Oberndorf | Stille Nacht, Heilige Nacht |
Ein Lied geht um die Welt - Stille Nacht, Heilige Nacht
Weihnachten steht vor der Tür: Das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“, hat sicher schon jeder einmal gesungen oder zumindest gehört? Kaum einer weiß wer das Lied damals geschrieben und wer es vertont hat. Und kaum einer weiß, dass das Weihnachtslied in Mariapfarr im Lungau, im Salzburger Land entstanden ist. Joseph Mohr schrieb 1816 den Text des weltberühmten Weihnachtsliedes in Mariapfarr, er lebte dort als Hilfspfarrer. Sein Freund, Franz Xaver Gruber, ein Komponist und Lehrer vertonte seinen Text. Diese Originalnoten sind heute im Pfarr- und Wallfahrtsmuseum in Mariapfarr ausgestellt.
Joseph Mohr wurde am 11. Dezember 1792 in Salzburg geboren. Er war eines von mehreren unehelichen Kindern von Franz Mohr aus Mariapfarr und Anna Schoiber aus Salzburg. Er wuchs und mit seinen Geschwistern bei seiner Mutter in großer Armut in der Steingasse in Salzburg auf. Seinen Vater hatte er nie kennengelernt. Joseph Mohr hatte auch Glück im Leben, denn dem Domchorvikar Johann Nepomuk Hiernle war die schöne Stimme des Buben aufgefallen und er unterstützte ihn, damit er zum Gymnasium gehen konnte. Joseph Mohr besuchte das Akademische Gymnasium Salzburg und das Stiftsgymnasium Kremsmünster des Benediktinerstifts. Während der Schulzeit war er Sänger und Violinist im Chor der Universität und des Benediktinerstiftes St. Peter. Nach der Matura studierte er drei Jahre lang Theologie am Priesterseminar in Salzburg und schloss das Studium mit Erfolg ab. Joseph Mohr wurde am 21. August 1815 vom Passauer Weihbischof Karl Kajetan zum Priester geweiht. Als unehelich geborenes Kind benötigte er damals noch eine Ausnahmegenehmigung von Papst Pius VII. Nach seiner Priesterweihe war er kurz in Ramsau bei Berchtesgaden und von 1815 bis 1817 in der Heimatgemeinde seines Vaters, in der noch sein Großvater lebte, als Hilfspfarrer angestellt. Dort verfasste er 1816 den Liedertext „Stille Nacht, Heilige Nacht“.
Die Zeiten waren schwer, die Napoleonischen Kriege hatten ihre Spuren hinterlassen. Das Fürsterzbistum Salzburg verlor seine Selbstständigkeit. Gerade aus diesen Zeitumständen heraus bekommt der Text der vierten Strophe von "Stille Nacht" eine besondere Bedeutung, denn sie drückt eine große Friedenssehnsucht aus. Joseph Mohr könnte dort von einem Bild eines spätgotischen Flügelaltars in der Pfarrkirche zu den Worten „holder Knab im lockigen Haar“ inspiriert worden sein – das Bild „Anbetung der Könige“ zeigt nämlich ein blond gelocktes Jesuskind. Ein Jahr später ging Joseph Mohr nach Oberndorf bei Salzburg, um den Pfarrprovisor Josef Kessler zu unterstützen. Kurz darauf beschwerte sich der Nachfolger Kesslers, Georg Heinrich Joseph Nöstler, beim Konsistorium in Salzburg über Mohr. Diese Beschwerde wurde überprüft. Das Konsistorium bat den Dekan und Pfarrer von Stankt Georgen um einen Bericht, der die Anschuldigungen entkräftete und so blieb Mohr in Oberndorf. Vor Weihnachten 1818 bat Joseph Mohr den Lehrer Franz Xaver Gruber sein Gedicht zu vertonen. Am 24. Dezember 1818 konnte das Weihnachtslied in der Sankt-Nikola-Kirche in Oberndorf uraufgeführt werden. Franz Xaver Gruber sang den Bass und Joseph Mohr sang die Tenorstimme und übernahm die Gitarrenbegleitung. Im September 1819 verließ Joseph Mohr Oberndorf. Weitere Stationen in seinem Leben waren die Salzburger Gemeinden: Kuchl, Golling, Vigaun, Anthering, Eugendorf, Hof und Hintersee. In Hintersee blieb er zehn Jahre und er konnte dort eine Pfarre selbstständig leiten. Er war sehr beliebt, denn er war leutselig und hatte einen ausgeprägten Wunsch für Frieden. Ab 1837 arbeitete Mohr als Vikar in Wagrain und konnte seine soziale Einstellung verwirklichen. Er kümmerte sich um einen Schulneubau, denn vorher gab es für mehr als 100 Kinder nur einen Unterrichtsraum. Zusätzlich gründete er einen Ausgleichsfond, um den Kindern mittelloser Eltern den kostenpflichtigen Schulbesuch zu ermöglichen. Er kümmerte sich um den Aufbau der Altenpflege und half ständig den Armen, soweit es ihm möglich war. Joseph Mohr starb am 4. Dezember 1848 an einer Lungenlähmung, als Pfarrer von Wagrain im Pongau, in völliger Armut. Er hinterließ nicht einmal so viel, dass die Begräbniskosten bezahlt werden konnten. Den Weltruhm als Textdichter des Liedes „Stille Nacht, Heilige Nacht“ konnte er leider nicht mehr erleben.
Xaver Gruber der Komponist von Stille Nacht, Heilige Nacht
Franz Xaver Gruber wurde am 25. November 1787 in der Oberösterreichischen Gemeinde Hochburg geboren. Seine Liebe galt schon sehr früh der Musik. Bis zum 18. Lebensjahr war er jedoch wie auch sein Vater als Weber tätig. Dank der Zustimmung und Unterstützung seines Vaters wurde er Volksschullehrer und begann 1807 als Lehrer, Mesner und Organist in Arnsdorf zu arbeiten. Bereits kurze Zeit später heiratete er die Witwe seines Vorgängers. Sie hatten zwei gemeinsame Kinder, die jedoch noch im Kindesalter gestorben sind. 1816 übernahm Gruber auch die Stelle als Organist in der neu entstandenen Pfarre Oberndorf, wo sich 1817 seine Wege mit Joseph Mohr kreuzten. Am Weihnachtstag im Jahre 1818 komponierte er die Melodie zu Joseph Mohrs Gedicht "Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Nach dem Tod seiner ersten Frau 1825 heiratete er eine ehemalige Schülerin, mit der er fünfzehn Jahre zusammenlebte. Der Ehe entstammten zehn Kinder, von denen nur vier das Erwachsenenalter erreichten. Er stellte den Antrag auf eine Versetzung nach Oberndorf, die aber abgelehnt wurde. Verärgert verließ Gruber 1829 Oberndorf und übernahm in Berndorf eine Stelle als Lehrer und Mesner. Ein paar Jahre später bewarb er sich für die frei gewordene Stelle eines Chorregenten in Hallein, der damals zweitgrößten Stadt im Salzburger Land. 1835 erfolgte Grubers Ernennung zum Chorregenten, Chorleiter und Organisten der Pfarrkirche Hallein. Ein paar Jahre später heiratete er die Freundin seiner zweiten Gemahlin. Gruber schuf mehrere kirchenmusikalische Werke und wirkte auch außerhalb von Hallein an musikalischen Veranstaltungen mit. Sein Sohn Franz trat in seine Fußstapfen, er gründete 1847 einen Gesangsverein und 1849 die Halleiner Liedertafel. 1863 starb Xaver Gruber angesehen und relativ wohlhabend in Hallein. Sein Sohn Felix übernahm als Nachfolger seines Vaters den Posten als Halleiner Chorregent.
Ein Lied geht um die Welt
Die Namen des Liedverfasser und Komponisten von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ waren in Vergessenheit geraten. Als die königlich-preußische Hofkapelle in Berlin das Stift St. Peter in Salzburg bat, die Verfasser des Liedes „Stille Nacht“ mitzuteilen, hat Gruber im Jahre 1854 den Originaltext, die Geschichte des Liedes und auch den Verfasser Joseph Mohr und den Komponisten Xaver Gruber festgehalten. Schon ein paar Jahre später, nach der ersten Aufführung in Oberndorf, hat der fahrende Tiroler Orgelbauer Carl Mauracher, der gerade im Lungau arbeitete, das Lied ins Zillertal mitgenommen. Durch die Sängerfamilien Rainer und Strasser wurde das Lied auf deren ausgedehnten Reisen in Europa verbreitet. 1839 brachten die Rainer-Sänger das Lied auch Amerika. Mitte des 19. Jahrhunderts sind bereits Übersetzungen des Liedes in englischer Sprache bekannt. Zur Jahrhundertwende wurde „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ durch katholische und protestantische Missionare verbreitet und bald wurde es auf allen Kontinenten gesungen. Heute ist das Lied in mehr als 300 verschiedene Sprachen und Dialekte übersetzt worden.
ReiseTravel Fact: Späte Ehren. Zu Lebzeiten ist Joseph Mohr nicht porträtiert worden. 1912 veranlasste der Bildhauer und Pfarrer Josef Mühlbacher den Schädel von Joseph Mohr ausgraben zu lassen, um ein möglichst authentisches Abbild für ein geplantes Denkmal herstellen zu können. Nachdem Mühlbacher das Bildnis in Wien fertiggestellt hatte, kam der Schädel jedoch nicht wieder ins Grab zurück nach Wagrain, sondern er wurde in der neu errichteten Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf 1937 eingemauert. Im Jahr 2011 wurde „Stille Nacht! – das Lied zur Weihnacht“ in die nationale Liste des immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen.
Salzburger Land Tourismus, Wiener Bundesstraße 23, A-5300 Hallwang, Tel.: +43 662 6688-0, info@salzburgerland.com - www.salzburgerland.com - www.stillenachtland.at
Pfarr-, Wallfahrts- und Stille Nacht-Museum Mariapfarr, Joseph-Mohr-Platz 1, A-5571 Mariapfarr, Tel.: +43 6473 20068 www.wallfahrtsmuseum.at
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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