Birgit Mayr | Auf Filmspuren durch Bad Tölz |
Bad Tölz in Bayern ist eine Stadt der Filme und eine Reise wert
Sehr geehrte Reise Travel User,
ich darf Sie sehr herzlich einladen, mich auf die Suche nach den „Filmspuren durch Bad Tölz“ zu begleiten.
Ihre Birgit Mayr - Stadtführerin aus Bad Tölz.
Wir treffen uns auf einem sehr „heißen Pflaster“ in Bad Tölz: Denn hier geschah bis 2008 jede Woche ein Mord!!
Kommissar Benno Berghammer machte sich daraufhin auf den Weg um den Mörder zu finden und nach 1 Stunde 30 Minuten Sendezeit war der Mörder meist gefasst.
Viele Gäste schmunzeln immer, wenn ich ihnen von einem Brief eines Herrn aus Wuppertal erzähle, der vor 8 Jahren an unseren Kurdirektor schrieb, dass er sehr gerne mit seiner Frau Mathilde einen Urlaub in Bad Tölz machen würde, aber Mathilde habe gehört, dass hier jede Woche ein Mord geschehe und jetzt traue sie sich nicht mehr nach Bad Tölz zu fahren. Unser Kurdirektor überlegte lange, was er in diesem speziellen Fall antworten solle. Schließlich schrieb er zurück, dass er die Bedenken seiner Frau Mathilde sehr gut verstehen könne, aber dass sie unbesorgt nach Bad Tölz kommen kann, da er ihr versichert, dass hier in Bad Tölz auch jeder Mord zu 100 Prozent aufgeklärt wird!
Ob die beiden nun beruhigt waren und nach Bad Tölz gereist sind, konnte nie vollständig geklärt werden.
Unsere Spurensuche beginnt im beschaulichen „Badeteil“, dem Kurviertel von Bad Tölz. Hier entdeckte 1845 der Knecht Kaspar Riesch Jodquellen am Sauersberg und mit dieser Entdeckung entstand im Laufe der Jahre dieses malerische Viertel im Westen von Bad Tölz mit dem architektonisch einmaligen Kurhaus, konzipiert von dem berühmten Architekten Gabriel von Seidl mit angrenzendem Kurgarten.
Jeder Teilnehmer der „Filmspurensuche“ bekommt einen Fragebogen und darf selbst mitrecherchieren. Unter den Teilnehmern werden einmal im Jahr drei Personen ausgelost, die ein Wochenende in Bad Tölz gewinnen können.
Das Büro des behäbigen Kommissars Benno Berghammers war ebenfalls im Badeteil, in der Wandelhalle aufgebaut. Viele Touristen vermuteten das Büro in der Marktstraße, aber der Touristenstrom nahm zu und die Verantwortlichen der Produktionsfirma suchten ein ruhiges Fleckchen für Ihren Kommissar und fanden es in der Wandelhalle, wo einst das Jodwasser aus einem Monumentalbrunnen sprudelte. Hier im Badeteil war bereits die Mafia untergebracht in „Palermo ist nah“ und auch im ansonst gediegenen Kurhaus geschah bereits ein Mord in der Folge „Mord im Chor“.
Ottfried Fischer kam bereits 1985 nach Bad Tölz, wo er in der Kultserie „Irgendwie und sowieso“ den Jungbauern Alfons Kerschbaumer spielte, auch „Sir Quickly“, genannt. Sir Quickly hatte eine Vorliebe für Himbeerjoghurt und auch sonst war er ein etwas anderer Landwirt. Er beschallte seine Rindviecher mit Beatles- und Flower-Powermusik und sein Lieblingsochse hieß „Ringo“. Der Kuhstall war mit Motiven aus dem Beatlesfilm „Yellow Submarine“ bemalt. Diese Kultserie von Franz Xaver Bogner, ist eine Hommage an die wilden „68er-Jahre“, und die Revolte gegen Väter und sonstige Autoritäten.
Zahlreiche Fernsehstars wie Bruno Jonas, Elmar Wepper, Olivia Pascal, Michaela May, Barbara Rudnik, Hannelore Elsner, Robert Giggenbach, … starteten mit dieser Serie ihre Karriere. In Bad Tölz wurden die Szenen des Sägewerksbesitzers „Martin Binser“ gedreht, gespielt von dem bereits verstorbenen Toni Berger.
Vom Badeteil aus begeben wir uns in den Rosengarten, in dem sich über 50 verschiedene Rosenarten befinden und schwenken zu den Tölzer Rosentagen, die alljährlich um Pfingsten in Bad Tölz stattfinden. Dort hatte bereits vor Jahren Jutta Speidel die Schirmherrschaft für die Tölzer Rosentage übernommen, weil auch für die Serie „Um Himmels Willen“ in der sie die energische Schwester Lotte mimte, die sich mit einem Amigobürgermeister (Fritz Wepper) anlegt, bereits in Tölz gedreht worden ist.
Hier im Rosengarten treffen wir des Öfteren auf einen Obdachlosen, der bei schlechtem Wetter in einem der Rosenpavillons einen trockenen Unterstand sucht. Und genau dieser Obdachlose hat unseren Benno Berghammer, alias Ottfried Fischer, einmal sprachlos gemacht. Der Obdachlose hatte Tage zuvor in der Caritas in Bad Tölz angekündigt, dass er ein „großes Ding“ drehen möchte. Keiner hat ihn richtig ernst genommen, doch das rächte sich. Er hatte nämlich die Beobachtung gemacht, dass Ottfried Fischer die Angewohnheit hat, den Schlüssel in seinem Dienstwagen stecken zu lassen, wenn dieser gerade zu Dreharbeiten nicht benötig wurde. Der Obdachlose hatte sich einen sehr schönen Tag ausgesucht und als Ottfried Fischer sein Auto für die Dreharbeiten holen wollte, war weit und breit nichts davon zu sehen. Die Tölzer Polizei hat ihrem Filmkollegen gleich hilfreich unter die Arme gegriffen und sofort eine Fahndung veranlasst. Kurz vor Kufstein wurde der Obdachlose geschnappt und der war alles andere als erbaut. Er beschimpfte die Polizisten, dass er noch nie in Italien gewesen sei und er morgen schon zurückgekommen wäre. Letztendlich war dann aber doch jeder zufrieden. Das Auto war wieder in Bad Tölz und es konnte weiter gedreht werden, der Obdachlose kam straffrei davon.
Vom Rosengarten begeben wir uns zum Franziskanerkloster und zur Franziskanerkirche, in der es sechs Seitenaltäre gibt und einen Hauptaltar. Ein Altar ist dem bayrischen „Schlamperlheiligen“ gewidmet, dem heiligen Antonius von Padua. Wenn man was verloren hat oder wenn man auf der Suche nach etwas ist, bittet man ihn um Hilfe. Aber man muss den hl. Antonius nach Erfolg auch bezahlen, bzw. etwas spenden und somit ist vor jeder Antoniusfigur auch ein Opferstock zu finden. Gleichzeitig ist der Hl. Antonius auch Patron für alle Alleinstehenden, Liebenden und Singles.
Nach diesem kirchlichen Abstecher begeben wir uns in das Cafe „Rendezvous der Genüsse“, wo uns ein „Mordscocktail“ gebettet auf Rosenblättern serviert wird. Er soll an die Folge „der Liebespaarmörder“ erinnern, in der ein Liebespaar ermordet worden ist und die Toten auf Rosenblättern gebettet worden sind.
ReiseTravel Autorin Birgit Mayr
Rendezvous der Genüsse - Amortplatz 1 - "Mordscocktail"
Während wir in dem heimeligen Cafe unseren „Mordscocktail“ zu uns nehmen und die Kalvarienbergkirche bewundern, die über Bad Tölz zu thronen scheint, entdecken wir schon die nächste Filmspur. Wir befinden uns an der Isarbrücke und dort geht es um die Geschichte von Gregor Dorfmeister, der mit seinem Buch „Die Brücke“, verfilmt von Bernhard Wicki, einen Welterfolg geschrieben hat. Dieser Film basiert auf der wahren Geschichte von Gregor Dorfmeister, alias Manfred Gregor, die sich in den letzten Kriegstagen 1945 ereignet hat. Sieben Hitlerjungen bekamen den Befehl eine strategisch unbedeutende Brücke zu verteidigen, als plötzlich amerikanische Panzer anrollten. Letztendlich überlebte nur einer, der Autor der Geschichte.
Wir überqueren die Brücke und begeben uns in das beschauliche „Gries“ einem alten Handwerker- und Flößerviertel von Bad Tölz, wo jede Woche ein Wochenmarkt und Bauernmarkt stattfindet. Der hl. Florian zeigt uns sein blankes Hinterteil, mit dem es eine ganz besondere Bewandtnis hat. Diese malerische Kulisse mit den Obst-, Blumen- und Gemüseständen inmitten der alten verwinkelten Gassen, haben auch die Filmemacher entdeckt und so wurde dort der ein oder andere Film, wie z.B. die Uta Danella-Verfilmung „Vergiss, wenn du lieben willst“ oder „Noch einmal 20 sein“ mit Peter Sattmann in der Hauptrolle, gedreht. In „Noch einmal 20 sein“ mimt Peter Sattmann den Fischhändler Fred, der früher ein ganz „toller Hecht“ war und sich im Laufe der 20 Ehejahre in einen „trägen Karpfen“ verwandelt hat, was seine Frau zur Verzweiflung bringt.
Im Gries hat natürlich auch bereits Benno Berghammer ermittelt und den einen oder anderen Gemüsehändler befragt. Nach dem Gries begeben wir uns in den schönsten Festsaal des Oberlandes, unsere historische Marktstraße, geprägt von dem berühmten Architekten Gabriel von Seidl, in der schon alles abgedreht worden ist, egal ob die Resi Berghammer verdächtige Beobachtungen macht, oder ob der Rambold Toni sein „Hasi“ in der Dessous-Boutique besucht.
Bad Tölz und seine historische Marktstraße wird immer wieder gerne als die nördlichste Stadt „Italiens“ bezeichnet, weil die Fußgängerzone mit ihren Cafes, Läden und den alten Häusern einen ganz speziellen mediterranen Charme verströmt. Hier erfahren sie auch, was es mit dem „Wunder von Tölz“ auf sich hat, bevor wir an den wunderschön bemalten Fassaden der Marktstraße entlanggehen zum schönsten Haus von Bad Tölz, dem alten Rathaus, das gleichzeitig die Außenkulisse des Büros von Berghammer ist.
Am Rande erfahren Sie noch, warum es in Bad Tölz kein Bordell gibt und warum es für das Produktionsteam um Benno Berghammer so schwierig war ein Haus in Bad Tölz zu finden, in dem eine Bordellszene gedreht werden sollte. Hier im alten Rathaus befindet sich auch unser Stadtmuseum, in dem sich vieles um die berühmteste und größte Wallfahrt zu Ehren des Hl. Leonhards dreht.
Die Tölzer Leonhardiwallfahrt findet alljährlich am 6. November, dem Todestag des Hl. Leonhards statt. Bis zu 80 Wagengespanne finden sich in den frühen Morgenstunden mit ihren prächtig geschmückten Rössern und Wägen in Bad Tölz ein, um dann Punkt neun Uhr, wenn alle Kirchenglocken von Bad Tölz läuten, gemeinsam hinaufzufahren auf die kleine, über Tölz thronende Leonhardikapelle, wo Ross, Reiter und Wallfahrer den Segen des Pfarrers erhalten. Dieser Tag ist für die Tölzer gelebte Tradition und jeder ist in Tracht gekleidet. Eigentlich ist es ja ein Missverständnis warum der Hl. Leonhard als Viehpatron verehrt wird, denn früher hatte er sich für die Freilassung von Gefangenen eingesetzt und wurde deswegen mit der Kette in der Hand dargestellt. Als dann Missionare seine Wundertaten nach Bayern brachten, haben die Bayern die Kette in seiner Hand betrachtet und dachten es sei eine Viehkette. Seitdem wird er hier als Viehpatron verehrt. Am Nachmittag findet dann in der Marktstraße bei einer Kulisse von bis zu 20.000 Zuschauern das berühmte „Goaßlschnalzn“ statt, ein heidnischer Brauch, das die bösen Geister von der Wallfahrt fernhalten soll. Junge Burschen stehen gruppenweise zusammen und schnalzn im Takt ihre Goaßl. Die Leonhardiwallfahrt kann man mit Worten nicht beschreiben, man muss dieses Stück Heimat und Brauchtum gesehen und erlebt haben.
Sehr geehrte Reise Travel User, ich freue mich darauf Ihnen mein Bad Tölz zu zeigen und verbleibe mit den besten Grüßen aus Bad Tölz. Ihre Birgit Mayr - Stadtführerin
„Tölzer Stadtversucherinnen“ Bad Tölz, Fon 08041-8085087. www.toelzer-stadtversucher.de – anfrage@toelzer-stadtversucher.de
Bad Tölz: Eine besuchenswerte Stadt in Bayern. Versuchung in Bad Tölz oder auf Filmspuren unterwegs sein. Einfach Mal hinfahren.
Ein Beitrag für ReiseTravel von der Tölzer Stadtversucherin Birgit Mayr.
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