Olaf Preuße | Heideschäfer in Spremberg |
Stadtführung mit Witz in der Perle der Lausitz quer durch Spremberg
Spremberg bietet facettenreiche touristische Programme: Eines dieser Angebote steht unter dem Thema: Stadtführung mit Spremberger Symbolfiguren in historischer Kleidung. In traditionellen Gewändern führen Guide durch die Stadt.
Sie berichten während dieser Führungen über Stadtgeschichte, Geschichtchen, Lustiges, Kurioses und manche schaurige Begebenheit vergangener Zeiten.
ReiseTravel geht mit Spremberger-Originalen auf Tour. Etwas Zeit sollten Sie allerdings einplanen. Etwa gute zwei Stunden. Vielleicht möchten Sie beim Rundgang einkehren, in eines der typischen und urigen Lokale. Soviel Zeit mus sein!
Guide Olaf Preuße spricht mit Witz über so manche noch unbekannte Geschichte. Erzählt Spremberger Stadtgeschichte, natürlich aus seiner Sicht der Dinge:
Heideschäfer Olaf Preuße ist ein Spremberger Original: „Das Haus erinnert an die Regentschaft der Merseburger Herzöge, zwischen 1680 und 1738“.
Von oben betrachtet sieht Spremberg aus wie eine Insel, umflossen von der Spree, umgeben von sanften Hügeln. Sorben siedelten hier in der südlichen Niederlausitz, sie haben die Region durch ihr Handwerk und ihre Bräuche geprägt. In der Ferne sieht man das Vattenfall Kraftwerk Schwarze Pumpe, ein Motor der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Stadt.
Jetzt und gleich am Anfang eine kurze Schauergeschichte, über den Räuberhauptmann Heinrich Oswald Lauermann! Gab es ihn wirklich?
Das es einen Räuberhauptmann mit Namen Heinrich Oswald Lauermann in Spremberg gab ist höchst unwahrscheinlich. Dass sich die Handlung in dieser oder jener Form in Spremberg abgespielt haben könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Figur des Räuberhauptmanns lebt jedenfalls bei den Sprembergern und wurde beim Heimatfest 1937 das Erste Mal personifiziert und manchen ist noch das Lauermann-Spektakel zur 700-Jahr-Feier mit dem Hauptdarsteller Frank Meisel in guter Erinnerung. Es gab einen Lauermannfilm, es gibt Lieder über Lauermann, ja sogar ein Lauermann-Denkmal sollte schon einmal enthüllt werden. Das war 1939 auf dem Marktplatz während des Heimatfestes, doch sprang damals Lauermann bei der feierlichen Enthüllung vom Sockel, direkt in die verdutzt schauende Stadtwache und leitete ein gewaltiges Spektakel ein. Diese Story stammt übrigens von Rainer Scheudeck, „Spremberger Heimatkalender“.
Das hier ist keine Schauergeschichte:
Original Lauermann-Likör einmalig und nur hier im Geschäft erhältlich. Mein ganz persönlicher Tipp: Probieren Sie diesen süffigen edlen Tropfen. Der rinnt wie Balsam, durch meine Kehle!
Mutter Birnbaum - Spremberger Volkstypen - Die Birnbaum
Zu den bekanntesten und beliebtesten Spremberger Volkstypen zählt ohne Zweifel „die Birnbaum“, eine auf Markt und Straße Obst und Gemüse feilbietende Ur-Sprembergerin. Ihren Standplatz hatte sie meistens an der Schützenstraße, heute Bogenstraße, vor der Buchhandlung Krätzschmar. Ihre Ware, im eigenen Garten gezogen oder von gepachteten Obstbaumalleen geerntet, war stets frisch und wurde sehr preiswert angeboten. Nach im Museum vorliegenden älteren Aufzeichnungen soll sie bereits 1904 dort ihren Platz gehabt haben, den sie bis 1932 behauptete. Immer freundlich hatte sie stets gute Ratschläge für ihre Kunden parat wie auch Spremberger Neuigkeiten. Was Wunder, wenn sie zu einer der beliebtesten auf Heimatfesten nachgestalteten Figuren wurde. Birnbaum-Darsteller gibt es in Spremberg mehrere und sogar Männer schlüpfen in diese Rolle, sollte Spremberger Geschichte auf unterschiedlichsten Veranstaltungen dargestellt werden. Spremberger Laienkünstler nahmen sich ebenfalls gern diese Figur an. Als Beispiel sei der Keramikbrunnen von Herrn Gerd Debitz in der Gaststätte „Stadt Spremberg“ genannt. In der Vergangenheit gab es häufig Spekulationen um ihren Namen. Das führte sogar zu der Behauptung, an ihrem Stammplatz habe ein Birnbaum gestanden. All den Grüblern und Tüftlern sei gesagt, sie heißt ganz einfach nur so.
Mutter Birnbaum und die Spremberger Spreenixe
Schaulustige sind immer Willkommen!
Liebe Gäste, wissen Sie eigentlich, was das Schöne am Beruf eines Schäfers ist?
Ein Schäferstündchen gilt als eine Idylle, ist eine intime erotische Begegnung!
Die Franzosen sagen heure du berger, für diese romantische Idylle zu zweit oder dritt.
Friedrich Schiller schrieb in seiner „Die Entzückung an Laura“: „Leierklang aus Paradieses Fernen, Harfenschwung aus angenehmeren Sternen Ras' ich in mein trunknes Ohr zu ziehn; Meine Muse fühlt die Schäferstunde, Wenn von deinem wollustheißen Munde Silbertöne ungern fliehn.“
Liebe Gäste, eines muss ich Klarstellen: Ich bin nicht Heide Schäfer sondern Heideschäfer.
Der Heideschäfer hat immer ein paar flotte Sprüche parat und er erzählt viel Lustiges. Die Touristen erfreut es. Derweil gehen seine Begleiterinnen auf Shopping Tour und Bummeln durch die Flaniermeile.
Die Touristen staunen
Bitte recht freundlich! Sie dürfen uns alle gern ablichten. Aber bitte, senden Sie uns ein Belegexemplar zu. Kleiner Scherz am Rande.
So liebe Leute, jetzt besuchen Sie bitte unsere evangelische Kreuzkirche. Ich muss etwas verschnaufen. Unser Türmer Gerd Hinze wird sie begleiten. Er ist im Kirchenrat tätig, war früher Uhrmachermeister und wartet noch immer auf die Uhr der Kirche. Pardon, er repariert natürlich diese, im Fall aller Fälle!
„Für unsere Gemeinde ist die Kreuzkirche mehr als ein Denkmal. Hier und im benachbarten Gemeindehaus treffen sich Menschen sowohl aus dem Stadtzentrum als auch aus den umliegenden Ortsteilen. Sie kommen zum Gottesdienst oder Heiraten hier und lassen sich Taufen. Die sehenswerte, reich ausgestattete Kirche, verfügt über eine Sauer-Orgel von 1898 und zwei Altäre, Fenster mit Bleiverglasung, Herzogsloge, Ratsherrengestühl, Empore mit Grisaillebildern, Taufengel. Bitte treten Sie ein.
Ganz oben, unter dem Dach ist unsere Türmerstube und die wurde in freiwilliger Gemeinschaftsarbeit von den Gemeindemitgliedern ausgebaut. Am jeweiligen „Tag des Denkmals“ kann der Turm bestiegen werden. Sonst geht das nur mit einer vorherigen Anmeldung. In der Ev. Kreuzkirchengemeinde Spremberg und natürlich in der Tourist Information“.
Während die Besucher in der Kirche weilen, wartet unser Heideschäfer am Eingang vor der Kirchentür. Neue Touristen kommen und fragen: Dürfen wir ein Foto machen?
Olaf Preuße, ein Spremberger Original, wird bestaunt und immer wieder auf jede Menge Film gebannt.
Das bin ich gewohnt, meint er ganz Bescheiden. Und erzählt bereits eine weitere Story: Der Nachtwächter Kulke ist eine beliebte Spremberger Volksfigur. Seit der 1.000-Jahr-Feier 1893, dem ersten Heimatfest, hat es viele Kulke-Darsteller gegeben. 1935 bis 1939 fanden in Spremberg Heimatfeste mit großem Jahrmarkt statt. Zu diesen Anlässen war auch Kulke vertreten. Er wurde zur damaligen Zeit von Herrn Walter Kolbe, einem gelernten Bäckermeister und Leiter der Laienspielgruppe „Freunde und Bühnenkunst“, dargestellt. Drei bis vier Wochen vor dem Fest machte er seine abendlichen Runden durch Lokale und Straßen und musste dabei trinkfest sein, da er oft „eingeladen“ wurde. Aber auch nüchtern spielte er den „trinkfreudigen“ Kulke. Er trat auch zwischen den Heimatfesten auf, zum Beispiel am 1. April 1938 beim Neubau der Langen Brücke. Eine Zeitungsnotiz meldete: „Am 1. April wird die Alte Brücke gesprengt“. Vor dem zahlreichen Spremberger Publikum „sprengte“ Kulke mit einer Gießkanne die Brücke. Nach dem 2. Weltkrieg in den 50er Jahren wurden die Heimatfeste wieder aktuell. Da an den dabei durchgeführten Umzügen neben Vereinen, Betrieben, Handwerkern und Gewerbetreibenden auch die Feuerwehr beteiligt war, durfte Nachtwächter Kulke nicht fehlen. Für diese Rolle fand sich der gewitzte Lebenskünstler und Spaßvogel Herr Richard Löser (20.10.1900 bis 18.1.1968). Dieser war nach der Heimkehr aus italienischer Gefangenschaft 1947 beim Fuhrgeschäft Kleemann in Kochsdorf tätig und wurde speziell beim Ruinenabriss als „Fassadenkletterer“ eingesetzt. Er führte, auf einem Hochrad sitzend, die Mannen der Spremberger Feuerwehr an, letztmalig zur 100-Jahrfeier der Feuerwehr 1963, fünf Jahre vor seinem Tode. Erst ab 1987 konnte man wieder Nachtwächter Kulke vereint mit anderen „Spremberger Originalen“ begrüßen. Die Karnevalisten des Motorsport-Clubs Spremberg e.V. hatten sie wieder zum Leben erweckt und nach so kurzer Zeit bereits gehören sie wieder fest zum Programm der Spremberger Heimatfeste. Aber Leute, Ordnung muss sein: Diese Geschichte stammt von Marita Ihle - Spremberger Heimatkalender 1991.
Hut und Mantel des Schäfermeisters stammen noch aus seiner Lehrzeit, jahrelang war er mit seinen Herden auf den Wiesen rund um die bereits abgebaggerten Dörfer unterwegs. Schafe hat der Schäfer allerdings nicht mehr. Sein Meisterbrief hängt an der Wand, wie eine liebe Erinnerung. Heute ist er Guide, Stadtführer in Spremberg. Er fühlt sich wohl, in dieser Rolle. Super wohl, zum Rundgang und beim Umgang mit den Touristen. Immer kommt ein lockerer Spruch über seine Lippen und auch ein Hang zur Romantik wird sichtbar. Er versteht sich als Spremberger als Schäfer außer Dienst.
Leute kommt weiter. Am Bullwinkelbrunnen in der Langen Straße vorbei und jetzt über die Spree
Olaf Preuße erzählt über die neuere Vergangenheit: Während der industriellen Revolution exportierte Spremberg Tücher und Wollstoffe in alle Welt, fünf Bahnhöfe gab es hier einst. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Braunkohleflöze entdeckt. Die gigantischen Krater, die Abraumbagger in der Umgebung in die Erde rissen, wurden später geflutet. Im Sommer wird dort gebadet, im Winter schlittert man über zugefrorene Seen. In renaturierten Gebieten haben sich sogar wieder Wölfe angesiedelt. Seit der Wende wurde die Stadt mit Fördermitteln renoviert. Radtouristen fahren inzwischen auf vier Routen durch die Stadt. Durch die Auenlandschaften führt ein Netz aus Wanderwegen. Im Sommer wechselt man gern vom Rad ins Kajak oder ins Drachenboot.
So Leute, vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit. Hoffentlich hat es Ihnen allen gut gefallen, sagt er am Markt, direkt vor der Tür zur Tourist Information.
Ihr lauft jetzt langsam diese Straße nach oben zum Bahnhof. Ihr kommt zum Bismarckturm und der ist 20,74 Meter hoch, von oben könnt Ihr eine wunderbare Aussicht genießen. Den Bismarckturm hat die Stadt restauriert und am 5. Mai 2012 feierlich wiedereröffnet.
So, und wer noch etwas Zeit hat, der geht hier rechts lang, ein paar Meter weiter, zum Schloss mit unserem Niederlausitzer Heidemuseum. Dessen Baugeschichte ist seit dem 11. Jahrhundert belegt, wobei der untere Teil des großen Hauptturmes mit seinen bis zu vier Meter dicken Mauern der älteste Teil der Schlossanlage ist. Im Erdgeschoss des Haupthauses sind in drei Räumen Deckengewölbe mit Bemalungen des 16. Jahrhunderts erhalten. Während der Regentschaft der Merseburger Herzöge, zwischen 1680 und 1738, wurde die Burg endgültig zum Schloss ausgebaut. 1738 fiel das Schloss in kursächsischen Besitz. Danach wurde es Verwaltungssitz und ab 1997 zog das Niederlausitzer Heidemuseum ein. Neben dem Schloss gibt es auch eine bäuerliche Hofanlage mit einen über 200 Jahre altem Bauernhaus Heilkräutergarten. Dahinter befindet sich der Schwanenteich mit seltenen Gehölzen.
Wer nun noch mehr Zeit hat, könnte das Museum von Erwin Strittmatter in Bohsdorf besuchen, denn dort steht „Der Laden“!
Leute, jetzt wird es aber Zeit. Ich muss mir erst einmal einen Schluck Bullen-Schnaps genehmigen!
Sabine Rackel Café Bierholdt
Spremberg ist die Perle der Lausitz und die Perlen sind hier super. Der Heideschäfer ist ein Original in jeder Hinsicht.
ReiseTravel Fact: die Stadtführung mit Symbolfiguren in historischer Kleidung in super und ein voller Erfolg. Bitte weiter machen. Was macht Spremberg stark: Leinöl und Quark und natürliche seine Originale!
Anreise: Die Züge der Deutschen Bahn aus Cottbus oder Görlitz halten in Spremberg. Ab Bahnhof fahren Busse in das Zentrum, nach Schwarze Pumpe und die Orte der näheren Umgebung. Mit dem Auto auf den Autobahnen via Cottbus oder Dresden. Parkplätze sind auch im Zentrum vorhanden. Das Auto sollte stehen bleiben, alles ist überschaubar und gut zu Fuß erlaufen werden. Zahlreiche Rad-Wege führen durch die Stadt oder seine Umgebung und bieten entsprechenden Service.
Was bietet Spremberg noch: Natürlich einen Bürgermeister. Populär und gut nachgefragt sind geführte Stadtrundgänge mit dem Heideschäfer. Zwei Junge Musiker sind die Musikalischen Botschafter der Stadt: Duo Herzblatt. Symbolfigur ist die alljährlich neu gewählte Spremberger Spreenixe. Reisen & Speisen in Spremberg führen nicht nur zu kulinarischen Highlights, sondern auch zum Mittellpunkt und auch ein Besuch von Schwarze Pumpe sollte auf dem Programm stehen und ein „Wolfsspaziergang“ zur Hochkippe Pulsberg, führt zu echten Wölfen.
Tourist-Information - Fremdenverkehrsverein "Region Spremberg" e.V., Am Markt 2, D-03130 Spremberg, Tel. (03563) 4530, Fax (03563) 594041, ti@spremberg.de - www.spremberg.de
Von Regina Stein, Fotos Gerald H. Ueberscher.
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