Helga Wäscher

Ob die „Star Wars“-Helden auch schon mal im All waren? Keine Ahnung. „Nick, der Weltraumfahrer“ war definitiv schon mal oben!

Helga Wäscher: Sie plaudert über den Schöpfer von „Sigurd“, „Tibor“ und „Falk“: Der Comic-Held aus den Fünfzigerjahren umkreiste 1993 zehn Tage lang die Erde. Der deutsche Astronaut und Fan von Hansrudi Wäschers Bild-Abenteuern, Ulrich Walter, hatte ein Piccolo-Heftchen mit an Bord der Raumfähre „Columbia“ genommen, um den Comic-Zeichner mit dieser Aktion zu ehren. 
Der 2016 im Alter von 88 Jahren verstorbene Zeichner und Autor von Helden wie „Sigurd“, „Falk“, „Tibor“ und eben „Nick“ hat einen großen und sehr treuen Fanclub, bestehend aus Comic-Freunden aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich. Die treffen sich regelmäßig. Wie zuletzt bei einer Schifffahrt von Kelheim nach Kloster Weltenburg. Ihr Idol nennen sie liebevoll „Meister.“ 

An Bord eines Ausflugdampfers von Kelheim nach Weltenburg:  

Hansrudi-Wäscher-Fanclub Bayern mit Helga Wäscher by Helmut Kunz. ReiseTravel.eu

Der Hansrudi-Wäscher-Fanclub Bayern verlieh der Witwe des Idols, Helga Wäscher, eine Sigurd-Statue aus Bronze. Ferner wurde nach ihr ein Stern benannt. (v.l.) Vorsitzender Josef Schrottner, Pressechef Gerhart Renner, Helga Wäscher, Uli Narr (Fanclub-Vorsitzender aus Weiden) und Rohmer, der seit 20 Jahren alte Zeichnungen für neue Ausgaben koloriert.

Helga Wäscher, die 89jährige Witwe des gelernten Grafikers, die heute in der Nähe von Freiburg wohnt. Das Ehepaar war 61 Jahre lang miteinander verheiratet. Wäscher galt als produktivster deutscher Comic-Zeichner. Reich geworden sei er nicht, erzählt seine Witwe. Sie bezeichnet ihren Mann als bodenständige Person. „Dazu betrachtete er seine Arbeit zu sehr als Hobby.“ 
Kennengelernt haben sich die beiden in Hannover. „Ich arbeitete als Redakteurin bei einer Zeitschrift und Hansrudi musste meine Texte illustrieren.“ Wäscher hatte in den Fünfzigern alles Mögliche gemacht. „Er malte damals auch eine Zeit lang die riesigen Plakate an den Kinos.“ Sie selber sei bis dahin mit Comics nicht in Berührung gekommen. „Ich wusste anfangs eigentlich gar nicht richtig, was mein Mann machte. Wenn man verliebt ist, dann ist einem das eben egal. Man heiratet ja nicht den Beruf, sondern den Menschen.“ 
Geboren und aufgewachsen ist Wäscher in der italienischen Schweiz. 1944 kam er mit seinen Eltern nach Deutschland. „In der Schweiz hat er seine italienischen Comics bei Freunden zurückgelassen, wollte sich in der neuen Heimat mit seinem Taschengeld neue kaufen.“ Aber in Hitler-Deutschland gab es keine Comics. „Also hat er sich gedacht: Zeichne ich mir eben selber welche." Als Absolvent der Kunstgewerbeschule und einer Werbeagentur wollte er seine Idee professionell umsetzen. 

Faible für Mittelalter und Rittergeschichten
„Dass er in Hannover einen Verleger gefunden hat, war ein Zufall.“ Von Beginn an hatte Wäscher ein Faible fürs Mittelalter und für Rittergeschichten. „Wie er auf seinen ersten Helden ‚Sigurd‘ gestoßen ist, weiß ich nicht mehr.“ Einen Ritter hatte der Walter Lehning Verlag noch nicht im Programm. „Und so stürzte sich Hansrudi mit Vehemenz in die Arbeit."  
Natürlich war diese freiberufliche Tätigkeit ein Wagnis für die junge Familie. „Aber ich hatte ja als Redakteurin ein gutes Einkommen. Und darauf konnten wir uns stützen.“ Zunächst habe man nämlich nicht von der Arbeit ihres Mannes leben können. „Aber es kamen dann immer mehr Serien dazu. Und umso mehr es wurden, umso höher wurden auch die Einnahmen.“
Wäscher war bescheiden. „Dass er sein Hobby zum Beruf machte, war ein Glücksfall.“ Helga Wäscher hielt in all den Jahren ihrem Mann den Rücken frei, erledigte Behördengänge, kümmerte sich um die Geschäfte. Und ihr Mann? „Der zeichnete und überlegte sich ständig neue Abenteuer.“ Er arbeitete rund um die Uhr. Jede Woche mussten vier neue Geschichten an den Verlag geliefert werden: „Tibor“, der Dschungelheld, „Falk“ und „Sigurd“ die blonden Recken und „Nick, der Weltraumfahrer.“ 
Der Tag war durchstrukturiert. Die Arbeit begann nach einem gemütlichen Frühstück. „Dann hab ich ihm das Mittagessen ins Zimmer gebracht.“ Hinterher wurde teilweise bis spät in die Nacht weitergezeichnet. „Es gab auch keine freien Wochenenden.“ Diese Arbeitsteilung sei damals nichts ungewöhnliches gewesen. „Wenn einem die Arbeit Spaß macht, guckt man ja auch nicht auf die Uhr.“ Es gab auch Arbeitsteilung zwischen den Eheleuten. "Ich habe die Texte für die Sprechblasen getippt." 

Späte Sammelleidenschaft
Es war halt anders. Die Medienwelt steckte noch in den Kinderschuhen. Die Menschen waren nicht abgelenkt, konnten sich ihren persönlichen Dingen widmen. Eine Zeit lang hatte Wäscher auch einen Zuarbeiter. Aber nicht lange. „Mein Mann lieferte seine Manuskripte und Zeichnungen ab und dann war das für ihn erledigt. Dass man die Hefte später einmal sammeln würde, daran hat er nie einen Gedanken verschwendet.“
Helga Wäscher: „Mein Mann hatte eine unerschöpfliche Fantasie.“ Und er habe sich bemüht, soweit es ging immer möglichst gewaltfrei zu erzählen. Trotzdem habe es immer wieder Kritiker der „Schundhefte“ gegeben. Dass sich dann plötzlich eine riesige Fangemeinde aufbaute, habe die Wäschers völlig überrascht. „Wir waren sehr verblüfft und konnten gar nicht richtig damit umgehen, weil uns das so fremd war.“ Inzwischen habe man sich gegenseitig kennen- und schätzen gelernt. „Eine vollkommen entspannte Atmosphäre ist das. Die Leute haben gute Berufe, sind Akademiker und viele sind Lehrer."   

Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz.

Helmut Kunz ReiseTravel.euUnser Autor wohnt in Weiden.

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