Berlin | Fahrschule |
Fahrschüler, Fahrschulen, Fahrlehrer, Fahrstunden führen zum Führerschein
Ohne Führerschein kein Autofahrer: Wer hierzulande mit einem Auto, einem Bus, einem LKW oder einem Motorrad auf öffentlichen Straßen fahren möchte, kommt an einem nicht vorbei: Am Führerschein. Volkes Stimme nennt dieses amtliche Papier auch gerne Lappen. Niemand muss ein Auto oder ein Motorrad sein Eigentum nennen, es ist möglich, bei gewerblichen Verleihern oder im Freundeskreis sich ein motorisiertes Gefährt zu leihen, der Lappen bleibt Voraussetzung, um sich hinter das Lenkrad des Autos setzen zu dürfen. Der ein oder andere User denkt jetzt bestimmt an den großen Erfolg des Komikers Heinz Erhardt im schwarz weiß Film „Immer diese Autofahrer.“ In diesem Streifen bringt Heinz Erhardt als Fahrschüler seine Fahrlehrerin, die von Trude Herr dargestellt wurde, sowie den Prüfer, den Peter Frankenfeld mimte, zur Verzweiflung. Wie geht es aber in einer Fahrschule wirklich zu? Was sind eigentlich die Bestimmungen, um sich Fahrlehrer nennen zu dürfen?
Die Berliner Fahrschule „Mega“ feierte ihr 13 jähriges Bestehen und lud zu einem Tag der Offenen Tür ein. Inhaber der Fahrschule ist Detlef Spaltmann (60), der seit 38 Jahren erfolgreich Schülerinnen und Schüler ausbildet. Er sagte, was ein Fahrlehrer bzw. Fahrlehrerin zur Berufsausübung mitbringen müssen. „Das Abitur oder eine abgeschlossene Lehre, sei es als Handwerker oder Kaufmann beispielsweise, sind Bedingungen. Wer vorbestraft ist und oder beim Kraftfahrbundesamt in Flensburg ein hohes Punktekonto als Kraftfahrer aufweist, hat keine Chancen“.
Der Fahrlehreranwärter muss auch mit Geld umgehen können, wer Schulden hat im Übermaß, eignet sich ebenfalls nicht für diesen verantwortungsvollen Beruf. Detlef Spaltmann weiß zu berichten: „Eine Voraussetzung für mich ist: Der Fahrlehrer muss Menschen gernhaben. Er muss sich über die bestandene Prüfung genauso freuen wie sein Schüler“. Der zukünftige Fahrlehrer muss mindestens 21 Jahre alt sein und sich knapp 18 Monate einer intensiven Ausbildung unterziehen. Wer Fahrlehrer bereits von Beruf ist und es bleiben möchte, darf eine Regel nie verletzen. „Der Schüler bzw. die Schülerin sind Personen, die sich uns anvertrauen. Ich kenne natürlich die Witze, die im Umlauf sind, was so mancher Lehrer und die Schülerin noch so alles im Auto tun könnten. Ich habe für Fehlverhalten, so es aufgetreten sein sollte in diesem Bereich, überhaupt kein Verständnis. Da hilft keine Abmahnung, da hilft nur der fristlose Rausschmiss. Zum Glück sind solche Fälle sehr selten. Ein Lehrer, eine Lehrerin hat sich auch nicht in der Freizeit mit einem Schüler zu treffen“.
Der Experte kann sich an einen Fall erinnern, wo „ein Kollege eine Schülerin sehr nett fand. Er ging sofort zum Chef und bat ihn, der Dame einen anderen Lehrer zuzuteilen. Das später aus dem Kennenlernen in der Fahrschule, sogar Liebe und Hochzeit sowie Kinder entstanden, freut mich heute noch sehr. Immer noch habe ich Hochachtung vor diesem Kollegen, der sofort als Lehrer einen Trennungsstrich zu der besagten Schülerin gezogen hatte und sie nach bestandener Prüfung zum Kaffee einlud, wo dann die private Erfolgsgeschichte der beiden fortgesetzt wurde“. Der Schüler, die Schülerin können selbstverständlich Wünsche mitteilen, die Beachtung finden. „Es gibt Damen, die fragen nach, ob sie von einer Frau ausgebildet werden können. Natürlich geht das bei uns. Wir fragen noch nicht einmal nach, warum dieser Wunsch besteht, wir machen es so, wie es gewünscht wird.“ Wer heute die Prüfung zum Fahrlehrer bestanden hat, ist sehr begehrt. Detlef Spaltmann sucht für seine Fahrschulen Fahrlehrer, er findet kaum welche.
Jeder Fahrschulinhaber kann eine Fahrschule zur Hauptstelle erklären und dann bis zu drei Filialen eröffnen. Die drei Filialen können rein juristisch in ganz Deutschland verteilt sein, was aber an der Realität vorbeigeht. Der Fahrlehrer kann ja kaum eine Fahrschule in Berlin, eine in München, eine in Düsseldorf und eine in Hamburg betreuen. Es ist aber durchaus möglich, dass eine einzige Fahrschule sich auf zwei oder drei Bundesländer mit ihren Filialen verteilt. Eine in Berlin Pankow gelegene Fahrschule kann beispielsweise im Norden des Bezirks, im brandenburgischen Landkreis Oberhavel, Filialen eröffnen. In Hamburg sind Fahrschulen bekannt, die im Süden, auf niedersächsischem Gebiet, und im Norden, im Bundesland Schleswig Holstein, ihre weiteren bis zu vier Ausbildungsstätten eröffneten. Natürlich gilt es auch hier, das Kaufmannsprinzip zu beachten.
Jede Filiale, sei sie auch nur wenige Quadratmeter groß, kostet Miete. Die muss erst einmal erwirtschaftet werden. Detlef Spaltmann kann auch mitteilen, er habe schon viele Eröffnungen von Kollegen erlebt, bald danach mussten diese Dienstleister sich aus wirtschaftlichen Gründen vom Markt verabschieden. „Bei mir stehen 30 festangestellte Mitarbeiter auf der Gehaltsliste. Hinzu kommt, ich habe insgesamt 42 Fahrzeuge, sowohl Pkw als auch Kräder, im Bestand.“ Das sind Kostenfaktoren für den Unternehmer. Ausdrücklich warnt der Fachmann Fahrschüler davor, nach dem Preis allein zu gehen. Sogenannte „Billigheimer“ locken oft mit Dumpingpreisen die Schüler an. In Wahrheit zahlt der Schüler nur drauf. Bei diesen Fahrschulen müssen die Führerschein Anwärter bedeutend mehr Fahrstunden absolvieren, als bei seriös kalkulierenden Unternehmen. Es gibt in der Fahrschule keine gesetzlichen Tabellen, was eine Fahrstunde kosten darf. Jedes in Deutschland zugelassene Fahrschulunternehmen kann nach eigenem Ermessen die Preise festlegen. Lediglich amtliche Gebühren wie Sehtest und die Prüfgebühr sind einheitlich.
Unlängst hat Michael Schulz (37) aus Berlin Reinickendorf seine Prüfung als Fahrlehrer bestanden. Er hat schon seit Jahren gerne den Umgang mit Menschen und Motoren gesucht. Michael Schulz ist zuletzt als Busfahrer bei den Berliner Verkehrsbetrieben tätig gewesen. Er fing anfangs mit einem Schulbesuch an einer Ausbildungsstätte für Fahrlehrer an. Dann erfolgte die ebenfalls 5 Monate dauernde Tätigkeit an einer Ausbildungsfahrschule. Das war in diesem Fall sein jetziger Arbeitgeber, die Fahrschule „Mega.“
Der Fahrlehrer muss alle amtlichen Fahrklassen vorweisen können als Verkehrsteilnehmer, unterrichten darf er nur die Fahrklassen, die er erfolgreich als Fahrlehrer bestanden hat. Michael Schulz hat seine Karriere gestartet als Ausbilder für Pkw, ob er noch die Prüfungen für LKW, Bus, Krad ablegen wird, soll die Zukunft zeigen. „Wobei ich darauf verweisen möchte, wir bilden nicht nur aus. Wir Fahrlehrer sind auch dafür zuständig, wenn Autofahrer ihre Kenntnisse auffrischen wollen“.
So ist es durchaus normal, dass ein Verkehrsteilnehmer, der aus einem Dorf aus beruflichen Gründen nach Berlin verzieht, „sich ehrlich eingesteht, die Rush Hour in der Bundeshauptstadt ist eine andere Verkehrsherausforderung für den Autofahrer als eine Autofahrt tagtäglich im Bayerischen Wald“. Auch Verkehrsteilnehmer, die schon lange ihren Führerschein besitzen und aus einen Links fahrenden Land nach Berlin kommen, „lassen sich gerne von Fahrlehrern einweisen. Was meinen Sie, wenn Sie plötzlich in London Autofahren müssten, weil ihre Firma sie dorthin versetzt hat. Das Lenkrad ist dort da, wo in Deutschland die Beifahrerseite ist. In England müssen sie unermüdlich daran denken: Links vor rechts. Natürlich haben umgekehrt auch Engländer, die nun in Deutschland den Autoschlüssel ins Zündschloss stecken erst mal Anlaufschwierigkeiten“.
Fahrschulen werden auch aufgesucht, um das Punktekonto abzubauen. Allerdings weiß Michael Schulz da zu berichten: „Nach den neusten Richtlinien kann innerhalb eines mehrmonatigen Zeitraums nur ein einziger Punkt abgebaut werden. Wer also schon acht Punkte auf seinem Konto hat und der Führerschein hängt sozusagen am seidenen Faden, kann nicht eben mal in drei oder vier Monaten von acht auf Null Punkte kommen. Der Gedanke der Verkehrserziehung steht beim Gesetzgeber im Vordergrund“. Gibt es auch Schattenseiten im Beruf des Fahrlehrers? Frau Spaltmann kann uns dazu folgendes berichten: „Mein Mann hat ungefähr 3.000 Schülerinnen und Schüler eigenhändig ausgebildet. Ich plane immer für Einkäufe, wo mein Gatte mich begleitet, die doppelte Zeit ein. Da spricht ihn, egal wo wir in Berlin uns befinden, ein ehemaliger Schüler im Kaufhaus an oder im Supermarkt eine Kundin, die auch einmal seine Schülerin war. Treffen wir im Modehaus oder im Möbelfachgeschäft keine ehemaligen Schüler, begrüßt uns ein Prüfer und mit ihm unterhält sich mein Mann einige Zeit.“
Welch hohen Stellenwert Fahrschulen haben, brachte der Reinickendorfer Bezirksstadtrat Uwe Brockhausen, zuständig für Wirtschaft, zum Ausdruck, der vor Ort dem Ehepaar Spaltmann zum 13. jährigen Firmenjubiläum gratulierte. „Es sind mittelständische Unternehmer wie es hier der Fall ist, die in Deutschland für eine gute Ausbildung der Jugend sorgen und Arbeitsplätze schaffen und den Hauptteil der Steuerlast tragen“. www.megafahrschulen.de
ReiseTravel Fact: Der Fahrschule ist es zu verdanken, irgendwann erhält man seine begehrte Lizenz zum Fahren eines Fahrzeuges. Ausnahmen bestätigen diese Regel. Die Ausbildung und die Führerscheinprüfung bleiben immer im Gedächtnis. Fragt man Senioren, die vor vielen Jahren ihre Prüfung bestanden haben, eine Anekdote während der Ausbildung hat jeder noch auf Lager. Was das falsche Abbiegen in eine Einbahnstraße oder die „ekelhafte Parklücke“ betrifft, da sind sich alle einig: „Mir ist das nie passiert, aber der Mitschüler hatte seine Probleme damit.“ Es soll ja auch Autofahrer geben, die bei Verfehlungen am Steuer gerne alles auf ihren Fahrlehrer schieben. Ausgerechnet diese Regel, die gerade der Herr Wachtmeister beim Autofahrer beanstandet hatte, brachte vor über 35 Jahren der Fahrlehrer diesem Autofahrer nicht bei. Ja, wer das glaubt.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.
Unser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.
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