Baden | Beethoven, Therme, Casino: Baden bei Wien |
Baden ist eine charmante Kleinstadt, die alles hat, nur kein Meer. Dafür bietet Baden ein entspanntes Lebensgefühl: Theater, Konzerte, Therme, Casino und Heurigen sorgen für Abwechslung.
Die Beethoven-Stadt Baden bei Wien: Der schönste Platz zum Frühstücken in Baden ist im Hotel Herzoghof vor dem großen, farbigen Jugendstil-Glasfenster, auf dem das Helenental mit seinen zwei Burgen kunstvoll dargestellt ist. Beethoven, der oft in Baden war, hat sich in diesem Tal inspirieren lassen. Am Fluss führt ein schmaler Wanderweg entlang: Er ist der Ursprung für das Lied „Ich kenn a kleines Wegerl im Helenental, das ist für alte Ehepaare viel zu schmal“. Am Talbeginn befindet sich auf einer Seite die Burgruine Raueneck und gegenüber die Ruine Rauenstein.
Römertherme
In Baden fühlten sich schon Römer, Kaiser und Könige wohl und berühmte Komponisten ließen sich hier inspirieren. Die Römertherme ist down-town und zu Fuß gut zu erreichen. Schon die Römer haben die Heilwirkung des Schwefelwassers genutzt, denn das Schwefelwasser ist gut für den Bewegungsapparat. Außerdem soll es auch bei Durchblutungsstörungen, Hautkrankheiten und Gicht Linderungen verschaffen. Im warmen Schwefelbecken sollte man nur 20 Minuten bleiben, da es sonst zu anstrengend für das Herz sein kann.
Die Sommerfrische der Habsburger und Promis
Auch die Habsburger sind gerne nach Baden zur Sommerfrische gekommen. Kaiser Franz I. verbrachte von 1796 bis 1834 jeden Sommer in Baden, er hat Baden geliebt. Es hat ihm so gut gefallen, dass er nicht in einem Palast wohnen wollte, sondern ein bürgerliches Haus, das heutige Kaiserhaus, bezog. Mit ihm kam der Adel, Prominente und das reiche Bürgertum nach Baden. Katharina Schratt, die Geliebte vom Kaiser Franz Joseph I., stammt aus Baden. In ihrem Geburtshaus ist heute ein griechisches Lokal untergebracht. Sie ist allerdings mit Kaiser Franz Joseph nach Ischl zur Sommerfrische gefahren. Franz Grillparzer kam zur Kur und wurde Ehrenbürger von Baden. Amadeus Mozart kam mit seiner Frau Konstanze. In der gotischen Kirche in Baden wurde seine sakrale Musik uraufgeführt. Auch Johann Strauss, Stefan Zweig, Arthur Schnitzler und Johann Nestroy kamen nach Baden. Die heutigen Badefräuleins, das sind die Badener Austriaguides im historischen Badekostüm, führen durch Baden und plaudern Geheimnisse über Promis und Habsburger aus, wie zum Beispiel Geschichten über heimliche Liebschaften und Kurschatten.
Das Casino und Kurpark
Das Gebäude des Casinos war im 19. Jahrhundert ein Kurhaus für Trinkkuren. Damals blieb man sechs Wochen zur Kur. Was Rang und Namen hatte, traf sich in der Trinkhalle; quasi das Who ist Who im 19. Jahrhundert. Die Ursprungsquelle der Therme ist unter dem Jugendstil-Theater. Heute ist im ursprünglichen Kurhaus das größte Casino Österreichs untergebracht. Hier kann man bei Roulette, Black Jack, Poker oder an Automaten sein Glück versuchen. Gleich neben dem Casino beginnt der große Kurpark Er ist eine grüne Oase mit Blumen, Skulpturen, einem Teich, großem Spielplatz und einem Café im Park. Im Rosarium im Doblhoff-Park bekommen Rosenliebhaber bei den mehr als 30.000 prachtvollen und duftenden Rosenpflanzen den wahren Rosenduftrausch.
Jugendstiltheater mit geöffnetem Dach
Das Musical Zarewitsch wird im Jugendstil-Theater Arena aufgeführt. Das Theater wurde 1904 gebaut. Seine Besonderheit: Im Sommer wird bei schönem Wetter das Dach geöffnet, das ist die beste Aircondition. Es ist ein kleines gemütliches Theater, keiner sitzt weit von der Bühne entfernt, ganz egal, ob man einen Sitzplatz im Parkett oder auf dem Balkon hat.
Sight-Seeing Baden
Nach dem großen Stadtbrand 1812 wurde Baden im Biedermeierstil nach Plänen von Joseph Kornhäusel neu erbaut, der Baustil prägt Baden noch heute. Der dominante Zwiebelturm der Stadtpfarrkirche St. Stephan überragt die Stadt. Das Besondere in der Kirche ist die Orgel. Johann Hencke, der bekannte Orgelbauer, hat sie 1744 gebaut. Auf diesen Tasten haben schon Mozart und auch Beethoven gespielt.
Beethoven Haus
„Ich habe in meinem Leben nicht geglaubt, dass ich jemals so faul sein könnte, wie ich es hier bin,“ sagte Beethoven, der von 1803 bis 1825 Baden besuchte. Er war ein Workaholic, hat hier im Haus Teile seiner Neunten Symphonie komponiert. Es war das erste Mal, dass er eine Symphonie mit Gesang ergänzt hat. Beethoven konnte nicht mehr gut hören. Am Ende konnte er gar nichts mehr hören und hat noch aus dem Gedächtnis die 9. Symphonie komponiert. Beethoven war ein unbequemer Mieter, da er zu jeder Tages- und Nachtzeit Klavier spielte, cholerisch war und zudem noch ein Pfennigfuchser. Er hat mitten in der Nacht, wenn er eine Idee bekam, Klavier gespielt. Auch Beethoven hat die Schwefelbäder in Baden genutzt. Er hatte kein Körperteil, an dem er keine Beschwerden hatte. Am besten konnte er in der Natur entspannen und sich inspirieren lassen. Beethoven ging auch gerne ins Café Scheiner, das war ein Treffpunkt der hohen Gesellschaft.
Kunst im Badehaus – Arnulf Rainer
Das Arnulf-Rainer-Museum im historischen Frauenbad ist etwas ganz Besonderes. Das stilvolle Badehaus von 1821 mit seinen eleganten Marmorhallen ist der perfekte Rahmen für die farbenprächtige moderne Kunst von Arnulf Rainer. Die ehemalige Wandelhalle und die Umkleidekabinen sind heute Ausstellungsräume. Das ist zeitgenössische Kunst in historischer Bäderarchitektur – eine außergewöhnliche Symbiose.
Buschenschank
Kontrastreich nach dem Sightseeing ist der Besuch des Buschenschanks von Klaudia Zierers. Sie macht 160 Tage im Jahr die Gastronomie im Buschenschank und praktischerweise ist ihr Bruder Winzer. Eine typische Weinsorte ist der Zierfandler, ist ein trockener Weißwein, der fast ausschließlich um Baden angebaut wird. Er ist fein-fruchtig und trocken. Der Rotgipfler ist eine Kreuzung aus Traminer und Rotem Veltliner, der in Niederösterreich angebaut wird. Er ist ein halbtrockener Weißwein. Zu jedem Wein gehört auch ein Gericht. Auf der Speisekarte stehen Surschnitzerl, Hühnerleber, Fleischknödel auf Sauerkraut, Eiernockerl und Blunzengröst’l.
Die süße Seite in Baden
Am Rathausplatz mit seiner imposanten Pestsäule von 1713 gibt es gleich zwei Cafés. Eins ist die Patisserie von Herwig Gasser. Er gehört zu den Top drei der Patisserie in Österreich, durch seine Fernsehauftritte ist er schon in ganz Österreich bekannt. Die Beethoven IX. Symphonie-Pralinen, die Herwig Gasser herstellt, sind aus zart schmelzender Schokolade mit aromatischen Karamell. „Natürlich backen wir biologisch ohne Konservierungsstoffe, das ist Ehrensache“, erklärt Herwig Gasser. Gleich nebenan am Hauptplatz ist ein ganz klassisches Wiener Kaffeehaus, das Café Central, das es schon seit 1841 gibt. Hier kann man den Hauch der Habsburgerzeit noch nachempfinden und wenn es nur beim Genuss der Mehlspeisen ist.
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Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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