Berlin | Brot für Alle |
Brot ist ein relevantes Nahrungsgut und Grundnahrungsmittel für viele Menschen
Unser täglich Brot: Eine „Scheibe Brot“ gehört zur deutschen Alltagskultur und gilt nicht als Luxusgut. Im Geschäftsbericht des „Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e. V.“ ist nachzulesen: Die Haushalte in Deutschland kauften 1.928 Tausend Tonnen Brot. Bei rund 39,67 Millionen Haushalten bedeutete das, pro Haushalt wurden knapp 50 Kilo Brot jährlich gekauft. „Durchschnittlich fanden pro Käufer und Jahr 48,5 Einkäufe statt, bei denen jeweils rund 1,01 Kg Brot gekauft wurde“.
Heute gehen wir in unseren Breitengraden in einen Supermarkt oder in den traditionellen Bäckerhandwerksbetrieb und versorgen uns mit dem Grundnahrungsmittel Brot. In früheren Zeiten stand in Dörfern ein öffentlicher Backofen. Meist in der Dorfmitte direkt am Brunnen und jede Familie hatte eine vorgegebene Zeit, in der sie für sich das Brot backen durfte.
Wie wichtig Brot ist, ersieht man im christlich geprägten Abendland an dem Gebet „Vater unser“. Dort heißt es an einer Stelle „Unser täglich Brot gib uns heute“. Dieses Gebet beten sowohl katholische als auch evangelische Christen gemeinsam. Das kann durchaus als eine kirchengeschichtliche Sensation betrachtet werden. Es gibt ein „evangelisches“ und ein „katholisches“ Gesangbuch und viele Zeremonien dürfen nicht an Angehörige der anderen Religion ausgeführt werden.
Verteilt der geweihte katholische Priester Hostien, die als Brotersatz stehen, dürfen zu diesem Abendmahl nur würdige katholische Christen zur Ausgabe dieser Hostien erscheinen. Geschiedenen Katholiken und Nicht Katholiken darf beispielsweise der Geistliche das Abendmahl nicht gewähren. Daher ist das gemeinsame Gebet mit der Bitte um das tägliche Brot sehr bemerkenswert.
Wer heutzutage eine kirchliche ökumenische Trauung plant, wo ein Partner evangelisch und der andere katholisch ist, muss weit vor dem Hochzeitstermin zahlreiche Formulare ausfüllen. Bei den beiden Geistlichen, die diese Trauung vollziehen werden, handelt es sich um Kirchenbeamte, für jeden einzelnen gelten besondere Vorschriften. Es muss sich auf eine für beide großen Kirchen gültige Trauzeremonie geeinigt werden. Da lebt der katholische Priester im Zölibat, die evangelische Kirche lässt Pfarrer und Pfarrerinnen heiraten; so viel trennt Katholiken von Protestanten – das Gebet um das tägliche Brot eint sie.
Das Brot kommt in Religion und Mystik vor. So hat der christliche Mystiker Angelus Silesius, der unter dem Namen Johann Scheffler zur Welt kam und von 1624 bis 1677 lebte, es einmal folgendermaßen ausgedrückt: „Das Brot ernährt uns nicht - was uns im Brot speist - ist Gottes ewiges Wort - ist Leben und ist Geist.“
Leider ist heutzutage oft in Vergessenheit geraten, wie ehrfurchtsvoll die Menschen mit Brot einst umgingen. Es war in früheren Jahren unvorstellbar, Brot in den Müll zu werfen. Auch brachten Eltern ihren Kindern bei: „Mit Brot spielt man nicht.“
Im Mittelalter zeigte sich erstmals, Brot ist Nahrungsmittel für Lebewesen zu Wasser, Luft und Land. Mönche hatten den Karpfen aus Zentralasien nach Europa gebracht, schwerpunktmäßig nach Bayern und Böhmen. Hier richteten sie Tümpel ein, wo sie die Karpfenzucht betrieben. Mit Brot, selbst wenn es alt, hart und schon von Schimmel befallen war, konnten die Mönche ihre in immer weiter verfeinerten Teichen gezüchteten Karpfen füttern. Burgherren, die Wasserschlösser besaßen, füllten ihre Teiche, die eigentlich nur angedacht waren, Feinden den Zugang zur Burg zu erschweren, mit Fischen. Die Abfälle von Brot, Kuchen und Torte - die reichen Burgherren konnten sich die Süßspeisen leisten, im Gegensatz zu den armen Mägden, Knechten und Landsern, landeten von der Burg in den Teich und ernährte die im Wasser lebenden Tiere.
Durch das Brot im Teich wurden fliegende Tiere angelockt, so manche Wildente und Wildgans wollte von dem Brot naschen und wurde von den Jagdmeistern der adeligen Burgherren oft erlegt und landete in der Pfanne. Das Brot dient auch als Futter für Eierlieferanten. Hühner, Gänse, Enten und Brieftauben, die allesamt auch Fleisch dem Menschen liefern. Die köstliche Taubensuppe ist heutzutage fast in Vergessenheit geraten, in früheren Zeiten wurde sie zu ganz besonderen Anlässen wie Hochzeitsfeiern oft serviert.
Landtiere und Fleischlieferanten wie Schweine und Kaninchen lassen sich mit Brot aufziehen und können mit diesem Futter bis zur Schlachtreife gefüttert werden. Es ist heute in ländlichen Gemeinden noch Brauch: Ein Bäcker oder Gasthofbesitzer lassen das nicht abgesetzte Brot, Kuchen, Brötchen von einem Bauern abholen und anschließend landen diese Getreidewaren in Tiermägen. Aus Dankbarkeit bekommt der Bäcker oder der Wirt zur Weihnachtszeit die Weihnachtsgans vom Bauern geschenkt.
Brot Backen in Buchara - Uralte Tradition in Usbekistan – Köstlich im Geschmack
Buchara: In der historischen Altstadt am Rande der Roten Wüste mit seiner gut erhaltenen Stadtmauer wird noch heute auf traditionelle Art Brot gebacken. Die „Seidenstraße“ gilt als Begriff für Handelswege, die seit über 2000 Jahren China, Europa und Nordafrika miteinander verknüpften. Marco Polo (1254 bis 1324) berichtete im Mittelalter über seine abenteuerliche Reise. www.uzbekistan.de
Zusammenfassend darf festgehalten werden: Brot ist eines der wenigen Nahrungsmittel, mit dem nicht nur der Mensch überleben kann. Mit dem Brot ist es dem Menschen möglich, Hühner, Gänse, Enten, Tauben zu füttern, die Eier und Fleisch liefern. Neben dem fliegenden Federvieh können Schweine und Kaninchen als bodenständiges Getier, die ebenfalls das Fleisch liefern, mit Brot gefüttert werden sowie im Wasser lebenden Fische. Der Umstand, das Brot all dies ermöglicht, war schon vor Jahrhunderten der Grund, eine göttliche Fürbitte für „unser täglich Brot“ auszusprechen. www.baeckerhandwerk.de
ReiseTravel Fact: Das Brot hat bis heute einen hohen Stellenwert. Im Internetzeitalter haben es zahlreiche Zeitgenossen bedauerlicherweise vergessen. Ein Blick in Entwicklungsländer macht schlaftrunkene Westeuropäer sofort wach, weil in den armen Ländern Brot beinahe heilig ist. Dazu reicht ein kurzer Blick in die jüngste Geschichte. Als in den 70er und 80 er Jahren nordafrikanische Regierungen in Algerien und Marokko den staatlich festgelegten Brotpreis drastisch erhöhten, kam es in diesen Ländern zu Unruhen. Die Preiserhöhungen wurden aufgehoben oder fielen viel milder als geplant aus.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.
Unser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.
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