München

Niemand wünscht sich eine Krise –, doch wenn sie dann dennoch wellenartig über uns einbricht, fühlen wir uns oft verzweifelt, ohnmächtig und ausgeliefert.

Wie Sie eine Beziehungskrise überleben: Besonders Krisen in der Beziehung können tief greifende und existenzielle Ängste auslösen, da das gesamte gemeinsam aufgebaute Leben auf dem Spiel steht.

Krisen können durch die unterschiedlichsten Ereignisse ausgelöst werden. Krankheit, Geldprobleme, unerfüllter Kinderwunsch, mangelnde Paar-Zeit, Eifersucht, Untreue, sexuelle Frustration, unterschiedliche Lebenswünsche und viele weitere Ursachen sind dafür verantwortlich, dass eine Paarbeziehung ins Wanken kommt. Doch so herausfordernd wie Krisen auch sind, so tragen sie auch ein großes Geschenk in sich, welches viele Paare erst einmal nicht erkennen.

Krisen zwingen uns hinzuschauen

Sind wir mal ehrlich: Wenn alles rund läuft, haben die meisten von uns keinen Antrieb ihr Leben unter die Lupe zu nehmen und anzuerkennen, was für sie noch funktioniert, und welche Teile uns eigentlich nicht wirklich glücklich machen.

Die Krise lässt uns jedoch keine Wahl. Wenn jemand in der Beziehung fremd geht, krank wird oder sonst etwas massiv aus den Fugen gerät, dann sind wir gezwungen uns hinzusetzen und eine Bestandsaufnahme zu machen; da hinzuschauen, wo wir normalerweise am liebsten den Kopf wegdrehen und Veränderungen einzuleiten.

Wie wir die Krise als Chance nutzen können:

1) Identifizieren Sie Ihre Krisenauslöser, indem Sie Ihre jüngsten Handlungen und Gedanken untersuchen. Wenn Sie herausfinden, welche Trigger die Krise ausgelöst hat, können Sie neue Entscheidungen treffen und negative Gedankenmuster verändern. Oft verlieren sich unsere Gedanken in Geschichten, welche uns innere Unruhe oder gar Schmerzen verursachen, ohne dass wir je geprüft haben, ob diese Gedanken der Wahrheit entsprechen. Daher macht es Sinn, sich seiner inneren Dialoge und Geschichten bewusst zu werden und diese unter anderem durch gezieltes Nachfragen beim Partner auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen.

2) Geben Sie einander Zeit und Abstand, wenn nötig.

Wenn wir in einer echten Beziehungskrise stecken, schießen unsere Stresshormone schießen in die Höhe, während wir mit unserem Kampf- Erstarr- oder Fluchtinstinkt reagieren. Ganz oft sind diese Reaktionen gegensätzlich in einer Beziehung. Während der eine Partner flüchtet und den Raum/Situation verlässt, wird dadurch die Verlustangst des anderen Partners massiv getriggert, was ihn meist dazu veranlasst, noch mehr an der Beziehung festzuhalten und dafür zu kämpfen. Lassen Sie sich jedoch gegenseitig den nötigen Raum und versuchen Sie sich mit Ihren eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen, auch wenn dies manchmal sehr herausfordernd ist, da natürlich nicht nur die schönen Dinge zum Vorschein kommen. Doch wenn wir lernen die Verantwortung für unsere Gefühle zu übernehmen und nicht versuchen unseren Partner dafür in Rechenschaft zu ziehen, wird ganz viel Last von der Beziehung genommen. Meistens ist es genau diese Zeit mit sich und seinen Gefühlen allein, die uns erkennen lässt, dass wir nicht die Beziehung verlieren möchten, sondern nur die Rolle verändern wollen, in welcher wir festsitzen. Wichtig dabei ist, dass trotz diesem Abstand die Kommunikation aufrechterhalten und die Bedürfnisse ausgesprochen werden, damit keine Unklarheit und damit mehr Verwirrung und Angst in der Beziehung aufgebaut wird. Teilen Sie ihrem Partner mit, dass Sie nun Zeit für sich nötig haben und erzählen Sie ihm von Ihren Ängsten.

3) Erstellen Sie einen mentalen Katalog der liebevollen, glücklichen Momente, die Sie mit Ihrem Partner erlebt haben. Setzen Sie sich hin und denken Sie an all die Momente, in denen Sie gemeinsam Spaß hatten, wo Sie sich genährt, gesehen und geliebt gefühlt haben. Diese Übung wird Ihnen helfen, sich wieder daran zu erinnern, warum Sie mit Ihrem Partner zusammen sind, was Sie durch die Krise tragen wird.

4) Schauen Sie hinter das offensichtliche „Problem“.

Ganz oft geht es nicht wirklich um das, was gerade aktuell in der Partnerschaft geschieht, sondern der Schmerzpunkt liegt irgendwo tiefer vergraben. Es kann ausgesprochen hilfreich sein, mit einer außenstehenden (Fach)Person über diese Dinge zu sprechen. Eine neutrale Person, welche die richtigen Fragen stellt, hilft Ihnen dabei das eigentliche Problem hinter der Symptomatik zu entlarven.

5) Nutzen Sie die Krise, um zu lernen, was Sie in Ihrem eigenen Leben und in Ihrer Beziehung verbessern möchten. Eine existenzielle Krise kann darauf hindeuten, dass Sie mit einem bestimmten Teil Ihres (Liebes)Lebens unzufrieden oder frustriert sind. Überlegen Sie, was die Ursache Ihrer Krise war, und versuchen Sie Möglichkeiten zu finden, um dieses Element nach ihren Wünschen zu verändern. Wenn es Ihnen schwerfällt, über Ihre Beziehungsprobleme zu kommunizieren, gibt es einige Strategien zur Problemlösung:

-Tragen Sie als Paar einen Termin in Ihren Kalender ein für ein Gespräch und bewusste gemeinsame Zeit. Schalten Sie die Handys aus, bringen Sie die Kinder ins Bett und lassen Sie die Voicemail Ihre Anrufe entgegennehmen.

-Wenn Sie nicht "kommunizieren" können, ohne Ihre Stimmen zu erheben, treffen Sie sich an einem öffentlichen Ort wie der Bibliothek oder ein Restaurant, in dem es Ihnen peinlich wäre, wenn jemand Sie schreien hört.

-Legen Sie einige Regeln fest. Versuchen Sie Ihren Partner nicht zu unterbrechen und den Gebrauch von sogenannten „Killersätzen“, sowie "Immer tust du ..." oder "Du bist nie...“ zu unterlassen. Geben Sie Ihrem Gegenüber den sicheren Raum, in welchem die wahren Gefühle zum Ausdruck gebracht werden können.

-Verwenden Sie Ihre Körpersprache, um dem Gegenüber zu zeigen, dass Sie zuhören. Legen Sie Ihr Telefon weg, knabbern Sie nicht an Ihren Fingernägeln oder vermeiden Sie es auf die Uhr zu schauen. Nicken Sie bestätigend, damit die andere Person sieht, dass Sie wirklich zuhören, und paraphrasieren Sie, indem Sie das Gehörte des Partners in Ihren Worten wiederholen.

Zum Beispiel:

"Wenn ich dich richtig verstehe, wünschst du dir, dass ich im Haushalt auch mehr übernehme.“ Versuchen Sie jedoch bei jeglichen oben beschriebenen Praktiken authentisch zu sein. Spielen sie keine Spielchen, denn Ihr Partner wird das alles durchschauen. Versuchen Sie so präsent wie möglich zu sein und Ihrem Partner die volle Aufmerksamkeit zu schenken.

Weitere Tipps, die Sie auf dem Weg aus der Krise unterstützen:

-Ehrlichkeit – nichts ist schlimmer, als wenn der Partner auf anderen Wegen „die Wahrheit“ herausfinden muss.

-Gegenseitiger Respekt – Es ist okay, dass Sie nicht beide gleicher Meinung sind.

-Hören Sie einander WIRKLICH zu. Helfen Sie einander sich zu verstehen, denn manchmal können kleine Missverständnisse, wie zum Beispiel die unterschiedliche Definition eines Wortes, zu massiven Konflikten führen.

-Versuchen Sie auch den Schmerz Ihres Partners zu erkennen und sich nicht ausschließlich auf sich selber zu konzentrieren. In einer Krise leiden beide Parteien.

-Suchen Sie sich professionelle Hilfe. Ein guter Coach/Therapeut kann Ihnen viel Schmerz ersparen.

-Erkennen Sie die Krise als Zeichen des Wachstums.

Wenn es Ihnen beiden gelingt sich offen zu begegnen und in Eigenverantwortung die persönlichen Schmerzen, Trauer sowie Wünsche zu kommunizieren, kann eine solche Krise Sie als Paar unendlich stärken und voranbringen.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Bas Waijers und Priska Baumann von TheLoveAlchemists.com

Das Holländer-Schweizer Paar lebt mit ihren zwei (Stief) Kindern und Hund in den Niederlanden und unterstützt weltweit Paare und Singles dabei, erfüllende Partnerschaften zu manifestieren.

Priska Baumann & Bas Waijers, The Love Alchemists. De Wieken 77, 1622GP Hoorn, 0031 611 76 83 17, us@thelovealchemists.comwww.TheLoveAlchemists.com   

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