Birgit Mayr | Versuchung in Bad Tölz |
Die „Tölzer Stadtversucherinnen“ führen zu kulinarischen und historischen Genüssen
Liebe ReiseTravel User, wir dürfen Sie sehr herzlich bei unserer „Tölzer Stadtversuchung“ begrüßen. Wir, das sind fünf Stadtführerinnen, die sich Tölzer Stadtversucherinnen nennen und Sie mit dieser kulinarischen Stadtführung in Versuchung führen möchten.
Die Versuchung beginnt im beschaulichen Badeteil.
Das Kurhaus, erbaut 1913/14, von dem berühmten Architekten Gabriel von Seidl, ist unsere erste Anlaufstation. Dort wo einst sich die noble Kurschaft, während der Gesundwerdung des Körpers, am Abend zu Walzerklängen drehte, ist heute ein Ort geschaffen, wo sich Kultur und Musik trifft. Oft kann man hier Monika Gruber, zu Lebzeiten Dieter Hildebrand oder viele andere berühmte Kabarettisten auf der Bühne bewundern, um sich danach im angrenzenden Biergarten den kulinarischen Genüssen bei einer halben Bier und einer deftigen Brotzeit hinzugeben.
Und überhaupt das Bier: Hier in Bad Tölz gab es doch tatsächlich einmal sage und schreibe 22 Brauereien, aber dafür nur eine Apotheke. Das waren noch Zeiten!
Heute haben wir unzählige Apotheken aber dafür nur noch eine Brauerei, das Tölzer Mühlfeldbräu, wozu wir später noch kommen.
Der Grund für so viele Brauereien lag an den vielen Tuffsteinkeller, die Tölz hatte und somit auch eine kühle Lagermöglichkeit. München hatte diese Möglichkeit nicht und somit konnten die großen Münchner Brauereien im Sommer kein Bier auf Vorrat brauen, da es ihnen sonst sauer geworden wäre. Die Münchner ließen ihr Bier in Tölz brauen und mit dem Floss wurde der kostbare Gerstensaft auf der kühlen Isar nach München transportiert. Schon von Weitem riefen die Münchner, wenn sie die ersten Flösse sahen: „Schauts hi, da kommen die „Tölzer Prügel“.
Heute versteht man unter den Tölzer Prügeln eine Pralinenspezialität, die im Café Schuler in der Marktstraße hergestellt wird und genau an diese Zeit erinnert.
Ende des 19. Jahrhunderts hat Carl von Linde diesen paradiesischen Bierzuständen in Bad Tölz den Garaus gemacht, indem er das Kühlaggregat erfunden hat. Jetzt war es ziemlich schnell aus mit den Tölzer Brauereien, denn jetzt konnte München das Bier selber kühl lagern.
Aber wir Tölzer sagen immer noch mit Stolz, dass wir einst die „Bieramme“ von München waren.
Durch das Badeteil hindurch gehen wir zu unserem Kräutererlebniszentrum. Schon von weitem Lachen uns gebündelte Kräuterbüsche an, die zum Trocknen aufgehängt worden sind. Wir betreten den rührigen Laden und werden von einer Duftwolke aus Holunderblüten und Zitronenmelisse empfangen. Eine der vielen Kräuterpädagoginnen, die sich liebevoll um den Laden kümmern, reicht uns ein Tablett mit Chicoréeschiffchen, die mit Kräuterfrischkäse gefüllt sind und kleine Stückchen selbst gebackenes Brot mit Butter und frischen Kräuterblüten. Dazu bekommen wir einen erfrischenden Holunderblütenmelissedrink. Von hier aus werden regelmäßig Kräuterwanderungen in die nahe gelegenen Wälder angeboten und man ist immer wieder erstaunt, wie reichlich uns die Mutter Natur mit ihren Wildkräutern beschenkt.
Wir gehen weiter zu dem „Bulle von Tölz-Brunnen“, der 2012 eingeweiht worden ist, als Hommage an die Serie „Der Bulle von Tölz“.
Durch den Rosengarten hindurch, der mit seinen 50 verschiedenen Rosenarten lockt, gehen wir direkt zum ehemaligen Franziskanerkloster mit angrenzender Franziskanerkirche.
In der Kirche gibt es einen ganz besonderen Heiligen, dem ein eigener Altar gewidmet ist. Er ist Bayerns beliebtester Heiliger und wird liebevoll der „Schlamperltoni“ genannt, weil er für alles, was man sucht oder verloren hat zuständig ist. Allerdings hat die Sache einen Haken, denn den „Toni“ muss man bezahlen, wenn er geholfen hat, darum ist vor jeder Antoniusfigur auch ein Opferstock. Den Betrag legt man selbst fest und das Geld wird für die Speisung der Armen verwendet. Außerdem hat der „Toni“ noch ein sehr wichtiges anderes Patronat. Er ist der Patron von allen Liebenden und Singles, und betreibt sozusagen eine römisch-katholische Partnervermittlung. Es gibt spezielle Singlewallfahrten von München nach Padua, wobei es natürlich gut sein kann, dass sich die Hälfte der Singles während der fünfstündigen Fahrt nach Italien bereits am Brenner gefunden hat.
Nun wird es wieder Zeit für eine kulinarische Versuchung. Beate Reindl vom Café „Rendezvous der Genüsse“ erwartet uns in ihrem verführerischen kleinen Pralinenladen am Amortplatz.
Es duftet nach frischem Kaffee und leckeren Pralinen. Dieser Laden ist mit keiner Diät vereinbar und das sollte man vor Betreten des Ladens bedenken. Denn beim Anblick der ausladenden Pralinentheke konnte bisher noch keiner widerstehen.
Uns wird Rosenprosecco mit Rosenblättern garniert, Zimtmandeln, Lavendelblütenschokolade und Rosengelee zum Probieren angeboten. Viele unserer Gäste würden sich am Liebsten über Nacht in dieser Schokooase einschließen lassen.
Aber es geht weiter, denn schließlich erwarten uns noch weitere Versuchungen. Wir überqueren die Isarbrücke, werfen einen Blick zu unserer „Krone“ von Bad Tölz, der Kalvarienbergkirche, die majestätisch über Bad Tölz thront und gehen direkt hinein in den schönsten Festsaal des Oberlandes, unsere historische Marktstraße, auch ein Meisterwerk von Gabriel von Seidl.
Bei schönem Wetter tummeln sich hier unzählige Touristen, Einheimische und Zugereiste. Die Cafés laden mit ihren ausladenden Schirmen ein und die schöne Wirtin vom Starnbräu winkt uns schon von Weitem in ihrem Dirndl.
Auf einem Holztisch hat Sie ein „Isarwasser“ im Sektglas für die Damen und einen Schnitt Bier für die Herren angerichtet. Die Rostbratwürstl werden in einer Semmel dazu serviert. Am Wochenende treffen sich hier des Öfteren verschiedene Musikanten und musizieren in der urigen Wirtsstube.
Gleich gegenüber befindet sich ein kleiner Laden, bei dem man erst bei näherem Betrachten merkt, dass es sich hier um etwas ganz Besonderes handelt. Wir stehen vor dem Tölzer Kasladen. Wolfgang Hofmann und seine Schwester Susanne sind Deutschlands wohl bekannteste Käseaffineure und wer ihren Käse gegessen hat, wird nie wieder einen anderen essen. In eigenen Räumen werden die Käselaibe gebürstet, in Asche gewälzt oder sogar in gutem Reutberger Bier gebadet. Jeder Käselaib bekommt seine eigene Wellnessbehandlung. Das kleine Standl am Viktualienmarkt ist weltbekannt und zahlreiche Prominente, Sterneköche und Schauspieler kaufen bei Susanne Hofmann auf dem Viktualienmarkt ihren Käse.
Wolfgang Hofmann lässt uns seinen Käse probieren und schwärmt dabei von Salzkristallen, die auf der Zunge zergehen. Dazu reicht er uns eisgekühlten Weißwein, der im Mund zusammen mit dem feinen Käse eine Geschmacksexplosion auslöst.
Wir gehen ein paar Häuser weiter zur Enzianbrennerei Schwaighofer. Die Inhaber haben bereits 5 verschiedene Schnapssorten auf der Theke aufgereiht und wir dürfen uns je nach Geschmack einen „scharfen“ oder einen „süßen“ Schnaps aussuchen. Während wir anstoßen erzählt uns Claus Janßen, wie viele Kräuter in seinen Produkten sind, aber natürlich verrät er uns nicht die genaue Rezeptur, die ist seit 100 Jahren in Familienbesitz und wird wie ein Staatsgeheimnis gehütet.
Wer immer noch nicht genug versucht hat, den führen wir zu der mittlerweile einzigen Brauerei in Bad Tölz, dem Mühlfeldbräu und probieren uns durch die verschiedenen Biersorten. Dazu gibt es „Tölzer Sushi“, die sich zwar sehr exotisch anhören und auch wie Sushi aussehen, aber bei näherem Betrachten entpuppen sich die Sushi als mit Bergsalami und Bergkäse gefüllte Weißbrote, die in Sushiform gerollt worden sind.
Liebe ReiseTravel User, wir Stadtversucherinnen würden uns sehr freuen, wenn wir Sie mit unseren kulinarischen und historischen Genüssen in Versuchung führen könnten.
„Tölzer Stadtversucherinnen“ Bad Tölz, Fon 08041-8085087. www.toelzer-stadtversucher.de – anfrage@toelzer-stadtversucher.de
Bad Tölz: Eine besuchenswerte Stadt in Bayern. Versuchung in Bad Tölz oder auf Filmspuren unterwegs sein. Einfach Mal hinfahren.
Ein Beitrag für ReiseTravel von der Tölzer Stadtversucherin Birgit Mayr.
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