Stubai | Fulpmes das Krippendorf |
Mit Krippen einstimmen in der „Staden Zeit“ auf das Weihnachtsfest
Krippenmuseum Fulpmes: Das Aufstellen von Weihnachtskrippen in Kirchen und privaten Haushalten gehört zur Weihnachtszeit. In Fulpmes ist jeden Tag Weihnachten. Ja das stimmt, denn zum einen gibt es in Fulpmes Schnitzer die tagein tagaus Krippenfiguren schnitzen und zum anderen ist das Krippenmuseum ganzjährig geöffnet. Die Idee zum Krippenmuseum hatte Robert Denifl, der Bürgermeister von Fulpmes. Mit dem 1909 gegründeten Krippenverein konnte er das Projekt umsetzten und so konnte 2008 das Krippenmuseum eingeweiht werden. Das Museum ist einem alten ehrwürdigen Haus mitten im Ortszentrum untergebracht und es kann bereits auf 500 Jahre Geschichte zurückblickt.
Geschichte: Die Geschichte der Weihnachtskrippe geht mehrere Jahrhunderte zurück. Franz von Assisi hatte1223 in Greccio, in der Region Latium in Italien, anstelle einer Predigt, die Weihnachtsgeschichte mit Menschen und Tieren aufgeführt. Das soll der Ursprung für die Krippentradition sein. Mitte des 16. Jahrhunderts tauchten Krippen immer mehr in Kirchen in Europa auf. Im Jahre 1615 soll es schon eine Krippe im Benediktinerinnenkloster Nonnberg gegeben haben.
Schon im 17. Jahrhundert begannen Bergbauern in Südtirol im Winter Krippen aus Holz zu schnitzen. Am Anfang bestanden die Krippen aus dem Jesuskind in der Krippe liegend, Maria und Josef, und Ochs und Esel. Erst im Laufe der Zeit kamen immer mehr Figuren dazu. In der Zeit des Barocks wurden in Österreich und Süddeutschland viele Krippen in Kirchen aufgestellt. Unter Kaiserin Maria Theresia und Joseph II wurde das Aufstellen von Weihnachtskrippen in Kirchen und öffentlichen Gebäuden verboten. Doch die Bevölkerung umging das Verbot und stellte Weihnachtskirchen in ihren Häusern und Wohnungen auf.
Schon Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Fulpmes Schnitzer, die sich auf Krippenfiguren spezialisiert hatten. Begünstigt wurde das, weil es in Fulpmes viele Schmieden gab, die Schnitzmesser herstellten. Die Krippen von Fulpmes waren weltberühmt. Die Kaiserin Zita, Kronprinz Otto, der Kaiser von Japan und der Kronprinz von Bayern bestellten Krippen in Fulpmes. Noch heute leben viele Schnitzer in Fulpmes, deren Krippenfiguren weltweit so begehrt sind, dass es bei Bestellungen lange Wartezeiten gibt.
Krippenmuseum: Beim Eintritt in das Museum verbreitet sich eine weihnachtliche Atmosphäre. Es ist ein Spaziergang durch eine Welt mit orientalischen, alpenländischen und modernen Krippen. Gleich zu Beginn steht eine kleine, alte Tiroler Krippe, die hinter Glas geschützt ist. Die Hintergrundlandschaft von 1800 ist zum Teil gut erhalten und wurde 1870 im Rokokostil ergänzt. Die Krippenfiguren wurden von Franz Huter, einem Schnitzer aus Fulpmes hinzugefügt.
Von Johann Gwercher gibt es mehrere Krippen, seine bekanntesten sind die Ferchlkrippe und die Halbeiskrippe, die beide zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Seine Figuren im orientalischen Stil sind bis ins kleinste Detail sorgfältig geschnitzt und farbenprächtig bemalt. Johann Gwercher stammt aus Medraz aus einer armen Familie mit 17 Kindern und war immer kränklich. Nach dem Besuch der Schnitzschule in Innsbruck und dem Verkauf seiner Krippenfiguren konnte er seine Familie unterstützen.
Der Krippenbergbauer Günther Pließnig aus Fulpmes modelliert Krippen und Tempel. Er ist ein Perfektionist, er hat die winzigen Ziegelsteine für einen orientalischen Tempel selbst gebrannt und die Türbeschläge und das Werkzeug sogar selbst geschmiedet.
Ein Highlight in der Ausstellung ist die „Rapp Krippe“ aus Matrei am Brenner. Sie ist auch eine Krippe aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts, mit bekleideten orientalischen und Südtiroler Figuren. Die Figuren sind wahrscheinlich die Ältesten im Museum. Die Köpfe sind aus Wachs geformt und die Hände und Füße aus Holz geschnitzt. In die spanische Gucklochkrippe muss man wie in ein Fernglas hineinsehen. Dort sind drei Szenen, mit der Verkündung der Hirten, der Geburt im Stall und der Ankunft in Ägypten zu entdecken.
Eine Krippe der anderen Art ist eine Papierkrippe aus dem Jahre 1720 aus dem Pustertal. Sie ist etwas ganz Besonderes, sie ist aus Papier gebaut und hat 144 Figuren.
Großen Wert legt Robert Denifl auf Krippen der Schnitzer aus Fulpmes und Umgebung, sie sind das Herzstück der Ausstellung. So sind die Krippen und Figuren von Alois Canazei, Herbert Danler, Erwin Haas, Hurbert Jäger, Stefan Lanthaler, Herbert Larl, Hans-Peter Mayerhofer, Ernst Meyer, Raimund Parigger, Karl Paulweber, Günther Pließnig und Erich Schlaucher Meisterstücke der Gegenwart.
Eine begehbare Krippe mit lebensgroßen Figuren und das Kirchenkrippen-Labyrinth sind besonders für die Kinder ein Erlebnis. Am Ende der Ausstellung stehen kontrastreich zur Tradition ganz moderne Krippendarstellungen von Künstlern aus dem Stubaital und Italien. Zu den bekannten Künstlern aus Fulpmes für moderne Krippen zählen Johannes Maria Pittl, und Franz Niederleimbacher.
Nach dem Besuch des Krippenmuseums kann man in der Weihnachtszeit die Hochaltarkrippe in der Pfarrkirche in Fulpmes besuchen. Sie ist eine auf Zirbelholzbrettern gemalte Hochaltarkrippe, die durch ihre Größe beeindruckt. Die zweidimensionalen lebensgroßen Figuren aus dem Jahre 1720 bis 1730 stellen die Herbergssuche, die Anbetung der Hirten und die Anbetung der Könige dar. Die Arbeit ist wahrscheinlich von Jakob Jenewein aus Mieders im Stubaital.
Brauch im Stubaital: Noch heute wird in jedem zweiten Haus zu Lichtmäss eine Krippe in der guten Stube aufgestellt. Es gibt etwa 45 große Krippen und allein zehn davon hat der Schnitzer Stefan Lanthaler aus Fulpmes angefertigt. Ab 26. Dezember, so ist der Brauch, geht man „Krippele schaug’n“. Traditionsgemäß werden „Gloriawasser“ – ein Schnapserl – und ein paar Kekse serviert.
Tourismusverband Stubai Tirol, Stubaitalhaus, Dorf 3, A-6167 Neustift in Tirol, Tel.: +43-501881-0, info@stubai.at - www.stubai.at
Krippenmuseum Fulpmes, Bahnstraße 11, A-6166 Fulpmes, Stubaital, Tel.: +43-5225-62908, kontakt@krippenmuseum.at - www.krippenmuseum.at
Das Krippenmuseum mit Museums-Shop ist ganzjährig außer Montag und Dienstag geöffnet.
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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