Volker Tschapke | Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg |
Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg
Sehr geehrte ReiseTravel User, verehrte Freunde der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg: Von einem „Fähnlein der sieben Aufrechten“ zu einem festen und anerkannten Bestandteil des geistig-kulturellen Leben Berlins entwickelte sich die Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg e. V. in den 16 Jahren ihres Bestehens. Der Verein versteht sich als Bewahrer, Pfleger und Verbreiter vor allem des geistig-kulturellen Erbes von Preußen. Dessen Gedankenreichtum, Ideen, Werte und Tugenden als geistig-moralisches Rüstzeug in unserer Zeit nutzen zu helfen, sieht er als seine bestimmende Aufgabe. Das geschieht mit Gleichgesinnten in monatlichen Vortragsveranstaltungen und regelmäßigen Preußenforen, in Unternehmerfrühstücken sowie in vielen persönlichen Gesprächen mit nationalen und internationalen Persönlichkeiten, der Politik, der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Kultur, des Militärs und mit Vertretern des diplomatischen Corps. Von besonderer Bedeutung für die Außenwirkung der Preußischen Gesellschaft sind ihre stadtbekannten Neujahrsempfänge, die alljährlich am oder um den 18. Januar oft weit mehr als 1.000 Mitglieder, Freunde und Sympathisanten in ihr Stammquartier pilgern lassen: ins HILTON am Gendarmenmarkt. Der 18. Januar ist natürlich mit Bedacht für den Neujahrsempfang gewählt worden: An diesem Tag vor nunmehr 311 Jahren entstand in Königsberg mit der Krönung von Kurfürst Friedrich III. zum König Friedrich I. der preußische Staat, und am 18. Januar 1871, in Versailles das vom Urpreußen Bismarck geschaffene und geprägte einheitliche Deutschland unter kaiserlicher Krone.
Volker Tschapke Präsident Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg
Im Rückblick auf das vergangene Jahr darf ich bilanzierend feststellen, dass uns viele Freunde Preußens als einen kompetenten Verein zur Pflege fridericianischen Gedankengutes schätzen. Wir wirken zum Nutzen der Gesellschaft, indem wir Tabu-Zonen des political correctness betreten und unerschrocken Dinge beim Namen nennen. Damit unterscheiden wir uns fundamental von jenen medialen Tabu-Brechern im Lande, die keine gesellschaftlichen Tabus mehr achten, denen nichts mehr heilig ist, schon gar nicht das Vaterland. Ihr Leitstern ist Mammon in Form von Auflagenzahlen und Einschaltquoten, für den sie alle Grenzen zu brechen bereit sind. Unter diesem Unstern steht die wochenlange gnadenlose Hetzjagd auf das deutsche Staatsoberhaupt, ohne Rücksicht darauf, dass damit das Ansehen Deutschlands in der Welt beschädigt wird.
Die Statik der Republik wird beschädigt: Deutliche Worte fand dazu Rechtsanwalt Gernot Fritz, der bei Roman Herzog als stellvertretender Chef des Bundespräsidialamtes fungierte: „Gewiss ist juristische Unangreifbarkeit kein Beweis für moralische Richtigkeit. Kritik am Handeln Wulffs ist also legitim. Das hat er selbst erkannt. Richtig ist auch, dass die Presse das Staatsoberhaupt nicht tabuisiert. Aber Maß und Respekt wird man fordern dürfen. Die Skandalisierung des Belanglosen ist Teil der politischen Eventkultur geworden. Jetzt hat sie auch das Amt des Bundespräsidenten erreicht. Bisher gab es den guten politischen und journalistischen Konsens, das Staatsoberhaupt aus Respekt vor dem Amt nicht zum Gegenstand von Kampagnen zu machen. Kritik blieb an der Sache orientiert. Das scheint vorbei zu sein. Die Sittenwächter der Gesinnungspolizei haben den Dammbruch geschafft. Der politischen Hygiene dient das nicht. Es beschädigt die Statik der Republik.“ Unser Tabu-Einbruch in Zonen so genannter offizieller Korrektheit geht von dem aus, was uns heilig ist. Getreu unserem 1996 geprägten Grundsatz zur geistigen Erneuerung des Vaterlandes bewahren, propagieren und pflegen wir preußisch-fridericianisches Gedankengut und preußische Tugenden und bringen sie der Gesellschaft und Politik nahe. Unsere Leitsterne sind Friedrich der Große und Immanuel Kant ebenso wie Clausewitz, Gneisenau und Scharnhorst und viele andere. Unerschrocken benennen wir den schmerzlichen Niedergang von Mitmenschlichkeit, Kultur und Sitte in unserem Vaterland und stemmen uns ihm unermüdlich entgegen. Wir haben die Warnung verstanden, die der große Friedrich am 11. Januar 1770 in der Akademie kundtat und die mir heute von brennender Aktualität zu sein scheint: „Nichts ist wahrer und handgreiflicher, als dass die Gesellschaft nicht bestehen kann, wenn ihre Mitglieder keine Tugend, keine guten Sitten besitzen. Sittenverderbnis, herausfordernde Frechheit des Lasters, Verachtung der Tugend und derer, die sie ehren, Mangel an Redlichkeit im Handel und Wandel, Meineid, Treulosigkeit, Eigennutz statt Gemeinsinn -das sind die Vorboten des Verfalls der Staaten und des Untergangs der Reiche. Denn sobald die Begriffe von Gut und Böse verwirrt (vermengt) werden, gibt es weder Lob noch Tadel, weder Lohn noch Strafe mehr.“
Wie erfolgreich die Preußische Gesellschaft im vergangenen Jahr ihrer selbstgestellten Verantwortung für das Ganze gerecht wurde, konnte ich zahlreichen Grüßen und Botschaften aus Preußen und dem Rest der Welt entnehmen, für die ich herzlich danke. Aus einer möchte ich zitieren: Professor Dr. Michael von Hauff, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Kaiserslautern, schrieb uns u. a.: „Wir können in Deutschland stolz darauf sein, dass es trotz aller medienunterstützter Negativhaltung zu unserem Volk und Staat Vereinigungen wie die Preußische Gesellschaft gibt, die eine klare Richtung hat und aus einer überzeugenden Werthaltung heraus die großartigen Leistungen, um die Preußen und Deutschland beneidet worden sind, auch in Zukunft bewahren will. Ganze besonders danke ich dem Präsidenten! Ich wünsche Ihnen viel Kraft für die Zukunft und Gottes Segen.“
Natürlich beflügeln uns positiven Einschätzungen, in unserem Bemühen nicht nachzulassen, mit preußischen Werten ein Wiederbesinnen auf das Vaterland zu erreichen. Auskunft darüber mögen einige Vorhaben der nächsten Zeit geben: Im Mittelpunkt steht selbstverständlich der 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen. Der erste Teil unseres feierlichen Gedenkens findet am 24. Januar an seiner letzten Ruhestätte am Schloss Sanssouci statt. Des großen Königs gedacht wird an seiner Ruhestätte auf der Terrasse des Schlosses. Am Abend setzt dann unser Vizepräsident Dr. Erik Lehnert das Gedenken mit seinem Festvortrag „Friedrich der Große“ in unserem Stammquartier am Gendarmenmarkt fort. Schließlich wird Magister Wilhelm Pfeistlinger, Leiter des Österreichischen Kulturforums Berlin, am 2. Februar mit seinem Vortrag über den Preußen-König die Gedenkreihe weiterführen. Er beginnt um 18 Uhr im HILTON. Horst Peter Serwene, Gesellschaft Historisches Berlin e.V., spricht am 21. März über die Entstehung des Rauchschen Reiterstandbildes für Friedrich den Großen.
Ein Wort zum Gendarmenmarkt: Ich betrachte es als eine glückliche Fügung, dass die Preußische Gesellschaft seit 15 Jahren an diesem zutiefst preußischen Platz residiert, der von Friedrich dem Großen einen weltstädtischen Schliff erhielt und der in aller Welt Freude und Bewunderung auslöst. Enger lässt sich unsere Verbindung zu ihm und den Preußen sicher nicht dokumentieren – es sei denn, wir bekämen ein Domizil im schlossähnlichen Humboldt-Forum.
Was nun bringt das neue Jahr?
Die Preußische Gesellschaft zelebriert heute zum 15. Mal einen Neujahrsempfang. Und Sie, können später sagen, dabei gewesen zu sein. In diesen 15 Jahren kamen zirka 15 000 an Preußen und an unserer Tätigkeit Interessierte zu uns in Stammquartier – das sind mehr als der älteste Kur- und Badeort Brandenburgs, das schöne Bad Freienwalde Einwohner hat. Wie es heute durch Herrn Wehrbeauftragten mit dem so trefflichen Namen Königshaus erfolgen wird, nahmen auch auf Neujahrsempfängen der vergangenen Jahre Persönlichkeiten aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens das Wort – etwa Lothar de Maizière, der letzte DDR-Premier, Eberhard Diepgen, Berlins Regierender Bürgermeister a. D., Jörg Schönbohm, stellvertretender Ministerpräsident des Bundeslandes und ehemaligen preußischen Kernlandes Brandenburg, und viele andere. Vor 15 Jahren sagte ich an gleicher Stelle wie heute: „Ein wichtiges Jahr liegt vor uns. Was wird es uns bringen? Weniger Arbeitslose? Weniger Kriminelle? Weniger Obdachlose? Weniger Asylbewerber? Weniger Steuerlasten? Weniger Regelmanie in Amtsstuben? Wohl kaum Vielmehr steht zu befürchten, dass sich Parlament, Regierung und Opposition im Wahljahr noch weniger um das bekümmern, wofür sie eigentlich da sind. Sie versagen bereits bei Reformen, die - man denke an Stein,
Hardenberg und Clausewitz - den Namen Reform kaum verdienen.“ Diese Anmerkungen sind weiterhin aktuell. Mit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise haben sich die Gebresten noch verschlimmert, droht uns im Vorwahljahr 2012 mancherlei, was die vor allem medial hochgespielten inneren Probleme auf ihre wirkliche Größe zusammenschrumpfen lässt, nämlich zu Nüsschen. Unerfüllt bis heute blieb mein Appell zum Umzug der in Bonn verbliebenen Regierungsstellen. Der Bund der Steuerzahler, schätzt, dass der doppelte Regierungssitz jährlich 23 Millionen Euro kostet. Folglich nähern sich nach dem so genannten Berlin/Bonn-Gesetz vom 26. April 1994 die vom Steuerzahler zu tragenden Kosten bald der Halb-Milliarden-Grenze. Haben wir’s wirklich so dicke?
Wenn ich an den Ausgangspunkt der irrationalen Entscheidung denke, sträuben sich mir immer noch meiner grauer werdenden Haare. Am 20. Juni 1991 hatten die Damen und Herren des Deutschen Bundestages nach oft bizarrer und unendlicher Diskussion einen typischen bundesdeutschen Faulkompromiss der Jein-Art geschlossen, demzufolge ein Teil des Bundestages nach Berlin zieht, ein anderer Teil am Rhein bleibt. Beinahe wäre eingetreten, was ich nicht für möglich, nicht einmal für denkbar gehalten hätte: Bei einem Abstimmungssieg der Bonn-Befürworter wäre die Festlegung der DDR und der Bundesrepublik Deutschland im Einigungsvertrages vom 31. August 1990 unterlaufen worden, die Berlin als Bundeshauptstadt der Bundesrepublik Deutschland bestimmte. Man stelle sich vor: Die deutsche Hauptstadt des wiedervereinten Deutschlands wäre nicht Sitz von Regierung und Parlament geworden. Nur 19 Stimmen fehlten den Bonn-Befürwortern zu ihrem Sieg und zu einem deutschen Debakel erster Ordnung. Für Bonn stimmten u. a. die namhaften Abgeordneten Glos, Kauder, Dr. Lammert, Dr. Pflüger, Pofalla, Dr. Ramsauer, Dr. Rüttgers, Seehofer, Dr. Süssmuth und Dr. Waigel. So weit mein kleiner Ausflug in die jüngere und seit 1990 wieder gemeinsame deutsche Geschichte. Zweierlei Resümee dazu:
ERSTENS: Ich wiederhole meinen Appell vom ersten Neujahrsempfang der Preußischen Gesellschaft: „Höchste Zeit ist es dass der Rest der politischen Klasse Deutschlands vom Rhein an die Spree zieht und festen preußischen Boden unter die Füße bekommt. Hoffentlich geschieht das Wunder, dass der Geist des preußischen Ortes in sie fährt, sie erfüllt und zum Handeln für Volk und Vaterland anregt.“
ZWEITENS: Bei der Abstimmung wurde vor allem deutlich, dass Bonn-Befürworter ihre regionalen über nationale Interessen stellten. Nicht zuletzt diese Erkenntnis bestärkte mich in dem vom Alt-Bundespräsidenten Horst Köhler unterstützten Streben nach einer kritischen Überprüfung des bundesdeutschen Föderalsystems.
Sie kennen meine unmissverständliche Ansage: „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass wir einen Freistaat Preußen errichten müssen.“ Diesem national wichtigen Allein 2 bis 3 Milliarden Euro jährlich ließen sich nach Schätzungen von Experten u. a. vom Institut für Wirtschaft und Gesellschaft, bei einer Neugliederung der Der Flickenteppich BRD Bundesländer allein durch den Wegfall von Landesregierungen nebst Parlamenten einsparen. Wie gesagt: Beginnen wir die notwendigen föderalen Veränderungen der Bundesrepublik Deutschland vor der Haustür mit einem Freistaat Preußen. Lösen wir den Widerspruch auf, dass sich z. B. Brandenburger Kommunen zusammenschließen und jetzt auch die drei evangelischen Landeskirchen Nordelbien, Mecklenburg und Pommern in Norddeutschland, um Synergie-Effekte zu nutzen, und Bundesländer sich taub stellen. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs hat dieser Tage ein Aufbruchsignal gesetzt. Er sprach sich für ein gemeinsames Bundesland Berlin-Brandenburg aus. Potsdam könne von einer Fusion nur profitieren, sagte er. „Für die wirtschaftliche Orientierung und die nötige Infrastruktur wäre ein gemeinsames Land von Vorteil.“ Investoren in Paris, Madrid oder London interessiere nicht, wo Berlin aufhört und Potsdam anfängt.
Friedrich der Große ist uns der Pate und anderen der Schurke
Von Anbeginn nimmt das fridericianische Gedankengut dem ihn gebührenden zentralen Platz in Strategie und Taktik, im Denken und Handeln der Preußischen Gesellschaft ein. Wenn man so will, ist Friedrich der Große unser Pate. Selbstredend nicht im Sinne des von Marlon Brando verkörperten Unterwelt-Bosses, der den Begriff Pate gewissermaßen okkupiert hat, sondern Pate in Philosophie, Staatskunst und vaterländischem Handeln. Lassen Sie mich bitte das Stichwort vaterländisches Handeln aufnehmen. Immer und immer wieder erklärte der preußische Staatsmann und Weise von Sanssouci, dass er dem Vaterland diene und dass er sich als erster Diener im Staate sehe. Er schrieb am 23. Oktober 1753 dem schottischen Lordmarschall George Keith, der als Mitglied der Tafelrunde von Sanssouci zu den engsten Vertrauten des preußischen Königs gehörte: „Ich diene dem Staat mit dem gesamten Vermögen, das die Natur mir verliehen hat. So schwach auch meine Gaben sein mögen, so bin ich doch verpflichtet, sie ihrer ganzen Ausdehnung nach zum Vorteile des Staates zu verwenden.“ Sehe und höre ich mich heute im Nachfolgestaat des Königreiches Preußen um, begegnen mir Bekenntnisse zum Vaterland Deutschland außerhalb unseres Preußenkreises und einiger ähnlich gelagerter Vereinigungen nicht. Mir ist, als habe der Fetisch Globalisierung auch die letzten Reste von Patriotismus hinweggefegt. Nicht das Vaterland gilt als höchstes Gut, das zu schützen und zu mehren ist, sondern die Rendite an der Börse, der Gewinn in Produktion und Handel, die Prozentergebnisse der Parteien bei Wahlen, die Einschaltquoten und Auflagenzahlen der Medien. Das Wort Vaterland gilt bestenfalls als obsolet, manchen sogar als bekämpfenswertes Reizwort, das auf eine unanständige Gesinnung verweist. Dagegen stehen wir - und wenn die Welt voll Teufel wär’, es muss uns doch gelingen, den Wert des Vaterlandes für unser aller Leben wieder erkennbar zu machen. Das aber setzt voraus, dass die genannten Egoismen zurückgeschraubt werden. Der große Friedrich brachte es in seinen Briefen über die Vaterlandsliebe auf den Punkt. Er schrieb 1779 u. a.: Das Vaterland könne von uns verlangen, „dass wir uns ihm durch unsre Dienste nützlich machen: der Gelehrte durch Unterricht, der Philosoph durch Enthüllung der Wahrheit, das Finanzamt durch treue Verwaltung der Einkünfte, der Jurist, indem er der Sache die Form zum Opfer bringt, der Soldat, indem er sein Vaterland eifrig und tapfer verteidigt, der Staatsmann durch kluges Kombinieren und Schlussfolgern, der Geistliche durch Predigen der reinen Sittenlehre, der Landmann, der Handwerker,
der Fabrikant, der Kaufmann durch Vervollkommnung des erwählten Berufes. Jeder Bürger, der so denkt, arbeitet für das Allgemeinwohl. Diese verschiedenen Zweige vereint und auf das gleiche Ziel gerichtet, bringen das Gedeihen der Staaten, ihr Glück, ihre Dauer und ihren Ruhm hervor.“ Gehen wir also hin und erfüllen 300 Jahre nach der Geburt des Staatsmannes und Vaterlandsfreundes Friedrich diese patriotischen Postulate. Jeder an seinem Platz und jeder im Verein mit anderen.
Der Welt von heute fehlt, was Preußen einst hatte
Der 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen hat – wie bei uns im Lande üblich – eine große Kampagne ausgelöst. Kampagne täuschen zumeist über Wirkliches hinweg. Wenn wir Fußball-Weltmeister werden wollen, flattern Hunderttausausende Schwarz-Rot-Goldene Fahnen im Wind, um nach den Bronze-Plätzen von 2006 und 2010 schnell wieder zu verschwinden. Nichts da von plötzlich ausgebrochener Vaterlandsliebe! Ähnliches beobachte ich jetzt im Blick auf das Friedrich-Jubiläum. Bücher, Broschüren, Faltblätter, Sonderzeitschriften, Extra-Zeitungen, Filme, Filmchen, Hörbilder und so weiter und so fort überschwemmen den Markt. Wenig Weizen, viel Spreu. Was da zum Teil von Narren, Möchtegernen und Vielschreibern feilgeboten wird, passt zum Bild, das ich gerade von der heutigen Vaterlandsliebe gezeichnet habe. Man wittert ein Geschäft, und an dem will man teilhaben. Wer da glaubt, der Friedrich-Boom löse mehr Preußen-Verständnis oder gar Preußen-Freundschaft aus, der irrt. Leider. Um einander im Verkaufswettbewerb auszustechen, wird Nebensächliches aufgebauscht und Wichtiges ignoriert. Der eine stellt Friedrich als Zwei Miminnen, die Friedrich II. verkörpern üblen Haudrauf dar, der andere bezichtigt ihn homoerotischer Lüste, dieser denunziert Friedrich als Festlandsdegen Englands, jener widmet sich der Frage, ob Friedrich den Kopf seines Freundes Katte in der Festung Küstrin hat fallen sehen oder vorher in Ohnmacht gesunken war oder die Augen einfach geschlossen hatte. Von der Bühne des Potsdamer Hans-Otto-Theaters brüllt Friedrich der Große, dargestellt als „altes Ekel“ von Rita Feldmeyer, diesen Satz: „Wenn ich könnte, würde ich mich ekeln, würde ich kotzen, würde ich euch die Knochen brechen.“ Regisseur Tobias Wellemeyer erklärt: „Wenn Friedrich heute auf die Bühne geholt werden soll, dann bitteschön als Klamotte.“ Kulturministerin Sabine Kunst höchstselbst eröffnete im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Ausstellung mit dem schönen deutschen Titel: „Friedrich reloaded“. Gezeigt werden Werke von Rainer Ehrt, von denen eines von einer Potsdamer Tageszeitung so beschrieben wird: „Da steht Friedrich koboldhaft klein mit übergroßem, windgezausten Dreispitz…mit verhärmt, verbittertem Gesicht vor der Statue eines nackten, Trauben verspeisenden Jünglings, während seine rechte Hand im Hosenstall verschwindet.“ Den bisherigen Tiefpunkt bot der Fernsehsender arte mit einer überflüssigen Ausstrahlung. In einer Hosenrolle fabrizierte eine abgetakelte zwergengroße Mimin im so genannten Dokumentarspiel „Friedrich – ein deutscher König“ ein zornig machendes Zerrbild des preußischen Königs, des Staatsmannes, des Philosophen und des Feldherrn Friedrich.
Ein Freund schreibt mir: „Hatte das Methode? Ich finde, dass diese Welt derzeit genau daran krankt, dass sie nicht hat, was der Alte von Potsdam unter anderem damals seinem Land auch geschenkt hat: Einen Blick für das ärmere Volk, einen Sinn für Meinungsfreiheit und überhaupt einen Sinn für "preußische Tugenden", und zwar nicht im rigorosen Sinn seines Vaters. Diesen Blick und diesen Sinn wünsche ich mir wieder her. Will man uns ‚preußische Tugenden’ vergällen?“ Meine Antwort: Man will. Elaborate dieser Art setzen mit anderen Mitteln fort, was die vier Besatzungstruppen 1947 erreichen wollten: alles Preußische verdammen. Nun habe ich die vier Besatzungstruppen und das Jahr 1947 erwähnt. Es geziemt sich, das Angetippte zu erläutern. Am 27. Februar vor 65 Jahren brachten die vier regierenden Besatzungstruppen in Deutschland – USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich – das seltene Kunststück fertig, einen Leichnam zu töten. Auf ihrem Totenschein vom 25. Februar 1947, den sie Kontrollratsbeschluss Nr. 46 nannten, stellten sie in der Präambel fest: "Der Staat Preußen…hat in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört.“ Den nicht mehr bestehenden Staat beseitigten sie juristisch im Artikel 1: „Der Staat Preußen, seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden werden hiermit aufgelöst(…)." Als Begründung führten die Kontrollratsmächte an, Preußen sei ein Herd des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen (»a bearer of militarism and reaction in Germany«). Es gehört schon was dazu, einen nicht mehr bestehenden Staat aufzulösen. Noch dazu mit einem pauschalen und staatsrechtlich nicht haltbaren Urteil. Gleiches findet sich in der modernen Geschichte sicher nicht. (Mehr dazu an anderer Stelle dieser Ausgabe!) Die Verteufelung Preußens seinerzeit durch die Alliierten und ihrer nachgeborenen Willigen in Deutschland konnten eins nicht: Preußens Idee auslöschen. Sie lebt weiter. Nicht zuletzt durch und mit uns. Getreu dem Motto von Friedrich dem Großen “Die erste Bürgerpflicht ist, seinem Vaterland zu dienen” wirkt die Preußische Gesellschaft aktiv gegen allgemeinen Werteverfall und gegen die zunehmende Orientierungslosigkeit. Als Vaterlandsfreunde stehen wir dafür, dass Verantwortung, Pflichtbewusstsein, Toleranz und Ethik ihren gesellschaftlichen Stellenwert zurückerhalten und Tugenden wie Sparsamkeit und Genügsamkeit wieder zur alltäglichen Norm werden. Ein in diesem Sinne preußisches Deutschland soll es sein. Unsere weltlichen Leitsterne sind nicht Mammon und Goldenes Kalb es sind Friedrich der Große und Immanuel Kant
Sehr geehrte ReiseTravel User, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Den Geburtstagskindern preußisches Fortune und alles Gute im neuen Lebensjahr, den Erkrankten baldige Genesung
Pro Gloria et Patria
Gott befohlen
Volker Tschapke
Präsident Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg
Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V. c/o Hilton Berlin
Mohrenstrasse 30, D-10117 Berlin, Telefon: 030 – 2023 2015, www.preussen.org
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