Edelgard Richter | Mit dem 100er Bus durch Berlin |
Mit dem 100er durch die City von Berlin
Sehr geehrte ReiseTravel User,
ich lade Sie alle zu einer Reise durch das Zentrum von Berlin ein. Mit einem öffentlichen Bus zu den Sehenswürdigkeiten durch Berlin,
Ihre Edelgard Richter
Reisen Sie nach Berlin, egal mit welchem Verkehrsmittel, aber ihr Auto sollte auf dem Parkplatz bleiben. Sie kaufen sich eine Tageskarte für 6,30 EURO von den Berliner Verkehrs-Betrieben (BVG). Damit können Sie einen ganzen Tag lang alle öffentlichen Verkehrsmittel der BVG in Berlin benutzen - alle Busse, alle Straßenbahnen und die S-Bahn. Nur für diesen Preis können Sie nicht nach Potsdam fahren. Aber Sie wollen ja in Berlin bleiben.
Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf: Steigen Sie am Bahnhof Zoologischer Garten, kurz Zoo genannt, in einen Bus der Linie 100, die zum Alexanderplatz fährt, dann haben Sie im Vorüberfahren fast alle interessanten Gebäude im Zentrum von Berlin gesehen. Und Sie dürfen so oft aussteigen und wieder einsteigen wie Sie wollen.
Schon die nächste Station nach „Zoo“ ist interessant. Rechts sehen Sie die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche von 1895 von Franz Schwechten, der auch den Anhalter Bahnhof erbaut hat. Die Ruine des ehemaligen Kirchturms wird von den Berlinern „Hohler Zahn“ genannt. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. In neuem Gewand wurde sie dann 1961 von Professor Egon Eiermann erbaut. In der Dunkelheit leuchtet die Kirche wie ein wunderschöner blauer Edelstein. Ein Besuch der Abendandacht lohnt sich. Die Kirche steht am Beginn des berühmten Kurfürstendamms, der sich 3,5 km bis nach Halensee erstreckt. Es ist der ehemalige Reitweg der Kurfürsten vom Berliner Stadtschloss zum Jagdschloss Grunewald und wurde 1886 auf Anregung von Bismarck als Straße angelegt.
Rechts befindet sich das Europa-Center, 105 m hoch, mit vielen Geschäften, Restaurants und noch mehr Büroräumen. Es wurde auf Initiative des Kaufmanns Karl Heinz Pepper 1965 an der Stelle erbaut, an der sich vor dem Krieg das Romanische Café befand, in dem sich Maler, Schriftsteller und Theaterleute der damaligen Zeit trafen. Nach dem Krieg war der Platz eine Sandwüste, die für Veranstaltungen im Zelt genutzt wurde, unter anderem auch von Zirkusleuten und Catchern.
Das Europa-Center, dessen Hinterfront Sie sehen, steht an der Tauentzienstraße, einer bei Berlinern und Touristen gleichermaßen beliebten Einkaufsstraße, an der sich auch Europas größtes Kaufhaus, das KaDeWe, befindet.
Die Fahrt geht weiter über den Lützowplatz mit dem „Hotel Berlin“, einen der ersten großen Hotels in West-Berlin nach dem Krieg, erbaut 1958. Links die zur Bauausstellung 1987 entstandenen Wohnbauten, die jetzt abgerissen werden sollen um Hochhäusern Platz zu machen.
Wenn Sie die Straße entlang schauen, sehen Sie schon die Siegessäule mit der vergoldeten Viktoria, die bestiegen werden kann, um bei gutem Wetter einen Rundumblick über den Tiergarten und die Stadt zu genießen. Die Siegessäule stand ursprünglich auf dem Königsplatz vor dem Reichstag bis Hitler sie 1938/39 an den heutigen Platz versetzen ließ, weil sie seinen gigantischen Plänen zur Umgestaltung Berlins zur Stadt „Germania“ im Weg stand. Die Siegessäule ist 67 m hoch und hat ein Gesamtgewicht von 5.000 Tonnen. Allein die Viktoria oben auf der Säule – von den Berlinern „Goldelse“ genannt – wiegt 40 Tonnen und ist damit die schwerste Berlinerin. Geschmückt ist die Statue mit 200 Quadratmetern Blattgold.
Die Siegessäule wurde 1873 eingeweiht. Aus verschiedenen Kriegen sind erbeutete Kanonenrohre an ihr montiert: Unten dänische Kanonen von 1864, dann österreichische von 1866 und darüber französische von 1870/71.
Links an der Straße befinden sich die Botschaften von Mexiko, Malta, Monaco, Malaysia, Luxemburg und Bahrain. Den grünen Gebäudekomplex an der Ecke teilen sich die Botschaften von Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und Island.
Rechts geht die Tiergartenstraße ab, wo sich die Botschaften von Saudi-Arabien, Japan, Italien, Südafrika, Indien und Österreich befinden.
Nachdem der Bus die Siegessäule passiert hat, kommt links Schloss Bellevue in Sicht, wo sich heutzutage der Amtssitz des Bundespräsidenten befindet. Erbaut wurde das Schloss 1786 für Ferdinand von Preußen, den jüngsten Bruder von Kaiser Friedrich II. Rechts sehen Sie den Tiergarten, das ehemalige Jagdrevier der deutschen Kaiser; heute ein großer Park für die Berliner zum Relaxen und Grillen.
Linker Hand begleitet uns die Spree, der Fluss, an dem Berlin liegt und dem Berlin seinen Namen „Spreeathen“ zu verdanken hat. Vielleicht heute nicht mehr ganz en vogue, aber vor dem Zweiten Weltkrieg durchaus zutreffend.
Links das „Haus der Kulturen“, das der Stadt Berlin als Kongresshalle 1957 von dem amerikanischen Volk als Beitrag zur Internationalen Bauausstellung 1957 geschenkt und von den Berlinern „Schwangere Auster“ getauft wurde. Seit 1989 wird das Haus für kulturelle Veranstaltungen genutzt
Der große Turm links ist ein Carrillon, 42 m hoch, zum 750jährigen Bestehen Berlins von Daimler Benz 1987 als Geschenk erbaut. Jeden Sonntag um 15 Uhr wird es von dem Amerikaner in Berlin Jeffrey Bossin mit großer Kraft gespielt. Die Glockenspielkunst ist über 500 Jahre alt und stammt ursprünglich aus den Niederlanden und Flandern. Computergesteuert kann man das Carillon täglich um 12 und um 18 Uhr hören.
Der helle Bau etwas weiter links ist das Bundeskanzleramt; daneben die Schweizer Botschaft, die im Zweiten Weltkrieg als neutrales Land seltsamerweise von Bombenschäden verschont wurde.
Nun sehen Sie links den Reichstag, in dem das deutsche Parlament, der Deutsche Bundestag, seine Sitzungen abhält. Erbaut wurde das Haus in den Jahren 1884 bis 1894 von Paul Wallot im Stil der Neorenaissance. Nach dem Reichstagsbrand 1933 wurde der Reichstag erst in den 1960er Jahren wieder hergerichtet.
Wir kommen nun zu der viel besungenen Straße Unter den Linden. An der Ecke links befindet sich die ungarische Botschaft; gleich daneben Madame Tussauds, das Wachsfigurenkabinett. Rechts ist das Brandenburger Tor, erbaut von Carl Gotthard Langhaus in frühklassizistischem Stil in den Jahren 1788 bis 1792.
Rechts in der Ecke ist die neu erbaute US-Botschaft zu sehen, die am 4. Juli 2008, dem amerikanischen Nationalfeiertag, eröffnet wurde. Gleich hier vorn steht das weltberühmte Hotel Adlon aus dem Jahr 1907, 1945 ausgebrannt, dann jahrelang durch die Berliner Mauer abgeschnitten, und von Investoren 1997 von Grund auf neu erbaut. Beim Blick nach rechts sieht man das Botschaftsgebäude von Großbritannien, in der Wilhelmstrasse gelegen. Aus Sicherheitsgründen ist die Strasse gesperrt.
Brandenburger Tor: Nabel der Welt. Am frühen Morgen 9 Uhr im Winter. Minus 1 Grad. Enorm starker Wind. Die Quadriga lockt, und immer kommen Touristen, Gäste der Stadt und auch so manch Berliner „geht einmal durch das Tor“. Macht das Tor auf, heute ist das Tor und Berlin offen, für alle Menschen, rund um die Uhr:
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin: Brandenburger Tor, der Boulevard Unter den Linden und der Leierkasten gehören zu Berlin, natürlich auch die Currywurst und eine Berliner Weiße. Dann folgt bereits die Musik aus dem Leierkasten einer Quietschkommode, wie der Berliner sagt, ein Original Berliner Drehorgelspieler.
Sie fahren jetzt an dem rechts gelegenen großen Gebäudekomplex der Russischen Botschaft vorbei. An dieser Stelle stand einmal ein zweigeschossiges Rokoko-Palais von 1734, das sich seit 1764 im Eigentum der Prinzessin Amalie von Preußen befand. 1837 wurde es vom Russischen Reich gekauft und auf drei Etagen aufgestockt. Rund 100 Jahre diente das Gebäude Russland als Botschaft. Im Zweiten Weltkrieg wurde es total zerstört und als Neubau im Stil des „Sozialistischen Klassizismus“ im November 1952 eingeweiht.
Wir überqueren nun die Friedrichstrasse und kommen am Kronprinzenpalais, 1663 unter Kaiser Friedrich II. erbaut, vorbei. 1968 wurde es nach Kriegszerstörungen rekonstruiert und dient seitdem für kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen. Das Kronprinzessinnenpalais daneben wurde 1733 erbaut und beherbergt heutzutage das Operncafe. Die Deutsche Oper, als Hofoper in den Jahren 1741 bis 1743 von Knobelsdorff erbaut, wurde im Krieg ebenfalls stark zerstört und von 1951 bis 1955 neu aufgebaut. Gegenüber sehen Sie die Humboldt-Universität, 1810 auf Anregung Wilhelm von Humboldts gegründet.
Rechts das Kommandantenhaus, Unter den Linden Nr. 1, in altem Stil von der Bertelsmann AG neu erbaut und von ihr auch genutzt. Selbstverständlich entsprechen die Innenräume unseren heutigen Ansprüchen.
Nunmehr überquert der Bus die Spree mit den Schiffen der verschiedenen Veranstalter, die für die Touristen bereit stehen, um damit das historische Berlin vom Wasser aus zu betrachten. Rechts auf dem freien Platz gegenüber vom Berliner Dom stand einmal das Berliner Stadtschloss, dessen Ruine 1950 von der ostdeutschen Regierung gesprengt und abgetragen wurde. Zur 750 Jahr-Feier Berlins ließ die Regierung der DDR das „Haus des Volkes“ bauen, das wegen der hohen Belastung mit Asbest in den letzten Jahren abgetragen wurde. Hier soll das Schloss wieder erstehen, jedoch nur die Fassade. Verschiedene Museen aus Dahlem sollen das Haus später nutzen.
Der Berliner Dom, von 1894 bis 1905 im Stil der italienischen Hochrenaissance erbaut, wird als evangelisches Gotteshaus nicht nur für Gottesdienste, sondern auch anlässlich von Staatsakten oder wichtigen politischen Ereignissen genutzt.
Rechts ist im Hintergrund das Berliner Rathaus zu sehen, besser bekannt als „Rotes Rathaus“, wo der Regierende Bürgermeister von Berlin seinen Amtssitz hat. Sie fahren nun an der Marienkirche vorbei, die erstmals 1292 urkundlich erwähnt wurde. Es ist eine der ältesten Kirchen in Berlin. Dahinter ist der Fernsehturm mit seinem drehbaren Restaurant zu sehen, der am 3. Okt. 1969 in Betrieb genommen wurde und 368 m hoch ist.
Sie befinden sich jetzt im ältesten Teil von Berlin, dem Nikolaiviertel, das von der DDR-Regierung zur 750-Jahr-Feier 1987 restauriert wurde. Typisch für das Altberliner Milieu sind die engen Gassen und kleinen Gaststätten. In seiner Ursprünglichkeit erhalten ist noch die Gaststätte „Zur letzten Instanz“. Es ist das älteste Restaurant Berlins. Das Gebäude wurde erstmals 1561 erwähnt, eine Branntweinstube wurde 1621 eröffnet. Das war vermutlich die Geburtsstunde der heutigen Gaststätte. Wahrzeichen des Nikolaiviertels ist die spätgotische Nikolaikirche aus dem 14. Jahrhundert mit den beiden spitzen Türmen.
Rechts sehen Sie den S-Bahnhof Alexanderplatz. Damit sind wir an der Endstation angelangt und es heißt „Alles aussteigen!“.
Sehr geehrte ReiseTravel User, ich hoffe, mein kleiner Exkurs durch das Zentrum von Berlin im 100er Bus hat Ihnen zugesagt. Probieren Sie diese Tour doch einmal aus.
Ihre Edelgard Richter
Ein Beitrag für ReiseTravel von Edelgard Richter / Dela Press.
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