Bonn | Geeignet und fahrtüchtig |
Alkohol, illegale Drogen und Medikamente im Straßenverkehr sind ein Problem
Geeignet und fahrtüchtig: Die Zahl der Verkehrsunfälle, die sich unter Alkoholeinfluss ereignen, ist in den letzten Jahren (1991 bis 2013) um mehr als 70 Prozent gesunken. Dennoch wird Alkoholeinfluss bei nahezu jedem zwanzigsten Unfall mit Personenschaden als Ursache festgestellt, und fast jeder elfte Verkehrstote ist aufgrund eines alkoholbedingten Unfalls zu beklagen. Das macht deutlich, dass die Folgen eines solchen Unfalls oft überdurchschnittlich schwer sind. Alkoholunfälle ereignen sich vorwiegend nachts mit einem Schwerpunkt nach Mitternacht und werden überwiegend von Männern verursacht. Der Anteil junger Fahrer ist in dieser Gruppe nach wie vor groß.
Diesen Fragen: Geeignet und fahrtüchtig - widmete sich ein Seminar des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR). Der DVR hatte damit ein prinzipielles Problem aufgegriffen. Im Blickpunkt standen aktuelle Fragen wie: Existieren einheitliche Regelungen in Deutschland und Europa? Gibt es Regelungslücken bei Promillegrenzen für Radfahrerinnen und Radfahrer? Wie wirken sich Blutalkoholkonzentrationen auf die Leistungsfähigkeit von Menschen aus? Mit welchen forensisch-toxikologischen Untersuchungen können Fahrsicherheit und Fahreignung überprüft werden? Können Kraftfahrer, die mit Alkohol oder Drogen auffällig geworden sind, zuverlässig rehabilitiert werden? Können atemalkoholgesteuerte Wegfahrsperren in Kombination mit Rehabilitationsmaßnahmen helfen, Trunkenheitsfahrten auf deutschen Straßen zu reduzieren?
Fachexperten erläuterten die jeweilige Problematik und dem folgte eine rege Diskussion der anwesenden Teilnehmer. Im Jahre 2013 war mangelnde Verkehrstüchtigkeit in über 20.000 Fällen die Ursache für Verkehrsunfälle, bei denen Personen verletzt oder getötet wurden. Der überwiegende Teil dieser Unfälle war auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Dies betraf 8.225 Pkw- und 410 Motorradfahrer. Unter dem Einfluss anderer berauschender Mittel - zum Beispiel Drogen oder Rauschgift, standen 970 Pkw- und 58 Motorradfahrer.
Jacqueline Lacroix - Deutscher Verkehrssicherheitsrat Bonn – referierte zur Problematik „Gibt es eine Harmonisierungslücke in Europa“ oder eben Alkohol und Straßenverkehr - Regelungen innerhalb der EU. Um die Dimension das Problems Alkohol im Straßenverkehr zu erfassen, wurde zunächst ein Überblick über den Alkoholkonsum in Europa gegeben. Innerhalb der WHO-Regionen ist der europäische Kontinent der mit dem höchsten Alkoholkonsum. Durchschnittlich werden in den Mitgliedsländern der EU jährlich über 11 Liter reinen Alkohols getrunken. In Deutschland liegt der Konsum bei dieser Bevölkerungsgruppe sogar über 12 Liter. „Nicht nur die Blutalkoholgrenzwerte werden auf nationaler Ebene geregelt, sondern auch die Höhe der Bußgelder, die ganz unterschiedlich ausfallen. Die niedrigsten Bußgeldsätze weisen Griechenland und Kroatien auf und belaufen sich auf unter 100 Euro, die höchsten ab mindestens 1.000 Euro sind in Großbritannien, Malta, Dänemark, Finnland und Schweden anzutreffen. Zusätzlich zu den Bußgeldern werden weitere Sanktionen verhängt wie Führerscheinentzug, Fahrverbote und Rehabilitationsmaßnahmen. Eine technische Möglichkeit, die die Trennung von Trinken und Fahren untertützt, stellen die Alkohol-Interlocks dar, die in Kombination mit entsprechend aufgebauten Rehabilitationsprogrammen eine hohe Wirksamkeit entfalten und in einigen EU-Ländern bereits eingeführt wurden. Präventionsmaßnahmen werden in den einzelnen Ländern auch in Form von Kampagnen und Aktionen durchgeführt“, betonte Jacqueline Lacroix.
Die Kenntnisse über Regelungen zu Alkoholgrenzwerten im eigenen Land sind bei EU-Bürgern nicht überall besonders ausgeprägt vorhanden. Hier ist Aufklärungsbedarf vorhanden. Obwohl EU-Bürger Alkohol als ein großes Verkehrssicherheitsproblem ansehen, geben über 70% in einer weiteren Befragung an, dass sie 1 bis 2 Drinks gut vertragen könnten, um dann noch zu fahren. Der Kontrolldruck ist europaweit unterschiedlich, aber insgesamt auch nicht hoch: Nur 26% der Fahrer gaben an, im Jahr 2007 getestet worden zu sein. Die Zustimmung zu einer Unterstützung für ein generelles Alkoholverbot ist in den letzten Jahren dagegen gestiegen.
Roland Huhn - Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. Berlin – informierte über „Radfahren im volltrunkenen Zustand“. Alkoholkonsum und Promillegrenzen bei Radfahrerinnen und Radfahrern im Straßenverkehr – Regelungslücken.
„Wieder geeignet und fahrtüchtig“ sowie „Maßnahmen zur Rehabilitation von Kraftfahrern, die mit Alkohol/Drogen auffällig geworden sind“, war Thema von Dr. Paul Brieler, Institut für Schulungsmaßnahmen Hamburg.
Über „Drogen und Medikamente im Straßenverkehr“ referierte Prof. Dr. Frank Mußhoff - Forensisch Toxikologisches Centrum München. Besonders das Thema der Forensisch-toxikologische Untersuchungen zur Überprüfung der Fahrsicherheit und Fahreignung erweckte Aufmerksamkeit.
Große Aufmerksamkeit erweckte Martina Mayer - Kliniken Ostallgäu Kaufbeuren – dort ist Sie Leitende Oberärztin zur Frage: Wie krank darf man sein, um noch Auto zu fahren?
Fahreignung bei kardiologisch-pneumologischen Erkrankungen
Geeignet und fahrtüchtig!?
Alkohol, illegale Drogen und Medikamente im Straßenverkehr sind ein Problem (Foto Hess)
Spannend war der Vortrag von Bettina Velten - Dräger Safety Lübeck – zur Frage: Können atemalkoholgesteuerte Wegfahrsperren in Kombination mit Rehabilitierungsmaßnahmen helfen, das Rückfälligkeitsrisiko bei alkoholauffälligen Kraftfahrern zu reduzieren? Oder auch: Weniger Trunkenheitsfahrten auf deutschen Straßen? Abhilfe mit Alkohol Interlocks!
Seit über 30 Jahren kommen atemalkoholgesteuerte Wegfahrsperren, die Alkohol Interlocks zum Einsatz. In Deutschland wird sein einigen Jahren über den Einsatz von Alkohol Interlocks für alkoholauffällige Kraftfahrer diskutiert, da installierte Alkoholwegfahrsperren nachweislich die Anzahl von Alkoholfahrten reduziert. „Erfahrungen aus Nordamerika, Kanada und Australien zeigen, dass ein Trunkenheitsfahrerprogramm ohne Rehabilitationsmaßnahmen das Problem der Trunkenheitsfragen langfristig nicht vollständig lösen kann. Nach dem Ausbau der Geräte nehmen die Rückfallraten wieder zu“, betonte Bettina Velten.
Der DVR hatte mit dem Thema: Geeignet und fahrtüchtig – relevante Fragen auf die Tagesordnung gestellt. Alkohol, illegale Drogen und Medikamente im Straßenverkehr sind ein Problem, für uns alle. www.dvr.de
Ein Beitrag für ReiseTravel von Gerald H. Ueberscher.
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