Ingolstadt | Asambrüder, Frankenstein, Audi, Bratwürste und Bier |
Deutschlands jüngste Großstadt mit Kultur und Geschichte hat viel zu bieten
Ingolstadt ist ganz und gar nicht langweilig: Zum Altstadtrundgang muss man einfach den roten Schildern mit Pfeilen folgen und auf der Rückseite sind die jeweiligen Erklärungen aufgelistet. Es kann losgehen. Nein, die Römer waren nicht in Ingolstadt, dafür die Kelten, Karolinger und die Wittelsbacher. Schon 806 war Ingolstadt erstmals in der Reichsteilungsurkunde von Kaiser Karls des Großen erwähnt worden. Ludwig VII., der Gebartete liebte es gewaltig und groß und hinterließ der Stadt imposante Bauwerke wie das Neue Schloss, die trutzige Festung und die größte Hallenkirche Süddeutschlands und das Pfründnerhaus, das zum Sitz der Hohen Schule, der ältesten Universität Bayerns wurde.
Das alte Rathaus
Vom Café Moritz, das im Neuen Rathaus untergebracht ist, hat man einen wunderbaren Rundblick auf den Rathausplatz mit seinen Patrizierhäusern und das alte Rathaus im totalen Stilmix. Vor dem alten Rathaus warten festlich aufgestylte Hochzeitsgäste auf die Trauungszeremonie und machen Fotos mit dem Brautpaar. Eine andere Braut entsteigt in einem langen, königsblauen Kleid einem Oldtimer-Cabriolet und der Bräutigam ist dazu passend in einem königsblauen Anzug gekleidet.
Das Münster – das Liebfrauenmünster
Gleich hinter dem Alten Rathaus steht die Kirche St. Moritz mit dem ehemaligen Städtischen Wachturm, dem Pfeifturm. Die älteste Kirche der Stadt ist die St. Moritz Kirche aus dem 9. Jahrhundert. Die prachtvolle „Unbefleckte Empfängnis“, die schönste Rokoko Statue Bayerns ist von Friedrich Canzler (1710 bis 1782). Dann folgt das herrschaftliche und mächtige Münster „Zur Schönen Unserer Lieben Frau“. Es ist die größte spätgotische Hallenkirche Bayerns. Für den gewaltigen Dachstuhl des Münsters wurden 7.000 Baumstämme verarbeitet. Der Hochaltar mit 91 Bildtafeln ist von Hans Mielich, der 1516 in München geboren und 1573 dort auch gestorben ist. Auf der Rückseite der Bildtafeln sind berühmte Professoren und Gönner der damaligen Universität Ingolstadts dargestellt. Wenn man vom Münster die Kreuzstraße entlang geht, kommt man zum mittelalterlichen ziegelroten Kreuztor, das ist mit seinen sieben Türmen das Wahrzeichen Ingolstadts.
Die Hohe Schule, die Universität
Ludwig IX. „der Reiche“ gründete 1472 die Universität in Ingolstadt. Sie war die älteste Universität in Bayern und eine der renommiertesten in Europa. Von 15. bis ins 18. Jahrhundert war die Hohe Schule geistiges und kulturelles Zentrum im deutschen Sprachraum. Die Jesuiten Konrad Celtis, Dr. Johannes Eck, Aventin, Peter Apian und Christoph Scheiner wurden an die Universität Ingolstadts berufen, sie begründeten den guten Ruf der Universität.
Asamkirche Maria de Victoria im Rokoko
Ein glanzvolles Rokokojuwel ist die Innenausstattung der Asamkirche Maria de Victoria. Die Asam Brüder waren auf dem Höhepunkt ihres Schaffens als sie 1732 bis 1736 die Kirche Maria de Victoria gestaltet haben. Cosmas Damian Asam malte das phänomenale Deckenfresko mit 500 Quadratmeter „Rettung der Menschheit durch das Werk der Gnade Gottes“. Es ist das weltweit größte perspektivische Flachdeckenfresko. Egid Quirin Asam ist der Meister der Stuckarbeiten in der reich verzierten Kirche. Ein wahrer Schatz ist die wohl wertvollste Montranz der Welt von 1708, die allerdings in der Sakristei aufbewahrt wird. Sie zeigt in künstlerischer Gestaltung die siegreiche Seeschlacht der Christen über die Türken bei Lepanto, sie wurde vom Augsburger Goldschmied Johannes Zeckl gestaltet.
Eine starke Landesfestung
Ingolstadt, die Garnisonsstadt war zu Zeiten Napoleons genauso befestigt wie die Stadt Wien. Die gewaltige Landesfestung aus dem 19. Jahrhundert mit hohen Mauern, tiefen Gräben und Schießscharten, vor der Altstadt Ingolstadts ist heute noch beeindruckend.
Das Neue Schloss ist ein Anziehungspunkt für Rüstungs- und Waffenfans, ja, in der Ausstellung schlagen Männerherzen höher. Es wurde im 15. Jahrhundert vom Herzog Ludwig „des Gebarteten“ erbaut und heute ist hier das Bayerische Armeemuseum untergebracht.
Ein Schanzer
Als Schanzer werden die Ingolstädter bezeichnet. Nur der Ingolstädter, der in einer der Kliniken in der Altstadt geboren wurde, darf sich als echten Schanzer bezeichnen. Heute liegen allerdings die Kliniken außerhalb der Stadt. „Ich bin noch eine Schanzerin“, erklärt stolz die Angestellte im Tourismusbüro im Rathaus.
Eine berühmte Ingolstädterin
Marieluise Fleißer, mit Berthold Brecht in einer „Auf und Ab-Beziehung“ befreundet. Sie war eine deutsche Schriftstellerin und Dramatikerin und war wohl eine der eigenwilligsten Personen Ingolstadts. Sie sah brav aus wie eine Hausfrau, aber ihre Texte sind rebellisch wie ihre Gedanken. Als ihr Stück „Pioniere in Ingolstadt“ 1929 unter der Regie von Bert Brecht in Berlin aufgeführt wurde, gab es einen handfesten Theaterskandal. Sperr, Fassbinder und Kroetz – sie nennt sie „alle meine Söhne“ – die traten in ihre Fußstapfen. 1961 erhielt sie den Kunstförderpreis der Stadt.
Der Geheimbund
Ingolstadt ist die Heimat der Illuminaten, hier wurde 1776 der Geheimbund von Adam Weishaupt gegründet. Er war ein Gegner der Jesuiten, die die Universität Ingolstadt beherrschten. Er lehrte auch an der Hohen Schule, der Universität Ingolstadt Kirchenrecht und Philosophie. Weishaupt, der junge Professor war der einzige ohne jesuitische Vergangenheit und wurde deshalb von den anderen Professoren nicht anerkannt. Als Schutz vor den jesuitischen Intrigen gründete er den Geheimbund mit etwa 20 Mitgliedern. Sein Ziel war die geheimen Schriften der Jesuiten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er wollte eine Vereinigung guter Menschen schaffen mit dem Ziel der Aufklärung, um dem Voranschreiten des Bösen ohne Gewalt entgegenzutreten. Am Anfang hatten die Illuminaten Erfolg, da zumeist nur zweitrangige Akademiker Mitglied wurden, um Karriere zu machen. Sein eigentliches Ziel, die intellektuelle und politische Elite der Gesellschaft zu bilden erreichten die Illuminaten nicht. Carl August von Sachsen-Weimar und der Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe waren den Illuminaten beigetreten, aber nur, um den Geheimbund auszuforschen. Nachdem die Gesellschaft 1784 vom Kurfürsten Karl Theodor verboten worden war, verlor Weishaupt seine Anstellung an der Universität von Ingolstadt und floh zunächst nach Regensburg und Gotha. 1808 wurde er zum Auswärtigen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Weishaupt starb nach längerer Krankheit 1830 in Gotha. Romane die durch die Illuminaten inspiriert worden sind: Das Foucaultsche Pendel von Umberto Eco und Illuminati von Dan Brown. Manche behaupten, dass es die geheime Organisation heute noch gibt.
Anatomie
Die Alte Anatomie ist heute das Deutsche Medizinhistorische Museum und zeigt mit Instrumenten und medizinischen Geräten unter anderem mit Schröpfgläsern, Aderlass-Schnäpper, Gebärstühlen, Knochensägen und Geburtszangen die Geschichte der Medizin. Eine Handprothese aus Holz ist zu sehen, die sich ein Soldat nach dem Verlust der eigenen Hand angefertigt hat. Mit der beweglichen Prothese konnte er weiter als Hutmacher arbeiten. Im Garten des Museums wachsen Arzneipflanzen.
Frankenstein
Eine englische Schriftstellerin, Mary Shelley hat Frankenstein erschaffen. Ihr Vater war ein belesener Mann und war von den Artikeln über den hervorragenden Ruf und die wissenschaftlichen Arbeiten der Universität Ingolstadt fasziniert und erzählte seiner Tochter Mary davon. Sie schrieb den Roman „Frankenstein“ im Urlaub in der Nähe des Genfersees 1816 in einem regenreichen Sommer. Der junge Schweizer Student Viktor Frankenstein studierte in Ingolstadt Medizin. Er verfiel dem Wahn künstliches Leben zu erschaffen und hat ein Monster zum Leben erweckt. Er war über die Hässlichkeit des Monsters dermaßen entsetzt, dass er aus dem Labor floh. Von seinem Schöpfer verstoßen schwor Frankenstein Rache, letztendlich hat er alle getötet. Noch heute so sagen die Einheimischen, zieht Dr. Frankenstein in dunklen Nächten durch die Altstadt.
Ingolstadt mit kulinarischer Meile
Die Küche ist bayerisch mit Schweinefleisch, Knödel und Brezn und dazu trinkt man ein Bier, aber wenn möglich nur das eigene, das heißt, nur eins das in Ingolstadt gebraut wird.
Schanzer Rutschn
Die Gaststube ist in einem niedrigen Kellergewölbe in dem früher Salz gelagert wurde, untergebracht. Hier steht noch Böfflamott, ein Rinderbraten in kräftiger Soß, mit hausg’machte Spatzl mit Wochenmarktgemüse auf der Speisekarte. Knusprige Schweinshaxen drehen sich am Grill. Das Schanzer Brotzzeitbrett’l ist mit hausgeräuchertem Schinken, Pfefferwurst und frisch anbatzten Obatzer, so steht es auf der Speisekarte. Die Weinkarte ist eine leere Magnumflasche, auf deren Etikett die Weine aufgelistet sind. Was für’n Mordsdruscht’ das sind die Bierspezialitäten vom Herrnbräu, natürlich vom Fass. Was Süßes zum Schluss aus Großmutters süßer Küche ist angesagt. Bayrisch klassisch sind Dampfnudeln in Vanillesoße oder hausgemachter Apfelstrudel mit Eiskreation „gebrannte Mandeln“, wer kann da widerstehen?
Das Gasthaus Daniel ist Ingolstadt älteste Wirtschaft mit mehr als 500 Jahren. Das Gasthaus hat sich voll auf die bayerische Küche konzentriert. Auf den Tisch kommen Schweinebraten mit Knödel und Blaukraut oder Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat, dazu schmeckt ein kühles Herrnbräu-Bier.
Weißbräuhaus zum Herrnbräu
Unverfälschte Bayerische Küche ist das Thema der Weißbräuhaus Küche. Kesselfrische Weisswürst, offenfrische Brezn, knusprige Braten, Haxen, Spanferkel, Schnitzel und Steaks und dazu trinkt man in Ingolstadt natürlich ein Herrnbräu. Apfelstrudl, Milirahmstrudl, Kaiserschmarrn, Pfannkuchen und Dapfnudln sind eine bayerische Versuchung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Das Bayerische Reinheitsgebot für Bier
Früher gab es elf und heute noch zwei Brauereien in Ingolstadt, das sind Herrnbräu und Nordbräu. Herzog Wilhelm IV. von Bayern tat viel für die Qualität des bayerischen Bieres. Er verkündete 1516 in Ingolstadt das Bayerische Reinheitsgebot für Bier, es ist das älteste, auch heute noch gültige Lebensmittelgesetz der Welt. Das Bier darf nur aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe gebraut werden. Das Bayerische Reinheitsgebot für Bier ist ein Meilenstein für die gute Bierqualität heute. Der Hopfen ist Grundbestandteil für das Bier und bestimmt den Geschmack und die Haltbarkeit. Vor dem Bayerischen Reinheitsgebot für Bier war man nicht sicher, was so ins Bier gepanscht wurde.
Kulinarische Meile Ingolstadts
Was die kulinarische Meile für Essen und Trinken ist, das ist Ludwigstraße und Theresienstraße für Shopping. Die Auswahl an Kaufhäusern und exklusiven Boutiquen ist groß, hier reiht sich Laden an Laden. Das Leben in der Stadt pulsiert, nein, Ingolstadt ist ganz und gar nicht verschlafen. Man spürt das Ingolstadt Deutschlands jüngste Großstadt ist. Wem die Geschäfte in der Innenstadt nicht ausreichen, der kann im Designer Outlet Ingolstadt Village seiner Kauflust nachgehen.
ReiseTravel Fact: Fazit: Ein gutes bayerische Essen mit einem Bier, den Roman Frankenstein lesen und dann einen Nachtspaziergang in der Altstadt unternehmen für einen Absacker.
ReiseTravel Service: Anreise mit dem Auto auf der A 9 bis Ingolstadt. Mit dem Zug www.bahn.de
Tourist Information Ingolstadt, Rathausplatz 2, 85049 Ingolstadt, Tel.: 0841-305-3030, info@ingolstadt-tourismus.de, www.ingolstadt-tourismus.de
Arbeitsgemeinschaft Deutsche Donau, Neue Straße 45, D-89073 Ulm, Tel.: +49-731-1612814, info@deutsche-donau.de - www.deutsche-donau.de
Deutsches Medizinhistorisches Museum, Anatomiestraße 18-20, D-85049 Ingolstadt, Tel.: 0841-305-2860, dmm@ingolstadt.de - www.dmm-ingolstadt.de
Schanzer Rutschn, Kanalstraße 1a, D-85049 Ingolstadt, Tel.: 0841-3791733, service@schanzer-rutschn.de - www.schanzer-rutschn.de
Gasthaus Daniel, Roseneckstraße 1, D-85049 Ingolstadt, Tel.: 0841-35272, www.herrenbraeu.de
Weißbräuhaus zum Herrnbräu, Dollstraße 3, D-85049 Ingolstadt, Tel.: 0841-32890, info@wbh-in.de - www.wbh-in.de
Dr. Frankenstein Mystery Tour www.frankenstein.in
Geburtshaus Marieluise Fleißer www.fleisser.net
Illuminaten, www.illuminat.in
Altstadthotel, Gymnasiumstr. 9, D-85049 Ingolstadt, Tel.: 0841-88690, info@altstadthotel-ingolstadt.de. www.altstadthotel-ingolstadt.de
Café Moritz im Neuen Rathaus in Ingolstadt
Eurobike Radreisen, Mühlstraße 20, A-5162 Obertrum, gratis Infohotline Deutschland 0800-5889718, Tel.: +43-6219-7444, eurobike@eurobike.at - www.eurobike.at
Literatur: Frankenstein, Mary Shelly, Reclam Verlag, www.reclam.de , 7,95 Euro
Outlet Shopping Ingolstadt Village www.ingolstadtvillage.com
Audi Forum, D-85057 Ingolstadt, Tel.: 0800 2834444, welcome@audi.de - www.audi.de
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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