Schwedt

Die Stadt Schwedt an der Oder

Im Nordosten Deutschlands, unmittelbar an der Grenze zum polnischen Nachbarland, liegt die Stadt Schwedt/Oder: Noch näher als die Oder ist den Schwedtern jedoch der „Kanal“, die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße. An seinen Ufern erstreckt sich zur einen Seite die ca. 35 000 Einwohner zählende Stadt, auf der anderen Seite der Nationalpark Unteres Odertal, eine der letzten naturnahen Flussauenlandschaften Mitteleuropas. Zusammen mit der unverwechselbaren Landschaft ist in vielen Jahrhunderten auch die Stadt Schwedt/Oder gewachsen.

Das Stadtwappen: Die ältesten Darstellungen des Schwedter Stadtwappens sind aus dem 16. und 17. Jahrhundert überliefert. Im Laufe der Zeit variierte die Ausführung des Wappens einige Male. Geblieben ist neben dem Greifenschild, als Erinnerung an die einstige Zugehörigkeit der Stadt zur Herrschaft der Pommernherzöge, die Burg mit den Türmen als städtisches Symbol.

Die letzte überarbeitete Fassung wurde vom Innenministerium des Landes Brandenburg im Jahr 1994 genehmigt. Dem Schwedter Wappen liegt damit folgende Beschreibung zugrunde: Das Wappen zeigt in Silber über einem Wellenschildfuß mit zwei blauen Wellenbalken auf einem Mauersockel eine rote Burg, an deren zwei seitlichen Rundtürmen jeweils zwei übereinander liegende offene Fenster und ein beknauftes, mit drei Fialen versehenes Spitzdach angebracht sind. In der bezinnten Verbindungsmauer befindet sich seitlich rechts ein geschlossenes silbernes Tor. Zwischen den Türmen schwebt ein silberner Schild mit einem roten Greifen.“

Das Wappen ist als kommunales Hoheitszeichen streng geschützt und darf daher nicht beliebig verwendet werden. Nur die Stadt selbst ist befugt, ihr Wappen im Dienstsiegel, auf amtlichen Druckstücken und auf Amtsschildern abzubilden. Eine weitere Nutzung kann nur durch die Stadt selbst genehmigt werden.

Aus der Stadtgeschichte: Die älteste urkundliche Erwähnung Schwedts aus dem Jahr 1265 bezeichnet diesen Ort bereits als Stadt. Die für die Rechte und Pflichten der Bürger wichtige formelle Stadterhebung war sicher Jahre oder Jahrzehnte zuvor erfolgt. Die Lage an dem wichtigen Oderübergang, dem einzigen zwischen Stettin und Oderberg, und der Schutz der pommerschen Verwaltungsburg begünstigten die Ansiedlung von Händlern, Handwerkern und Ackerbürgern.

Jahrhunderte lang zogen Ritter und Söldner durch die Uckermark: Stetig wechselte der Besitz einzelner Orte und Landschaftsteile zwischen Brandenburg und Pommern. Erst Ende des 15. Jahrhunderts kam Schwedt endgültig zu Brandenburg. Anders als in Angermünde, Prenzlau, Templin oder Strasburg erlangte die Stadt nie eine direkte Unterstellung unter die Herrschaft des Landesherrn. Schwedt blieb eine Mediatstadt, in der ein Lehnsherr von dem Markgrafen bzw. dem Kurfürsten von Brandenburg den Ort als Lehen erwarb.

1481 pachtete Graf Hans von Hohenstein „dat slosgen und dat staydiken Sweid“ für 300 rheinische Gulden. 1609 erlosch diese Linie und die Herrschaft fiel als offenes Lehen an den Landesherrn zurück. Zeitweilig diente das Amtshaus als Wohnsitz für die Witwe des Kurfürsten.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Schwedt mehrfach von durchziehenden Kriegsparteien verwüstet und ausgeplündert, auch die Pest forderte zahlreiche Todesopfer. Am 19. Oktober 1637 erfolgte die nahezu völlige Zerstörung der Stadt. Noch Jahre später waren 168 Hausstellen wüst. Lebten um 1625 in Schwedt etwa 1500 Einwohner, so betrug diese Zahl zwanzig Jahre später nur noch 280. Erst nach Jahrzehnten konnte der Vorkriegsstand wieder erreicht werden.

1670 erwarb die Kurfürstin Dorothea die Herrschaft Schwedt-Vierraden als Sitz für ihren ältesten Sohn Philipp Wilhelm. Die resolute und ökonomisch fähige Kurfürstin ließ etliche feudale Dienstleistungen der Schwedter Bürger durch Geldleistungen ablösen und förderte so die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt.

Auch die Ansiedlung von Hugenotten nach 1685 wirkte sich positiv auf die Wirtschaft aus. Sie brachten u.a. den Tabakanbau in die Uckermark und entwickelten Schwedt zu einem Zentrum des Tabakhandels und der Tabakverarbeitung.

1689 starb Dorothea. Erst Anfang 1692 konnte ihr ältester Sohn, Markgraf Philipp Wilhelm, die inzwischen durch den Ankauf Wildenbruchs und weiterer Dörfer beiderseits der Oder vergrößerte Herrschaft Schwedt-Wildenbruch übernehmen. Der Grund hierfür lag in den testamentarischen Verfügungen seines Vaters begründet. Der Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte seinen Söhnen aus zweiter Ehe weitgehende Souveränität zugestanden, die aber im Widerspruch zu der Unteilbarkeit des Landesbesitzes nach älteren Hausverträgen stand. Erst nach zwei Jahren konnte mit dem regierenden Halbbruder, dem späteren König Friedrich I., ein Erbvergleich geschlossen werden. Der nunmehrige Markgraf von Brandenburg-Schwedt verzichtete auf die Souveränität seiner Herrschaft, erhielt im Ausgleich aber erhebliche finanzielle Mittel, die ihm und seinen Söhnen gestatteten, Schwedt zu einer barocken Residenz umzugestalten.

Vor allem der letzte Markgraf Heinrich gab der Residenz den Glanz einer Kulturstadt. An seinem Hoftheater wirkten namhafte Schauspieler und Musiker der Zeit, und während an anderen Höfen noch italienische und französische Opern das Repertoire bestimmten, fanden hier deutsche Sing- und Schauspiele im Operettentheater ihre Aufführung.

1788 erlosch die Markgrafschaft Schwedt und das Schloss wurde Privatbesitz des Stammhauses der Hohenzollern.

In den folgenden 150 Jahren bestimmte vor allem die Tabakproduktion das wirtschaftliche Leben in Schwedt. Etwa ein Drittel der am Ende des 19. Jahrhunderts auf 10 000 Einwohner gewachsenen Bevölkerung baute Tabak an oder arbeitete in den zahlreichen kleinen Tabak- und Zigarrenfabriken.

Im April 1945, wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde Schwedt erneut nahezu vollständig zerstört. 85 Prozent aller Wohnhäuser fielen dem schweren Artilleriebeschuss zum Opfer. Eine völlig neue Situation ergab sich mit der Grenzregelung durch die Alliierten. Die für den Nahhandel wichtigen Orte in der Neumark und Stettin gehörten nun zur Republik Polen.

Entscheidend für die Nachkriegsentwicklung Schwedts war der Bau einer Papierfabrik 1959 und des Erdölverarbeitungswerkes 1960, dem späteren Petrolchemischen Kombinat Schwedt. Arbeitskräfte aus der gesamten DDR zog es in die Stadt, ihnen folgten ihre Familien. Neubaugebiete mit den entsprechenden Versorgungseinrichtungen, Schulen und Kindergärten schossen förmlich aus dem Boden. 1989 lebten ca. 52 500 Einwohner in Schwedt.

Wie überall in den neuen Bundesländern brachten die Jahre nach der Wiedervereinigung große Veränderungen und Umbrüche im Leben der Menschen mit sich. Eine Reihe von Betrieben und Einrichtungen mussten schließen. Auch die traditionell in Schwedt verankerte Tabakindustrie konnte nicht erhalten werden. Schwedt/Oder gehört aber zu jenen Städten, die durch Aktivierung und Stabilisierung der vorhandenen Potenziale mit neuer Kraft aus diesem Prozess hervorging. Die beiden industriellen Standbeine der Stadt – die Erdöl- und Papierverarbeitung – konnten unter veränderten Bedingungen erhalten und ausgebaut werden.

Das neue Schwedt: Schaut man heute auf Schwedt, könnte man meinen, die Stadt sei erst in den letzten fünfzig Jahren entstanden. Nur im Stadtinnern trifft man noch auf bedeutende Denkmale der 740-jährigen Schwedter Geschichte. Eines der ältesten Bauwerke ist die evangelische Kirche St. Katharinen, ein Feldsteinbau des 13. Jahrhunderts mit späteren Um- und Ausbauten. Aus jüngerer Zeit stammen die katholische Kirche St. Mariä Himmelfahrt, das Amtsgericht und die ehemalige Seifenfabrik. Diesem neogotischen Ensemble um den Vierradener Platz schließt sich die Vierradener Straße an. Sie ist heute den Fußgängern vorbehalten und lädt mit verschiedenen Geschäften und historischen Bürgerhäusern zum Bummeln ein.

Schwedt/Oder verfolgt ein Pilotprojekt zum Rückbau und zur Neuordnung der Wohnquartiere, das in den Neubaugebieten Talsand, Am Waldrand und Kastanienallee umgesetzt werden soll. Gemeinsam mit den Wohnungsunternehmen hat die Stadt Strategien entwickelt, um die Wohngebiete zukünftigen Erfordernissen anzupassen und dem Wohnungsleerstand entgegenzuwirken. Wichtigste Zielsetzung für die Vitalisierung dieser Stadtteile ist die Anpassung des Wohnungsangebotes an den Wohnbedarf. Ergänzt werden die Maßnahmen durch Modernisierung und Instandsetzung, Maßnahmen zur Wohnumfeldverbesserung und Funktionsergänzungen. Dieser Prozess der Stadtreparatur wird einen Zeitraum von 15 Jahren benötigen.

Die Strategie „Rückbau und Aufwertung“ hat sich in Schwedt bewährt: Rückbau beinhaltet dabei nicht nur den Abriss der Wohnhäuser sondern auch den parallel laufenden Rückbau der sozialen und technischen Infrastruktur. Ohne Fördermittel aus verschiedenen Programmen von Bund und Land hätte die Finanzkraft der Stadt und der Wohnungsunternehmen bei Weitem nicht ausgereicht, um den notwendigen Stadtumbau zu bewältigen. Da der Wohnraumbedarf weiter sinkt, geht der Rückbau weiter, allerdings nur noch punktuell bzw. Quartierweise. Im Mittelpunkt der nächsten Etappe der Stadtreparatur bis 2015 steht der Stadtteil Kastanienallee.

Der Stadtumbau in der Innenstadt konzentriert sich vor allem auf die Modernisierung und Aufwertung. Die vorhandene Bausubstanz wird behutsam erneuert, umfunktioniert und verschönert, marode Wege und Straßen rekonstruiert. Rückbauten sind in den Stadtteilen Zentrum und Neue Zeit die Ausnahme. Zu den Schwerpunktaufgaben der Innenstadtsanierung zählen der Ausbau der historischen Achse Schloßgarten–Lindenallee–Monplaisir, der Erhalt der sozialen und kulturellen Infrastruktur und die Verknüpfung der Grüninseln zu einem Gesamtsystem. Der Blick auf das Odertal vor den Toren der Stadt wird auch in Zukunft erhalten bleiben und den Charakter von Schwedt als Stadt am Wasser unterstreichen.

Zur Verbesserung der Lebenssituation der Schwedter gehören auch die Erschließung und die Bebauung von Eigenheimgebieten in der Stadt. Seit 1998 entstanden über 500 Einfamilienhäuser.

Schwedt/Oder ist eine moderne Stadt – die Menschen, die Häuser, die Industrie und das Drumherum. Es gibt eine Vielzahl von Freizeitangeboten, wie z. B. ein Kino, ein Freibad, ein Erlebnisbad, einige Saunen, einen Wanderstützpunkt, einen Fahrrad- und Bootsverleih, eine Reitstation, Fitness-Studios, eine Reihe von Jugendklubs und Kinderfreizeittreffs sowie verschiedene Sportanlagen.

Sehr beliebt in der gesamten Uckermark und darüber hinaus sind die Uckermärkischen Bühnen Schwedt. Die breite Veranstaltungspalette aus Schauspiel, Konzert, Musical, Ballett, Film, Klubabenden und aufwendigen Shows zieht jährlich Hunderte Gäste in die Stadt. Zum Haus gehört auch ein Tagungszentrum, in dem Kongresse und Konferenzen stattfinden.

Der künstlerische Nachwuchs der Stadt wird mit viel Engagement an der Schwedter Musik- und Kunstschule und im Kinder- und Jugendtheater „Stolperdraht“ gefördert.

Mit interessanten Ausstellungen hält auch die Galerie am Kietz, die vom Kunstverein Schwedt betrieben wird, stets einen Kunstgenuss bereit. Die einheimischen Künstler nutzen die Räumlichkeiten, um ihre Arbeiten vorzustellen.

Im Mittelpunkt der Sammlung des Stadtmuseums steht die Dokumentation der Stadtgeschichte mit den Schwerpunkten Ur- und Frühgeschichte, mittelalterliche Stadtentwicklung, Markgrafenzeit, Entwicklung des Tabak- und Fischereigewerbes. Wechselnde Sonderausstellungen und damit verbundene Begleitprogramme erweitern das Themenangebot.

In Schwedt/Oder wird viel Sport getrieben: Die Sportvereine bieten verschiedene Sportarten an. Schwedter Gewichtheber und die Kanu-Polo-Sportler sind in der Bundesliga vertreten. Die Wassersportzentren direkt an der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße sorgen für regen Zuspruch. Im Sommer kann man bei Training und Wettkämpfen Ruderern und Kanusportlern vom Ufer und von der Stadtbrücke aus zuschauen.

Schwedt/Oder ist nicht nur größte Stadt der Region sondern auch das Versorgungszentrum im Nordosten Brandenburgs. Zwei Einkaufscenter, eine Fußgängerzone und verschiedene Fachmärkte halten ein breites Angebot bereit.

Vor den Toren der Stadt erstreckt sich die reizvolle Flussniederung des unteren Odertals: Sie wird von waldreichen Grund- und Endmoränen sowie Talsandterassen gesäumt und ist als Nationalpark unter Schutz gestellt. Viele Vogelarten, Säugetiere, Amphibien-, Reptilien- und Fischarten sind hier zu beobachten. Im unteren Odertal leben Biber, Fischotter, See- und Fischadler, Schwarz- und Weißstörche und so seltene Arten wie Seggenrohrsänger und Blaukehlchen. Das Gebiet ist zu jeder Jahreszeit vor allem für Radtouristen und Wanderer interessant. Insbesondere das Nationalparkhaus im Ortsteil Criewen hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Ausflugsziel, vor allem für Brandenburger und Berliner, entwickelt.

Zur Stadt Schwedt/Oder gehören zehn Ortsteile: Blumenhagen, Criewen, Gatow, Heinersdorf, Hohenfelde Kummerow, Kunow, Stendell, Vierraden und Zützen. Diese uckermärkischen Gemeinden haben sich ihren typisch ländlichen Charme, ihre Bräuche und traditionellen Feste bewahrt. 

Stadt Schwedt/Oder - www.schwedt.eu 

Ein Beitrag für ReiseTravel von Dany Christin Herbelschmidt, Redakteurin Amtsblatt

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