Volker Tschapke

Lifestyle ist Mode und die Reise ins Neue Jahr aktuell

Sehr geehrte ReiseTravel User, verehrte Freunde der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg: herzlich danke ich Ihnen, dass Sie der Preußischen Gesellschaft die Ehre Ihrer Aufmerksamkeit zum Neuen Jahr geben und damit unser Motto beweisen: Preußen ist eine bleibende Idee. Dass sich diese Idee wieder materialisiert, gehört zu unseren unumstößlichen Zielen. Dazu zählt, was ich mit meinem Leitspruch urbi et orbi verkünde:

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass wir einen Freistaat Preußen errichten müssen. Cato wird mir nicht krumm nehmen, dass ich seinen Ausspruch ins Positive verkehrt habe. Ein neues Preußen wollen wir natürlich getreu dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland errichten, das im Artikel 29 die Neugliederung des Bundesgebietes ausdrücklich zulässt.

Bevor ich in medias res gehe, gestatten Sie mir bitte, Ihnen allen, Ihren Familien und Mitarbeitern im Namen von Vorstand und Beirat der Preußischen Gesellschaft und selbstverständlich auch in meinem Namen ein segensreiches neues Jahr zu wünschen, in dem Gesundheit, Glück und Geschäftserfolg dominieren mögen. Für unser Land wünsche ich mir, dass es sich endlich wieder der preußischen Wurzeln und der daraus gesprossenen Werte und Tugenden erinnert. Ja mehr noch, sie zum Maßstab gesellschaftlichen Handelns erhebt. Mit ihnen und klugen Persönlichkeiten an der Spitze entwickelte sich Preußen zu einem europäischen Staat erster Güte. Ohne Leitfiguren von Format und ohne Leitgedanken mit christlich-humanistischem Inhalt wird unser Land trotz seiner mehr als tausendjährigen Geschichte und trotz seiner enormen Wirtschaftskraft an eigenständiger Bedeutung verlieren und endgültig in einem Vasallenstatus verharren. Gesichtsverlust bedeutet schon für einen Menschen eine Katastrophe, erst recht für ein Land.

Volker Tschapke Präsident Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg

Volker Tschapke Präsident Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg 

Sage keiner, wir Preußen seien rückwärts gewandte Leute. Im Gegenteil. Wir suchen wie die Söhne des Winzers im Weinberg nach Schätzen. Gedeiht dann die Frucht besser denn je, stimmen wir ein freudiges Prosit an. Natürlich bedienen wir uns bei der Schatzsuche im übertragenen Sinn auch neuzeitlicher Methoden. Also habe ich – wie heute üblich -ein Kompetenz-Team berufen, das mich regelmäßig berät. Ohne einen Pfennig, pardon, Cent dafür zu nehmen. Da mein Blick gerade auf den Regierenden Bürgermeister a. D. fällt: Wissen Sie eigentlich, lieber Herr Diepgen, dass in der preußischen Residenz Berlin hochehrbare Stadträte zum Wohl von Stadt und Einwohner ohne ein städtisches Gehalt agierten? Richtig, das war zu jener Zeit, als in Berlin das Schuldenmachen außerhalb jeder Vorstellung lag. Man gab aus, was man eingenommen hatte und legte außerdem was für schlechte Tage auf die hohe Kante. Unglaublich, aber wahr. Aber darüber später mehr.

Mit Ihrer gütigen Zustimmung möchte ich Ihnen einige Mitglieder meines Kompetenzteams vorstellen. Ich beschränke den Dialog mit den Herren auf wenige Themen, um das Stehvermögen der Anwesenden nicht über Gebühr zu strapazieren.   

Beginnen wir mit einem Thema, das allen Vaterlandsfreunden und Patrioten am Herzen liegt. Allerdings nur dann, wenn es nicht so oberflächlich und einseitig wie im vergangenen Jahr behandelt wird, als andere Kompetenzteams mit sattsam bekannten Namen zur nicht zur Klärung, sondern zur Verklärung der Lage herangezogen worden waren. Es geht um die zweite deutsche Einheit. Wir sollten ihrer freudig und dankbar gedenken und nicht in unendlicher Abrechnung mit dem einstigen Gegner im Kalten Krieg. Konrad Adenauer war klüger. Er brauchte nicht zwanzig Jahre, um nach juristischen Verurteilungen und moralischen Aburteilungen von Schuldigen die ihm zum Regieren übertragene Teil-Nation wieder zusammenzuführen. Er wusste sehr wohl den Wert, den Friedrich Schiller im Einigsein von Brüdern sah, die auch durch Not und Gefahr nicht auseinander zubringen sind.  

Ich frage mich im zwanzigsten Jahr der deutschen Einheit, wie lange uns Deutsche noch Hader stören und zerfressen soll. In Erinnerung rufen möchte ich dies: Vor 1989 wie danach richten sich politische und mediale Geschützrohre gegen Deutsche gleicher Zunge, gleicher Historie, gleicher Kultur und ähnlicher Mentalität. Manchem Mitbürger glaube ich sagen zu müssen: Die Weiten Sibiriens beginnen nicht östlich der Elbe. Dort lag mit Preußen das Kernland Deutschlands. Das sich für ein paar historische Minuten in fremder Hand befand, wie es in der Geschichte so vorkommt. Doch die Einwohner blieben Preußen und Deutsche, Sachsen und Thüringer, Pommern und Mecklenburger und mutierten nicht zu Angehörigen stalinistischer Horden. Dies ins Stammbuch all jener, die sich in den Schützengräben des Kalten Krieges wohlig eingerichtet haben: Wir schlagen uns selbst! Soll Napoleons Ausspruch von Zwietracht unter den Deutschen ewig gelten?  

Nein, mein Kompetenzteam habe ich nicht aus den Augen verloren. Darf ich Ihnen also das erste Mitglied vorstellen? Es handelt sich um Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen, seit 1865 Graf, seit 1871 Fürst von Bismarck, seit 1890 Herzog zu Lauenburg, langjähriger Ministerpräsident von Preußen, Kanzler des Norddeutschen Bundes und erster Reichskanzler des Deutschen Kaiserreiches (1871–1890). Preußisch tolerant habe ich zur Kenntnis genommen, dass er im Gegensatz zu seiner Nachfolgerin die Werke von Marx und Engels nicht studiert hat. Im Blick auf die Einheit Deutschlands, die uns gewissermaßen in einer Variation der seinigen beschäftigt, wollte ich seinen größten Wunsch dafür wissen. Er nannte ihn mir:

„Möge unser gemeinsames Werk, der Traum von Jahrhunderten, das Sehnen und Ringen der jüngsten Geschlechter der Erfüllung entgegengeführt werden...Der Segen Gottes aber, an welchem alles gelegen ist, begleite und fördere das vaterländische Werk.“  

Er ließ mich an seinen Einheits-Erfahrungen teilhaben. Was er seiner Rede am 4. März 1867 auf der 6. Sitzung des Reichstages vom Norddeutschen Bund erklärte, konnte ich nahezu deckungsgleich auf unsere Situation beziehen. Doch hören Sie Bismarcks Original-Ton:

„Nur von uns, von unserer Einigkeit, von unserer Vaterlandsliebe hängt es daher in diesem Augenblicke ab, dem gesamten Deutschland die Bürgschaften einer Zukunft zu sichern, in welchen es, frei von der Gefahr, wieder in Zerrissenheit und Ohnmacht zu zerfallen, nach eigener Selbstbestimmung seine verfassungsmäßige Entwicklung und seine Wohlfahrt pflegen und in dem Rate der Völker seinen friedliebenden Beruf zu erfüllen vermag...“  

Angesichts der sich zerfasernden Nation und angesichts des beschämenden mentalen Ost West-Konflikts fragte ich ihn, worin er Hemmnis auf dem Weg zum gedeihlichen Miteinander sehe. Der Urpreuße antwortete preußisch direkt:

„Es liegt ohne Zweifel etwas in unserem Nationalcharakter, was der Vereinigung Deutschlands widerstrebt. Wir hätten die Einheit sonst nicht verloren oder hätten sie bald wiedergewonnen.“  

Als Grund nannte er „einen gewissen Überschuss an dem Gefühle männlicher Selbständigkeit, welcher in Deutschland den einzelnen, die Gemeinde, den Stamm veranlasst, sich mehr auf die eigenen Kräfte zu verlassen, als auf die der Gemeinsamkeit. Es ist der Mangel jener Gefügigkeit des einzelnen und des Stammes zu Gunsten des Gemeinwesens.“

Sicher sind Sie wie ich davon überzeugt, dass die auf uns in den nächsten zwölf Monaten einprasselnden offiziellen Bilanzen mit der Überschrift „20 Jahre deutsche Einheit“ insgesamt prächtig und prächtiger ausfallen. Sicher, kleine Mängel werden zugegeben. Doch Wichtiges kommt unter Hempels Sofa. Etwa das hässliche mentale Gegeneinander, die ehrliche Aufarbeitung etwa der Geschehnisse um die gnadenlose De-Industrialisierung und die damit verbundene Landflucht von Millionen junger Menschen von Ost nach West. Das immer noch gebrochene Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ zerstört im Osten den Glauben an Brüderlichkeit.

Die Gauck-Birthler-Behörde vergiftet weiter mit ungesetzlich gesammelten Akten die Atmosphäre. Kopfschütteln hat die unglaubliche Aussage der gegenwärtigen Kanzlerin hervorgerufen, diese Verfolgungsbehörde habe zur Versöhnung zwischen Ost und West beigetragen. Das Gegenteil ist der Fall, weil die ganze Chose einseitig ausgerichtet ist und seit langem nur noch dazu dient, lukrative Posten freizuschießen. Offen und ehrlich beurteilte dagegen mein Kompetenzpartner die ersten zehn Jahre in der damaligen Einheit. Fürst Bismarck kanzelte am 28. November 1881 vor dem Deutschen Reichstag scharf die üblichen deutschen Bedenkenträger und Gegner der Einheit ab. Er sagte unter anderem:

„Dass ein Kanzler, welcher aus Pflichtgefühl alles tut und keine Anstrengung scheut, um diese Vollendung (der deutschen Einheit) zu erreichen, im Reichstage einen energischen und die Grenzen des gewöhnlichen Parteikampfes überschreitenden Widerstand findet und gehindert wird, die nationale Aufgabe weiter zu führen, war mir damals unerwartet...In der Durchführung der nationalen Einheit sehe ich mich...durch den Reichstag gehindert....es liegt das an der Zerfahrenheit unseres Fraktions- und Parteilebens und in der Neigung, die heutzutage vorherrscht, die Bestrebungen, die ein Reichskanzler zur Vollendung unserer nationalen Aufgabe macht, als eine Bedrückung des Schwachen, als eine verfassungsmäßig unberechtigte Pression zu bezeichnen...So weit sind wir zurück geschritten in der Begeisterung für die deutsche Einheit. Und, meine Herren, Sie stellen, wie das Glück von Edenhall, diese deutsche Einheit auf harte Proben und scheinen mir bereit zu sein, sie auf noch härtere zu stellen.“  

Bismarck beklagte den Parteihader, „der uns zerreißt“. Er ortete die Ursachen für diese negative Entwicklung:

„Ich bin überzeugt…es liegt am Überwuchern des Parteihaders und des Fraktionshasses, wie er dem deutschen Charakter eigentümlich ist.“

Dass Bismarcks Kritik an den Einheitsgegner in unserer Zeit sich nicht allein auf das OstWest-Dilemma beziehen lässt, sondern im mindestens gleichen Maß auch auf die laut Bundespräsident Köhler überholte föderale Situation zutrifft, werden Sie, bemerkt haben. Selbstredend habe ich den kriegs- und politikerfahrenen Fürsten im Blick auf den Kriegseinsatz deutscher Truppen in Afghanistan zu Rate gezogen. Unmissverständlich reagierte er im Dezember 1876 auf die Forderung, Deutschland möge sich an dem – wie es damals hieß -orientalischen Krieg beteiligen:

„Ich werde zu irgend welcher aktiven Beteiligung Deutschlands an diesen Dingen nicht raten, so lange ich in dem ganzen für Deutschland kein Interesse sehe, welches auch nur entschuldigen Sie die Derbheit des Ausdrucks – die gesunden Knochen eines einzigen pommerschen Musketiers wert wäre. Ich habe ausdrücken wollen, dass wir mit dem Blute unserer Landsleute und unserer Soldaten sparsamer sein müssten, als es für eine willkürliche Politik einzusetzen, zu der uns kein Interesse zwingt.“  

Wessen Interesse zwingt uns nach Afghanistan? Wir wissen es!

Nun zur zweiten Persönlichkeit in meinem Kompetenzteam. Ich darf Ihnen Friedrich den Großen vorstellen: Preußischer König, Staatsmann, aufgeklärter Philosoph, Komponist und Musiker und ideeller Schirmherr der Preußischen Gesellschaft.

Beginne ich ganz aktuell mit jenem gesellschaftlichen Bereich, der unserem rohstoffarmen Land Wohlstand und Ansehen sowie Arbeitsplätze und Spitzenprodukte verschaffen soll: Bildung. Die jetzt abzurechnende Agenda 2010 lässt – wie beispielsweise PISA-Studien belegen – bei der Bildung viele Wünsche offen. Es besteht erheblicher Reformbedarf. Vor allem den, im einstigen Land der Dichter und Denker vom föderalen Unsinn auf dem Bildungssektor wegzukommen. Anfang der neunziger Jahre beklagte der damalige Bundesinnenminister Manfred Kanther, dass seine Familie mit sechs Kindern den unterschiedlichen Bildungssystemen von vier Bundesländern ausgesetzt war. 1997 stellte der seinerzeitige Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie fest: „Heute ist nicht mehr sicher, dass der Absolvent einer deutschen Schule rechnen und schreiben kann.“

Beide Herren hätten es in der politischen Hand gehabt, die Bildungs-Desaster positiv zu verändern. Doch sie legten - wie ihre Nachfolgekollegen bis hin zur aktuellen Bildungsministerin Schavan -das Problem auf die lange, lange Bank mit Termin Sankt Nimmerleinstag. Da uns die Klagen der beiden genannten Ex-Minister heute noch allzu vertraut sind, bat ich den großen Friedrich um eine Stellungnahme. Sie stammt von 1779, war vor allem an seinen damaligen Bildungsminister Freiherrn von Zedlitz gerichtet und hat an Aktualität nichts eingebüßt.  

„Die Jugenderziehung ist als eine der vornehmsten zu betrachten. Ihr Einfluss macht sich auf alles geltend…Ich bin gewahr geworden, dass bei den Schulanstalten noch viele Fehler sind, und dass besonders in den kleinen Schulen die Rhetorik und Logik nur sehr schlecht oder gar nicht gelehrt wird, dieses aber eine vorzügliche und höchst notwendige Sache ist, die ein jeder Mensch in jedem Stand wissen muss und das erste Fundament bei der Erziehung junger Leute sein sollte…  

Gegenwärtig geschieht der Unterricht nur schlecht, und es wird nicht genug Aufmerksamkeit auf die Erziehung in den Schulen gelegt. Die ersten Schulen sind immer Schuld daran, wenn die jungen Leute nichts lernen: die Lehrer lassen die jungen Leute nicht selbst arbeiten, sondern sie herumlaufen, und halten sie nicht genug zum Lernen an…Die Lehrer müssen sich auch mehr Mühe geben mit dem Unterricht und darauf mehr Fleiß wenden…dafür werden sie bezahlet. Und wenn sie das nicht genügend tun und nicht ordentlich in den Sachen sind, so muss man ihnen auf die Finger klopfen.“

Der König fügte seiner messerscharfen Analyse gleichzeitig seine Veränderungsvorstellungen hinzu, auf dass „meine landesväterliche Intention bestens erreicht wird“. Wimmelt es heutzutage nicht von klugen Mitmenschen, die genau wissen, was nicht geht, aber keinen konstruktiven Vorschlag zur Änderung beisteuern?  

Zu den Umsetzern der Politik Friedrichs gehörten – wie heute – Minister. Welche Meinung hatte er von ihnen, die er als Werkzeuge in der geschickten Hand eines weisen und geschickten Meisters bezeichnete? Um es vorweg zu nehmen: Er sah sie kritisch. Sehr kritisch. Einige Beispiele mit leicht pfeffrigen Anmerkungen. „Ein Minister hat, sobald seine eigenen Interessen in Frage kommen, stets Nebenabsichten. Er besetzt alle Stellen mit seinen Kreaturen, statt verdienstvolle Leute zu befördern, und sucht sich durch die große Zahl derer, die er an sein Schicksal kettet, auf seinen Posten zu befestigen.“ Wie viel Stellen nach einem Regierungswechsel wie den vor wenigen Wochen neu besetzt worden sind und welche Kosten dafür vom Steuerzahler beglichen werden müssen, wird von unseren Medien nicht untersucht Der große Friedrich haderte weiter: „Von den Ministern zieht der eine rechts, der andere links, keiner aber arbeitet nach einem allgemeinen Plan.“

Sie wie ich, werden jetzt an die aktuellen schwarz-gelben Koalitionsstreitigkeiten denken. Zur folgenden Erkenntnis sagt der Berliner: „Rinn in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln“. Friedrich sagte es so:

„Jeder Minister wirft, was er vorfindet, über den Haufen -und sei es noch so gut -um selbst neues zu schaffen und oft zum Schaden des Ganzen seine Launen auszuführen. Andere Minister, die ihm folgen, werfen wiederum diese Veränderung um ... nur um als Erfinder zu gelten... daraus entstehen Verwirrung, Unordnung und alle Fehler einer schlechten Regierung.“  

Renten rauf, Renten runter; Tarifabschlüsse ja, Tarifabschlüsse nein; Türken rein, Türken raus; Wehrpflicht abgeschafft, Wehrpflicht bleibt. Es bereitet ungeheuren Spaß, heutiger Politik zu folgen.  

Friedrich der Große weiter: „Da die Minister nur danach streben, dass niemand ihr Benehmen untersucht, so sind sie auch nicht geneigt, ihre Untergebenen mit Strenge zu behandeln.“ Man lese die alljährlichen Untersuchungsberichte des Bundesrechnungshofes und das Schwarzbuch des Steuerzahlbundes, und man weiß über milliardenschwere Ergebnisse solchen Tuns Bescheid.

Fazit von Friedrich: „Der Staat gehört den Ministern nicht. Sie haben daher auch nicht dessen wahre Wohlfahrt im Sinne. Alles geschieht nachlässig und mit stoischer Gleichgültigkeit.“ Der Philosoph und Staatsmann aus Sanssouci setzte höchste, demzufolge preußische Maßstäbe an seine engsten Mitarbeiter – dieselben Maßstäbe selbstverständlich auch an sich. Er wollte geistige und materielle Wohlfahrt für alle. Maßstab und Leitlinien gaben ihm wie allen Preußen seine eigene aufklärerische Philosophie und die von Voltaire. Und vor allem die christlich-humanistische Moral. Er bezeichnete sie als Richtschnur seines Lebens. Friedrich der Große überlieferte den Nachfolge-Regierungen seine Erkenntnis: „Eine gut geleitete Staatsregierung muss ein ebenso fest gefügtes System haben wie ein philosophisches Lehrgebäude.“

Was tun wir? Wir haben unser Werte- und Koordinaten-System peu à peu über Bord geworfen. Wir folgen Leitsternen, die an den preußisch-deutscher Himmel geschossen wurden und dort das uns Vertraute überstrahlen. American way of life und Mammon als Götze seien als Stichwörter genannt. Allenthalben findet Flickschusterei statt. Sie wird großspurig als Reform ausgegeben und lässt Stein, Hardenberg und all die anderen preußischen Reformer im Grabe rotieren.

Apropos Stein. Auch er gehört meinem preußischen Kompetenzteam an. Seinen Ratschlag vom 8. Dezember 1807 in einem Brief an Hardenberg möchte ich Ihnen gerne nennen. Er schrieb: „Ich halte es für wichtig, die Fesseln zu zerbrechen, durch welche die Bürokratie den Aufschwung der menschlichen Tätigkeit hemmt, jenen Geist der Habsucht, des schmutzigen Vorteils, jene Anhänglichkeit ans Mechanische zu zerstören.“

Stoßseufzer Bürokratie. Wissen Sie, wann ich bemerke, dass Wahlen bevorstehen?

Wenn die Erschaffer von Bürokratie vor dem Wählervotum wie mit einer Stimme versprechen, die Bürokratie einzudämmen, und nach dem Urnengang neuen zeitraubenden Papierkram produzieren. Gewissermaßen als Vorkämpfer Bismarckschen Einheitsstrebens befand Stein: „Die Fortdauer der Zerstückelung Deutschlands in 36 Despotien ist verderblich für die bürgerliche Freiheit und für die Sittlichkeit der Nation…Das Wünschenswerte…wäre ein einziges, selbständiges Deutschland…Die Nation würde sich zu einem mächtigen Staate erheben, der alle Elemente der Kraft, der Kenntnisse und einer gemäßigten und gesetzlichen Freiheit in sich fasste.“

Wie er Preußen in Verbindung mit Deutschland sehe, erläuterte mir seine „Denkschrift über eine deutsche Verfassung“. Darin heißt es: „Preußen darf Deutschland nicht entfremdet werden…In Preußen erhält sich der deutsche Geist reiner und freier…Preußen bleibt wegen seiner geographischen Lage, des Geistes seiner Bewohner, seiner Regierung, des Grades seiner erworbenen Bildung ein für Europa, besonders für Deutschland, ein wichtiger Staat.“

Nennen und zitieren aus meinem Kompetenzteam möchte ich noch Turnvater Jahn, den Begründer der Turnerbewegung. Was er von der immer mehr zunehmenden Verhunzung der Sprache Goethes und Schillers hält, wollte ich wissen. Er antwortete klipp und klar: „Jede Sprache ist das vollständigste und genaueste Abbild des Volkes, das sie spricht, in sich trägt und dem Lernenden überliefert. In seiner Muttersprache ehrt sich jedes Volk, in der Sprache Schatz ist die Urkunde seiner Bildungsgeschichte niedergelegt, hier waltet wie im einzelnen das Sinnliche, Geistige, Sittliche. Ein Volk, das seine eigene Sprache verlernt, gibt sein Stimmrecht in der Menschheit auf und ist zur stummen Rolle auf der Völkerbühne verwiesen.“

Mit Ihrer gütigen Erlaubnis verabschiede ich mich heute von meinem Kompetenzteam. Wohin es führt, wenn die positiven Seiten der brandenburgisch-preußisch-deutschen Vergangenheit heutzutage nicht zum Nutzen und Frommen unseres Daseins herangezogen werden, lese ich beinahe täglich in Briefen, Faxen und Mails von Mitgliedern, Freunden und Sympathisanten. Zugleich werden wir beschworen, mit Stolz vor Königsthronen und unbeirrbar den preußischen Weg weiterzugehen. Das tun wir tapfer und opferbereit, würden jedoch gern weitere Mitstreiter in guter Sache an unserer Seite sehen. Wer leistet mit uns den Rütli-Schwur?

Der Ruf nach preußischen Werten und Tugenden wird lauter. Dagegen habe ich noch keinen getroffen, der sich mit dem zufrieden gibt, was uns als zum Beispiel als Kultur zugemutet wird – sei es der blutverschmierte Kopf von Jesu auf einer Berliner Bühne, seien es öffentlich ausgestellte, Koitus darstellende Leichname, seien es Hochgelobte Buchstaben-Ergüsse – Bücher sage ich dazu nicht – über Feuchtgebiete und Vagina-Gespräche. Für unsere Gelder werden wir öffentlich-rechtlich über Fernsehen und Hörfunk geradezu verblödet.

Ich habe auch keine Hurra-Rufe dafür vernommen, dass Deutschland in Afghanistan mit Blut und Geld in Ordnung bringen muss, was erst die Engländer, dann die Sowjets und schließlich die Nordamerikaner an Kriegsunordnung hinterlassen haben. Zustimmung vernahm ich auch nicht zur Kanzlerinnen-Erklärung einer absoluten Staatsräson zu einem Land, das womöglich sogar einen atomaren Krieg gegen ein anderes Land anstrebt. Sollen Knochen deutscher Soldaten im Iran oder sonst wo für fremde Interessen bleichen?

Da Preußen einen geachteten Platz in der Europa- und Weltgemeinschaft einnahm, pflegen wir über die in Berlin ansässigen Botschaften enge Kontakte zu zahlreichen Ländern. Ich bin erstaunt, mehr noch, ich freue mich über dabei zu Tage tretendes Interesse an allem Preußischen. Das reduziert sich beileibe nicht auf Militärisches, wie es bestimmte Kreise bei uns tun. Nein, man will von allem wissen und berichtet mir nicht selten davon, welche preußischen Traditionen in den Heimatländern der Gesprächspartner gepflegt werden.

Wie Sie wissen, gehört zu den Ehrenmitgliedern der Preußischen Gesellschaft nicht nur der Einheits-Schmied Lothar de Maizière, der selbst bei Einheitsfeierlichkeiten von interessierter Seite gern arrogant übersehen wird, dazu gehört auch mit Lucyna Krolikowska eine kluge Unternehmerin und heißblütige Polin, die ihr Land mit allen Fasern ihres Herzens liebt und verteidigt. Darin gleicht sie durchaus den Preußen – wohl weniger den Deutschen. Über unsere Kontakte zum großen Reich der Mitte, die an Verbindungen aus der Zeit des Großen Kurfürsten und des großen Friedrich anknüpfen, habe ich berichtet. Auch darüber, dass uns die Türkei und der Islam allgemein näher stehen, als uns gewisse Politiker und Medien einreden wollen. Offiziellen Dank für enges Miteinander erhielten wir aus der Botschaft der Vereinigten Staaten, und aus Chile erreichte uns der Ruf, bei der Neugestaltung des Bismarck-Platzes in Valparaiso mitzuwirken. Die Preußische Gesellschaft agiert national und international mit dem leicht überzogenen schmeichelhaften Ergebnis, dass mich ausländische Freunde mitunter als preußischen Außenminister bezeichnen. Natürlich winke ich bescheiden ab: zuviel der Ehre.

Vergleiche ich das ausländische mit dem inländischen Interesse an Preußen muss ich schon an das alte Wort vom Propheten denken, der im eigenen Lande nichts gilt, selbst wenn’s zum Schaden gereicht. Und ich stelle mir vorsichtshalber in Lateinisch die berühmte Cicero-Frage:

„Quousque tandem abutere patientia nostra?“ Was ich etwas frei ins Deutsche so übersetze: Wie lange noch soll unsere Geduld missbraucht werden?

Herzlich danke ich Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Stehvermögen. Lassen Sie uns die folgenden Stunden in froher Stimmung, mit guten Gedanken an Preußen und mit vielen förderlichen Gesprächen verleben.  

Sehr geehrte ReiseTravel User, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Den Geburtstagskindern preußisches Fortune und alles Gute im neuen Lebensjahr, den Erkrankten baldige Genesung

Pro Gloria et Patria

Gott befohlen

Volker Tschapke

Präsident Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg

Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V. c/o Hilton Berlin

Mohrenstrasse 30, D-10117 Berlin, Telefon: 030 – 2023 2015, www.preussen.org

Sehr geehrte ReiseTravel User, bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung zum Thema: Preußen – in unserer heutigen Zeit. Senden uns Ihre Fragen oder Wünsche. Vielen Dank. Ihr ReiseTravel Team: feedback@reisetravel.eu

 

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