Am Anfang habe ich das gemacht, als wir mit drei Personen gestartet sind, später waren wir fünf und ich der einzige Lektor. Inzwischen sind wir drei Lektoren dazu kommen noch zwei Außenlektoren. Wir produzieren jedes Jahr 40 bis 50 neue Bücher und 30 bis 40 aktualisierte Nachauflagen. Da kann ich nicht jedes Manuskript komplett allein lesen. Aber ich schaue mir jedes Projekt und Exposé an und wir entscheiden gemeinschaftlich über die Annahme von neuen Buchprojekten. Wir wollen für einen Autor in der Öffentlichkeit das Größtmögliche erreichen. Alle Abteilungen unseres Verlages ziehen da gemeinsam an einem Strang.
25 Jahre Ch. Links Verlag. Ein langer oder doch kurzer Weg?
Als wir unser Fest gefeiert haben war ich selbst überrascht, wie schnell die Zeit vergangen ist. Weil man von einem Frühjahrsprogramm auf das Herbstprogramm hin arbeitet, zwischendurch kaum Luft holen kann. Bei solch einem hohen Arbeitstempo vergisst man schnell, wie die Zeit vergeht, insofern war es doch eine relativ kurze Zeit.
Problem Amazon, wie sieht das der Verleger. Wohin geht der Trend?
Wir arbeiten traditionell und intensiv mit dem stationären Buchhandel zusammen, quer durch die Republik. Wir haben ein eigenes Partnerschaftsprogramm, mit über 200 unabhängigen Buchhandlungen. Somit sind wir beim unabhängigen Buchhandel gut vertreten und nutzen dessen Stärke, unsere Bücher werden hier gut präsentiert. Diese Stärke des unabhängigen Buchhandel lässt uns relativ gelassen sein. Wir sind vom Vertriebsweg „Amazon“, zugegeben ein interessanter, nicht abhängig. Es ist ja auch nicht so, dass sich alles auf diesem Versender konzentriert. Insofern sind wir breit aufgestellt, auch über andere Versandbuchhandlungen, über unsere eigenen Leserkontakte, die direkt bei uns im Verlag bestellen und eben vor allem über den unabhängigen Buchhandel, sodass wir Amazon als Ergänzung sehen aber nicht als Bedrohung.
Wie blicken Sie und der Ch. Links Verlag in die Zukunft?
Wir haben frühzeitig begonnen auch in die digitale Welt einzusteigen und einen Kollegen eingestellt, der sich vor allem um E-Books und andere digitale Projekte kümmert. Insofern glaube ich, wir können optimistisch in die Zukunft schauen.
Ein neuer „Bestseller“ in der Pipeline?
Jeder Verlag hat sogenannte Spitzentitel, Bücher die besonders wichtig sind. In diesem Programm ist es das Buch „Beihilfe zum Völkermord“ von Jürgen Gottschlich über die deutsche Rolle beim Genozid an den Armeniern. Zur Frankfurter Buchmesse im Herbst werden wir in unserer Reihe „Länderporträts“ einen Titel über das Gastland Indonesien haben.
Vielen Dank für das Gespräch.
Christoph Links, Jahrgang 1954, Studium der Philosophie und Lateinamerikanistik in Berlin und Leipzig, 1980 bis 1986 Lateinamerika Redakteur bei der „Berliner Zeitung“, nebenberuflich Sachbuchautor und Literaturrezensent für die Kulturzeitschrift „Sonntag“. Seit 1990 Verleger, Mitglied im P.E.N. Club. 2008 Promotion am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität Berlin mit einer Arbeit über die Privatisierung der DDR-Verlage nach 1989.
Ch. Links Verlag Berlin, Schönhauser Allee 36, KulturBrauerei Haus 2, D-10435 Berlin, www.christoph-links-verlag.de
Ein Beitrag für ReiseTravel von Gerald H. Ueberscher.
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