Puerto Villamil | Galapagos Inseln |
Die Vorstellung, die man gemeinhin von den Galapagos hat, trügt: Die Inselgruppe besteht nicht aus kleinen kahlen, von Reptilien bevölkerten Felsen, die aus dem Pazifik ragen!
Heimat der Echsen und Seelöwen: Die Apothekerin von Puerto Villamil spricht kein Wort Englisch. Und wir sind des Spanischen nicht mächtig. Das mit den Öffnungszeiten wird im idyllischen 2000-Seelenort recht locker gehandhabt. So treffen wir die gute Frau noch um 21.30 Uhr an, als sie gerade die Treppen zu ihrem Geschäft vom weißen Sand frei fegt, der hier die Straßen dominiert. Eine wellige Handbewegung und die Worte „Santa Cruz“ genügen vollkommen, um der Pharmazeutin klar zu machen, was wir wollen.
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„30 Cent“, sagt sie unvermittelt und trennt zwei eingeschweißte Tabletten von der Aluminiumfolie ab. Dann erklärt sie uns: „Tomar 30 minutos antes“. Wir ahnen, was das bedeutet. Also eine halbe Stunde vor der Abreise einnehmen. Wir geben ihr 60 US-Cent und kaufen vorsichtshalber gleich vier Tabletten. Schließlich sind wir zu zweit. Und wir wollen bei der Rückfahrt kein Risiko eingehen.
Übelkeit auf hoher See
Von wegen Stiller Ozean. Die 80 Kilometer weite Überfahrt von Puerto Ayora auf Santa Cruz zur Insel Isabela mit einem, eigentlich für den Hochseefischfang gedachten und längst in die Jahre gekommenen Schnellboot hatte es in sich. Besonders bei Seegang. Zweieinhalb Stunden zwischen Angst und Bangen. Hält der Magen dicht? Uns hat wohl unser zentraler Platz im Heck des Bootes über die Zeit gerettet. Direkt vor den drei schweren Yamaha-Motoren wurden wir nicht so sehr wie die anderen Fahrgäste durchgeschüttelt.
Wie die Heringe saßen wir mit 28 weiteren Passagieren ins Halbrund des Bootes eingepfercht. Die erste musste sich bereits nach zehn Minuten übergeben. Eine Polizistin aus Nordrhein-Westfalen. Insgesamt sechsmal beugte sich die Beamtin während der Fahrt über die braune Plastiktüte. Poseidon kennt auch vor hohen Dienstgraden keine Gnade. Dann folgte eine Frau aus Niedersachsen. Nach 15 Minuten ging das Speien rundum. Auch aus einer Gruppe junger Leute, die für ein freiwilliges Jahr nach Ecuador gekommen waren und ihren ersten Ausflug machten, hat es einige erwischt.
Der Passagier, der in der Nähe der Speibeutel saß, hatte mit dem Herunterreißen der Beutel vom Haken alle Hände voll zu tun, tat das aber mit stoischer Gelassenheit. Ein Wunder, dass es nicht auch ihn erwischte. Ein süßes Parfüm wurde herumgereicht. Es sollte die Betroffenen beruhigen, machte die Sache aber nur noch schlimmer.
Fazit der Überfahrt: Fünf aus unserer siebenköpfigen Gruppe wählen später für die Rückfahrt nach Santa Cruz den kleinen Motorflieger von Puerto Villamil zum Airport auf der vorgelagerten Insel Baltra und werden freiwillig und aus eigener Tasche 150 Dollar Aufpreis pro Person dafür bezahlen. Die Passage zur Insel Santa Cruz, die nur einen Steinwurf von Baltra entfernt liegt, und die Taxikosten für die Fahrt ins 42 Kilometer entfernte Puerto Ayora kommen noch dazu.
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Sechs Dollar für 0,3-Liter Bier
Aber nun zurück nach Puerto Villamil auf Isabela, der größten Insel des Galapagos-Archipels. Ein wunderschönes Städtchen mit dörflichem Charakter. Am Strand ein paar wenige Hotels und Bars. In der zweiten Reihe Restaurants und Shops. Auch ein kleiner, leicht überteuerter Lebensmittelladen. Die Preislage für ein Abendessen ist vielfältig. Man bekommt aber schon für acht US-Dollar ein schmackhaftes Menü, das man sich selber zusammenstellen kann. Bier ist, wie überhaupt in Ecuador, nicht preiswert. Es kommt vor, dass man für ein 0,3-Liter-Fläschchen sechs Dollar bezahlen muss. Die Wohnsiedlung befindet sich im nördlichen Teil der Stadt.
Wir haben eine Rundreise über Gebeco gebucht. Zwei Wochen Ecuador inklusive vier Nächten auf den Galapagos-Inseln. Die Wohnstätte der Schildkröten und Echsen ließe sich aber auch ganz einfach auf eigene Faust besuchen. Flug von Quito oder Guayaquil. Der Rest ergibt sich vor Ort. Und die Sehenswürdigkeiten sind alle fußläufig von Puerto Villamil oder Puerto Ayora aus zu erreichen. Für einen Ausflug zum Sierra Negra Vulkan schließt man sich kurzerhand einer Gruppe an. Auf einen Reiseleiter kann man getrost verzichten. Unserer machte es sich ohnehin viel zu leicht und bequem.
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Vorfahrt für Tierwelt
Was sofort ins Auge sticht: Die Tierwelt auf den Inseln hat absoluten Vorrang. So kommt es nicht selten vor, dass Seelöwen auf den Sitzbänken oder Holzstegen den schönen, langen Tag verdösen, nur mal um kurz zu Besuchern hoch zu blinzeln, die vorsichtig über sie hinweg steigen. Sie wissen, dass Touristen zwei Meter Abstand halten sollten. Dass Seelöwen den Hotel-eigenen Swimmingpool mit benutzen oder auf den kleinen Fischmärkten die Fischabfälle verputzen, gehört auf Galapogos zum Alltagsbild. Sehr zum Leidwesen der vielen Pelikane und Fregattvögel, die sich dort ebenfalls um Fischhäute und Innereien balgen.
Schon beim Flug wird auf Hygiene geachtet. Wer auf die Inseln will, muss an eidesstatt versichern, dass er keine 72 Stunden vorher einen Zoo besucht hat oder Tiere oder landwirtschaftliche Produkte einschleppt. Im Flieger werden die Inhalte in den Gepäckfächer mit Desinfektionsspray besprüht. Und nach der Landung geht es erst einmal über einen Desinfektionsteppich. Dann werden die Gepäckstücke geprüft und für die Überfahrt im Boot zur nächsten Insel versiegelt. Dass man dann später bei der Überlandfahrt am Straßenrand entsorgten Hausmüll vorfindet, steht auf einem anderen Blatt.
Keine drei Minuten Fußmarsch neben unserem gemütlichen Strandhotel in Puerto Villamil dösen auf schwarzen Lavasteinen am Strand furchteinflößende Meerechsen von bis zu 1,30 Metern Länge, die aber völlig harmlos sind. Was passieren kann, ist, dass die Algenfresser Salzwasser aus ihren Nasenlöchern in Richtung der Eindringlinge verspritzen, wenn sie sich von denen bedroht fühlen. Die schwarzen Weibchen werden nur 60 Zentimeter lang. Die Echsen sind überall zu finden.
Vorstellung trügt
Die Vorstellung, die man gemeinhin von den Galapagos hat, trügt. Die Inselgruppe besteht nicht aus kleinen kahlen, von Reptilien bevölkerten Felsen, die aus dem Pazifik ragen. Hier gibt es kilometerlange, einsame und schneeweiße Strände. Auf den Galapagos herrscht Südsee-Atmosphäre. In einen Mangrovenwald eingebettet finden wir unmittelbar neben dem Hafenbecken ein Riff, das sich ideal zum Schnorcheln eignet. Wir bewegen uns zwischen riesigen bunten Fischen, tauchen großen Meeresschildkröten hinterher, sichten Haie, Rochen und bekommen Besuch von einem neugierigen Seelöwen.
An anderer Stelle liegt ein Mangrovensumpf inmitten eines weitläufigen Kakteenwaldes. Hier stürzen sich wilde Pelikane und riesige Seevögel ins Meer, um Fische zu fangen. Eine Riesenschildkröte schiebt schweres Gestrüpp beiseite und bahnt sich durch Dornen ihren Weg zum Kaktus, ihrem Mittagsmahl. Einfach faszinierend. Auf dem Rückweg bietet sich ein Besuch in einer Schildkrötenaufzuchtstation am westlichen Ortsrand an. Hier finden Tiere Schutz, die von lava-bedrohten Inseln in Sicherheit geholt wurden. Über einen Holzsteg gelangt man zur Flamingo-Lagune und kann die stolzen Vögel beim Fressen beobachten. Der 16-Kilometer lange Auf- und Abstieg zum Vulkan dauert nach rund 20-minütiger Anfahrt gut viereinhalb Stunden. Von oben bietet sich bei klarem Wetter ein atemberaubender Blick über die Insel.
Puerto Ayora auf Santa Cruz ist ein aufstrebender Ort, der größere Ausmaße annimmt, als das winzige Puerto Villamil auf Isabela, wo jeder noch jeden kennt. Über einen zwei Kilometer langen, gut ausgebauten Pfad durch einen Trockenwald, erreicht man den riesigen Sandstrand von Tortuga Bay mit seinem von unzähligen Meerechsen bewohnten Mangrovenwäldchen. Die Strömungen im Meer verbieten das Baden. Wer sicher ins Wasser will, muss bis zum Ende des Strandes spazieren.
Charles Darwin Research Station
Höhepunkt eines Santa-Cruz-Aufenthalts ist der Besuch der Charles Darwin Research Station am Ortsrand. In einem Kühlhaus steht Lonesome George, die 2012 verstorbene Riesenschildkröte von der Insel Pinta, die letzte ihrer Art. Daneben gibt es zahlreiche Schildkröten in großen Gehegen zu bewundern. 100.000 dieser friedfertigen und zutraulichen Tiere fielen im 19. Jahrhundert Piraten und Walfängern zum Opfer, die sie als lebenden Proviant auf ihre Schiffe verschleppten und dabei fast ausrotteten. Es wird auch auf Darwins Evolutionstheorie eingegangen. Zahlreiche Kneipen und Restaurants runden den Aufenthalt im Städtchen ab. Der Rückflug zum Festland dauert eine Stunde und 45 Minuten.
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz.
Unser Autor wohnt in Weiden.
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