Gernsbach-Reichental | Dorfladen |
Mit der feierlichen Eröffnung des Dorfladens im Nordschwarzwald ist es nun amtlich: Das Projekt in Gernsbach-Reichental ist Vorzeigeobjekt.
Dorfladen: Zur Eröffnung gab es Feierlaune bei strahlendem Sonnenschein und eine eigens angereiste italienische Delegation aus der Provincia Pesaro e Urbino bewunderte die neu geschaffene Einrichtung im ländlichen Raum.
Bereits zur Mittagszeit sind die Brotregale im Dorfladen leer geräumt und an der Kasse stehen die Kunden geduldig in einer langen Warteschlange. „Das ist wunderbar“, lacht Beate Klumpp, die nun nach langer Zeit wieder Einkäufe im Ort tätigen kann und strahlend ergänzt: „Damit geht das soziale Leben wieder voran, und man muss nicht wegen jeder Kleinigkeit aus dem Dorf fahren.“
Insbesondere die kleine Kaffee-Ecke hat es ihr angetan, denn dort besteht die Möglichkeit zum Treff mit Gleichgesinnten. Während viele mit Einkaufskörben bestückt die vielfältige Warenauswahl zum Einkauf nutzen, bieten die Unterstützer und Freunde des Dorfladens draußen frische Weißwürste und Obazda sowie selbst gebackenen Kuchen an, um das hochgelobte Objekt mit dem Erlös ihrer Verkäufe zu unterstützen und Rücklagen zu bilden. Denn hier ziehen alle an einem Strang. Mehr als 200 Bürger des Ortes haben den Aufbau des Dorfladens mit Anteilsscheinen unterstützt und damit ihr Engagement bekundet, endlich wieder eine Nahversorgung mit regionalen Erzeugern in Reichental zu etablieren. Statt mobilem Brotwagen im ländlichen Raum liefert nun die Naturbackstube Weber aus Gernsbach täglich frische Backwaren direkt an den Dorfladen und die ebenfalls regionale Ottenauer Metzgerei Krug steuert Fleisch- und Wurstwaren bei.
Für die Eröffnung hat Volker Hahn vom Institut für Nahversorgungs Services zudem 100 Liter Bier als großes, „flüssiges Lob“ an die die genossenschaftliche Dorfaktivitäten gespendet. Mittlerweile hat der Berater bundesweit über 80 solcher Projekte unterstützt und begleitet. Er kennt die Bedürfnisse der Menschen ebenso wie den kaufmännischen Bereich und erläutert:
„Wenn zwei Drittel der Bewohner regelmäßig im Dorfladen einkaufen und dort ein Drittel ihrer Lebensmitteleinkäufe tätigen, kann wirtschaftlich gearbeitet werden.“ Damit hat jeder Reichentaler die Aufgabe, pro Woche zwischen zwölf und fünfzehn Euro einzukaufen, um schlussendlich eine „schwarze Null“ zu erwirtschaften. „Von dem Engagement der Bewohner“, so sein Credo, „profitieren sowohl Zulieferer als auch Bürger und Gäste der Region.“
Und diese Idee ist bereits bis nach Italien durchgedrungen. Mit einer kleinen Delegation, bestehend aus Vertretern des Landkreises Rastatt, der LEADER-Kulisse Mittelbaden und des Naturparks Schwarzwald waren Gäste aus der Partnerrregion des Landkreises Rastatt, der Provincia Pesaro e Urbino, angereist, um nicht nur die partnerschaftlichen Beziehungen zu vertiefen, sondern darüber hinaus touristische Projekte und regionale Vermarktung ebenso wie neue Ansätze für Dörfer angesichts des gesellschaftlichen Wandels kennenzulernen.
Für die Leader-Aktionsgruppe ist dieser „Laden ein richtiger Segen“, resümiert Claus Haberecht, Vorsitzender der LEADER-Aktionsgruppe Mittelbaden Schwarzwaldhochstraße, der seinen italienischen Gästen das Kleinod präsentierte.
Auch Thorsten Hauch vom Amt für Strukturförderung im Landkreis Rastatt bezeichnet das Projekt als zukunftsweisend, da es zeigt, was getan werden muss, um Strukturen zu schaffen in ländlichen Gemeinden. Für Antje Wurz, Geschäftsführerin Regionalentwicklung Mittelbaden Schwarzwaldhochstrasse e. V. ist insbesondere die zentrale Lage des Dorfladens an der touristisch attraktiven Route nach Kaltenbronn ein besonderes Plus, da die einzigartige Hochmoorlandschaft mit seiner Tier- und Pflanzenwelt seit jeher Wanderer, Radfahrer und Erholungssuchende aus Nah und Fern begeistert.
Dorfladen im Schwarzwald begeistert italienische Delegation
Mit Leidenschaft erläutert sie der italienischen Delegation die Entwicklung des Projektes und erntet vom Landrat der italienischen Provinz Pesaro großes Lob. Guiseppe Paolini, der selbst aus einer kleinen Gemeinde mit knapp 1000 Einwohnern stammt ist nach eigenen Aussagen „überwältigt“. „Es ist unsere Aufgabe, so kleine Gemeinden mit Leben zu füllen. Die Bürger kämpfen dafür, um ihre Traditionen zu bewahren und sie haben es verstanden, dass man nur gemeinsam etwas erreichen kann.“ Freudestrahlend nickt er Maria Di Umberto zu, die als Bindeglied die Gespräche vom Landkreis Rastatt aus begleitet und dank ihrer Sprachkenntnisse alles dolmetscht.
Ab sofort ist der Dorfladen in Reichental von Montag bis Freitag jeweils vormittags von 6.30 bis 10.30 Uhr geöffnet, nachmittags (außer mittwochs) von 15.30 bis 18.30 Uhr. Am Samstag zudem von 6.30 bis 12 Uhr, so die aktuellen Angaben. Bei Bedarf können die Öffnungszeiten ergänzt und angepasst werden.
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Sabine Zoller.
Sabine Zoller lebt im Schwarzwald. Als freie Journalistin schreibt sie für verschiedene online Portale, Magazine und Tageszeitungen. Kultur, Handwerk und Brauchtum fasziniert Sie ebenso wie gute Küche und Natur. Ihre Berichte beschäftigen sich mit historisch attraktiven Themen, landschaftlich reizvollen Regionen und lukullisch attraktiven Stationen und machen Lust auf Reisen.
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